BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/12408 21. Wahlperiode 27.03.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Philipp Heißner (CDU) vom 20.03.18 und Antwort des Senats Betr.: Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt als Themen frühkindlicher Pädagogik Der Berliner Senat hat im Januar pädagogischen Fachkräften der Kindertagesbetreuung eine Broschüre zur sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt bereitgestellt („Murat spielt Prinzessin, Alex hat zwei Mütter und Sophie heißt jetzt Ben“). Diese Broschüre vermittelt den Umgang mit Kindern innerhalb der Tagesstätten in Bezug auf sexuelle und geschlechtliche Vielfalt. Enthalten sind auch Berichte, darunter der eines neunjährigen Jungen: „Als ich vier Jahre alt war, wollte ich mir den Penis abschneiden und habe ihn immer versteckt . Ich bin schon immer ein Mädchen, da ist nur der Penis falsch. Den will ich nicht haben.“ Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Welche Fortbildungsmaßnahmen und/oder Materialien beziehungsweise Informationsmaterialien werden zum Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt den Hamburger Kindertageseinrichtungen bereitgestellt? Wer ist jeweils Herausgeber/Urheber? 2. Plant der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde in Zukunft Materialien zur sexuellen Vielfalt an Kindertageseinrichtungen bereitzustellen ? Wenn ja, in welcher Form würden die Materialien zur Verfügung gestellt? Das Sozialpädagogische Fortbildungszentrum der für Kindertagesbetreuung zuständigen Behörde bietet Fort- und Weiterbildungen zur geschlechtersensiblen Pädagogik in Kindertageseinrichtungen an. Die Weiterbildung „Sexualpädagogische Kompetenz in Kindertagesstätten“ für frühpädagogische Fachkräfte beinhaltet unter anderem die Themen „Psychosexuelle Entwicklung“ und „geschlechtersensible Erziehung“. In der Fortbildung „Was ist los mit den wilden Kerlen“ für Fachkräfte in Kindertagesbetreuung und Einrichtungen der ganztägigen Bildung und Betreuung an Schulen geht es unter anderem um die „Reflexion der eigenen Geschlechteridentität“, die „Sozialisation und psychische Entwicklung von Jungen“ sowie „Mütter- und Väterrollen im Wandel“. Die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration hat folgende Veröffentlichungen , die das Themengebiet „sexuelle und geschlechtliche Vielfalt“ betreffen, herausgegeben : Die „Hamburger Bildungsempfehlungen für die Bildung und Erziehung von Kindern in Tageseinrichtungen“ greifen mit dem Konzept der „inklusiven Bildung“ zentrale Aspekte von Geschlechterdiversität auf und regen die Reflexion der pädagogischen Fachkräfte über Rollenprägungen, Geschlechtsstereotypen et cetera in der praktischen Arbeit an. Drucksache 21/12408 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Die „Leitlinien für eine geschlechtsbewusste Jungenarbeit und eine geschlechterbewusste Jungenpädagogik“ sowie die „Leitlinien für die Mädchenarbeit und Mädchenpädagogik “, die jeweils Anregungen für pädagogische Fachkräfte bieten, geschlechterreflektiert zu arbeiten. Bei der Weiterentwicklung der „Hamburger Bildungsempfehlungen für die Bildung und Erziehung von Kindern in Tageseinrichtungen“ wird die Erweiterung der Inhalte im Bereich „inklusive Bildung/Gleichheit“ und „geschlechtlich-kulturelle Unterschiede“ um die Aspekte der sexuellen Vielfalt geprüft. Die Hamburger Bildungsempfehlungen stehen allen Kindertageseinrichtungen sowie den Fachschulen für Sozialpädagogik für die Ausbildung zukünftiger Erzieherinnen und Erziehern kostenfrei zur Verfügung. 3. Wie beurteilt der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde die Thematisierung der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt an Kindertageseinrichtungen ? Wie werden sexuelle Aufklärung und sexuelle Vielfalt in Hamburger Kitas thematisiert? Die Gewährleistung von Rahmenbedingungen, die Mädchen und Jungen eine chancengleiche Entwicklung ermöglichen und zugleich unterschiedlichen, geschlechtsspezifischen Bedürfnissen sowie sexueller und geschlechtlicher Vielfalt Rechnung tragen, ist wesentlicher Bestandteil einer geschlechtergerechten Kindertagesbetreuung. Im Bildungsbereich „Körper, Bewegung und Gesundheit“ der „Hamburger Bildungsempfehlungen für die Bildung und Erziehung von Kindern in Tageseinrichtungen“ wird die Körper- und Sexualitätsentwicklung von Kindern in Kitas und deren Implikationen für pädagogisches Handeln thematisiert. Die Umsetzung der Bildungsbereiche in die Praxis obliegt den pädagogischen Fachkräften der Kitas und orientiert sich an den trägerspezifischen pädagogischen Konzepten . 4. Sollten Hamburger Kitas nach Auffassung des Senats beziehungsweise der zuständigen Behörde im Bereich der sexuellen Aufklärung zusätzliche Angebote zur Verfügung stellen? Aus Sicht der für Kindertagesbetreuung zuständigen Behörde sind die oben genannten Maßnahmen und Materialien geeignet und ausreichend, um die pädagogischen Fachkräfte der Kindertageseinrichtungen zu sensibilisieren und zu qualifizieren.