BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/12435 21. Wahlperiode 29.03.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Harald Feineis und Prof. Dr. Jörn Kruse (AfD) vom 22.03.18 und Antwort des Senats Betr.: Zahlung von Kindergeld an ausländische Empfänger Der Beantwortung einer Kleinen Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion zufolge hat sich die Zahlung von Kindergeld an ausländische Empfänger seit 2010 nahezu verzehnfacht. Während damals eine Gesamtsumme von 35,8 Millionen für das Kindergeld aufgewandt wurde, waren es 2017 bereits 343 Millionen Euro. Zur größten Gruppe der ausländischen Leistungsempfänger zählen 103.000 in Polen lebende Kinder, während Kroatien und Rumänien mit 17.000 Kindern an zweiter Stelle stehen. Diese Entwicklung ist auch insofern bedeutsam, als die Anzahl der Leistungsbezieher im selben Zeitraum lediglich um den Faktor 3,4 zunahm. Folglich waren im Dezember 2010 Leistungen für 61.615 ausländische Kinder erbracht worden, wohingegen im Dezember 2017 insgesamt 215.499 Kinder Zuwendungen erhielten.1 Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften der Familienkasse der Bundesagentur für Arbeit (BA) auf der Basis der Daten für die Freie und Hansestadt Hamburg wie folgt: 1. Wie viel Kindergeld hat die Familienkasse Hamburg in den Jahren 2010 bis 2017 auf ausländische Konten überwiesen (bitte jedes Jahr einzeln aufführen)? 2. Wie viel Kindergeld hat die Familienkasse Hamburg im selben Zeitraum auf deutsche Konten überwiesen (bitte jedes Jahr einzeln aufführen)? 3. Wie hoch ist gegenwärtig die Zahl der Kinder ausländischer Kindergeldberechtigter in Hamburg und wie hat sich die Anzahl dieser Gruppe seit 2010 entwickelt? 4. Wie viel Kindergeld hat die Familienkasse Hamburg in den Jahren 2010 bis 2017 jeweils insgesamt und differenziert nach Ländern der EU, in den Mitgliedstaaten des Europäischen Wirtschaftsraums, in der Türkei, auf dem Balkan (Albanien, Bosnien und Herzegowina, Mazedonien, Montenegro, Serbien/Kosovo) und in den übrigen Staaten gezahlt (bitte, aufgeschlüsselt nach den Wohnsitzen der Kinder, jeweils für die Jahre 2010 bis 2017 getrennt aufführen)? 5. Wie viele ausländische Kindergeldempfänger haben Kindergeld nach dem Einkommensteuergesetz empfangen (bitte jeweils für die Jahre 2010 bis 2017 und mit Blick auf den Wohnsitz der betreffenden Kinder, 1 Confer BT.-Drs. 19/1003. Drucksache 21/12435 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 aufgeschlüsselt für Hamburg, andere EU-, EWR-Staaten, die Türkei, den Balkan (ohne EU-Staaten) und die übrigen Staaten, angeben)? 6. Wie viele ausländische Kindergeldempfänger aus Hamburg haben Kindergeld nach dem Bundeskindergeldgesetz empfangen (bitte jeweils für die Jahre 2010 bis 2017 und mit Blick auf den Wohnsitz der betreffenden Kinder, aufgeschlüsselt für Hamburg, andere EU-, EWR-Staaten, die Türkei, den Balkan (ohne EU-Staaten) und die übrigen Staaten, angeben )? Siehe Anlage. Eine Darstellung der Jahre 2010 bis 2016 ist nach Auskunft der Bundesagentur für Arbeit (BA) in der im Rahmen einer Parlamentarischen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. Die Entwicklungen in den Bundesländern entsprechen nach Einschätzung der BA den Entwicklungen im Bund (siehe BT.-Drs. 19/1003 und 19/1275). Die Auswertung des Kindergeldbezuges nach Einkommensteuergesetz und Bundeskindergeldgesetz auf Ebene des Wohnsitzes ist nach Auskunft der BA aufgrund vielfach geringer Fallzahlen nicht möglich. 7. Wie viele Missbrauchsfälle beim Bezug von Kindergeld gab es nach Kenntnis des Senats jeweils in den Jahren 2010 bis 2017 (bitte mit Blick auf den Wohnsitz der betreffenden Kinder, aufgeschlüsselt für Hamburg, die restliche EU-, EWR-Staaten, die Türkei, den Balkan (ohne EU- Staaten) und die übrigen Staaten, angeben)? 8. Wie häufig sind in Hamburg während der Jahre 2010 bis 2017 in Fällen einer ungerechtfertigten Beantragung von Kindergeld für Kinder, die nicht in Hamburg wohnen, die Vorschriften der Abgabenordnung zu Steuerstraftaten und Steuerordnungswidrigkeiten beziehungsweise die Vorschriften über Ordnungswidrigkeiten nach dem Bundeskindergeldgesetz zur Anwendung gekommen (bitte nach Jahren aufschlüsseln)? Dem Senat liegen dazu keine Erkenntnisse vor. Nach Auskunft der BA können Daten aus dem Bereich Bußgeld und Strafsachen weder nach Staatsangehörigkeit noch nach Wohnort des Kindes differenziert werden. Deliktischer Kindergeldbezug unterfällt dem Straftatbestand der Steuerhinterziehung nach § 370 der Abgabenordnung. Im Vorgangsverwaltungs- und -bearbeitungssystem MESTA der Staatsanwaltschaft Hamburg wird nicht gespeichert, welcher Sachverhalt dem erfassten Tatvorwurf zugrunde liegt. Zur Überprüfung, ob ein Verfahren wegen deliktischen Kindergeldbezugs ausländischer Kindergeldempfänger geführt wird, müssten daher sämtliche Verfahren aus den Aktenzeichenjahrgängen 2010 bis 2017, die den Vorwurf des § 370 AO enthalten, händisch ausgewertet werden. Eine MESTA- Abfrage vom 23. März 2018 ergab für diesen Tatvorwurf – ohne Unbekannt-Sachen – knapp 4.000 Verfahren. Eine Auswertung dieser Verfahren ist in der für die Beantwortung einer Parlamentarischen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. Im Übrigen siehe Drs. 21/9327. K in de rg el d (E S tG u nd B K G G ) B es ta nd K in de rg el db er ec ht ig te u nd K in de r n ac h St aa ts an ge hö ri gk ei t ( M W ) B un de sl an d H am bu rg B er ic ht sj ah r: 20 17 (D ez em be rz ah le n) da vo n (n ac h W oh no rt d es K in de s) St aa ts an ge h. de s Be re ch tig te n B er ec ht ig te K in de r ge sa m t D eu ts ch la nd re st lic he Eu ro p. Un io n re st l. Eu ro p. W irt sc ha ft sr au m eh em . Ju go sl a w ie n üb rig e St aa te n Za hl be tr ag a uf de ut sc he s K on to (J an -D e z in € ) Za hl be tr ag a uf a us - lä nd is ch es K on to (J an -D e z. i n € ) In sg es am t 20 8. 10 5 34 0. 05 2 33 5. 93 0 2. 53 8 13 14 21 81 1. 00 3. 27 9, 30 1. 59 1. 76 6, 93 D eu ts ch la nd 16 1. 22 0 25 4. 30 5 25 3. 95 6 31 8 * 18 60 1. 77 2. 96 6, 68 80 .3 03 ,0 7 A lg er ie n 54 11 0 11 0 26 3. 48 0, 00 B el gi en 71 12 6 12 6 28 2. 61 8, 00 B os ni en -H er ze go w in a 61 8 1. 08 8 1. 08 5 3 2. 62 5. 74 9, 32 B ul ga rie n 1. 45 0 2. 27 9 2. 13 9 14 0 5. 77 1. 27 2, 70 7. 98 6, 32 D än em ar k 16 4 27 1 26 4 7 69 3. 64 2, 10 1. 46 9, 10 E st la nd 49 76 * * 17 1. 91 5, 48 Fi nn la nd 66 10 4 10 4 24 0. 66 1, 99 2. 49 5, 50 Fr an kr ei ch 52 3 93 5 92 0 15 2. 33 7. 44 3, 78 2. 49 6, 00 G rie ch en la nd 87 6 1. 43 6 1. 37 6 60 3. 47 5. 92 1, 14 70 .5 40 ,2 7 G ro ss br ita nn ie n 37 2 62 7 62 2 5 1. 50 2. 15 9, 68 7. 07 2, 00 Irl an d 46 78 78 18 2. 53 1, 00 Is la nd 9 13 13 32 .1 06 ,0 0 Ita lie n 89 2 1. 45 1 1. 42 8 23 3. 48 8. 29 4, 59 11 .9 01 ,8 3 K an ad a 12 18 18 44 .6 08 ,0 0 K os ov o 16 1 32 0 * * 73 6. 97 4, 01 K ro at ie n 91 6 1. 55 1 1. 40 5 14 1 5 3. 83 6. 77 6, 43 60 .9 36 ,7 8 Le ttl an d 14 0 20 9 20 0 9 54 6. 02 7, 31 40 9, 68 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/12435 3 Anlage Li ec ht en st ei n * 3 3 6. 98 4, 00 Li ta ue n 18 8 29 8 28 4 14 72 8. 05 0, 87 10 .3 68 ,0 0 Lu xe m bu rg 11 19 19 43 .9 20 ,0 0 M al ta * 3 3 6. 91 2, 00 M ar ok ko 95 18 0 18 0 41 8. 72 3, 00 M az ed on ie n 1. 08 5 2. 31 5 2. 31 2 3 5. 56 8. 26 5, 00 M on te ne gr o 10 1 26 5 26 5 65 7. 54 4, 50 N ie de rla nd e 27 7 50 7 49 2 15 1. 24 2. 25 0, 30 14 .8 19 ,2 0 N or w eg en 27 46 46 12 5. 03 0, 84 Ö st er re ic h 36 6 58 8 * * 1. 37 4. 04 2, 00 13 .4 22 ,0 0 P ol en 4. 73 1 7. 51 3 5. 94 8 * * 19 .1 28 .9 57 ,4 7 1. 06 0. 97 1, 94 P or tu ga l 1. 60 8 2. 60 3 2. 53 3 70 6. 28 6. 75 1, 26 38 .3 87 ,1 6 R um än ie n 1. 26 1 2. 05 5 1. 96 8 87 5. 09 2. 55 4, 70 12 3. 83 0, 47 S ch w ed en 11 7 20 8 * * 49 0. 91 1, 68 S ch w ei z 10 5 17 3 * * 42 9. 67 2, 00 S er bi en 1. 42 4 2. 97 4 2. 97 0 * * 7. 29 5. 56 6, 69 S lo w ak ei 73 13 1 * * 30 8. 70 1, 44 6. 06 5, 28 S lo w en ie n 26 51 51 12 4. 63 3, 00 eh em . S ow je t. 1. 39 6 2. 19 6 2. 19 6 5. 23 3. 65 1, 00 S pa ni en 77 4 1. 27 6 1. 25 3 23 3. 09 6. 50 5, 51 3. 84 0, 00 Ts ch ec hi en 88 13 1 12 8 3 34 1. 35 9, 12 76 8, 00 Tü rk ei 9. 23 2 17 .4 72 17 .4 23 42 .7 39 .6 45 ,5 0 1. 92 0, 00 Tu ne si en 16 4 33 5 33 5 80 2. 60 8, 00 U ng ar n 16 5 26 3 23 7 * * 58 0. 17 0, 50 57 .9 93 ,3 3 U S A 59 94 94 23 7. 30 0, 00 Zy pe rn * 5 5 11 .7 82 ,0 0 Ü br ig e 17 .0 88 33 .3 51 33 .3 41 10 80 .6 25 .6 38 ,7 1 13 .7 71 ,0 0 * = Za hl en k le in er 3 w er de n au s da te ns ch ut zr ec ht lic he n G rü nd en u nt er dr üc kt . Zu sä tz lic h w ird m in d. e in w ei te re r W er t j e S pa lte u nd Z ei le g et ilg t. Drucksache 21/12435 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Q ue lle : m on at lic he B es ta nd st at is tik d er B un de sa ge nt ur fü r A rb ei t Fa m ili en ka ss e D ire kt io n - S R 1 Er lä ut er un ge n im A us la nd le be nd e K in de r: In v ie le n Fä lle n is t D eu ts ch la nd n ac hr an gi g zu st än di g, d .h . e s w er de n le di gl ic h D iff er en zb et rä ge g ez ah lt. Za hl be tr äg e au f Au sl an ds ko nt en : G ru nd sä tz lic h be st eh t k ei ne a bs ol ut e D ec ku ng z w is ch en d er B er üc ks ic ht ig un g im A us la nd le be nd er K in de r u nd Z ah lu ng en a uf A us la nd sk on te n. E s kö nn en A us la nd sk on te n vo rli eg en , a uc h w en n di e zu b er üc ks ic ht ig en de n K in de r i m In la nd w oh ne n. E s kö nn en a uc h Za hl un ge n an In la nd sk on te n fü r i m A us la nd le be nd e K in de r e rf ol ge n. Au fte ilu ng n ac h ES tG un d BK G G : D ie A uf te ilu ng n ac h R ec ht sk re is w ur de fü r d ie B er ec ht ig te n- u nd K in de rz ah le n na ch S ta at sa ng eh ör ig ke it vo rg en om m en (v gl . Z ei tre ih en ). E in e A uf te ilu ng n ac h R ec ht sk re is b zg l. de r i m A us la nd w oh ne nd en K in de r w ür de d az u fü hr en , d as s au fg ru nd d er o ftm al s kl ei ne n W er te (< 3 ) im B K G G k au m e in e D ar st el lu ng m ög lic h is t. D ah er w ur de h ie r a uf d ie A uf te ilu ng v er zi ch te t. En tw ic kl un g in ei nz el ne n Bu nd es lä nd er n: D ie E nt w ic kl un g in d en B un de sl än de rn z w is ch en 2 01 0 un d 20 17 is t g ru nd sä tz lic h m it de r E nt w ic kl un g im B un d ve rg le ic hb ar . Fü r 2 01 7 w er de n di e D at en a uf B un de sl an d- E be ne a us ge w ie se n. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/12435 5 12435ska_text 12435ska_Antwort_Anlage1