BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/12443 21. Wahlperiode 29.03.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Dennis Thering und Birgit Stöver (CDU) vom 23.03.18 und Antwort des Senats Betr.: Sind der HVV und die Verkehrsunternehmen im Krisenfall überfordert? Am 21. März 2018 kam es auf der Bahnstrecke zwischen Harburg und Hauptbahnhof zu einem Zwischenfall mit Personen im Gleisbereich. Infolgedessen war der gesamte Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr zwischen dem Hamburger Süden und der Innenstadt für fast zwei Stunden unterbrochen . Hunderte Reisende, viele ortsunkundig, strandeten so in Harburg und wurden an den Bahnsteigen ohne weitere Angaben auf einen Schienenersatzverkehr (SEV) mittels Taxis und Bussen verwiesen. Hunderte Reisende irrten so über den Bahnhof auf der Suche nach dem Busbahnhof. Wer den Busbahnhof dann irgendwann gefunden hatte, blieb mindestens eine Stunde lang ohne weitere Informationen und vor allem ohne die erwarteten Busse. Personal vom Hamburger Verkehrsverbund (HVV) wurde vor Ort kaum gesehen. Solche Ausnahmesituationen können als „Höhere Gewalt“ entstehen. Das Informationsmanagement in solchen Situationen hat mit „höherer Gewalt“ hingegen wenig zu tun, sondern sollte standardisiert und erprobt sein. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: 1. Um wie viel Uhr trat der auslösende Zwischenfall auf der Bahnstrecke Harburg-Hauptbahnhof ein, wann und wie wurde welche Leitstelle informiert , wann wurden welche Gleise gesperrt und wann wurden welche Sperrungen letzten Endes wieder aufgehoben? Der Zug ICE 273 kam aus Richtung Hamburg Hauptbahnhof um 18.34 Uhr im Bereich zwischen Wilhelmsburg und Harburg außerplanmäßig zum Halten. Die Notfallleitstelle der DB Netz AG Hannover hat folgende Stellen informiert: Die Rettungsleitstelle der Feuerwehr Hamburg wurde um 18.37 Uhr telefonisch informiert Die Notfallleitstelle der S-Bahn Hamburg wurde um 18.41 Uhr verständigt Die Bundespolizei Hamburg wurde um 18.44 Uhr telefonisch informiert Die Gleise in der Zuständigkeit der Betriebszentrale Hannover beziehungsweise des Stellwerks Hamburg-Harburg wurden um 18.37 Uhr gesperrt. Zu den gesperrten Gleisen gehörten die Hafengleise (Strecke 1255), die Fernbahn (Strecke 2200) und die Güterbahn (Strecke 1280). Die Sperrungen wurden um 20.22 Uhr wieder aufgehoben. Die Gleise der S-Bahn zwischen Hamburg-Hammerbrook und Harburg Rathaus wurden von 18.53 Uhr bis 20.19 Uhr gesperrt. Drucksache 21/12443 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 2. Das Eintreten eines solches Ereignisses über einen längeren Zeitraum ist leider nie ganz auszuschließen, kann und sollte aber gerade deshalb als Stabsübung vorbereitet werden. Sind solche Übungen seit 2015 erfolgt? Wenn ja, bitte die beiden letzten Termine und Übungsziele angeben. Wenn nein, warum nicht? Für solche Ereignisse sind vorbereitete Maßnahmenpakete vorhanden. Darüber hinaus finden entsprechende Fortbildungen und Übungen statt. 3. Um welche Uhrzeit erfolgte durch welche Stelle die Anordnung zur Einrichtung des SEV? Welche Fahrzeuge standen wo dafür zur Verfügung? Welche Personalkapazitäten waren greifbar? Durch die S-Bahn Hamburg wurde um 18.46 Uhr ein Notverkehr zwischen Hamburg- Hammerbrook und Harburg Rathaus angeordnet und mit 19 Bussen, die durch die Hamburger Hochbahn AG bereitgestellt wurden und 20 Taxen – gestellt von Hansa- Funktaxi – aufgebaut. 4. Wann wurde der SEV für die S3 und die S31 am Busbahnhof Harburg effektiv aufgenommen? Wann geschah dies jeweils in Richtung Stade, wann in Richtung Pinneberg? Die Anforderung nach SEV ging bei der Busleitstelle der HOCHBAHN um 18.47 Uhr ein und wurde schnellstmöglich umgesetzt. Es kamen insgesamt 19 Busse und zwei Aufsichten der HOCHBAHN zum Einsatz. Auf den Bussen wurden die Linienendziele der Schnellbahnen als Anzeigetext für Busnotverkehre vorgehalten. Daher wurden in diesem Fall die Ziele Richtung Stade und Pinneberg verwendet. 5. Zahlreiche Reisende wollten zum Hauptbahnhof, um dort ihre Reise mit anderen Verkehrsmitteln fortzusetzen. Inwiefern gingen der HVV und die Verkehrsbetriebe im vorliegenden Fall davon aus, dass auch die in Harburg gestrandeten Fahrgäste des Fern- und Regionalverkehrs wissen, dass die Richtung Pinneberg sie zum Hauptbahnhof bringen würde? Die Verkehrsunternehmen sind angehalten, Fahrgäste im Störungsfall detailliert über die weiteren Reisemöglichkeiten zu unterrichten. Der Bahnhof Hamburg-Harburg ist in der Zeit von 6 – 22.30 Uhr mit mobilem Servicepersonal besetzt. Die DB Information ist ebenfalls von 6 – 22.30 Uhr besetzt. Es erfolgen – besonders im Fall von Streckensperrungen – vermehrt Ansagen im Bahnhof. Die Anzeigetafeln werden ebenfalls mit entsprechenden Informationen für die Reisenden gespeist. Die Information über die Erreichbarkeit des Hauptbahnhofs als zentraler Verkehrsknotenpunkt ist ein Element der Informationsinhalte. 6. Verfügt der Busbahnhof über eine Lausprecheranlage? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, Ja, die Busumsteigeanlage Harburg verfügt über eine Lautsprecheranlage. Zusätzlich verfügen die neueren Busse der HOCHBAHN zudem über Außenlautsprecher. a) wie viele Lautsprecherdurchsagen hinsichtlich des SEV erfolgten am Busbahnhof Harburg im Störungszeitraum? b) welche Stelle kann auf diese Anlage zugreifen? Grundsätzlich steht bei einem SEV die möglichst zügige Beförderung der Fahrgäste im Vordergrund. Es erfolgt keine Dokumentation über die Zahl der tatsächlich durchgeführten Durchsagen über die stationären Lautsprecher oder die konkrete Nutzung der Fahrzeugaußenlautsprecher durch die Busfahrer. Die stationären Lautsprecher der Busanlage Harburg werden durch die Busleitstelle der HOCHBAHN betrieben. Die Außenlautsprecher an den Bussen werden durch die jeweiligen Busfahrer/-innen bedient. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/12443 3 7. Planen der HVV und/oder die betroffenen Verkehrsbetriebe vor dem Hintergrund dieses Vorfalls Änderungen hinsichtlich des Fahrgastinformationsmanagements im Störungsfall? Um eine zeitnahe und umfassende Information der Kunden bei Abweichungen vom Regelfahrplan zu gewährleisten, arbeitet der HVV mit allen Verbundverkehrsunternehmen in Arbeitsgruppen kontinuierlich an entsprechenden Lösungen.