BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/12537 21. Wahlperiode 10.04.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Christiane Schneider (DIE LINKE) vom 03.04.18 und Antwort des Senats Betr.: Abschiebehaft in Hamburg im 1.Quartal 2018 Die Zahl der Personen, die durch die Freie und Hansestadt Hamburg in Abschiebhaft genommen werden, nimmt seit Monaten dramatisch zu. Während im 1. Quartal 2016 sechs Menschen in Abschiebehaft genommen wurden (Drs. 21/3982), waren es im 4. Quartal 2017 bereits 49 Personen (Drs. 21/11647). Festzuhalten ist, dass in Abschiebehaft keine Straftäter/-innen genommen werden, sondern die Freiheitsentziehung lediglich der Sicherung der Abschiebung dient. Sie ist nur dann zulässig, wenn mildere Mittel nicht möglich oder zielführend sind. Laut EU-Rückführungsrichtlinie ist „eine Inhaftnahme nur gerechtfertigt, um die Rückkehr vorzubereiten oder die Abschiebung durchzuführen und wenn weniger intensive Zwangsmaßnahmen ihren Zweck nicht erfüllen.“ Demgemäß wird die Abschiebehaft im Koalitionsvertrag von rot-grün auch als „Ultima Ratio“ bezeichnet. Mit dem „Ziel einer einheitlichen Anwendungspraxis“ sollten „Fortbildungen bzw. Schulungen“ für Richter/-innen und Behördenpersonal angeboten werden, so die Vereinbarung. In diesem Zusammenhang ist auffällig, dass die Zahl derjenigen, die aus der Abschiebehaft nicht abgeschoben, sondern wieder frei gelassen werden ebenfalls signifikant steigt. Seit dem vergangenen Quartal wird Abschiebehaft auch im Ausreisegewahrsam am Hamburger Flughafen vollzogen. Im Dezember 2017 kündigte der Senat zudem an, den Ausreisegewahrsam auszubauen, um dort zukünftig die Abschiebehaft für sechs Wochen vollziehen zu können. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Wie viele Menschen befanden sich im letzten Quartal in Abschiebehaft? Bitte aufschlüsseln nach Im 1. Quartal 2018 befanden sich 74 Personen in Abschiebungshaft gemäß § 62 Absatz 3 Aufenthaltsgesetz (AufenthG). Unter diesen Personen befanden sich auch Personen, die hier Straftaten begangen haben. a. Alter der Person, Die Personen waren 18, 19 (jeweils zwei Personen), 20 (drei Personen), 21, 22 (jeweils vier Personen), 23 (drei Personen), 24 , 25 (jeweils sechs Personen), 27 (drei Personen), 28 (vier Personen), 29 (vier Personen), 30 (zwei Personen), 31, 32 (jeweils eine Person), 34, 35 (jeweils zwei Personen ), 36 (eine Person), 37 (drei Per- Drucksache 21/12537 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 sonen), 38, 39 (jeweils zwei Personen), 40 (zwei Personen), 41, 42, 43, 46 (jeweils eine Person), 47 und 48 (jeweils zwei Personen), 50 (eine Person), 52 (drei Personen ), 54, 57 und 59 (jeweils eine Person). b. Geschlecht, 73 Personen waren männlich, eine Person weiblich. c. Staatsangehörigkeit, Die Personen hatten folgende Staatsangehörigkeiten: afghanisch (sechs Personen), ägyptisch (eine Person), albanisch (zehn Personen), algerisch (drei Personen), armenisch (drei Personen), bosnisch (eine Person), bulgarisch (drei Personen), gambisch (zwei Personen), ghanaisch (drei Personen), irakisch (zwei Personen), iranisch (zwei Personen), kosovarisch (zwei Personen), lettisch (drei Personen), libysch (zwei Personen ), marokkanisch (sechs Personen), mazedonisch (zwei Personen), nigerianisch (eine Person), polnisch (eine Person), rumänisch (drei Personen), russisch (sechs Personen), serbisch (vier Personen), syrisch (eine Person), tunesisch (zwei Personen ), türkisch (drei Personen), ungarisch (eine Person), ungeklärt (eine Person). d. Anfangs- und Enddatum der Abschiebehaft, Die Daten sind der folgenden Übersicht zu entnehmen: Haftbeginn Haftende 11.12.17 25.01.18 14.12.17 25.01.18 23.12.17 29.01.18 26.12.17 23.01.18 03.01.18 11.01.18 03.01.18 05.01.18 03.01.18 09.01.18 03.01.18 11.01.18 03.01.18 18.01.18 03.01.18 08.01.18 04.01.18 12.01.18 04.01.18 04.01.18 05.01.18 18.01.18 05.01.18 29.01.18 06.01.18 20.02.18 07.01.18 08.01.18 07.01.18 18.01.18 08.01.18 19.01.18 09.01.18 18.01.18 09.01.18 18.01.18 14.01.18 29.01.18 15.01.18 29.01.18 15.01.18 31.01.18 16.01.18 18.01.18 16.01.18 29.01.18 22.01.18 23.01.18 22.01.18 25.01.18 25.01.18 01.02.18 26.01.18 27.01.18 27.01.18 19.03.18 30.01.18 09.02.18 30.01.18 15.02.18 03.02.18 08.03.18 04.02.18 06.02.18 06.02.18 22.02.18 09.02.18 Haft dauert an 13.02.18 14.02.18 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/12537 3 Haftbeginn Haftende 13.02.18 21.02.18 15.02.18 07.03.18 15.02.18 28.02.18 17.02.18 Haft dauert an 19.02.18 28.02.18 19.02.18 26.02.18 22.02.18 05.03.18 25.02.18 09.03.18 27.02.18 29.03.18 27.02.18 02.03.18 29.02.18 31.01.18 01.03.18 26.03.18 05.03.18 04.04.18 05.03.18 Haft dauert an 08.03.18 13.03.18 08.03.18 15.03.18 09.03.18 28.03.18 11.03.18 Haft dauert an 12.03.18 20.03.18 13.03.18 Haft dauert an 13.03.18 22.03.18 13.03.18 26.03.18 14.03.18 26.03.18 14.03.18 19.03.18 20.03.18 Haft dauert an 20.03.18 29.03.18 20.03.18 20.03.18 20.03.18 20.03.18 21.03.18 26.03.18 23.03.18 Haft dauert an 25.03.18 Haft dauert an 25.03.18 Haft dauert an 26.03.18 Haft dauert an 26.03.18 Haft dauert an 27.03.18 04.04.18 29.03.18 Haft dauert an 29.03.18 05.04.18 31.03.18 06.04.18 (Für eine Person fielen zwei Haftzeiten an.) e. Grund für die Freiheitsentziehung, Der Grund war in allen Fällen die Sicherung der Abschiebung. f. Zielland der Abschiebung, Die vorgesehenen Zielstaaten waren Afghanistan (vier Personen), Ägypten (eine Person ), Albanien (zehn Personen), Algerien (drei Personen), Armenien (zwei Personen), Belgien (eine Person), Bosnien (eine Person), Bulgarien (vier Personen), Dänemark (eine Person), England (eine Person), Gambia (eine Person), Ghana (drei Personen), Iran (eine Person), Italien (eine Person), Kosovo (zwei Personen), Kroatien (eine Person ), Lettland (drei Personen), Marokko (sechs Personen), Mazedonien (zwei Personen ), Niederlande (eine Person), Nigeria (eine Person), Österreich (eine Person), Polen (eine Person), Rumänien (vier Personen), Russische Föderation (sechs Personen ), Serbien (vier Personen), Spanien (drei Personen), Tunesien (zwei Personen), Türkei (zwei Personen), Ungarn (eine Person). g. Haftanstalt. Drucksache 21/12537 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Die Personen waren in folgenden Einrichtungen untergebracht: Ausreisegewahrsam Hamburg (61 Personen), Langenhagen (zwölf Personen), Sehnde (eine Person). 2. Wie viele Menschen befanden sich im letzten Quartal in Vorführhaft? Bitte aufschlüsseln nach Im 1. Quartal 2018 befanden sich zwei Personen in Vorführhaft. a. Geschlecht, Beide Personen waren männlich. b. Alter, Die Personen waren 53 und 40 Jahre alt. c. Staatsangehörigkeit, Eine Person verfügte über die algerische und die andere Person über eine ungeklärte (Geburtsort Ghaza) Staatsangehörigkeit. d. Anfangs- und Enddatum der Vorführhaft, Beide Personen befanden sich vom 12. bis zum 15. März 2018 in Vorführhaft. e. Ort der Vorführung, Die Vorführung erfolgte in beiden Fällen im Einwohnerzentralamt in Hamburg. f. Zielland der Abschiebung, Entfällt. g. Haftanstalt. Alle Personen waren im Ausreisegewahrsam Hamburg untergebracht. 3. Wie viele Menschen wurden durch die Freie und Hansestadt Hamburg im vergangenen Quartal aus der Abschiebehaft abgeschoben beziehungsweise entlassen? Bitte angeben wie viel Prozent der Inhaftierten jeweils Im 1. Quartal 2018 wurden 41 Personen aus Abschiebungshaft abgeschoben. a. in Dublin-Länder abgeschoben wurden, 12 Prozent aller aus Abschiebungshaft abgeschobenen Personen wurden gemäß der Dublin-III-Verordnung überstellt. b. in Drittländer abgeschoben wurden, 88 Prozent aller aus Abschiebungshaft abgeschobenen Personen wurden außerhalb der Dublin-III-Verordnung in Drittländer abgeschoben. c. entlassen wurden. 23 Prozent aller in Abschiebungshaft befindlichen Personen wurden vor Vollzug der Maßnahme entlassen. 4. Bitte die Entlassungen aus 3.c. nach Gründen aufschlüsseln: a. Abschiebung nicht möglich. Ein Fall. b. Haftanordnung nicht rechtmäßig. Kein Fall. c. medizinische Gründe. Fünf Fälle. d. mögliche Haftdauer überschritten. Kein Fall. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/12537 5 e. sonstige Gründe. Elf Fälle. 5. Wie viele Fälle von Suiziden, Suizidversuchen und/oder Suizidandrohungen gab es im vergangenen Quartal durch Abschiebehäftlinge der Freien und Hansestadt Hamburg? Bitte aufschlüsseln nach a. Alter der Person, b. Geschlecht, c. Staatsangehörigkeit, d. Zielland der Abschiebung, e. Haftanstalt. Es gab keine Suizide oder Suizidversuche von Abschiebehäftlingen. Eine statistische Erfassung von Suizidandrohungen erfolgt nicht.