BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/1256 21. Wahlperiode 18.08.15 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Ludwig Flocken, Dr. Joachim Körner und Andrea Oelschlaeger (AfD) vom 10.08.15 und Antwort des Senats Betr.: Fuchsbandwurm Die über den Fuchsbandwurm Echinococcus multilocularis hervorgerufene Echinokokkose des Menschen zeichnet sich aus durch: 1. Sehr wenige dokumentierte Fälle (Ausnahme Provinz Sichuan) 2. Chronischer Verlauf mit sehr langer (circa 15 Jahre) Inkubationszeit 3. Verlauf spontan immer tödlich 4. Therapeutisch nur geringfügig beeinflussbar 5. Einer starken Zunahme der Infektionsrate der Hauptwirte (Füchse und ähnliche) und Zwischenwirte (Nager) folgt eine Zunahme der Infektionsrate der Fehlwirte (zum Beispiel Mensch) erst mit einer Verzögerung von 15 Jahren Traditionell geht man davon aus, dass Menschen sich über gesammelte Beeren , seltene Pilze oder Salat infizieren. Entsprechende Warnungen werden ausgesprochen und auch in Hamburg von Behörden und Medien verbreitet, wenn, wie jüngst in Bergedorf, infizierte Füchse gefunden werden, siehe Drs. 21/1137. Diese Meinung wird von Parasitologen infrage gestellt. Infektionen sollen eher durch engen Kontakt mit Haustieren (Hunden und Katzen) verursacht werden, die mit Fuchsbandwurm (nicht Hundebandwurm!) infiziert sind. Dies ist ebenfalls in die Empfehlungen der Behörden eingeflossen, jedoch ohne zu sagen, welchen Infektionsweg man als den wichtigen ansieht. Wurmkuren für Füchse, nicht jedoch für Haustiere, sind hinsichtlich Effektivität und Kosteneffizienz wissenschaftlich umstritten und werden in Hamburg abgelehnt. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: 1. Wie oft ist in Hamburg seit dem Jahr 2000 eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm bei Menschen festgestellt worden? Daten dazu liegen beim Robert Koch-Institut erst ab dem Jahre 2001 vor. Für den Zeitraum von 2001 bis heute sind für Hamburg zwei Fälle von alveolärer Echinokokkose gemeldet worden (Quelle: SurVstat@RKI, Datenstand 11. August 2015). Die beiden Fälle betrafen die Jahre 2001 und 2013. Im Übrigen siehe Drs. 21/1137. Drucksache 21/1256 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 2. Ist in Hamburg, wie in vielen Teilen Europas, eine deutliche Zunahme der Infektionsrate unter Füchsen und Nagern im langjährigen Vergleich nachgewiesen? 3. Kann die Infektionsrate bei Katzen und Hunden und deren Entwicklung im langjährigen Vergleich in Hamburg abgeschätzt werden? Nein. 4. Tritt die Fuchsbandwurm-Infektion bei Katzen und Hunden mit oder ohne symptomatischen Infektionen durch andere, hundepathogene beziehungsweise katzenpathogene Würmer auf? Die Infektion von Hunden und Katzen mit dem Fuchsbandwurm verläuft symptomlos oder symptomarm wie Infektionen mit den meisten anderen Magen-/Darmparasiten. Eine Diagnose anhand des klinischen Bildes ist nicht möglich. 5. Wie sehen die in Hamburger Gesundheitsämtern angestellten Fachärzte für öffentliches Gesundheitswesen die Kontroverse um den Infektionsweg ? 6. Falls Haustierkontakt als überwiegender Infektionsweg gesehen wird, welche Relevanz haben dann noch die traditionellen Empfehlungen an die Bevölkerung zum Infektionsschutz? Die kontrovers geführte wissenschaftliche Diskussion wird verfolgt, ohne dass das Meinungsbild dazu schon abgeschlossen ist.