BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/12682 21. Wahlperiode 20.04.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dr. Kurt Duwe (FDP) vom 12.04.18 und Antwort des Senats Betr.: Niederdeutsch in Hamburg – Faktencheck zum 2. Hamborger Plattdüütsch Dag Am 1. Januar 1999 ist die „Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen “ in der Bundesrepublik Deutschland und damit auch in Hamburg in Kraft getreten. Zu den zu schützenden und zu fördernden Regionalsprachen gehört auch das Niederdeutsche. Seit 1999 hat die Stadt Hamburg insbesondere im schulischen Bereich einige Initiativen entwickelt, um die Sprache zu fördern. Es bleibt bisher zweifelhaft, ob diese Maßnahmen einen merklichen Effekt auf die generationsübergreifende Weitergabe dieser Regionalsprache zeitigen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Hält der Senat die Berücksichtigung der niederdeutschen Sprache in den Bildungsplänen, im Sinne der Charta, für ausreichend? Der Senat hält die Berücksichtigung der niederdeutschen Sprache in den Bildungsplänen für ausreichend. Niederdeutsch ist gemäß Artikel 8 der EU-Charta der Regional - und Minderheitensprachen in allen Schulformen und Schulstufen „als integrierender Teil des Lehrplans“ Bestandteil des Deutschunterrichts. Darüber hinaus hat die für Bildung zuständige Behörde im Schuljahr 2010/2011 in acht Grundschulen ein eigenständiges Wahlfach zum Erwerb der niederdeutschen Sprache eingeführt (zu den einzelnen Standorten siehe Anlage). Der Bildungsplan Grundschule Niederdeutsch bildet die Grundlage für diesen Unterricht (siehe http://www.hamburg.de/contentblob/ 2965720/0ae0c6cb90cb942cbd58a3fb9d9fb8f8/data/niederdeutsch-gs.pdf). Seit dem Schuljahr 2014/2015 wird ein Anschlussangebot an drei weiterführenden Schulen ab Jahrgangsstufe 5 vorgehalten (zu den Standorten siehe Anlage). Der Bildungsplan Stadtteilschule, Jahrgangsstufen 5 bis 11 (siehe: http://www.hamburg.de/ contentblob/4340782/4a3bcac7977662df52eb8f5ee03fe140/data/niederdeutsch-sts- 2014.pdf) und der Bildungsplan Gymnasium, Sekundarstufe I (siehe: http://www.hamburg.de/contentblob/4340804/82bf1bb0f50768116a1fc0c18fbe3bb8/da ta/niederdeutsch-gym-2014.pdf) bilden die Grundlage für diesen Unterricht. Im Übrigen siehe Drs. 21/4786. 2. Inwieweit wird die niederdeutsche Sprache in Vorschuleinrichtungen verwendet? Die für Kindertagesbetreuung zuständige Behörde verfügt nicht über die zur Beantwortung der Frage erforderlichen Informationen. Sie hat deshalb die Vertragspartner des Landesrahmenvertrages „Kinderbetreuung in Tageseinrichtungen“ (Arbeiterwohlfahrt Landesverband Hamburg e.V.; Caritasverband für Hamburg e.V.; Deutsches Rotes Kreuz Landesverband Hamburg; Der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband Hamburg e.V. Landesverband Hamburg; Diakonisches Werk Hamburg e.V., Kinder- Drucksache 21/12682 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 mitte e.V. – Bündnis für soziales Unternehmertum und Qualität in der Kindertagesbetreuung e.V.; SOAL – Alternativer Wohlfahrtsverband e.V. Landesverband Hamburg, Elbkinder – Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten gGmbH) und die nicht organisierten Träger von Kindertageseinrichtungen gebeten, die entsprechenden Auskünfte zu erteilen. In der für die Beantwortung dieser Frage zur Verfügung stehenden Zeit hat die für Kindertagesbetreuung zuständige Behörde insgesamt elf Rückmeldungen erhalten. Vier Träger haben Angaben zur Verwendung der niederdeutschen Sprache beispielsweise in Form von Liedern, Bildbüchern, Geschichten oder der direkten Ansprache in ihren Kindertageseinrichtungen gemacht. Sechs Träger melden, dass die niederdeutsche Sprache in ihren Kindertageseinrichtungen nicht verwendet wird. Söß Scholen in den Veerlannen, op Finkwarder un in Harborch övt das Plattdüütsche mit de lütten Göörn in de Vörschool. Se lest em plattdüütsch Bökers vör, se hürt und leehrnt tosamen plattdüütsche Gedichten un in een School kümmt af un tau een von de „Plattschnackers“ ut Veerlannen. 3. In welchem Maße unterstützt der Senat den generationsübergreifenden Erhalt der niederdeutschen Sprache in Familien, Vereinen und im öffentlichen Leben? Das 2017 neu gegründete Länderzentrum für Niederdeutsch (siehe Website http://lznbremen .de/) wird gemeinsam mit den Ländern Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen von Hamburg mit einem jährlichen Anteil von 32.000 Euro gefördert. Die Behörde für Kultur und Medien fördert darüber hinaus das Ohnsorg-Theater pro Spielzeit mit 2,244 Millionen Euro. Das Ohnsorg-Theater leistet kontinuierlich eine lebendige Förderung der niederdeutschen Sprache. Außerdem fördert die Behörde für Kultur und Medien jährlich die Ausrichtung der Bevensen-Tagung für Niederdeutsch (mit einer Summe von 700 Euro), die Publikation des Niederdeutschen Jahrbuchs (mit einer Summe von 350 Euro) sowie die Herstellung und den Versand der „Quickborn – Zeitschrift für plattdeutsche Sprache und Literatur “ (mit einer Summe von 4.000 Euro). Im Übrigen siehe Drs. 21/4786 und 21/6225. 4. In welchen Grund- beziehungsweise Stadtteilschulen wird Niederdeutsch als Wahlpflichtfach in den Jahrgangsstufen 1 bis 4 angeboten? Wie viele Schülerinnen und Schüler nahmen in den letzten drei Schuljahren an diesem Unterricht teil? 5. Wie viele Wochenstunden Unterricht Niederdeutsch sind an diesen Schulen laut Lehrplan vorgesehen und wie viele Wochenstunden waren es real in den letzten drei Schuljahren? 6. In welchen Gymnasien und Stadtteilschulen wird Niederdeutsch als Wahlpflichtfach ab Jahrgangsstufe 5 angeboten? Wie viele Schülerinnen und Schüler nahmen in den letzten drei Schuljahren an diesem Unterricht teil? 7. Wie viele Wochenstunden Unterricht Niederdeutsch sind an diesen Schulen laut Lehrplan vorgesehen und wie viele Wochenstunden waren es real in den letzten drei Schuljahren? Siehe Anlage. 8. Wie viele Lehrkräfte an Hamburger Grund- und Stadtteilschulen beziehungsweise Gymnasien sind befähigt, Unterricht im Fach Niederdeutsch zu erteilen? Wie viele solcher Lehrkräfte unterrichten derzeit tatsächlich Niederdeutsch? Tein Schoolmesters könnt de Göörn Plattdüütsch bibringen, acht don dat ok. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/12682 3 9. In welchem Maße unterstützt der Senat die niederdeutsche Sprache im außerschulischen Bereich? In der Stabsstelle Gleichstellung und geschlechtliche Vielfalt der Behörde für Wissenschaft , Forschung und Gleichstellung wird im Rahmen einer Referententätigkeit die Arbeit des Plattdüütschrootes för Hamborg thematisch und aktionsbezogen unterstützt . Ergänzend findet regelmäßig ein enger Meinungs- und Informationsaustausch mit den Vertretungen der Länder Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein und des Bundes (Bundesministerium des Innern) in verschiedenen Arbeitsgruppen statt. Speziell im Ohnsorg Studio, aber auch mit einzelnen Produktionen im Großen Haus, widmet sich das von der Behörde für Kultur und Medien geförderte Ohnsorg-Theater dem jungen Publikum. U nt er ric ht i m W ah lp fli ch tfa ch N ie de rd eu ts ch u nd W oc he ns tu nd en in d en S ch ul ja hr en 2 01 5/ 16 b is 2 01 7/ 18 S ch ul e S ch oo l S ch ül er S ch oo lk in ne rs vo rg es eh en e W oc he ns tu nd en in pl on t S tü nn en in e en W ee k ta ts äc hl ic h er te ilt e W oc he ns tu nd en im S ch ul ja hr S tü nn en in e en W ee k, d e w oh rh af tig s ta ttf un ne n ha rrn in ’t S ch oo ljo ar 20 15 /1 6 20 16 /1 7 20 17 /1 8 A le xa nd er -v on -H um bo ld t- G ym na si um 30 1 D er re al e Ze ita uf w an d is t d eu tli ch h öh er , d a de r U nt er ric ht in di vi du al is ie rt (in In ha lt un d Ze it) or ga ni si er t w ird . D or w ar d ve el m eh r T ie d vö r b ru kt , w ie ld at d e Ü nn er ic ht o p de n en ke lte n Sc hö le r i ng ei ht . A ue sc hu le F in ke nw er de r A ue sc ho ol F in kw ar de r 76 1- 2* 3 3 2 G ru nd sc hu le N eu gr ab en - O ffe ne G an zt ag sg ru nd sc hu - le (G B S ) G ru nn sc ho ol N ie gr ob en 40 2 2 2 2 G ym na si um B or nb ro ok 28 2 2 2 2 G ym na si um F in ke nw er de r G ym na si um F in kw ar de r 2* * 2* * 0 0 0 S ch ul e A lte ng am m e- D ei ch S ch oo l O ld ga m m en -D ie k 25 0 1 1 1 S ch ul e A rp -S ch ni tg er -S tie g S ch oo l A rp -S ch ni tg er -S tie g 76 4 4 4 4 S ch ul e C ur sl ac k- N eu en ga m m e S ch oo l C ur sl ac k- N ie ng am m ca . 1 65 1- 2* 1- 2 1- 2 1- 2 S ch ul e O ch se nw er de r S ch oo l O ss en w ar de r 14 0 0 2 0 0 S ch ul e Sc hn uc ke nd rif t S ch oo l S ch nu ck en dr ift 15 0 1 1 1 1 S ch ul e Zo lle ns pi ek er S ch oo l T ol le ns pi ek er 60 1 1 1 1 Q ue lle : S ch ul ab fra ge a m 1 6. 04 .2 01 8 *1 U nt er ric ht ss tu nd e in J ah rg an g 1/ 2 un d 2 U nt er ric ht ss tu nd en in J ah rg an g 3/ 4 ** 2 S ch ül er in ne n un d S ch ül er h at te n N ie de rd eu ts ch g ew äh lt, 2 W oc he ns tu nd en w ar en e in ge pl an t, w eg en d er n ie dr ig en B et ei lig un g w ur de a be r k ei n K ur s ei ng eric ht et . Drucksache 21/12682 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Anlage 12682ska_text 12682ska_Antwort_Anlage1