BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/12711 21. Wahlperiode 24.04.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Carola Ensslen (DIE LINKE) vom 16.04.18 und Antwort des Senats Betr.: Wie steht es um die Förderung von Aufstockern/-innen durch die Jobcenter ? In Hamburg gab es Mitte 2017 über 30.000 sogenannte Aufstocker/-innen, die einer regelmäßigen Arbeit nachgehen, aber so wenig verdienen, dass sie zusätzlich noch Leistungen aus der Grundsicherung für Arbeitssuchende erhalten. Das sind etwa ein Viertel aller 130.000 erwerbsfähigen Leistungsberechtigten . Durch ihren Status als Erwerbstätige fallen sie aus der offiziellen Arbeitslosenzahl heraus, weshalb ihre Förderung für die Jobcenter weniger interessant ist. Aufstocker/-innen benötigen jedoch eine gezielte Unterstützung, um aus den zumeist geringfügigen Beschäftigungen in einen auskömmlichen sozialversicherungspflichtigen Job zu wechseln, um nicht mehr auf aufstockende Leistungen angewiesen zu sein. Gleichzeitig stellt die Erwerbstätigkeit eine Doppelbelastung dar, die sich aus den Arbeitszeiten und den gleichzeitig einzuhaltenden Besuchen beim Jobcenter und deren einzuhaltenden Regularien, ergibt. Die Folge sind Terminkollisionen, wodurch es zum Verlust von einzelnen Urlaubstagen oder dem Aufbau von Überstunden kommen kann. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf Grundlage von Auskünften von Jobcenter .team.arbeit.hamburg (Jobcenter) wie folgt: 1. Wie hoch waren 2016, 2017 und 2018 die Ausgaben für Eingliederungsleistungen und Beschäftigungspakte für alle erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (eLb) und im Verhältnis dazu für erwerbstätigen eLb? Bitte in ganzen und relativen Zahlen angeben. Falls die Zahlen für erwerbstätigen eLb nicht erhoben werden, warum nicht? 2. Bitte die Zahlen aus Frage 1. aufschlüsseln nach den dem Jobcenter zur Verfügung stehenden Instrumenten. Die Ausgaben für Eingliederungsleistungen und Beschäftigungspakte für die Jahre 2016, 2017 und 2018 aufgeteilt nach Instrumenten können der Anlage entnommen werden. Es handelt sich ausschließlich um Bundesmittel. Die Leistungen wurden nicht für alle erwerbsfähige Leistungsberechtigte (eLb) erbracht, sondern nur für die eLb, für die Eingliederungsleistungen bewilligt wurden. Eine Aussage im Verhältnis zu erwerbstätigen eLb kann nicht getätigt werden. Der Grund hierfür ist, dass es in den statistischen Auswertungen der Bundesagentur für Drucksache 21/12711 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Arbeit keine Schnittstelle zwischen den erwerbstätigen eLb und der Förder-/Leistungsstatistik gibt. 3. Wie hoch waren die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben aus dem Budget für Eingliederungsleistungen für erwerbstätige eLb mit einem zu berücksichtigenden Einkommen in Höhe von a. bis 450 Euro? b. über 450 Euro bis 850 Euro? c. über 850 Euro? Eine Angabe kann nicht erfolgen, da eine Differenzierung der Eingliederungsleistungen nach erwerbstätigen eLb liegt nicht erfolgt. Im Übrigen siehe auch Antwort zu 1. und 2. 4. Wie hoch sind die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben aus dem Budget für Eingliederungsleistungen für alle eLb? Im Jahr 2016 waren durchschnittlich 132.517 eLb im Bestand. Rein rechnerisch ergeben sich zu den in Antwort zu 1. und 2. genannten Ausgaben für Eingliederungsleistungen und Beschäftigungspakte im Jahr 2016 eine durchschnittliche pro-Kopf Ausgabe von 845,44 Euro. Für 2017 waren es durchschnittlich 135.914 eLb im Bestand und 836,03 Euro pro-Kopf. Für das laufende Jahr kann eine Aussage erst nach Ablauf des Jahres getroffen werden. Im Übrigen siehe Antwort zu 1. und 2. 5. Inwieweit erkennt der Senat den erhöhten Förderungsbedarf für erwerbstätige eLb? 6. Gibt es Dienstanweisungen bezüglich der Förderung von erwerbstätigen eLb? Wenn ja, welche? 7. Gibt es besondere Förderprogramme für erwerbstätige eLb? Wenn ja, welche? Mit allen genannten Personengruppen wird eine individuell vereinbarte Integrationsund Förderstrategie entwickelt, die immer auch eine dauerhafte Lösung aus dem Leistungsbezug zum Ziel hat. Insbesondere die Personengruppe der erwerbstätigen eLb ist jedoch sehr heterogen (Minijobber, teilzeitbeschäftigte Erziehende, Berufswiedereinsteiger , gesundheitlich eingeschränkte Personen, Vollzeitbeschäftigte in großen Bedarfsgemeinschaften, Auszubildende mit KdU-Zuschuss und viele mehr), sodass Lösungen immer für den individuellen Einzelfall gefunden werden müssen. Hierfür kann das gesamte Förderangebot von Jobcenter genutzt werden. Spezielle Förderprogramme oder Dienstanweisungen für die Zielgruppe bestehen nicht. 8. Wie hoch war der Anteil der erbrachten Landesmittel an den Eingliederungsleistungen 2016, 2017 und 2018 jeweils insgesamt sowie nach den Kategorien aus Ziffer 1.? Siehe Antwort zu 1. und 2. Darüber hinaus stellt die Freie und Hansestadt Hamburg den Trägern im Bundesprogramm Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt eine ergänzende Kofinanzierung für die Flankierung des Programms bereit. Im Jahr 2017 wurden hierfür 901.200 Euro verausgabt. Bis zum 31.03.2018 beläuft sich der Kofinanzierungsbetrag auf 311.600 Euro. Auf Grundlage des Operationellen Programms der Freien und Hansestadt Hamburg zur Umsetzung des Europäischen Sozialfonds in der Förderperiode 2014 – 2020 (ESF-OP) wird mit der Servicestelle ZAQ die öffentlich geförderte Beschäftigung im Rahmen des Regelinstruments „Förderung von Arbeitsverhältnissen – FAV“ nach § 16 e SGB II flankiert und unterstützt, indem FAV-Arbeitgebern Ressourcen zur Begleitung und Qualifizierung der geförderten Beschäftigten gestellt werden. In 2016 wurden hierfür 1.137.303 Euro und in 2017 1.159.016 Euro erbracht. In 2018 wurden mit Stand Ende März 297.961 Euro verausgabt. Die Beträge setzen sich jeweils zu 50 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/12711 3 Prozent aus ESF-Mitteln und Haushaltsmitteln der Freien und Hansestadt Hamburg zusammen. Nach § 130 des Sozialgesetzbuchs, drittes Buch (SGB III) können förderungsbedürftige junge Menschen und deren Ausbildungsbetriebe während einer betrieblichen Berufsausbildung durch Maßnahmen der „Assistierten Ausbildung“ unterstützt werden. Nach § 130 Absatz 8 SGB III sind neben den in § 130 Absatz 2 SGB III genannten Fördervoraussetzungen (Lernbeeinträchtigung und soziale Benachteiligung) auch junge Menschen förderfähig, die aufgrund besonderer Lebensumstände eine betriebliche Berufsausbildung nicht beginnen, fortsetzen oder erfolgreich beenden können. Voraussetzung dafür ist, dass eine entsprechende Landeskonzeption vorliegt, in der die besonderen Lebensumstände konkretisiert sind und dass sich das Land mit mindestens 50 Prozent an der Förderung beteiligt. Vor diesem Hintergrund finanzieren Bund und Land gemeinsam die Assistierte Ausbildung. Im Jahr 2016 und 2017 wurden insgesamt jeweils bis 120 Ausbildungsverhältnisse in dieser Weise gefördert. Art, Umfang und Einzelheiten der Kostenerstattung sind in einer Verwaltungsvereinbarung geregelt. Für die Haushaltsjahre 2016 und 2017 wurden landesseitig folgende Beträge an das Jobcenter erstattet: 2016: 57.321 Euro 2017: 131.949 Euro 2 0 1 6 (S ta n d : 3 1 .1 2 .2 0 1 6 ) 2 0 1 7 (S ta n d 3 1 .1 2 .2 0 1 7 ) 2 0 1 8 (S ta n d : 1 6 .0 4 .2 0 1 8 ) I. In te g ra ti o n s o ri e n ti e rt e I n s tr u m e n te 8 4 .0 6 7 .4 8 3 € 8 1 .3 0 2 .9 9 6 € 1 9 .2 2 7 .5 1 1 € 1 . F ö rd e ru n g b e ru fl ic h e W e it e rb ild u n g 2 9 .2 4 4 .5 5 0 € 2 5 .5 0 3 .7 9 3 € 7 .2 9 2 .8 8 4 € 2 . 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Wahlperiode 4 Anlage 12711ska_text 12711ska_Antwort_Anlage1