BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/12766 21. Wahlperiode 27.04.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Daniel Oetzel (FDP) vom 19.04.18 und Antwort des Senats Betr.: Lernen im Ganztag ohne Hausaufgaben? (II) Die Schulleitung der Grundschule Traberweg hat Anfang 2017 entschieden, zukünftig auf Hausaufgaben zu verzichten und hat das Ganztagsangebot entsprechend angepasst.1 Mit der Einführung des Ganztages ist das Thema Hausaufgaben, gerade in Grundschulen, immer wieder aktuell. Die Kritiker der Hausaufgaben führen an, dass unter der Last von Ganztag und Hausaufgaben den Kindern kein Raum mehr bleibt für ihre Persönlichkeitsentwicklung . Von den Befürwortern von Hausaufgaben wird oft ins Feld geführt, dass ein nachhaltiger Lernerfolg nur durch die Wiederholung am Nachmittag sichergestellt werden kann. Mit der Schriftlichen Kleinen Anfrage 21/10545 wurde der Senat bereits zu dem Lernkonzept der Grundschule Traberweg befragt. In der damaligen Schriftlichen Kleinen Anfrage teilte der Senat mit, dass die Ergebnisse der Evaluation im 1. Quartal 2018 voraussichtlich vorliegen werden. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Hausaufgaben stellen eine sinnvolle Ergänzung des Lernens im Unterricht dar und dienen der individuellen Vorbereitung, Einübung und Vertiefung unterrichtlicher Inhalte . Im Rahmen der selbstverantworteten Schule führen viele Schulen Lern- und Übungszeiten im Ganztag ein. Die grundsätzlichen Funktionen von Hausaufgaben, wie beispielsweise die Nach- und Vorbereitung von Unterricht und das Festigen, Üben und Anwenden von Lerninhalten bleiben dabei erhalten. Diese Aufgaben können jedoch am Nachmittag in der Schule erledigt werden und sind im engeren Sinne daher keine „Haus“-Aufgaben, sondern „Schul“-Aufgaben. Über die Grundsätze für den Umfang und die Verteilung der Hausaufgaben entscheidet gemäß § 53 Absatz 4 des Hamburgischen Schulgesetzes (HmbSG) die Schulkonferenz im Rahmen der behördlichen Vorgaben. Die Verantwortung für die Umsetzung liegt bei der Schule beziehungsweise bei dem GBS-Träger (siehe Landesrahmenvertrag für die Ganztägige Bildung und Betreuung an Schulen: http://www.hamburg.de/contentblob/3293528/5a313ac177f85807a9754a00c3ad1f9a/ data/gbs-landesrahmenvertrag.pdf). Die Grundschule Traberweg hat ein Konzept für die nachmittägliche Bildung entwickelt . Dort ist unter anderem festgelegt, dass verpflichtende Hausaufgaben in Jahrgangsstufe 4 aufgegeben werden. Kinder, die nicht an der nachmittäglichen Betreu- 1 https://www.ganztagsschulen.org/de/19409.php. Drucksache 21/12766 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 ung teilnehmen, erledigen diese Aufgaben zu Hause, die übrigen Schülerinnen und Schüler in der Lern- und Übungszeit. Auch am Vormittag wurden für alle Schülerinnen und Schüler verbindliche Übungsund Vertiefungsphasen in den Unterricht eingebaut. Außerdem wurde für Schülerinnen und Schüler, die zusätzliche Übungs- und Vertiefungsphasen benötigen, dabei aber wenig Eigeninitiative aufbringen oder für die die Unterstützung im Elternhaus nicht ausreichend sichergestellt ist, ein verpflichtend wahrzunehmendes Nachmittagsangebot installiert. Im Juli 2015 wurde das Konzept von der Schulkonferenz beschlossen. Zum Schuljahresbeginn 2015/2016 trat das neue Konzept in Kraft. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Werden an der Grundschule Traberweg weiterhin keine Hausaufgaben aufgegeben? Wenn nein, warum nicht? An der Grundschule Traberweg wird weiterhin nach dem im Jahr 2015 entwickelten Ganztagskonzept gearbeitet. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. 2. Wie bewerten Schulleitung, Lehrerschaft, Eltern und Schülerschaft die Abschaffung der Hausaufgaben bisher? Wenn die Ergebnisse der Evaluation noch nicht vorliegen, warum nicht? Nach Einschätzung der Schulleitung hat sich das eingeführte Konzept für die nachmittägliche Bildung bewährt. Die Evaluierung des eingeführten Konzeptes der nachmittäglichen Bildung fand unter der zentralen Fragestellung „Wie kann das Lernen im Rahmen des neuen Ganztagskonzeptes optimiert werden“ statt. Die Angaben der Eltern zu den Fragen, die das Lernen betreffen, stellen sich wie folgt dar: Kommt Ihr Kind gern in die Nachmittagsbetreuung? Ja 77,6 % nein 9,4 % Manchmal 8,2 % Keine Angabe 4,7 % Wie lange üben Sie in der Woche mit Ihrem Kind zu Hause Lesen, Schreiben oder rechnen? Wir üben nicht 9,4 % 30 Minuten 21,2 % 1 Stunde 24,7 % 1,5 Stunden 24,7 % 2 Stunden 11,8 % Mehr als 2 Stunden 8,2 % ja nein Sind Sie ausreichend über den Leistungstand Ihres Kindes informiert? 70,6 % 29,4 % Reichen Ihnen die Informationen was und wie geübt werden kann? 57,8 % 41,2 % Darüber hinaus wurden Fragen zu den Kursangeboten am Nachmittag und deren Akzeptanz bei den Kindern sowie zur Abholpraxis der Eltern gestellt. Insgesamt besteht an der Grundschule Traberweg eine hohe Zufriedenheit mit dem Ganztag (77,6 Prozent). Aufgrund des Anteils von Sorgeberechtigten, die sich nicht ausreichend informiert fühlen, steuert die Schule in diesem Bereich nach. Umfang und Verbindlichkeit der Information der Sorgeberechtigten wird weiter ausgebaut: so gibt es künftig zu Beginn des Schuljahres in jeder ersten Klasse einen Elternabend mit ausführlicher Information und Diskussion zum Ganztagskonzept, darüber hinaus führt die Schule schon jetzt Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/12766 3 regelhaft zwei Lernentwicklungsgespräche pro Schuljahr durch, in denen den Eltern individuelle Lernhinweise und Materialien zum Üben angeboten werden. Auf Wunsch werden freitags alle bearbeiteten Aufgaben nach Hause mitgegeben. Außerdem wird der Elternrat stärker als bisher in die Information der Sorgeberechtigten eingebunden. Unter den Lehrkräften sind 38,5 Prozent der Meinung, dass die Übungszeit gleich geblieben ist, 46,2 Prozent sagen, die Übungszeit habe sich erhöht und 15,4 Prozent haben keine Angabe darüber gemacht. 84,6 Prozent der Lehrkräfte sind mit dem Ganztagskonzept zufrieden. 3. Ist dem Senat bekannt, ob weitere Schulen in Hamburg projektweise, zeitweise oder dauerhaft auf das Erteilen von Hausaufgaben verzichten? Wenn ja, welche und wie viele Schulen sind das? Daten hierzu werden nicht zentral erfasst.