BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/12790 21. Wahlperiode 30.04.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Harald Feineis (AfD) vom 23.04.18 und Antwort des Senats Betr.: Sozialleistungen für Ausländer (AsylbLG und SGB II) Nach § 1 Absatz 1 AsylbLG erhalten Leistungen nach dem AsylbLG Ausländer , die sich tatsächlich in Deutschland aufhalten und die unter anderem eine Aufenthaltsgestattung oder eine Duldung besitzen. Darüber hinaus gehört man auch mit bestimmten Aufenthaltserlaubnissen zum Personenkreis des AsylbLG: etwa mit einer Aufenthaltserlaubnis nach § 25 Absatz 4 Satz 1 (ein vorübergehender Aufenthalt von bis zu sechs Monaten, um zum Beispiel einen Schulabschluss zu absolvieren), mit einer Aufenthaltserlaubnis nach § 25 Absatz 4a (Opfer schwerer Straftaten wie Zwangsprostitution oder Menschenhandel ) und mit einer Aufenthaltserlaubnis nach § 25 Absatz 5 Aufenth G (wenn die Ausreise aus rechtlichen oder tatsächlichen Gründen nicht möglich ist). Das Asylbewerberleistungsgesetz war 1993 eingeführt worden, um bestimmte Gruppen von Ausländern unterhalb des sozioökonomischen Existenzminimums der damaligen Sozialhilfe versorgen zu können. Entgegen einer klaren gesetzlichen Vorgabe ist der Regelsatz seitdem nie erhöht worden . Am 18. Juli 2012 hat das Bundesverfassungsgericht die Höhe der Grundleistungen nach § 3 AsylbLG für verfassungswidrig erklärt (1 BvL 10/10 und 1 BvL 2/11), da diese evident unzureichend seien, ein verfassungsrechtlich geschütztes menschenwürdiges Existenzminimum zu gewährleisten. Dies stehe „deutschen und ausländischen Staatsangehörigen, die sich in der Bundesrepublik Deutschland aufhalten, gleichermaßen zu.“ Insgesamt gibt es drei Leistungsstufen, nach denen die Leistungen des Asylbewerberleistungsgesetzes gezahlt werden können: die Grundleistungen, die eingeschränkten Leistungen und die besonderen Leistungen in Höhe des SGB XII. Das Bundesverfassungsgericht hat eine Neuberechnung der Regelbedarfe vorgenommen, die sich an der Höhe der Bedarfe des SGB XII orientieren. Diese Festsetzung gilt ab sofort bis Inkrafttreten der erforderlichen Änderungen im AsylbLG – beziehungsweise dessen Abschaffung. Darüber hinaus hat das Gericht eine analoge Anwendung der Regelbedarfsstufen des SGB XII vorgeschrieben. Der Regelbedarf setzt sich zusammen aus folgenden Positionen: Grundbetrag gemäß § 3 Absatz 2 Satz 2 AsylbLG Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke Bekleidung und Schuhe Drucksache 21/12790 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Wohnen (außer Miete und Heizkosten), Energie und Wohnungsinstandhaltung Gesundheitspflege Dieser Bedarf kann theoretisch auch künftig durch Sachleistungen gedeckt werden. In der Berechnung nicht enthalten ist die Position „Innenausstattung, Haushaltsgeräte und -gegenstände“. Grund dafür: Hausrat wird nach § 3 Absatz 2 Satz 2 AsylbLG zusätzlich zu den Regelsätzen erbracht und sollte gesondert beantragt werden. Zusätzlich zu diesen Leistungen für das „physische Existenzminimum“ hat das Gericht ausdrücklich auch Bedarfe für die Sicherung des „soziokulturellen Existenzminimums“ anerkannt – also die Teilhabe am kulturellen, sozialen und politischen Leben. Diese Bedarfe sind über den Barbetrag gemäß § 3 Absatz 1 Satz 4 AsylbLG künftig in gleicher Höhe wie im SGB XII zu gewähren. Der Barbetrag gemäß § 3 Absatz 1 Satz 4 AsylbLG deckt folgende Bedarfe ab: Verkehr Nachrichtenübermittlung Freizeit, Unterhaltung, Kultur Bildung Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen andere Waren und Dienstleistungen Zusätzlich zum Regelsatz erhalten Leistungsberechtigte die Unterkunfts- und Heizkosten (unter Umständen in Form einer Gemeinschaftsunterbringung) sowie – anders als bei Hartz-IV-Empfängern – Hausrat als einmalige Beihilfe. Das SGB II ist das Regelsystem der Grundsicherung, in dem im Normalfall bedürftige, erwerbsfähige Personen abgesichert sind. Allerdings bestehen für Ausländer mehrere Spezialvoraussetzungen und Ausschlusskriterien. Dazu zählen: der gewöhnliche und rechtmäßige Aufenthalt (§ 7 Absatz 1 Satz 1 Nummer 4 SGB II) die ausländerrechtliche Erwerbsfähigkeit (§ 7 Absatz 1 Satz 1 Nummer 2 i.V.m. § 8 Absatz 2 SGB II) Als Ausschlussgründe bestehen folgende Regelungen: Ausländerinnen und Ausländer, die weder in der Bundesrepublik Deutschland Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmer oder Selbständige noch aufgrund des § 2 Absatz 3 des Freizügigkeitsgesetzes/EU freizügigkeitsberechtigt sind, und ihre Familienangehörigen für die ersten drei Monate ihres Aufenthalts Ausländerinnen und Ausländer, deren Aufenthaltsrecht sich allein aus dem Zweck der Arbeitsuche ergibt, und ihre Familienangehörigen Leistungsberechtigte nach § 1 des Asylbewerberleistungsgesetzes Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/12790 3 Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf Grundlage von Auskünften von Jobcenter team.arbeit.hamburg (Jobcenter) und der Agentur für Arbeit Hamburg (AA) wie folgt: 1. Wie viele Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit haben 2015, 2016 und 2017 Sozialleistungen gemäß AsylbLG erhalten? a) Welche Gesamtkosten sind dabei in den einzelnen Jahren entstanden (bei der Beantwortung können auch gerundete Werte angegeben werden)? b) Inwieweit haben sich diese Jahreswerte gegenüber 2014 gesteigert ? 2014 2015 2016 2017 Personen* 10.538 13.877 22.098 13.526 Steigerung absolut gegenüber 2014 - + 3.339 + 11.560 + 2.988 Steigerung prozentual gegenüber 2014 - + 32 % + 110 % + 28 % Gesamtkosten** in Tsd. Euro 75.673 108.509 144.307 106.173 Steigerung absolut gegenüber 2014 in Tsd. Euro - 32.836 68.634 30.500 Steigerung prozentual gegenüber 2014 - + 43 % + 91 % + 40 % * Jahresmittelwerte, Quelle: Geschäftsstatistik Datawarehouse ** inkl. Kosten zur Sicherung der Gesundheit nach AsylbLG, Quelle: SAP 2. Wie viele Personen haben aufgrund der Anzahl ihrer Kinder 2015, 2016 und 2017 Sozialleistungen gemäß AsylbLG in folgender Höhe erhalten: a) mehr als 8.000 Euro pro Monat; b) mehr als 7.000 Euro pro Monat; c) mehr als 6.000 Euro pro Monat; d) mehr als 5.000 Euro pro Monat; e) mehr als 4.000 Euro pro Monat; f) mehr als 3.000 Euro pro Monat; g) mehr als 2.000 Euro pro Monat; h) mehr als 1.000 Euro pro Monat; i) weniger als 1.000 Euro pro Monat? Leistungen nach dem AsylbLG umfassen neben Geldleistungen überwiegend Sachleistungen (insbesondere in den Erstaufnahmen) und zum Beispiel auch Kosten für die Gesundheitsversorgung. Lediglich personenbezogene Geldleistungen können als monatlicher Zahlbetrag ausgewertet werden. Familien erhalten für ihre leistungsberechtigten Kinder zwar zusätzliche Geldleistungen, die jedoch nicht als summierter monatlicher Zahlbetrag automatisiert ausgewertet werden können. Eine händische Auswertung der Leistungsbewilligungen ist aufgrund der Vielzahl der Fälle (siehe hierzu Antwort zu 1. bis 1. b)) in der für die Beantwortung einer Parlamentarischen Anfragen zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. 3. Wie viele Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit haben 2015, 2016 und 2017 Sozialleistungen gemäß SGB II erhalten? a) Welche Gesamtkosten sind dabei in den einzelnen Jahren jeweils entstanden (bei der Beantwortung können auch gerundete Werte angegeben werden)? Drucksache 21/12790 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 b) Inwieweit haben sich diese Jahreswerte gegenüber 2014 gesteigert ? Siehe Anlage. Im Übrigen werden die zur Beantwortung benötigten Daten nicht gesondert statistisch erfasst. Eine Einzelfallauszählung ist in der für die Beantwortung einer Parlamentarischen Anfrage zur Verfügung stehen Zeit nicht möglich. Es müssten die Akten von über 70.000 Personen ausgewertet werden. 4. Wie viele Personen haben aufgrund der Anzahl ihrer Kinder 2015, 2016 und 2017 Sozialleistungen gemäß SGBII in folgender Höhe erhalten: a) mehr als 8.000 Euro pro Monat; b) mehr als 7.000 Euro pro Monat; c) mehr als 6.000 Euro pro Monat; d) mehr als 5.000 Euro pro Monat; e) mehr als 4.000 Euro pro Monat; f) mehr als 3.000 Euro pro Monat; g) mehr als 2.000 Euro pro Monat; h) mehr als 1.000 Euro pro Monat; i) weniger als 1.000 Euro pro Monat? Die zur Beantwortung benötigten Daten werden nicht gesondert statistisch erfasst. Eine Einzelfallauszählung ist in der für die Beantwortung einer Parlamentarischen Anfrage zur Verfügung stehen Zeit nicht möglich. Es müssten hier rund 100.000 Leistungsakten ausgewertet werden. 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