BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/12792 21. Wahlperiode 30.04.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Carsten Ovens (CDU) vom 23.04.18 und Antwort des Senats Betr.: Vernachlässigt Hamburg seine Forschungseinrichtungen? Fragen zum „Center for Hybrid Nanostructures“ (CHyN) Am 19. Juli 2017 fand auf dem Forschungscampus Bahrenfeld die Eröffnung des Forschungsneubaus „Center for Hybrid Nanostructures“ (CHyN) statt. Hier sollen nach dem Willen von Senat und Universität internationale Spitzenforschung stattfinden und zeitgleich der Campus Bahrenfeld gestärkt werden. Mit dem Neubau wurde ein topmodernes Gebäude realisiert, das durch einen schwingungsarmen Reinraum mit circa 60 teils elektromagnetisch besonders abgeschirmten Räumen die komplexe Forschung für insgesamt 130 Mitarbeiter erst ermöglicht. Bei der Errichtung des Neubaus wurde nach dem neuen Mieter-Vermieter- Modell verfahren. Nach Drs. 20/11995 belaufen sich die jährlichen Mietkosten auf 2,94 Millionen Euro, die bei der UHH verbleibende Zuführung für die Bewirtschaftung beträgt 1,13 Millionen Euro pro Jahr. Internationale Spitzenforschung benötigt neben einer entsprechenden Raumausstattung auch ausreichend wissenschaftliches Personal zum Betrieb der Forschungsanlage. In Drs. 21/10004 gibt der Senat an, dass zum Zeitpunkt August 2017 lediglich 30 Wissenschaftler, darunter vier Professoren im CHyN-Gebäude, arbeiten, dass die Planung zur Weiterentwicklung allerdings noch nicht abgeschlossen sei. Nachdem sich die in Drs. 20/11995 geplante Zahl von 180 Mitarbeitern bereits auf 130 reduziert hat, stellt sich die Frage, ob der Senat für eine ausreichende personelle und materielle Ausstattung des CHyN Sorge trägt. Ich bitte darum, die Fragen ohne Verweis auf andere Drucksachen zu beantworten. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Das „Center for Hybrid Nanostructures“ (CHyN) bezeichnet einen Forschungsbau auf dem Campus Bahrenfeld, der den Forschungsschwerpunkt naturwissenschaftliche Strukturforschung am Standort ergänzt und weiter stärkt. Der Neubau konnte aufgrund eines erfolgreichen Antrags beim Wissenschaftsrat aus Mitteln von Bund und Ländern gefördert werden. Zielsetzung der Arbeiten im CHyN ist die Erforschung und Anwendung von Strukturen in Teilchen auf der Nanometerskala, den sogenannten Nanostrukturen. Alle im CHyN-Forschungsbau-Antrag genannten Arbeitsgruppen beziehungsweise ihre Nachfolger sind planmäßig im ChyN untergebracht und haben ihre Arbeit aufgenommen. Drucksache 21/12792 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen auf Grundlage von Auskünften der Universität Hamburg (UHH) wie folgt: 1. Wie viele Personen arbeiten zum jetzigen Zeitpunkt im CHyN-Gebäude? Wie viele von ihnen sind Professoren und wie viele arbeiten als wissenschaftliche oder technische Mitarbeiter? Mit Stand vom 25. April 2018 arbeiten nach Auskunft der UHH 90 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im CHyN-Gebäude. Die Personen sind Beschäftigte der Freien und Hansestadt Hamburg. Sie sind innerhalb der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften dem Fachbereich Physik und dort als organisatorische Einheit dem Institut für Nanostruktur- und Festkörperphysik (INF) zugeordnet. 2. Ist für die Zukunft eine Vergrößerung der Stellenzahl der festangestellten wissenschaftlichen und technischen Mitarbeiter geplant? Wenn ja: zu welchem Zeitpunkt und in welchem Umfang? Nach Auskunft der UHH ist zum jetzigen Zeitpunkt keine Vergrößerung der Stellenzahl geplant. 3. Wurden seit Eröffnung des CHyN feste Stellen vom Institut abgezogen? Wenn ja: a) Wie viele und im welchen Bereich? Bitte genau aufschlüsseln. b) Mit welcher Begründung geschah dies? Das CHyN ist ein Forschungsbau, in dem Teile des INF untergebracht sind. Weitere Arbeitsgruppen des INF des Fachbereichs Physik sind in der Jungiusstraße und im CFEL ansässig. Im Übrigen siehe Antwort zu 1. 4. Wie beurteilen der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde die Anzahl der angestellten Wissenschaftler und technischen Mitarbeiter? a) Liegen Erkenntnisse vor, dass durch eine zu geringe Anzahl von festangestellten technischen und wissenschaftlichen Mitarbeitern das Forschungspotenzial des CHyN-Gebäudes nicht voll ausgenutzt werden kann und beispielsweise einzelne Labore und Arbeitsbereiche nicht professionell betrieben werden können? b) Wenn ja: Um welche Arbeitsbereiche und Labore handelt es sich? c) Und wenn ja: Wie und zu wann möchten der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde Abhilfe schaffen, um den langfristigen Betrieb des CHyN auf dem DESY Campus sicherzustellen? Nein. Im Übrigen siehe Vorbemerkung und Antwort zu 1. 5. Ist dem Senat beziehungsweise der zuständigen Behörde bekannt, ob der laufende Betrieb der hochtechnisierten Ausrüstung des CHyN aufgrund eines zu geringen Budgets nicht realisiert werden kann? Wenn ja: a) Um welche Ausrüstungsanschaffungen handelt es sich, und wie hoch sind die dafür benötigten finanziellen Mittel? b) Aus welchem Budget beziehungsweise Etat sollen die benötigten Mittel zur Verfügung gestellt werden? Nach Auskunft der UHH sind keine Gründe bekannt, die gegen eine Realisierung des laufenden Betriebs des CHyN sprechen. 6. Für welche Kostenpunkte ist die jährliche Zuführung an die UHH in Höhe von 1,13 Millionen Euro für die Bewirtschaftung gedacht? Bitte genau aufschlüsseln. Die UHH bestreitet aus der genannten Zuführung für das CHyN Gebäudebetriebskosten (vor allem Energiekosten, die insgesamt mehr als 1 Million Euro pro Jahr betra- Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/12792 3 gen), Verbrauchsmaterialien (zum Beispiel technische Gase, Filter für Lüftungsanlagen , Beleuchtung, Laborgeräte ohne Großgeräte) und Servicepersonal vor Ort. Aufgrund der erst kurzen Betriebsdauer lassen sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Aussagen über genaue Teilsummen treffen. 7. Gibt es Anzeichen, dass die jährliche Zuführung für die Bewirtschaftung zu niedrig ist und damit für die exzellente wissenschaftliche Forschung keine aktiv unterstützenden Mittel vorhanden sind? a) Wenn ja, plant der Senat die Bezuschussung zu erhöhen und wenn ja, um wie viel? b) Gibt es Überlegungen zu alternativen Modellen der direkten Bezuschussung des CHyN? Siehe Antworten zu 5. bis 5. b) und zu 6.