BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/12821 21. Wahlperiode 30.04.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Ralf Niedmers (CDU) vom 24.04.18 und Antwort des Senats Betr.: Landstromanlagen in Hamburg (III) 2017 verzeichnete Hamburg insgesamt 197 Anläufe von Kreuzfahrtschiffen mit über 810.000 Passagieren. Um dem wachsenden Kreuzfahrtmarkt entgegenzukommen , hatte der Senat Mitte September 2017 den Neubau des Kreuzfahrtterminals in der HafenCity beschlossen. Der jetzige Terminal (CC1) soll dabei ersetzt und in den Neubau des Überseequartiers integriert werden. Für die dort anlegenden Schiffe soll hier gleichzeitig die zweite Landstromanlage für Hamburg gebaut werden. Kreuzfahrtschiffe verbringen einen großen Teil ihrer Betriebszeit in Häfen (AIDA beispielsweise 40 Prozent ). Ziel ist es, die Energieversorgung von Kreuzfahrtschiffen während ihrer Liegezeiten umweltfreundlicher und effizienter zu gestalten. Bei 100-prozentiger Versorgung mit stationärem Landstrom fallen die Emissionen bei den Kraftwerken und nicht im Hafen an. Dadurch soll der Schadstoffausstoß während der Liegezeiten im Vergleich zur Eigenstromversorgung durch Generatoren deutlich gesenkt werden. Jüngsten Presseberichten zufolge wird am 29. April das Kreuzfahrtschiff „MSC Meraviglia“ den Hamburger Hafen anlaufen. Das Schiff, das eine Kapazität zur Beförderung von bis zu 5.700 Passagieren aufweist, ist mit modernsten umweltfreundlichen Technologien ausgestattet und könnte während der Liegezeiten den Motor ausschalten und mit Landstrom versorgt werden. Das Problem dabei ist jedoch, dass in Altona nur Schiffe mit einer Länge bis zu 300 Metern festmachen können. Da die „MSC Meraviglia“ aber 15 Meter länger ist, wird sie nun nach Steinwerder ausweichen müssen, wo es keinen Landstromanschluss gibt. Hieraus ergibt sich zudem, dass der Eigner, die Schweizer Reederei Mediterranean Shipping Company, den Öko- Rabatt in Höhe von mehreren Tausend Euro nicht in Anspruch nehmen kann. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften der Hamburg Port Authority AöR (HPA) wie folgt: 1. Hat der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde, im Vorwege oder während der Entstehungsphase der Landstromanlage Altona, Schiffe in der Größenordnung der „MSC Meraviglia“ mit in die Planungen einbezogen? a) Wenn ja, inwiefern? Wie hat man Probleme, die sich aufgrund der Schiffsgröße ergeben können, bewertet und ihnen Rechnung getragen ? b) Wenn nein, warum nicht? Drucksache 21/12821 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Bei der damaligen Planung der externen Stromversorgung von Kreuzfahrtschiffen wurde die Situation an den beiden Kreuzfahrtterminals Altona und HafenCity hinsichtlich der zu erwartenden Anläufe landstromfähiger Schiffe berücksichtigt. Im Ergebnis wurde in Altona eine feste Landstromanlage errichtet und in der HafenCity eine Infrastruktur zur Versorgung über eine Power Barge. Das Terminal Steinwerder war zu dem damaligen Zeitpunkt noch nicht in Planung. Im Übrigen ist die Entwicklung von Schiffgrößen hinsichtlich deren Abmessungen und Passagierzahlen von vielen Faktoren abhängig. Aufgrund der Größe der Liegewanne sowie der Nähe des Liegeplatzes zum Hauptfahrwasser gelten am Kreuzfahrtterminal in Altona Restriktionen hinsichtlich der Größe der anlaufenden Schiffe. Im Übrigen siehe Drs. 20/5316. 2. Welche Kreuzfahrtreedereien, deren Schiffe Hamburg regelmäßig anlaufen , besitzen Kreuzfahrtschiffe mit einer Länge von über 300 Metern? Wie viele Kreuzfahrtschiffe sind das und wie viele davon sind mit der für die Nutzung von Landstrom nötigen Technik ausgestattet? Folgende Kreuzfahrtreedereien, die Hamburg regelmäßig anlaufen, haben Schiffe dieser Größenordnung: Cunard, Princess, TUI, MSC, Royal Caribbean, AIDA. Im Jahr 2018 werden sechs dieser Schiffe den Hamburger Hafen anlaufen. Von diesen Schiffen sind die Queen Mary 2 und die MSC Meraviglia landstromfähig. Darüber hinaus liegen dem Senat derzeit keine weiteren Erkenntnisse vor. 3. Welche Kenntnisse liegen dem Senat beziehungsweise der zuständigen Behörde darüber vor, wie viele Reedereien ihre landstromfähigen Kreuzfahrtschiffe , aufgrund der Größenbeschränkung am Landstromterminal, Hamburg nicht anfahren lassen? Der Senat hat keine Kenntnisse, dass Schiffe aufgrund der Größenbeschränkung am Landstromterminal Hamburg nicht anfahren können. 4. Wie lauten die jeweiligen Höchstmaße hinsichtlich der Schiffslängen an den einzelnen Kreuzfahrtterminals in Hamburg und besteht an gewissen Stellen die Option eines Ausbaus beziehungsweise einer Vergrößerung der Anlegemöglichkeit? Am Cruise Center Altona ist aus nautischen Gründen die Länge der Schiffe auf 300 Meter sowie die Breite auf 40 Meter begrenzt. Am Cruise Center Steinwerder sowie am Cruise Center HafenCity bestehen derzeit keine generellen nautischen Restriktionen für die anlaufenden Kreuzfahrtschiffe. Zusätzlich zu den nautischen Aspekten ist die landseitige Kapazität ein zu berücksichtigender Faktor. Hierzu zählen sowohl die Gebäude- als auch die Verkehrs- und Logistikflächen. Im Übrigen siehe https://www.cruisegate-hamburg.de/de/terminals. 5. Welche Konsequenzen zieht der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde aus dem jüngsten Vorfall (der Verlagerung der „MSC Meraviglia“ nach Steinwerder)? Wie soll künftig mit Schiffen in dieser Größenordnung umgegangen werden? Die MSC Meraviglia wurde nicht nach Steinwerder verlagert, sondern war aufgrund der Passagierzahl am Cruise Center Steinwerder vorgeplant. Schiffe dieser Größenordnung finden am Cruise Center Steinwerder optimale Abfertigungsbedingungen vor. 6. Besteht die Möglichkeit, die Landstromanlage Altona auszubauen, um so auch größeren Schiffen das Anlegen zu ermöglichen? Ein Ausbau der Landstromanlage am Cruise Center Altona beeinflusst nicht die nautischen und landseitigen Restriktionen und würde demnach auch nicht das Anlegen größerer Schiffe ermöglichen. 7. Wie lautet das Höchstmaß hinsichtlich der Schiffslänge für die geplante Landstromanlage in der HafenCity? Siehe Drs. 21/10347. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/12821 3 8. Ist für das Kreuzfahrtterminal Steinwerder eine weitere, eventuell dritte Landstromanlage geplant? Wenn ja, wie gestaltet sich der derzeitige Planungsstand dazu? Siehe Drs. 21/11618. 9. Wie oft ist es seit 2016 vorgekommen, dass Kreuzfahrtschiffe aufgrund von nautischen Bedingungen an ein anderes Terminal als ursprünglich geplant umgelagert wurden? Seit dem Jahr 2016 trat dieser Fall bei vier Anläufen auf. 10. Laut Presseberichten soll ab diesem Jahr auch die „Europa 2“ der Reederei Hapag-Lloyd am Cruise Center Altona mit Landstrom versorgt werden. Wie viele Anläufe der „Europa 2“ sind für 2018 geplant? Siehe https://www.cruisegate-hamburg.de/de/terminal/cruise-center-altona.