BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/12838 21. Wahlperiode 04.05.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Sabine Boeddinghaus (DIE LINKE) vom 26.04.18 und Antwort des Senats Betr.: Diagnostik und Ressourcenzuweisung bei Schülern/-innen mit Autismus -Spektrums-Störung an Hamburger Schulen – Aktueller Sachstand In der Bürgerschafts-Drs. 20/3641 „Inklusive Bildung an Hamburgs Schulen“ heißt es auf Seite 14: „Auf Grund sehr unterschiedlicher Ausprägungsformen stellen Schülerinnen und Schüler mit einer Autismus-Spektrum-Störung Lehrkräfte vor besondere Herausforderungen. Es gibt autistische Kinder und Jugendliche ohne expliziten sonderpädagogischen Förderbedarf, solche, die mit der systemisch zugewiesenen LSE-Ressource angemessen gefördert werden können und solche, die einen erhöhten Förderbedarf vergleichbar mit dem eines Kindes mit Förderbedarf in den Bereichen geistige oder körperliche und motorische Entwicklung aufweisen.“ Ich frage den Senat: Die medizinische Diagnose einer Autismus-Spektrum-Störung führt nicht in jedem Fall zur Feststellung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs. Somit kann keine gültige Aussage dahin gehend gemacht werden, bei wie vielen der in Hamburg beschulten Schülerinnen und Schüler eine Autismus-Spektrum-Störung medizinisch diagnostiziert wurde. Diese Daten werden durch die für Bildung zuständige Behörde nicht erfasst. In den Fällen, in denen das schulische Lernen durch die Auswirkungen der autismusbedingten Veränderungen bezüglich des Sozial- und Lernverhaltens in erheblichem Maße beeinträchtigt wird, wird ein sonderpädagogisches Gutachten erstellt. Bestätigt sich hierdurch der vermutete sonderpädagogische Förderbedarf, wird dieser durch die Behörde festgestellt. Gemäß § 10 der Verordnung über die Ausbildung von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf (AO-SF) gibt es hierbei folgende Abstufungen: a. Ein Förderbedarf kann im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung (auf Grundlage einer Autismus-Spektrum-Störung) festgestellt werden. Die Förderung erfolgt dann in den staatlichen Grund- und Stadtteilschulen im Rahmen der systemisch zugewiesenen LSE-Ressourcen. Allen anderen Schulen (staatlichen Gymnasien sowie Schulen aller Schulformen in freier Trägerschaft) wird die hierfür notwendige Ressource jeweils personenbezogen zugewiesen. b. Ist der Förderbedarf bei Schülerinnen und Schülern mit einer Autismus-Spektrum- Störung demgegenüber deutlich komplexer, kommt es zur Feststellung eines Förderbedarfs im Bereich Autismus und somit in allen Schulformen gleichermaßen zur Zuweisung einer personenbezogenen Ressource für den Förderschwerpunkt Autismus, die in ihrem Umfang der Ressource anderer spezieller Förderbedarfe entspricht. Drucksache 21/12838 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie viele Schüler/-innen mit einer Autismus-Spektrum-Störung gibt es im Schuljahr 2017/2018 (Stand 26.4.2018) jeweils insgesamt in den Grundschulen , Stadtteilschulen und Gymnasien differenziert nach staatlichen und nicht staatlichen Schulen? (Bitte in absoluten Zahlen und in Prozent zur Gesamtschüler-/-innenschaft der jeweiligen Schulform in einer Excel- Tabelle angeben.) 2. Für wie viele dieser Schüler/-innen (siehe Frage 1.) wird der Schule die schülerbezogene Ressource zugewiesen, die auch Schüler/-innen mit Förderbedarf in den Bereichen geistige oder körperliche und motorische Entwicklung bekommen? (Bitte sowohl Gesamtzahl sowie die Anzahl differenziert nach Schulformen und staatlichen und nicht staatlichen Schulen in der Tabelle zu 1. angeben.) 3. Für wie viele dieser Schüler/-innen (siehe Frage 1.) wird der Schule eine schülerbezogene Ressource zugewiesen, die niedriger ist als die bei Schülern/-innen mit Förderbedarf in den Bereichen geistige oder körperliche und motorische Entwicklung? (Bitte sowohl Gesamtzahl sowie die Anzahl differenziert nach Schulformen und staatlichen und nicht staatlichen Schulen in der Tabelle zu 1. angeben.) 4. Für wie viele dieser Schüler/-innen (siehe Frage 1.) wird der Schule nur die systemische LSE-Ressource zugewiesen? (Bitte sowohl Gesamtzahl sowie die Anzahl differenziert nach Schulformen und staatlichen und nicht staatlichen Schulen in der Tabelle zu 1. angeben.) Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf aufgrund einer Autismus-Spektrum-Störung im Schuljahr 2017/2018 nach Schulform und Rechtsstatus sowie Anteil an der Gesamtschülerzahl je Schulform: Rechtsstatus der Schule Schulform Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt Autismus Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung bei Autismus Spektrum Störung Anteil an allen Schülerinnen und Schülern der Schulform Anzahl Anzahl in % staatlich Grundschule 73 7 0,13 Stadtteilschule 140 23 0,28 Gymnasien 49 14 0,12 nicht staatlich Grundschule 11 5 0,26 Stadtteilschule 11 13 0,26 Gymnasien 3 6 0,20 Insgesamt 287 68 0,19 Quelle: interne Daten der zuständigen Behörde und sonderpädagogische Förderbedarfe zum 01.02.2018 5. Bei wie vielen dieser Schüler/-innen (siehe Frage 1.) wurde kein sonderpädagogischer Förderbedarf diagnostiziert und wird gar keine Personal- Ressource zugewiesen? (Bitte sowohl Gesamtzahl sowie die Anzahl differenziert nach Schulformen und staatlichen und nicht staatlichen Schulen in der Tabelle zu 1. angeben.) Siehe Vorbemerkung. 6. Wie viele Schüler/-innen mit einer Autismus-Spektrum-Störung gibt es im Schuljahr 2017/2018 (Stand 26.4.2018) jeweils an jedem einzelnen Standort für Grundschule, Stadtteilschule und Gymnasium differenziert nach staatlichen und nicht staatlichen Schulen? (Bitte jeweils mit Nennung von Standort, Sozialindex und Bezirk in absoluten Zahlen und in Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/12838 3 Prozent zur Gesamtschüler-/-innenschaft des jeweiligen Standorts in einer Excel-Tabelle angeben.) 7. Für wie viele dieser Schüler/-innen an jedem einzelnen Standort für Grundschule, Stadtteilschule und Gymnasium (siehe Frage 6.) wird deren jeweiliger Schule die schülerbezogene Ressource zugewiesen, die auch Schüler/-innen mit Förderbedarf in den Bereichen geistige oder körperliche und motorische Entwicklung bekommen? (Bitte jeweils mit Nennung von Standort, Sozialindex und Bezirk in absoluten Zahlen und in Prozent zur Gesamtschüler-/-innenschaft mit Autismus am jeweiligen Standort in der Tabelle zu 6. angeben.) 8. Für wie viele dieser Schüler/-innen an jedem einzelnen Standort für Grundschule, Stadtteilschule und Gymnasium (siehe Frage 6.) wird deren jeweiliger Schule eine schülerbezogene Ressource zugewiesen, die niedriger ist als die bei Schülern/-innen mit Förderbedarf in den Bereichen geistige oder körperliche und motorische Entwicklung? (Bitte jeweils mit Nennung von Standort, Sozialindex und Bezirk in absoluten Zahlen und in Prozent zur Gesamtschüler-/-innenschaft mit Autismus am jeweiligen Standort in der Tabelle zu 6. angeben.) 9. Für wie viele dieser Schüler/-innen an jedem einzelnen Standort für Grundschule, Stadtteilschule und Gymnasium (siehe Frage 6.) wird deren jeweiliger Schule nur die systemische LSE-Ressource zugewiesen ? (Bitte jeweils mit Nennung von Standort, Sozialindex und Bezirk in absoluten Zahlen und in Prozent zur Gesamtschüler-/-innenschaft mit Autismus am jeweiligen Standort in der Tabelle zu 6. angeben.) Im Schuljahr 2017/2018 werden Schülerinnen und Schüler mit einem sonderpädagogischem Förderbedarf aufgrund einer Autismus-Spektrum-Störung in Hamburg im Bereich der öffentlichen Schulen an 45 Grundschulen, 42 Stadtteilschulen sowie 29 Gymnasien gefördert. In Schulen in freier Trägerschaft bieten neun Grundschulen, zehn Stadtteilschulen sowie vier Gymnasien eine sonderpädagogische Förderung für diese Schülergruppierung. An allen Schulen sind dabei nur vereinzelt Schülerinnen und Schüler mit entsprechendem sonderpädagogischem Förderbedarf, sodass allein bei Nennung des Schulstandorts ein Rückschluss auf den Einzelfall nicht auszuschließen wäre. Aus datenschutzrechtlichen Gründen werden daher nur die Schulstandorte benannt, die mehr als fünf Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarf aufgrund einer Autismus-Spektrum-Störung beschulen. Im Übrigen siehe Anlage. 10. Bei wie vielen dieser Schüler/-innen an jedem einzelnen Standort für Grundschule, Stadtteilschule und Gymnasium (siehe Frage 6.) wurde kein sonderpädagogischer Förderbedarf diagnostiziert und wird gar keine Personal-Ressource zugewiesen? (Bitte jeweils mit Nennung von Standort, Sozialindex und Bezirk in absoluten Zahlen und in Prozent zur Gesamtschüler-/-innenschaft mit Autismus am jeweiligen Standort in der Tabelle zu 6. angeben.) Siehe Vorbemerkung. S ch ül er in ne n un d S ch ül er m it ei ne m s on de rp äd ag og is ch em F ör de rb ed ar f a uf gr un d ei ne r A ut is m us -S pe kt ru m -S tö ru ng (S ch ul ja hr 2 01 7/ 18 ) R ec ht ss ta tu s de r S ch ul e S ch ul fo rm S ch ul na m e S oz ia lin de x B ez irk d er S ch ul e (H au pt st el le ) A nz ah l S uS in sg es am t A nz ah l S uS m it so nd er pä da go - gi sc he m F ör de rsc hw er pu nk t A ut is m us A nt ei l i n % A nz ah l S uS m it so nd er pä da go gi sc he m Fö rd er sc hw er pu nk t e m ot io na le u nd s oz ia le E nt w ic kl un g b. 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