BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/12985 21. Wahlperiode 15.05.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dr. Alexander Wolf (AfD) vom 08.05.18 und Antwort des Senats Betr.: Analphabetismus in Hamburg Der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V. definiert primären Analphabetismus als vollständiges Fehlen von Lese- und Rechtschreibkenntnissen . Sekundärer Analphabetismus liegt vor, wenn nach mehr oder minder erfolgreichem Schulbesuch ein Prozess des Vergessens einsetzt , bei dem einmal erworbene Schriftkenntnisse wieder verloren gehen. Die Kinder haben während der Schulzeit nie richtig lesen und schreiben gelernt, als Jugendliche oder Erwachsene haben sie die wenigen erworbenen Fähigkeiten wieder verlernt. Ob eine Person als Analphabet gilt, hängt nicht nur von ihren individuellen Lese- und Schreibkenntnissen ab. Darüber hinaus muss berücksichtigt werden, welcher Grad an Schriftsprachbeherrschung innerhalb der konkreten Gesellschaft, in der diese Person lebt, erwartet wird. Wenn die individuellen Kenntnisse niedriger sind als die erforderlichen und als selbstverständlich vorausgesetzten Kenntnisse, liegt funktionaler Analphabetismus vor.1 Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Wie viele Personen in Hamburg gelten als Analphabeten und wie werden diese Personen in der Statistik erfasst? Bitte auch den prozentualen Anteil der Analphabeten an der Hamburger Gesamtbevölkerung angeben . Siehe Drs. 21/12785. 2. Welche Definitionen werden für das Merkmal Analphabetismus oder spezifische Formen des Analphabetismus zugrunde gelegt? Analphabetismus ist gegeben, wenn Personen nicht über hinreichende Lese- und Schreibkompetenz verfügen, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. 3. Welche Erkenntnisse hat der Senat über die Ursachen von Analphabetismus in Hamburg? Ursache für Analphabetismus ist oftmals ein komplexes Bedingungsgefüge aus individuellen , familiären, schulischen und gesellschaftlichen Faktoren. Ein wesentlicher Ausgangspunkt bei Problemen mit dem Erwerb schriftsprachlicher Fähigkeiten ist der Bildungsstand der eigenen Eltern, das heißt in einem bildungsfernen Elternhaus steigt die Wahrscheinlichkeit von Analphabetismus. Weitere Faktoren können schulische Erfahrungen, geringe Lese- und Schreibpraxis, Vermeidung von 1 Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V., unter: http://www.alphabetisierung.de/infos/analphabetismus/ (abgerufen am: 18.04.2018). Drucksache 21/12985 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Schriftsprache bei Unsicherheit sowie vermeintliche Unterstützung durch ein mitwissendes Umfeld sein. Im Übrigen siehe Drs. 21/12785. 4. Welche Erkenntnisse hat der Senat über die soziokulturellen Hintergründe der Analphabeten in Hamburg? Bitte ggf: differenzieren nach folgenden Faktoren: Alter, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, Migrationshintergrund , Schulbildung. Über die soziokulturellen Hintergründe der Analphabeten in Hamburg liegen der für Bildung zuständige Behörde keine gesicherten Erkenntnisse vor.