BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/13098 21. Wahlperiode 25.05.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Jennyfer Dutschke (FDP) vom 17.05.18 und Antwort des Senats Betr.: Steuertrendwertberechnung des Senats – Woher kommen die hohen Abschläge und Trendbrüche? (II) Die Fragen in Drs. 21/12958 sind vom Senat offenbar teilweise missverstanden worden. Bekannt ist beispielsweise die Tatsache, dass seit dem Finanzrahmengesetz (FRG) von 2015 zusätzliche Mittel aus der Änderung des Finanzausgleichsgesetzes (FAG) dem Steuertrend hinzugerechnet („FAG- Mittel“) und deshalb die um diese Beträge erhöhten Steuertrendwerte in einer gesonderten Spalte der entsprechenden Tabellen1 aufgeführt werden. Die entsprechenden Fragen in Drs. 21/12958 bezogen sich jedoch auf den reinen Steuertrend ohne Berücksichtigung der zusätzlichen FAG-Mittel, mithin die Werte der dritten Spalte der oben genannten Tabellen; dies insbesondere auch deshalb, da nur die Veränderung dieser Trendwerte in Folge des „Gleitens“ des Basiszeitraums den jeweiligen Änderungsbeträgen der im FRG festgelegten Obergrenzen des bereinigten Finanzmittelbedarfs zugrunde liegt. Mit „Zu- oder Abschlägen“ auf die Trendwerte waren in Drs. 21/12958 insoweit insbesondere auch Effekte durch Steuerrechtsänderungen jenseits des FAG gemeint, die in die oben genannten Senatstabellen zur Darstellung der Steuertrendwerte einfließen. Die bislang hierzu stets nur als schlichte Aufzählung angeführten Steuerrechtsänderungen2 gaben und geben nämlich jeweils keinerlei Hinweis über ihre konkreten betragsmäßigen Auswirkungen auf die sich aus dem reinen exponentiellen Steuertrendwertmodell ergebenden Werte. Dieses bis dato verwendete exponentielle Trendwertmodell war dabei bis 2015 durch konstante (prozentuale) Wachstumsraten und entsprechende Trendwertverläufe gekennzeichnet, wie zum Beispiel auch aus Abbildung 2 in Drs. 21/2176 oder Grafik 1 in Drs. 20/1678 ersichtlich ist. Die sich auf Basis der vom Senat vorgelegten Ist-Steuererträge aus dem reinen exponentiellen Trendwertmodell ergebenden Steuertrendwerte wurden jedoch seit 2016 offenbar immer deutlicher durch die Berücksichtigung von „Zu- oder Abschlägen“ als Folge von Steuerrechtsänderungen oder anderen Effekten abgeändert, insbesondere im jeweiligen Prognosezeitraum. In jedem Falle ließen sich zuletzt deutliche „Knicke“ in den jeweils neueren Trendwertverläufen 3 ausmachen, die so in Abbildung 2 der Drs. 21/2176 noch nicht aufgetre- 1 Vergleiche zum Beispiel Seite 42 Finanzbericht 2017/2018, Anlage 3 der Drs. 21/10872 oder Anlage 3 der Drs. 21/12517. 2 Vergleiche beispielsweise Seite 40 des Finanzberichts 2017/2018, Anlage 1 der Drs. 21/10872 oder Anlage 2 der Drs. 21/12517. 3 Vergleiche Abbildung 3 in Drs. 21/12517 und Abbildung 1 der Drs. 21/10872. Drucksache 21/13098 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 ten und für ein reines exponentielles Trendwertmodell eher ungewöhnlich sind. Die folgende Grafik veranschaulicht diese Entwicklung.4 Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat teilweise erneut: 1. Jenseits der FAG-Mittel: In jeweils welcher Höhe waren beziehungsweise sind sich aus Steuerrechtsänderungen oder welchen anderen Effekten ergebende Änderungsbeträge („Zu- oder Abschläge“) in die verschiedenen , seit 2016 vom Senat vorgelegten Entwicklungen der Steuertrendwerte eingeflossen? (Bitte jeweils jahresweise nach jeweiligem Sachstand der Tabelle A3 im Finanzbericht 2017/2018, der Anlage 3 in Drs. 21/10872 und der Anlage 3 in Drs. 21/12517 differenziert angeben.) Siehe Anlage 1. 2. Auf jeweils welche der in den unter Fußnote 2 genannten Quellen aufgeführten Steuerrechtsänderungen sind in den Jahren seit 2015 besonders große Änderungswirkungen auf den Steuertrend zurückzuführen? Wie hoch fallen diese in jeweils welchem Jahr aus? 4 Datenquellen der Grafik: Finanzbericht 2015/2016 (Seite 261), Drs. 21/2176 (Anlage 3), Drs. 21/10872 (Anlage 3), Drs. 21/12517 (Anlage 3). Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/13098 3 (Bitte nach genannten Quellen beziehungsweise jeweiligen Steuerrechtsänderungen differenziert darstellen.) Siehe Anlage 2. 3. Wie hoch liegt der jeweilige Steuertrendwert für die Jahre 2018 bis 2022 auf Basis der in Anlage 3 der Drs. 21/10872 beziehungsweise 21/12517 genannten Ist-Daten des Stützzeitraums 1996 bis 2016 bei Anwendung des reinen exponentiellen Steuertrendmodells ohne die unter Frage 1. genannten Zu- oder Abschläge? Wie hoch liegt der jeweilige Steuertrendwert dann auf Basis des Stützzeitraums 1997 bis 2017? (Bitte tabellarisch nach Stützzeiträumen differenziert angeben.) Siehe Anlage 3. 4. Die im Haushalt auf Basis der Steuerschätzung veranschlagten, Hamburg verbleibenden Steuererträge werden letztlich um Aufwendungen für den Länderfinanzausgleich, Periodenabgrenzungen sowie einen Vorsichtsabschlag bereinigt. Letzterer beträgt 220 Millionen Euro im ersten Plan-Jahr, 350 Millionen Euro im zweiten Jahr, 480 Millionen Euro im dritten Jahr und so weiter.5 Aus der Differenz dieser bereinigten, Hamburg verbleibenden Steuererträge und dem Steuertrend inklusive der für das jeweilige Jahr vorgesehen FAG-Mittel ergibt sich die Konjunkturposition .6 Wurden vom Senat bei der Berechnung der Angaben zur Höhe der Konjunkturposition in Drs. 21/12517 beziehungsweise Drs. 21/12891 auf Basis der November-Steuerschätzung jeweils die bislang bei der Veranschlagung von Steuererträgen im Haushaltsplan üblichen Vorsichtsabschläge in Höhe von 220 Millionen Euro im ersten Jahr, 350 Millionen Euro im zweiten Jahr und so weiter berücksichtigt? Wenn nein, warum nicht und wie berechnet sich die in den oben genannten Drucksachen dargestellte Konjunkturposition dann konkret? Zuführung beziehungsweise Entnahme zur Konjunkturposition berechnen sich im Plan als Differenz zwischen veranschlagten Steuererträgen und Steuertrendwert des jeweiligen Jahres. In den Drs. 21/12517 und 21/12891 wurden die Abschläge nicht berücksichtigt. In der Mai-Steuerschätzung 2018, die dem Haushaltsplan-Entwurf 2019/2020 und der mittelfristigen Finanzplanung zugrunde liegen wird, sind die Erwartungen für Hamburg defensiv geschätzt worden, indem zum Beispiel vorsichtige Annahmen etwa bei der Schätzung der Bruttolohn- und -gehaltssumme und den Zerlegungsanteilen Hamburgs gemacht wurden. An der Berechnungsmethode der Konjunkturposition ändert sich grundsätzlich nichts. 5. Wie hoch liegt die Zuführung zur Konjunkturposition 2018 bis 2020 auf Basis der November-Steuerschätzung und der unter 4. genannten Methodik bei Nutzung der unter Frage 3. genannten Trendwerte jeweils? Wie hoch liegt sie dann unter Nutzung der Daten der aktuellen Mai- Steuerschätzung? (Bitte jahresweise auflisten.) Zur Konjunkturposition auf Grundlage der Novembersteuerschätzung siehe Anlage 4. Die Mai-Steuerschätzung wird erstmalig im Rahmen der Einbringung des Haushaltplan -Entwurfs 2019/2020 für die Berechnung der Konjunkturposition berücksichtigt. Dieser wird wie gewohnt der Bürgerschaft zugeleitet werden. 5 Vergleiche Finanzbericht 2017/2018, Seite 19 (Tabelle 9) und Drs. 21/11058, Seite 4 (Tabelle 4). 6 Vergleiche Finanzbericht 2017/2018, Seite 19 (Tabelle 10). Steuerrechtsänderungen (in Mio. €) Jahr Drs. 21/10872 Drs. 21/12517 Finanzbericht 2017/18 2016 -41,1 2017 -101,3 -18,6 2018 -23,0 -105,7 -16,5 2019 -92,6 -148,5 -16,5 2020 -92,6 102,6 -16,5 2021 -92,6 135,2 -16,5 2022 -92,6 135,2 Drucksache 21/13098 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Anlage 1 S te ue rr ec ht sä nd er un ge n m it gr oß er A us w irk un g au f d en S te ue rtr en d (in M io . € ) G es et ze sä nd er un g Ja hr Au sw irk un g G es et ze sä nd er un g Ja hr Au sw irk un g G es et ze sä nd er un g Ja hr Au sw irk un g G es et z zu r A nh eb un g de s G ru nd fre ib et ra gs , d es K in de rfr ei be tra gs , d es K in de rg el de s un d de s K in de rz us ch la gs v om 1 6. J ul i 20 15 20 17 -8 8 G es et z zu r U m se tz un g de r Ä nd er un ge n de r E U -A m ts hi lfe ric ht lin ie u nd v on w ei te re n M aß na hm en g eg en G ew in nk ür zu ng en u nd – ve rla ge ru ng en vo m 2 0. D ez em be r 2 01 6 (B G B l. I, N r. 63 , S . 3 00 0) 20 18 -9 5 A nw en du ng d es B FH -U rte ils v om 17 .1 2. 20 14 I R 3 9/ 14 z ur v ol le n "S ch ac ht el pr iv ile gi er un g" im ge w er be st eu er re ch tli ch en O rg an kr ei s in fo lg e so g. B ru tto m et ho de (B S tB l. 20 15 II N r. 21 , S . 1 05 2) 20 16 -3 7 G es et z zu r U m se tz un g de r Ä nd er un ge n de r E U - A m ts hi lfe ric ht lin ie u nd v on w ei te re n M aß na hm en g eg en G ew in nk ür zu ng en u nd –v er la ge ru ng en v om 2 0. D ez em be r 2 01 6 (B G B l. I, N r. 63 , S . 3 00 0) 20 18 -9 5 G es et z ge ge n sc hä dl ic he S te ue rp ra kt ik en im Z us am m en ha ng m it R ec ht eü be rla ss un ge n vo m 2 7. J un i 2 01 7 (B G B l. I N r. 43 , S . 2 07 4) 20 19 -3 4 G es et z zu r N eu re ge lu ng d es bu nd es st aa tli ch en Fi na nz au sg le ic hs sy st em s ab d em J ah r 20 20 u nd z ur Ä nd er un g ha us ha lts re ch tli ch er V or sc hr ift en v om 1 4. A ug us t 2 01 7 (B G B l. I N r. 57 , S . 3 12 2) ; A rt. 2 Ä nd er un g de s FA G u nd A rt. 5 S an ie ru ng sh ilf en ge se tz (S an G ) 20 20 25 1 D rs . 2 1/ 10 87 2 D rs . 2 1/ 12 51 7 Fi na nz be ric ht 2 01 7/ 18 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/13098 5 Anlage 2 Trend ohne Bereinigung (in Mio. €) Jahr Drs. 21/10872 Drs. 21/12517 1996 5.810,1 1997 5.971,2 1998 6.136,8 1999 6.307,0 2000 6.481,9 2001 6.661,7 2002 6.846,4 2003 7.036,3 2004 7.231,4 6.817,6 2005 7.432,0 7.063,2 2006 7.638,1 7.317,7 2007 7.849,9 7.581,4 2008 8.067,6 7.854,6 2009 8.291,4 8.137,6 2010 8.521,3 8.430,9 2011 8.757,6 8.734,7 2012 9.000,5 9.049,4 2013 9.250,1 9.375,5 2014 9.506,7 9.713,3 2015 9.770,3 10.063,3 2016 10.041,3 10.425,9 2017 10.319,7 10.801,6 2018 10.605,9 11.190,8 2019 10.900,1 11.594,1 2020 11.202,4 12.011,9 2021 11.513,0 12.444,7 2022 11.832,3 12.893,1 Drucksache 21/13098 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 6 Anlage 3 Zuführung zur Konjunkturposition (in Mio. €) Jahr Drs. 21/10872 Drs. 21/12517 2018 10.605,9 11.190,8 2019 10.900,1 11.594,1 2020 11.202,4 12.011,9 Jahr Steuereinnahmen 2018 11.415 2019 11.806 2020 12.302 Jahr nzw Steuern 2018 -69 2019 -94 2020 -98 Jahr Steuererlöse 2018 11.347 2019 11.712 2020 12.204 Jahr Drs. 21/10872 Drs. 21/12517 2018 741 156 2019 812 118 2020 1.002 192 1 für Rückstellungen etc. Zuführung zur Konjunkturposition Trendwert laut Anlage 3 Novembersteuerschätzung Veranschlagte pauschale nzw Plan-Komponente1 Novembersteuerschätzung Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/13098 7 Anlage 4 13098ska_Text 13098ska_Anlagen 13098ska_Antwort_Anlage1 Trend 2018 mit § 1 FAG-Änderung 13098ska_Antwort_Anlage2 Trend 2018 mit § 1 FAG-Änderung 13098ska_Antwort_Anlage3 Trend 2018 mit § 1 FAG-Änderung 13098ska_Antwort_Anlage4 Trend 2018 mit § 1 FAG-Änderung