BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/13116 21. Wahlperiode 29.05.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Carsten Ovens (CDU) vom 22.05.18 und Antwort des Senats Betr.: Wacklige Gründerszene an Hamburger Hochschulen weiter festigen Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) leistet durch finanzielle Transfers Unterstützungshilfe für innovative Gründungsprojekte an deutschen Universitäten. Diese EXIST-Fördermittel sind ein erfolgreicher Förderfaktor der Gründerszene an deutschen Hochschulen. Dank dieser Mittel entwickeln sich laut EXIST-Bericht 2017 75 Prozent der unterstützten Projekte langfristig zu Unternehmen. Beispielsweise profitierte die Compositence GmbH, ein Hersteller für Carbon- und Glasfaserprodukte, durch das nationale Programm. Zwischen 2008 und 2011 erhielt die Gründung an der Universität Stuttgart intensive Hilfe durch EXIST und ist heute ein wettbewerbsfähiger wirtschaftlicher Akteur. Auch an Hamburger Universitäten gibt es erste Erfolgsmeldungen: So entwickelt sich das an der Universität Hamburg gegründete EXIST-geförderte Start-up Taxdoo sehr erfolgreich. In Hamburg ist das Bild dennoch insgesamt sehr überschaubar. Laut BMWI erhält lediglich die Technische Universität Hamburg seit 2016 EXIST- Fördermittel als institutionelle Förderung. An der Universität Hamburg gab es im selben Jahr gerade einmal zwei EXIST-Förderungen. Dem Gründungsradar 2016 zufolge befindet sich keine der Hamburger Universitäten auf der Liste der deutschen Top-Gründerhochschulen. Vor diesem Hintergrund kann geschlussfolgert werden, dass an Hamburger Hochschulen bislang keine ausreichenden Rahmenbedingungen vorhanden sind, um eine erfolgreiche Gründerszene wachsen zu lassen. Eine Ursache dafür ist laut Hamburgischem Weltwirtschaftsinstitut (HWWI), dass der regelmäßige Austausch zwischen bereits etablierten Unternehmen und aufstrebenden Start-ups häufig ausbleibe. Außerdem gebe es laut EY Start-up- Barometer zu wenige Investitionen für die Hamburger Gründerszene. Denn während 2017 in Berliner Gründerprojekte 3 Milliarden Euro investiert wurden , waren es in Hamburg nur 230 Millionen Euro. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Hamburg ist in Deutschland neben Berlin eine der führenden Metropolen für Existenzgründungen und ein attraktiver Dienstleistungs-, Industrie- und Technologiestandort. Vielfältige Unterstützungsangebote in den Bereichen Beratung, Finanzierung, Coaching und Vernetzung tragen den Bedürfnissen der Gründerinnen und Gründer und den komplexen Anforderungen im Gründungsgeschehen Rechnung. Existenzgründungen sind die Grundlage für wirtschaftliches Wachstum und Beschäftigung. In der digitalen Welt werden zunehmend die innovativen Startups zum Motor des Strukturwandels . Vor dem Hintergrund der hohen volkswirtschaftlichen Bedeutung von Drucksache 21/13116 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Unternehmensgründungen hat die Gewährleistung guter Rahmenbedingungen für den Senat einen hohen wirtschafts- und technologiepolitischen Stellenwert. Aktivitäten im Bereich Innovation und Technologietransfer werden in den Hochschulen verstärkt als Regelaufgaben betrachtet und betrieben und durch das Globalbudget finanziert. Darüber hinaus hat der Senat eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten für Gründerinnen und Gründer auch aus dem Hochschulbereich etabliert. Siehe hierzu unter anderem die Drucksachen zur Errichtung von Innovationsparks und zum Ausbau der Innovations- und Startup-Förderung zur Stärkung des Wissenschafts- und Innovationsstandortes Hamburg, zur Förderung von wissensintensiven Gründungen im Umfeld von Hochschulen und Forschungseinrichtungen – „beyourpilot – Startup Port Hamburg“, zur Stellungnahme des Senats für die Beantwortung des Bürgerschaftlichen Ersuchens „Junge innovative Unternehmen nachhaltig fördern – Gründung eines ,Hamburger Innovations-Wachstumsfonds“ sowie zur Förderung von Start-up- Gründungen – Einführung eines Hamburger „Startup-Gründungsstipendiums“ (21/12248, 21/11905, 21/10348 und 21/11904). Im Übrigen siehe Drs. 21/12728, 21/12237 und 21/12528. Der Begriff Gründungen wurde innerhalb der Fragen nicht eindeutig definiert. Unter Gründungen kann verstanden werden: gemeinsamer Beschluss eines Vorhabens (streng genommen wird hier die Gruppe zu einer GbR), nach außen Auftreten als Start-up durch Webpage oder Ähnliches (Außengesellschaft), Förderung als Gründerteam , Gründung einer GmbH oder Ähnliches, Eintragung im Handelsregister et cetera. Eine vergleichbare Betrachtungsweise wird hierdurch erschwert. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der staatlichen Hamburger Hochschulen wie folgt: 1. In welcher Höhe wurden wie viele Projekte von Hamburger Hochschulen zwischen 2011 bis einschließlich 2018 durch das EXIST-Förderprogramm unterstützt? Bitte tabellarisch für jedes einzelne Jahr und Projekt angeben. Siehe Anlage. 2. Wie viele Gründungen gab es in den Jahren 2011 bis einschließlich 2018 an Hamburger Hochschulen? Bitte tabellarisch für jedes einzelne Jahr angeben. Anzahl der Gründungen im Jeweiligen Jahr Hochschule 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) keine systematische Datenerhebung 3 2 2 Bisher keine Daten Hochschule für bildende Künste (HFBK) 0 7 2 1 2 2 5 Bisher keine Daten Technische Universität Hamburg- Harburg1 (TUHH) 6 20 34 47 47 30 Stand 05/2018 Universität Hamburg2 (UHH) 1 2 3 1 2 1 Bisher keine Daten 1 Im Startup Dock betreute Gründerprojekte. Die Erhebung der Daten findet seit 2015 systematisch statt. Vor 2013 gab es keine Erhebung, da das Startup Dock seine Arbeit erst Ende 2013 aufgenommen hat. Vor 2015 bestehen somit ausschließlich Zahlen zu EXIST- Gründerstipendien beziehungsweise Forschungstransfer-Förderungen. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/13116 3 2 Gründungen aus der Universität Hamburg, die ohne finanzielle Unterstützung durch EXIST stattfinden, werden nicht zentral erfasst. Entsprechend können nur die Gründungen, hervorgegangen aus EXIST-Projekten, dargestellt werden. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. 3. Wie bewerten der Senat beziehungsweise die zuständigen Behörden die Tatsache, dass die Hamburger Hochschulen nicht zu den Top-Gründerhochschulen in Deutschland gehören? Entgegen der Fragestellung hat sich die TUHH bereits im Jahre 2013 als eine von damals lediglich zwölf EXIST-Gründerhochschulen (EXIST IV) qualifizieren können und wird vom Gründerradar-Ranking unter den mittelgroßen Universitäten bereits seit Jahren im Spitzenfeld des Rankings geführt. 4. Liegt es im Interesse des Senats beziehungsweise der zuständigen Behörden, die für ihre Gründungsprojekte bekannte HAW vermehrt zu fördern? Wenn ja, wie? Wenn nicht, warum nicht? Ja. Die staatlichen Hamburger Hochschulen erhalten zur Erfüllung ihrer Aufgaben ein Globalbudget, das sie eigenständig bewirtschaften. Die HAW nimmt als Hochschule für Angewandte Wissenschaften in besonderem Maße praxisnahe Forschungs- und Entwicklungsaufgaben wahr, für die sie diese Mittel eigenverantwortlich zur Schwerpunktsetzung im Sinne der Gründungkultur an der HAW einsetzen kann. Sie wird hierbei vom Senat über die jährlichen Zuweisungen im Rahmen des Globalbudgets hinaus auch durch weitere Sondermitteln zum Ausbau ihrer Transferfähigkeit unterstützt . 5. Wodurch möchten der Senat beziehungsweise die zuständigen Behörden sicherstellen, dass die Hamburger Hochschulen die Kriterien erfüllen , um eine EXIST-Gründerhochschule zu werden? Eine Fortsetzung des Programmes als „EXIST Gründungskultur – Die Gründerhochschule (EXIST IV)“ ist nach Auskunft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) in der bestehenden Form nicht vorgesehen. Wie bereits in der Drs. 21/12237 beschrieben, wird die strukturelle Programmlinie „EXIST Gründungskultur – Die Gründerhochschule“ derzeit durch das BMWi für die Vorbereitung einer Nachfolgerichtlinie konzeptionell überarbeitet. Die Förderrichtlinie und Kriterien für die kommende Ausschreibung sind noch nicht bekannt. 6. Wie ist der Stand der Dinge bei der sogenannten Gründerplattform „Be Your Pilot“? Die Projektentwicklung verläuft planmäßig. Im EU-weiten Vergabeverfahren konnte sich die Firma WABSOLUTE GmbH als IT-Dienstleister für die Umsetzung der Online- Funktionalitäten durchsetzen. Anfang Mai wurde das Pflichtenheft abgegeben, das Aussagen über die prozessuale und inhaltliche Ausgestaltung der Module der Plattform enthält sowie die Qualitätsanforderungen definiert. Durch den Unterauftragnehmer Syndicate Design AG werden derzeit eine Corporate Identity, das Design und die Benutzerführung für die Plattform entwickelt. Die zentralen Module der Plattform sollen bis zum Ende des Jahres 2018 entwickelt, getestet und einsatzbereit sein. 7. Wie möchten der Senat beziehungsweise die zuständigen Behörden sicherstellen, dass Hamburger Hochschulen langfristig zu den deutschen sogenannten Top-Gründerhochschulen gehören? Siehe Vorbemerkung und Antwort zu 3. Drucksache 21/13116 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Anlage Universität Projektkurzbezeichnung Fördervolumen Jahr HAW noch keine Datenerhebung 2011 HAW 2012 HAW 2013 HAW Osmotic Studios + CWA 165.666,67 € 2015 HAW CWA 81.333,33 € 2016 TUHH EXIST-Forschungstransfer: BioParSys 302.339,00 2012 TUHH EXIST-Embella-Hygieneartikel- Entsorgungsverpackung 100.000,00 2012 TUHH EXIST-tabbt 138.000,00 2013 TUHH EXIST-mobileGC 92.800,00 2014 TUHH EXIST-juicify 116.000,00 2015 TUHH EXIST-Vilisto 125.900,00 2016 TUHH EXIST- Pipe-Hydro 117.500,00 2016 TUHH EXIST-nuewiel 129.000,00 2016 TUHH EXIST-Gründerstipendium PROSPER 135.100,00 2016 TUHH EXISTt-Gründerstipendium: Bluebird 125.000,00 2016 TUHH EXIST-jetlite 113.000,00 2016 TUHH EXIST-Zeugnisprofil 122.500,00 2017 TUHH EXIST-Breeze 125.000,00 2017 TUHH Exist-GitMate 125.000,00 2017 TUHH EXIST: Visiolytics 125.000,00 2017 TUHH EXIST: aiconix.ai 117.350,00 2017 TUHH EXIST: recalm 125.000,00 2017 TUHH EXIST Forschungstransfer: Elektronisches Tumormonitoring (Tumorimplantat) 862.077,41 2018 TUHH EXIST-Forschungstransfer: WISE 802.667,83 2018 TUHH EXIST-Selftest 128.600,00 2018 TUHH EXIST - Gründungskultur 65.812,00 2012 TUHH Exist I - Die Gründerhochschule 1.255.455,73 2013 TUHH Exist II - Die Gründerhochschule 688.230,00 2015 TUHH EXIST III - Die Gründerhochschule 1.505.086,26 2016 TUHH EXIST-Workshop 2015 6.000,00 2015 UHH OpenChrom 106.700,00 € 2012 UHH YouVal 42.500,00 € 2013 UHH Plattform zum Handeln von Kleinsteinheiten von Immobilien (ImmoPlattform) 72.400,00 € 2013 UHH MIT 82.100,00 € 2014 UHH RockDB 94.000,00 € 2014 UHH PuttView 122.000,00 € 2015 UHH ITLeadr 119.800,00 € 2016 UHH Taxdoo 140.600,00 € 2016 UHH CiDO 111.000,00 € 2017 UHH Localize 111.000,00 € 2018 UHH GlycoActives 1.167.511,40 € 2018 UHH Mentor.GG 135.000,00 € 2018 UHH proceer (vormals OaaS) 135.000,00 € 2018 UHH Metronus 135.000,00 € 2018