BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/13275 21. Wahlperiode 08.06.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Prof. Dr. Jörn Kruse (AfD) vom 01.06.18 und Antwort des Senats Betr.: Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank (GRÜNE) äußerte sich in einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“1 vom 11. Mai 2018 zum Thema Integration von Geflüchteten und den damit einhergehenden Schwierigkeiten. Dabei ging es um das Thema Sicherheit und die Integration in den Arbeitsmarkt. In diesem Zusammenhang sagte sie, dass Straftaten von Asylbewerbern 2017 um fast ein Fünftel zurückgegangen und rund 40 Prozent mehr Geflüchtete in sozialversicherungspflichtige Jobs gekommen seien als im Vorjahr. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beatwortet die Fragen teilweise auf der Grundlage von Angaben der Agentur für Arbeit Hamburg (Agentur) sowie Jobcenter team.arbeit.hamburg (Jobcenter) wie folgt: 1. Wie viele Straftaten wurden 2016 und 2017 von Asylbewerbern begangen ? Bitte nach Herkunftsland, Geschlecht, Alter und Muttersprache aufschlüsseln. Statistiken im Sinne der Fragestellung werden bei der Polizei nicht geführt. Die Polizei erfasst Straftaten gemäß Straftatenkatalog der Richtlinien für die Erfassung und Verarbeitung der Daten in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS). In der PKS werden Daten zum Aufenthaltsstatus beim Tatverdächtigen und nicht bei der Fallzählung erhoben. Bei der Berechnung der Tatverdächtigen wird in der PKS eine echte Tatverdächtigenzählung vorgenommen. Dabei wird ein Tatverdächtiger nur einmal gezählt, auch wenn er mehrfach registriert wurde. Dieses Prinzip wird sowohl für die Anzahl der Tatverdächtigen insgesamt als auch für die Anzahl der Tatverdächtigen für jedes Delikt angewendet. Wird ein Tatverdächtiger mit zwei verschiedenen Delikten registriert , wird er für das jeweilige Delikt als Tatverdächtiger gezählt; für Tatverdächtige insgesamt wird er dagegen nur einmal gezählt. Daher kann zur Anzahl von durch Asylbewerber begangenen Straftaten standardmäßig in der PKS keine Aussage getroffen werden. Die Anzahl der in der PKS erfassten tatverdächtigen Asylbewerber der Jahre 2016 und 2017 sowie die Anzahl der jeweils davon männlichen und weiblichen TV sind in der nachfolgenden Tabelle dargestellt: Tatverdächtige Asylbewerber 2016 2017 gesamt 4.959 3.718 1 https://www.welt.de/regionales/hamburg/article176274624/Katharina-Fegebank-ueber- Integration-Die-liberale-Buergergesellschaft-braucht-Spielregeln.html. Drucksache 21/13275 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Tatverdächtige Asylbewerber 2016 2017 davon männlich 4.437 3.271 davon weiblich 522 447 Eine Erfassung der Muttersprache erfolgt in der PKS nicht, eine standardmäßige Auswertung nach Herkunftsländern und Alter im Sinne der Fragestellung ist in der PKS nicht vorgesehen. Zur Beantwortung dieser Fragen wäre eine Durchsicht aller Hand- und Ermittlungsakten des erfragten Zeitraums bei der Polizei erforderlich. Die Auswertung von mehreren Zehntausend Akten ist in der für die Beantwortung Parlamentarischer Anfragen zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. a. Sind es im Vergleich zu 2016 ein Fünftel weniger Straftaten? Die Anzahl tatverdächtiger Asylbewerber nahm von 2016 auf 2017 um 25 Prozent ab. Im Übrigen siehe Antwort zu 1. 2. Wie viele Asylbewerber befanden sich 2016 und 2017 in sozialversicherungspflichtigen Verhältnissen? Bitte nach Herkunftsland, Geschlecht, Alter, Muttersprache und Branche aufschlüsseln. a. Wie viele davon in Zeitarbeit? b. Wie viele davon sind erwerbstätige Arbeitslosengeld-II-Bezieher? c. Basierend auf den erfragten Zahlen, sind im Vergleich zu 2016 40 Prozent mehr Flüchtlinge in sozialversicherungspflichtige Jobs gekommen? Asylbewerber im engen Sinne oder Personen im Kontext Flucht werden in den vorliegenden Fachstatistiken der Bundesagentur für Arbeit nicht gesondert ausgewiesen. Ersatzweise wird daher das Staatenaggregat aus acht Asylherkunftsländern verwendet . Entsprechend sind in der beigefügten Auswertung (Anlage 1) Personen mit der Staatsangehörigkeit Afghanistan, Eritrea, Irak, Islamische Republik Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia oder Arabische Republik Syrien enthalten. Im Übrigen siehe Drs. 21/13054 und 21/12482 sowie Migrations-Monitor Arbeitsmarkt – Beschäftigte nach Staatsangehörigkeiten: https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Statistische-Analysen/ Statistische-Sonderberichte/Generische-Publikationen/Migrations-Monitor- Beschaeftigung-Struktur-und-Veraenderungen.zip. 3. Welche beruflichen Kompetenzen der Geflüchteten werden erfasst und wie (Selbstangaben/Nachweise et cetera)? Bitte wie in Frage 2. aufschlüsseln . In einem persönlichen Erstgespräch werden standardisiert (bei allen Kundinnen und Kunden ohne Unterscheidung nach Nationalität oder Ähnliches) berufliche Kompetenzen als Ergebnis der eigenen Aussagen und anhand vorhandener Nachweise der Kundinnen und Kunden erfasst. Im IT-Fachverfahren (VerBIS) wird ein Lebenslauf mit folgenden Merkmalen erfasst: Höchste Schulabschlüsse Dauer der jeweiligen Schulabschlüsse „von – bis“ Berufsausbildung mit und ohne Abschluss Berufliche Erfahrungen „von – bis“ Hochschulausbildung mit und ohne Abschluss Dauer des/der Hochschulbesuche „von – bis“ Sprachkompetenzen (inklusive Ausprägungen von Grundkenntnissen bis verhandlungssichere Kenntnisse); Deutsch und Fremdsprachen Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/13275 3 Darüber hinaus liegen der zuständigen Behörde Erkenntnisse von insgesamt 1.562 in 2017 neu angekommenen erwerbsfähigen Geflüchteten aus dem Ankunftszentrum vor: Tabelle 1: Zu den Herkunftsländern: Herkunftsland Anzahl in Prozent Afghanistan 515 33% Eritrea 181 12% Iran 278 18% Syrien 191 12% Irak 215 14% Somalia 30 2% Pakistan 4 0% Nigeria 2 0% Sonstige 146 9% SUMME 1562  100%  Tabelle 2: Zum Geschlecht: Tabelle 3: Zur Altersstruktur: Daten zur Muttersprache werden nicht erfasst. Eine Auswertung der 1.562 Datensätze nach Branchen ist in der für die Beantwortung einer Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich, da alle Datensätze einzeln auszuwerten sind. Hilfsweise werden Daten zur Schulbildung, zum Ausbildungsstand sowie zur beruflichen Erfahrung ausgewiesen. Tabelle 4: Zur schulischen Bildung: Drucksache 21/13275 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Tabelle 5: Zur Form der Ausbildung Tabelle 6: Zu vorliegenden beruflichen Erfahrung 4. Wie viele Geflüchtete haben in 2015, 2016 und 2017 eine Ausbildung begonnen? Bitte wie in Frage 2. aufschlüsseln. Siehe Anlage 2. 5. Wie viele Geflüchtete haben in 2015, 2016 und 2017 eine Ausbildung abgeschlossen? Bitte wie in Frage 2. aufschlüsseln. 6. Wie viele Geflüchtete haben in 2015, 2016 und 2017 eine Ausbildung abgebrochen? Bitte wie in Frage 2. aufschlüsseln. Siehe Anlage 3. Die Gründe für die Beendigung von Ausbildungsverhältnissen werden nicht erhoben. 1 G ru nd si ch er un g fü r A rb ei ts uc he nd e (S G B II) H am bu rg (G eb ie ts st an d M ai 2 01 8) A us ge w äh lte B er ic ht sm on at e da ru nt er (S p. 2 ) da ru nt er (S p. 2 ) in V ol lz ei t o hn e A us zu bi ld en de in V ol lz ei t o hn e A us zu bi ld en de 1 2 3 4 5 6 7 8 S ep te m be r 2 01 6 71 4. 50 8 18 .6 35 4. 00 1 2, 6 6. 15 6 1. 31 3 29 2 0, 2 S ep te m be r 2 01 7 73 5. 25 0 19 .3 66 3. 92 3 2, 6 8. 86 5 1. 88 5 40 7 0, 3 E rs te llu ng sd at um : 0 4. 06 .2 01 8, S ta tis tik -S er vi ce N or do st , A uf tra gs nu m m er 2 66 88 8 © S ta tis tik d er B un de sa ge nt ur fü r A rb ei t 1) B es ch äf tig te im A lte r v on 1 5 bi s un te r 6 5 Ja hr e am W oh no rt 2) E nt ha lte n si nd P er so ne n m it de r S ta at sa ng eh ör ig ke it A fg ha ni st an , E rit re a, Ir ak , I sl am is ch e R ep ub lik Ir an , N ig er ia , P ak is ta n, S om al ia o de r A ra bi sc he R ep ub lik S yr ie n. Im R ah m en d er s ta tis tis ch en B er ic ht er st at tu ng k ön ne n P er so ne n m it ei ne r be st im m te n S ta at sa ng eh ör ig ke it da rg es te llt w er de n. E in e D iff er en zi er un g, o b di es e sc ho n se it Ja hr en in D eu ts ch la nd le be n od er e rs t i n de n ve rg an ge ne n M on at en n ac h D eu ts ch la nd k am en , i st n ic ht m ög lic h. So zi al ve rs ic he ru ng sp fli ch tig B es ch äf tig te (S vB ) a m W oh no rt s ow ie s oz ia lv er si ch er un gs pf lic ht ig e rw er bs tä tig e er w er bs fä hi ge L ei st un gs be re ch tig te (E LB ) in sg es am t u nd a us d en 8 A sy lh er ku nf st lä nd er n (8 H K L) A us w er tu ng en fü r e rw er bs tä tig e er w er bs fä hi ge L ei st un gs be re ch tig te (E LB ) n ac h M er km al en d er B es ch äf tig un gs st at is tik h ab en e in e W ar te ze it vo n 6 M on at en . B er ic ht sm on at S oz ia lv er si ch er un gs pf lic ht ig B es ch äf tig te da ru nt er (S pa lte n 1 bi s 4) in sg es am t 1 ) da ru nt er A nt ei l e rw er bs tä tig er E LB a n S vB (S pa lte 2 a n 1) au s de n 8 H K L 1, 2 ) da ru nt er A nt ei l e rw er bs tä tig er E LB a n S vB (S pa lte 6 a n 1) er w er bs tä tig e E LB er w er bs tä tig e E LB Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/13275 5 Anlage 1 1 Beschäftigungsstatistik Arbeitsort Freie und Hansestadt Hamburg, Gebietsstand Mai 2018 Ausgewählte Berichtszeiträume, Datenstand Mai 2018 Jahressumme 2015 Jahressumme 2016 Summe Jan. - Sep. 2017 1 2 3 Asylherkunftsländer Insgesamt 1) 366 512 864 Männer 228 365 697 Frauen 138 147 167 unter 25 Jahre 293 392 646 25 Jahre und älter 73 120 218 nach Branchen (Klassifikation WZ 2008) A Land- und Forstwirtschaft, Fischerei - * - B,D,E Bergbau, Energie- u. Wasservers., Entsorgung * * 11 C Verarbeitendes Gewerbe 10 29 64 F Baugewerbe 34 76 102 G Handel; Instandhalt. u. Rep. v. Kfz 78 105 193 H Verkehr und Lagerei 12 23 48 I Gastgewerbe 36 45 85 J Information und Kommunikation * 8 27 K Finanz- u. Versicherungs-Dienstleistungen 7 6 * L,M Immobilien;freiberufliche, wissenschaftl. und technische Dienstleistungen 15 20 34 N sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen ohne ANÜ 17 13 34 782, 783 Arbeitnehmerüberlassung * * * O,U Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Soz.vers., Ext. Organsationen * 4 7 P Erziehung und Unterricht 42 54 62 86 Gesundheitswesen 50 71 79 87,88 Heime und Sozialwesen 26 23 55 R,S,T sonstige Dienstleistungen; private Haushalte 30 30 57 ohne Angabe - - * nach Staatsangehörigkeiten Eritrea 4 24 39 Nigeria 8 6 7 Somalia 4 22 36 Afghanistan 264 303 488 Irak 11 16 45 Iran, Islamische Republik 43 63 66 Pakistan 11 8 4 Syrien, Arabische Republik 21 70 179 Erstellungsdatum: 04.06.2018, Statistik-Service Nordost; Auftrag 266888 © Statistik der Bundesagentur für Arbeit Begonnene sozialversicherungspflichtige Ausbildungsverhältnisse nach ausgewählten Merkmalen 1) 1) Enthalten sind Personen mit der Staatsangehörigkeit Afghanistan, Eritrea, Irak, Islamische Republik Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia oder Arabische Republik Syrien. Datenrevisionen können zu Abweichungen gegenüber Auswertungen mit früherem Erstellungsdatum führen. Merkmale Drucksache 21/13275 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 6 Anlage 2 1 Beschäftigungsstatistik Arbeitsort Freie und Hansestadt Hamburg, Gebietsstand Mai 2018 Ausgewählte Berichtszeiträume, Datenstand Mai 2018 Jahressumme 2015 Jahressumme 2016 Summe Jan. - Sep. 2017 1 2 3 Asylherkunftsländer Insgesamt 1) 200 293 326 Männer 106 190 236 Frauen 94 103 90 unter 25 Jahre 142 214 250 25 Jahre und älter 58 79 76 nach Branchen (Klassifikation WZ 2008) A Land- und Forstwirtschaft, Fischerei - - - B,D,E Bergbau, Energie- u. Wasservers., Entsorgung - * * C Verarbeitendes Gewerbe 6 12 16 F Baugewerbe 11 44 34 G Handel; Instandhalt. u. Rep. v. Kfz 53 51 70 H Verkehr und Lagerei * 7 13 I Gastgewerbe 20 33 32 J Information und Kommunikation - * 7 K Finanz- u. Versicherungs-Dienstleistungen - - 5 L,M Immobilien;freiberufliche, wissenschaftl. und technische Dienstleistungen 9 14 7 N sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen ohne ANÜ 7 10 10 782, 783 Arbeitnehmerüberlassung - * * O,U Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Soz.vers., Ext. Organsationen * 3 - P Erziehung und Unterricht 28 39 36 86 Gesundheitswesen 36 40 48 87,88 Heime und Sozialwesen 6 14 18 R,S,T sonstige Dienstleistungen; private Haushalte 18 21 27 ohne Angabe - - - nach Staatsangehörigkeiten Eritrea * 4 10 Nigeria 7 6 5 Somalia * 6 12 Afghanistan 144 194 207 Irak 11 7 11 Iran, Islamische Republik 27 47 28 Pakistan 3 4 10 Syrien, Arabische Republik 5 25 43 Erstellungsdatum: 04.06.2018, Statistik-Service Nordost; Auftrag 266888 © Statistik der Bundesagentur für Arbeit Beendete sozialversicherungspflichtige Ausbildungsverhältnisse nach ausgewählten Merkmalen 1)2) 1) Enthalten sind Personen mit der Staatsangehörigkeit Afghanistan, Eritrea, Irak, Islamische Republik Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia oder Arabische Republik Syrien. 2) Der Grund der Beendigung ist nicht bekannt und daher nicht differenzierbar hinsichtlich erfolgreichem Abschluss oder Abbruch. Datenrevisionen können zu Abweichungen gegenüber Auswertungen mit früherem Erstellungsdatum führen. Merkmale Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/13275 7 Anlage 3 13275ska_text 13275_Anlagen 13275ska_Antwort_Anlage1 Anlage 1 13275ska_Antwort_Anlage2 Anlage 2 13275ska_Antwort_Anlage3 Fr.5,6_bee.AusbV