BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/1340 21. Wahlperiode 25.08.15 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Ludwig Flocken und Dr. Joachim Körner (AfD) vom 19.08.15 und Antwort des Senats Betr.: Milbeninduzierte übertragbare Krankheit in Jenfelder Unterkunft Wie diversen Medienberichten der letzten Wochen zu entnehmen war, ist in einer Jenfelder Unterkunft der öffentlich-rechtlichen Unterbringung (örU) unter den dort einquartierten Personen eine milbeninduzierte übertragbare Krankheit (Krätze) ausgebrochen. Wie ferner in den Medien (NDR „Hamburg Journal“ vom 14.08.2015) berichtet wurde, sind gegen diese Krankheit in Deutschland keine zugelassenen Medikamente verfügbar gewesen. Diese müssen aus dem europäischen Ausland importiert werden. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: Die Krätze, medizinisch als Scabies bezeichnet, ist eine durch die Krätzmilbe verursachte ansteckende Hautkrankheit des Menschen. Besonders dort, wo Menschen auf engem Raum zusammen leben, können sich Krätzmilben verbreiten. Die Erkrankung gefährdet die Gesundheit in der Regel nicht, ist aber lästig und unangenehm. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie viele Fälle von Krätze gab es in den letzten zehn Jahren in Hamburg ? Scabies (Krätze) unterliegt nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) nur einer eingeschränkten Meldepflicht. Lediglich Einrichtungen nach § 33 IfSG sind verpflichtet, das Auftreten von Scabies-Fällen dem zuständigen Gesundheitsamt zu melden. Zahlen, die über alle Scabies-Erkrankungen in Hamburg aus den letzten zehn Jahren Auskunft geben, liegen daher nicht vor. 2. Wie wird eine Ausbreitung der Krankheit über die örU Jenfeld hinaus unterbunden? Wurden Maßnahmen zur Quarantäne der Bewohner eingeleitet ? Wenn ja, welche sind dies? Wie werden diese Maßnahmen überwacht? Es wurde keine Quarantäneanordnung im Sinne des IfSG ausgesprochen. Um eine Ausbreitung der Erkrankung innerhalb der Einrichtung zu unterbinden, wurde nach Bekanntwerden der Erkrankung der Zuzug von weiteren Flüchtlingen an diesen Standort gestoppt. Bewohnerinnen und Bewohner verbleiben bis auf weiteres an diesem Standort. Drucksache 21/1340 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 3. Sind in den anderen öffentlich-rechtlichen Unterkünften oder in den Zentralen Erstaufnahmestellen Fälle von Krätze diagnostiziert worden? In Unterkünften der Zentralen Erstaufnahme werden gelegentlich Einzelfälle von Scabies diagnostiziert. In den Unterkünften der Folgeunterbringung von Flüchtlingen liegen nach Auskunft des Betreibers f & w fördern und wohnen – Anstalt öffentlichen Rechts – keine Fälle von Krätze vor. 4. Ist die aus den Medien zu entnehmende Aussage „in Deutschland seien keine Medikament verfügbar“ korrekt? Wenn ja, war dem Senat das Vorkommen der Krätzemilben in den Herkunftsstaaten der untergebrachten Personen nicht bekannt? Warum wurden keine Vorsichtsmaßnahmen für einen solchen Fall getroffen? Nein. In Deutschland sind verschiedene Präparate zur Behandlung einer Infektion mit Krätzmilben zugelassen. Infectoscab 5% Creme (Permethrin); Antiscabiosum Lsg. 10 Prozent beziehungsweise 25 Prozent (Benzylbenzoat) et cetera, die über den freien Handel verfügbar sind. Lediglich das zur oralen Einnahme empfohlene Medikament Ivermectin ist in Deutschland nicht zur Scabies-Behandlung zugelassen. Das Medikament ist aber im Ausland verfügbar und kann nur über Einzelverordnungen dort beschafft werden. 5. Werden die Reiserouten der betroffenen Personen nachvollzogen, um an gegebenenfalls vorher genutzten Aufenthaltsorten und Transportmitteln ebenfalls Schutzmaßnahmen zu ergreifen? Nein. 6. Sind aus den Unterkünften der örU in anderen Bundesländern ebenfalls Fälle dieser Krankheit dem Senat bekannt geworden? Der zuständigen Behörde liegen dazu keine Angaben vor. Aus Presseberichten ist aber bekannt, dass auch in anderen Ländern in Unterkünften für Flüchtlinge Fälle von Scabies aufgetreten sind. 7. Gibt es ein bundesweites Bekämpfungskonzept gegen diese Krankheit? Die Bekämpfung/Behandlung von Scabies erfolgt entsprechend den Empfehlungen der Fachgesellschaften und dem Robert-Koch-Institut-Ratgeber für Ärzte zum Krätzmilbenbefall (Scabies), der auch Maßnahmen bei Ausbrüchen enthält.