BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/13471 21. Wahlperiode 22.06.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Prof. Dr. Jörn Kruse (AfD) vom 15.06.18 und Antwort des Senats Betr.: Bündelung von Hochschulaktivitäten zur Förderung von Gründergeist und Unternehmertum in der Hansestadt – Wie ist der Status? Eine gute Beschäftigungslage und sprudelnde Steuereinnahmen verdecken in Hamburg eine ganze Reihe von Krisensymptomen. An erster Stelle ist hier der Hafen zu nennen, der nach neuesten Zahlen in den ersten Monaten des laufenden Jahres weiter dramatisch Anschluss an die Konkurrenzhäfen Rotterdam und Antwerpen verloren hat. Auch die von Dauerstaus geprägte Verkehrssituation rund um Hamburg – vor allem im Süden der Stadt – beunruhigt ebenso stark wie der sich weiter verschärfende Fachkräftemangel. Umso dringlicher erscheint es, Hamburg dort, wo Wachstumspotenzial erkennbar ist, zu stärken. Dazu gehört in erster Linie eine gezielte Gründerförderung . Hierbei sollte das Wissens- und Innovationspotenzial der Hamburger Hochschulen und Forschungseinrichtungen gezielt genutzt werden, um Gründergeist und Unternehmertum in der Hansestadt zu fördern. Nun bastelt der Senat schon seit geraumer Zeit an einer digitalen Kommunikations - und Interaktions-Plattform namens „beyourpilot – Startup Port Hamburg “, die laut Antwort auf Drs. 21/11364 von der „Hamburg Innovation GmbH“ verantwortet wird und von drei Hochschulen und DESY getragen wird, ohne dass jedoch eine klare Zielausrichtung erkennbar wird. Auch suche der Senat noch, so heißt es, nach weiteren Partnern für das Projekt. Trotz dieser vagen Aussagen wird in der Antwort des Senats auf Drs. 21/11302 vollmundig behauptet, dass „beyourpilot … bundesweit zu einem Alleinstellungsmerkmal für Hamburg“ werde. Offenkundig sind hier aber schon andere Städte viel weiter. So vermeldet die Stadt Frankfurt am Main aktuell die Bündelung der Hochschul-Kompetenzen der „Wissensregion Frankfurt/Rhein-Main“ in einem gemeinsamen Internetportal , um so Start-up-Initiativen aus dem akademischen Umfeld gezielt zu fördern. 17 Hochschulen führen in diesem Portal ihre bisher schon umfangreich ausgebauten Angebote für Start-ups erstmals für Deutschland (!) zusammen. Mit diesem Angebot soll nicht nur das Start-up-Ökosystem der Rhein-Main-Region zum Erfolg geführt werden; vielmehr soll das Portal Gründer aus ganz Deutschland anlocken. Hamburg verliert mit seiner zögerlichen und wenig zielgerichteten Politik also nicht nur beim Hafen, sondern auch bei der Start-up-Förderung an Boden. Dies vorausgeschickt, frage ich den Senat: Die Plattform „beyourpilot – Startup Port Hamburg“ ermöglicht interessierten Gründerinnen und Gründer an Hochschulen wichtige Fragen ihres Vorhabens zu strukturieren und Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner sowie Ressourcen dafür zu finden. Drucksache 21/13471 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Eng damit verzahnt ist die Offline-Struktur der Gründungsunterstützung an den Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die hamburgweit nach gleichen Standards arbeitet. Dies unterscheidet das Vorhaben deutlich von Portallösungen, die in aller Regel bereits bestehende, einzelne Angebote und Artikel zu Kategorien zusammenfassen und verlinken. Eine zielgerichtete Führung von Gründungsinteressierten erfolgt über diese Portale nicht. Im Übrigen siehe Drs. 21/11302. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der Hamburg Innovation GmbH wie folgt: 1. Wie ist der aktuelle Stand des Projektes „beyourpilot“? Wann genau soll das Projekt „live“ gehen? Siehe Drs. 21/13116. 2. Konnten zwischenzeitlich weitere Hochschulen oder Forschungseinrichtungen in das Projekt eingebunden werden? Wenn ja, welche? Falls nein: warum nicht? Die Wissensorganisationen DESY, HAW Hamburg, Universität Hamburg und Technische Universität Hamburg sind die initialen Partner bei der Entwicklung von „beyourpilot “ und verfügen zusammen mit der Trägerin Hamburg Innovation GmbH über langjährige Erfahrungen über Ausgründungen und deren spezifische Anforderungen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Die Hamburg Innovation GmbH und die oben genannten Projektpartnerinnen und Projektpartner sind in der Entwicklungs- und Implementierungsphase zur Sicherstellung eines zügigen Projektfortschritts eng und mit hohem Zeitaufwand in die Entwicklung der Plattform eingebunden. Der Kreis der Partnerinnen und Partner wird nach Abschluss der Entwicklungsphase sukzessive um weitere Einrichtungen erweitert. Potenziell infrage kommende Forschungseinrichtungen und Hochschulen werden vom Projektteam regelmäßig über den Fortschritt der Umsetzung von „beyourpilot“ informiert. Deren Bedarfe, Wünsche und Anregungen werden bereits jetzt in die Planung miteinbezogen. Konkretes Interesse haben bereits die Hamburg Media School, die Leuphana Universität Lüneburg und die FH Wedel signalisiert. 3. Sollen – soweit existent – die Start-up-Angebote der beteiligten Hochschulen und Forschungseinrichtungen komplett oder nur teilweise in das „beyourpilot“-Projekt eingebunden werden oder wird es zu parallelen Internet-Auftritten und Start-up-Ansprachen kommen? Bitte die Einbindung der beteiligten Institutionen und die Abgrenzung zu deren bisherigen Aktivitäten auf dem Gebiet der Gründer-Unterstützung detailliert erläutern. Die kompletten Angebote der gründungsunterstützenden Einheiten der Start-Wissensorganisationen werden auf der Plattform präsentiert. Dadurch soll die Gründungslandschaft in Hamburg nachhaltig gestärkt werden. „beyourpilot“ soll die zentrale Anlaufstelle für wissensbasierte Gründung in Hamburg sein. Die Angebote der Start-Wissensorganisationen werden, ebenso wie das gesamte Angebot von „beyourpilot“, auch auf deren Webseiten weiter präsentiert, um die Reichweite der Plattform zu erhöhen. 4. Über die jetzt in Rhein-Main neu aufgelegte Internetpräsenz zur Gründerförderung sollen laut Auskunft der dortigen Industrie- und Handelskammer Unternehmensgründer gezielt auf die für sie passende Hochschule gelenkt werden und dabei durch „Inkubatoren und Acceleratoren, Förderprogrammberatung, Kooperationsangebote mit externen Partnern …, Wettbewerbe und Gründerpreise … (sowie) Angebote für eine interdisziplinäre und hochschulübergreifende Teambildung“ unterstützt werden . Unterstützt auch Hamburgs „beyourpilot“-Projekt diese oder vergleichbare Angebote und wo geht „beyourpilot“ darüber hinaus oder verfolgt andere Zielrichtungen? Bitte genau erläutern. Siehe Vorbemerkung. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/13471 3 5. In welcher Weise und in welchem Umfang ist die Handelskammer Hamburg in „beyourpilot“ unterstützend eingebunden? Falls keine Einbindung erfolgt ist: warum nicht? (Bitte in diesem Zusammenhang nicht auf die bloß vagen Aussagen in der Antwort auf Drs. 21/11302 verweisen). Die Handelskammer Hamburg wurde, wie alle anderen Partnerinnen und Partner des Hamburger Fördernetzwerkes, über Konzept und Umsetzung dieses Projekts der Hamburger Wissensorganisationen unterrichtet. Die Hamburg Innovation GmbH als Trägerin des Projekts „beyourpilot“ ist in regelmäßigem Austausch mit der Handelskammer Hamburg über den Projektfortschritt.