BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/13704 21. Wahlperiode 10.07.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Prof. Dr. Jörn Kruse (AfD) vom 04.07.18 und Antwort des Senats Betr.: Studiengang Performance Studies Der Masterstudiengang Performance Studies ist ein wissenschaftlicher und künstlerischer Studiengang. Er verbindet kultur- und sozialwissenschaftliche Reflexion, künstlerische Praxis und ästhetische Bildung in Tanz und Theater, Choreografie und Regie. Das Studienkonzept beruht auf einem weit gefassten Performancebegriff, welcher theatrale Praktiken und Poetiken in sozialen, kulturellen, politischen und künstlerischen Feldern umfasst. Im Zentrum des Studiums stehen die kritisch-politische und theoretisch-praktische Auseinandersetzung mit Aufführungen und Inszenierungen in den szenischen Künsten , in der populären Kultur, den Medien und im Alltag. Dabei liegt der Schwerpunkt auf jenen performativen Praktiken, bei denen Körper und Bewegung Gegenstand, Mittel oder Agent der ästhetischen Auseinandersetzung sind. Das Ziel des Studiums besteht darin, Aufführungskonzepte aus sozial-, kultur- und bildungstheoretischen und ästhetischen Perspektiven zu verstehen und zugleich Kompetenzen für eine reflektierte künstlerische Praxis und Vermittlung zu erwerben. Der zweijährige Studiengang ist modular konzipiert und führt zum Abschluss Master of Arts in Performance Studies. Die Teilnahme am Studiengang setzt ein abgeschlossenes fachnahes Hochschulstudium oder einen vergleichbaren Abschluss sowie eine bestandene Eignungsprüfung voraus. Der Studiengang wird getragen vom Zentrum für Performance Studies, das als fakultäts- und institutionsübergreifender Zusammenschluss von Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachdisziplinen, Künstler, Dramaturgen und Intendanten die Planung, Durchführung und Weiterentwicklung des Masterstudiengangs Performance Studies zur Aufgabe hat. Der Studiengang Performance Studies gehört zu den international ausgerichteten Studiengängen der Universität Hamburg. Er pflegt Kooperationen mit zahlreichen internationalen Partnern. Durch projektorientierte Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Institutionen zeitgenössischer szenischer Kunst und vielfältige Veranstaltungen (zum Beispiel internationale und nationale Konferenzen, Tagungen und Symposien, Vorlesungsreihen, Sommerakademien , Theatercamps) wird den Studierenden der Kontakt zu international tätigen Künstlern, Wissenschaftlern, Veranstaltern und Kuratoren ermöglicht. Die künstlerischen Gastprofessuren, die jeweils zum Wintersemester neu besetzt werden, bieten den Studierenden die Möglichkeit zu Zusammenarbeit und Austausch mit renommierten Künstlern. Über diese Kontakte hinaus entsteht derzeit ein internationaler Verbund verschiedener Universitäten und Kunsthochschulen, die verwandte Studiengänge anbieten. Im Rahmen dieses Verbunds soll ein Austausch von Studierenden und Dozenten erleichtert werden. Weitere Kooperationen mit internationalen Universitäten umfassen den gegenseitigen Austausch von Studierenden und Lehrenden, die Teilnahme an profilorientierten Lehrveranstaltungen, gemein- Drucksache 21/13704 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 same Lehr- und Forschungsprojekte und wissenschaftliche und künstlerische Veranstaltungen. Der Studiengang Performance Studies fördert die Integration internationaler Studierenden sowie die Auslandsaufenthalte von Hamburger Studierenden. Derzeit bestehen hier verschiedene Förderprogramme, wie zum Beispiel der Erasmus-Austausch, die zentralen Austauschprogramme der Universität Hamburg sowie die freie Wahl des Auslandsaufenthalts, der unter anderem vom DAAD unterstützt wird. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der Universität Hamburg (UHH) wie folgt: 1. Seit wann steht der Studiengang Performance Studies an der Universität Hamburg zur Verfügung? 2. An welchen Hamburger Hochschulen wird er darüber hinaus angeboten? Der Studiengang Performance Studies wird seit dem Wintersemester 2005/2006 an der UHH angeboten. Darüber hinaus bestehen keine entsprechenden Studienangebote . 3. Wie viele Studenten waren in den Jahren seit Einführung des Studiengangs pro Jahr immatrikuliert? 4. Wie viele von ihnen stammen aus dem Ausland? Siehe Anlage 1. 5. Wie viele Auslandsaufenthalte von Hamburger Studierenden sind in den Jahren seit Einführung des Studienganges gefördert worden und wo haben diese stattgefunden? Insgesamt drei Studierende haben über das ERASMUS-Programm Auslandsaufenthalte absolviert: zwei Studierende jeweils ein Semester in Exeter/GB, ein Student in Stockholm/Schweden. Zudem bestanden über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderte oder über Stiftungsstipendien geförderte Auslandsaufenthalte . 6. Wie viele der folgenden Events haben im Rahmen des Studiengangs bis heute stattgefunden? Bitte jeweils auch die Veranstaltungsorte und -zeiträume nennen. a) Internationale und nationale Konferenzen b) Tagungen und Symposien c) Vorlesungsreihen d) Sommerakademien e) Theatercamps Von den drei den Studiengang leitenden und beteiligten Professuren wurden in Kooperation mit Performance Studies vielfältige „Events“ durchgeführt. Siehe hierzu Anlage 2. 7. Wie viele Gastprofessuren hat es bis heute für den Studiengang gegeben ? 8. Um was für Stellen handelt es sich bei diesen? In dem Studiengang hat es sieben Gastprofessuren und eine DAAD-Professur gegeben . Es handelt sich um Gastprofessuren nach Gastprofessorentarif der UHH und DAAD-Professur nach W2-Einstufung. 9. Wie viele gemeinsame Forschungsprojekte mit anderen Hochschulen existieren gegenwärtig und wie viel Personal ist in diese involviert? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/13704 3 Zwei leitende Professuren der Performance Studies sind an der Exzellenzclusterinitiative beteiligt. 10. Wie viele von ihnen kommen von der University of Dance and Circus in Stockholm, Schweden (MA New Performative Practices, MA Choreography , MA Dance Education) beziehungsweise der University of Exeter, England (MA Theatre Practice)? Keine. 11. Wie viele Studenten haben in diesem Zeitraum einen Master of Arts erworben? Einen Master of Arts im Studiengang Performance Studies haben seit seiner Einführung 95 Personen erworben. Die Anzahl der Studienabschlüsse in den Prüfungsjahren 2007 bis 2017 ist in Anlage 3 dargestellt. 12. Wie viele Studenten haben bis heute den Studiengang vorzeitig abgebrochen ? Seit der Einführung des Masterstudiengangs Performance Studies ließen sich sieben Studierende unter Angabe des Grundes Studienabbruch exmatrikulieren. Zusätzlich wurden 61 Studierende wegen fehlender Rückmeldung oder fehlenden Nachweises einer Krankenversicherung exmatrikuliert. 13. Wie viele der folgenden Stellen sind gegenwärtig am Zentrum für Performance Studies besetzt: a) Professuren, b) postgraduierte wissenschaftliche Mitarbeiter, c) Doktoranden, d) studentische Hilfskräfte, e) Künstler, f) Dramaturgen, g) Intendanten? Das Zentrum für Performance Studies verfügt über keine eigenen Stellen, anderweitige Planungen bestehen derzeit nicht. 14. Welche der oben genannten Fachleute haben den Studiengang konzipiert und wie lange hat dies gedauert? Der Studiengang wurde ab 2003 mit einer Professur aus dem Bereich Germanistik, Theaterforschung, einer Professur aus dem Bereich Bewegungswissenschaft und einer Professur aus dem Bereich Theaterpädagogik als interdisziplinärer, interfakultativer und international ausgerichteter Studiengang konzipiert und interfakultativ verankert . Unterstützend mitgewirkt hat dabei eine wissenschaftliche Mitarbeiterin (Doktorandenstelle ). Beratend tätig waren neben Fachkolleginnen und Fachkollegen aus anderen Universitäten zwei Dramaturginnen und eine Intendantin sowie – in Einzelgesprächen und auf einzelne Fragen bezogen – Künstlerinnen und Künstler. 15. Ist geplant, in Zukunft weitere Stellen für das Zentrum Performance Studies zu schaffen? Falls ja, welche? 16. Wie viel Geld steht dem Zentrum Performance Studies monatlich zur Verfügung? Siehe Antwort zu 13. a) bis g). 17. Welche Studiengänge berechtigen zur Aufnahme eines Studiums der Performance Studies? Gemäß der Satzung über besondere Zugangsvoraussetzungen für die Studiengänge der Fakultät für Psychologie und Bewegungswissenschaft vom 11. April 2018 sind die Drucksache 21/13704 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Zugangsvoraussetzungen für den Masterstudiengang Performance Studies ein erster berufsqualifizierender Abschluss der UHH oder einer anderen Hochschule im Umfang von 180 Leistungspunkten sowie die erfolgreiche Teilnahme an einer Eignungsprüfung zum Nachweis einer besonderen künstlerischen Befähigung. Semester deutsche Staatsangehörigkeit ausländische Staatsangehörigkeit Anzahl Studierende gesamt Performance Studies WiSe 2005/06 7 1 8 WiSe 2006/07 12 1 13 WiSe 2007/08 14 2 16 WiSe 2008/09 21 4 25 WiSe 2009/10 20 7 27 WiSe 2010/11 21 5 26 WiSe 2010/11 21 5 26 WiSe 2011/12 28 5 33 WiSe 2012/13 27 6 33 WiSe 2013/14 24 6 30 WiSe 2014/15 20 12 32 WiSe 2015/16 24 14 38 WiSe 2016/17 26 14 40 WiSe 2017/18 26 17 43 Quelle: amtl. Studierendenstatistik, Stichtag 01.12. Beurlaubte Studierende sind enthalten. Die Darstellung erfolgt nach Wintersemestern, weil diese repräsentativ für ein Jahr sind und jeweils zum Wintersemester zugelassen wird. Studierende im Masterstudiengang "Performance Studies" differenziert nach Staatsangehörigkeit Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/13704 5 Anlage 1 Veranstaltungszeitraum Veranstaltungstitel Veranstaltungsort Internationale und nationale Konferenzen 08.-11.06.2017 Over.Flow 23. Internationaler Fachkongress Performance Studies International (PSI) Kampnagel 26.-28.01.2017 Dance Future II. Claiming Contemporaneity, Internationale Fachkonferenz Kampnagel 14.-15.01.2016 DAS Fest. Eine Konfernez zum 10-jährigen Bestehen von Performance Studies Kampnagel 2.-4.06.2011 Internationale Konferenz: On the Threshold of Practice. Reflections on Performance Studies as an Academic Programme K3-Zentrum für Choreografie 28.-30.04.2011 Internationale Konferenz: Tanz [und] Theorie Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin 5.-8.11.2009 Performing Reality. Welterzeugungen in Tanz und Choreographie. Internationale Fachkonferenz im Rahmen des Tanzkongresses Deutschland 2009 Kampnagel 14.-16.05.2009 Internationale Fachkonferenz „Verkörperung des Nationalen. Bewegungskulturelle Praktiken und kollektive Emotionen“ Aby-Warburg Haus 17.-18.04.2009 Standpunkt: Dramaturgie. Internationales Symposium zum Thema Tanzdramaturgie Kampnagel 25.01.2008 Internationales Symposium: „Utopie und Begehren“ Universität Hamburg 29.11.-1.12.2007 Internationale Fachkonferenz: „TransLatinDance. Translokale Tanzkultur Tango“ Aby-Warburg Haus 15.-16.06.2007 Internationales Symposium: „Maskulinität als performative Praxis“ Universität Hamburg 8.-10.06.2006 Internationale Fachkonferenz: „Serious Games. Fußball, Medien und Politik“ Universität Hamburg 26.-28.01.2006 Internationale Fachkonferenz: „Bewegung in Übertragung. Methoden der Tanzforschung“ Universität Hamburg Tagungen und Symposien 22.11.2013 Praktiken und ihr Geschlecht? Ein Workshop zum doing how des doing gender Universität Hamburg 3.-4.11.2011 TUSCH und die Poetiken des Theatermachers Universität Hamburg 10.-12.05.2012 Tagung: Sexualität als Sozialität. Zur körperlichen Praxis und sozialen Rahmung des Sexuellen Universität Hamburg 06.12.2009 Tagung „Performing gender“ K3-Zentrum für Choreografie 12.-13.12.2008 Tagung „Dialog: Theater und Religion“ Universität Hamburg Vorlesungsreihen Wintersemester 2013/2014 ‘IN TRANSIT’ – Mediales Übersetzen in den Künsten Universität Hamburg Sommesemester 2011 “Kleist und die Ideologie des Ästhetischen” Universität Hamburg Wintersemester 2010/2011 Performance Now! Universität Hamburg Wintersemester 2009/2010 Hamburgische Dramaturgien Universität Hamburg Sommersemester 2008 „Democratic Bodies“ K3-Zentrum für Choreografie Drucksache 21/13704 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 6 Anlage 2 Wintersemester 2004/2005 „Zeitgenössische Performances-Ästhetische Positionen“ Universität Hamburg Sommerakademien 19.-24.09.2011 Studienkurs "Übersetzung und Rahmung" Aby-Warburg Haus 12.-27.08.2010 PERFORMING POLITICS. Internationale Sommerakademie Hamburg Kampnagel Theatercamps seit Sommersemester 2007 insgesamt 11 Theatersprachcamps, jeweils jährlich drei Wochen in den Hamburger Sommerferien Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/13704 7 St ud ie na bs ch lü ss e Pr üf un gs ja hr An za hl 20 07 20 09 20 10 20 11 20 12 20 13 20 14 20 15 20 16 20 17 Su m m e Pe rfo rm an ce S tu di es - M as te r o f A rts 6 7 6 10 11 11 11 10 13 10 95 Q ue lle : am tl. P rü fu ng ss ta tis tik Ei n Pr üf un gs ja hr b es te ht a us e in em S om m er - u nd d em v or an ge ga ng en en W in te rs em st er (B sp .: PJ 2 01 7 = So Se 2 01 7 + W iS e 20 16 /1 7) . Drucksache 21/13704 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 8 Anlage 3 13704ska_Text 13704ska_Anlagen 13704ska_Antwort_Anlage1 Fragen 3 + 4 13704ska_Antwort_Anlage2 Tabelle1 13704ska_Antwort_Anlage3 Frage 11