BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/13717 21. Wahlperiode 13.07.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Mehmet Yildiz und Sabine Boeddinghaus (DIE LINKE) vom 05.07.18 und Antwort des Senats Betr.: Gendergerechte Pädagogik in Kitas und ihre praktische Umsetzung in Hamburg Gemäß den Hamburger Bildungsempfehlungen, Seite 15, sind die „gleichen Rechte aller Kinder auf Bildung und das Recht jedes einzelnen Kindes auf Entfaltung seiner Potenziale zu gewährleisten.“ Weiter heißt es in der Unterüberschrift Gleichheit und geschlechtlich-kulturelle Unterschiede mit Verweis auf das Sozialpädagogische Fortbildungsinstitut Berlin-Brandenburg auf Seite 23: „Kinder sollten darin unterstützt werden, die eigene Geschlechtsidentität zu entwickeln, ohne diese durch festgelegte Verhaltens- und Handlungsweisen einzuschränken. Erzieherinnen und Erzieher achten darauf, die Kinder nicht durch stereotype Sichtweisen und Zuschreibungen in ihren Erfahrungen zu beschränken, sondern vielmehr durch eine geschlechterbewusste Erziehung und Bildung ihnen neue und ergänzende Erziehungsmöglichkeiten zu bieten.“ Abschließend wird in den Hamburger Bildungsempfehlungen auch auf die Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung Bezug genommen. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: Die Hamburger Bildungsempfehlungen für die Bildung und Erziehung von Kindern in Tageseinrichtungen stellen den verbindlichen Orientierungsrahmen für die pädagogische Arbeit in allen Hamburger Kindertageseinrichtungen dar. Demnach erhalten alle Kinder in den Kindertageseinrichtungen die gleichen Chancen für die eigene Entwicklung . Die pädagogischen Fachkräfte in den Kitas beobachten die Kinder und nutzen die festgestellten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Kindern für die Gestaltung der Lern- und Bildungsprozesse. Eine geschlechterbewusste Erziehung und Bildung und die Entwicklung einer eigenen Geschlechtsidentität sind wesentliche Ziele und Aufgaben in den Bildungsempfehlungen. Durch die regelmäßige Beobachtung der Entwicklung sowie des Empfindens der Kinder werden die Entwicklungsthemen der Kinder wahrgenommen und thematisiert sowie bei der Formulierung konkreter pädagogischer Ziele berücksichtigt. Zu einer geschlechterbewussten Pädagogik gehört es auch, Kinder, deren sexuelles Empfinden nicht mit der Rollenzuschreibung ihrer Umwelt übereinstimmt, wahrzunehmen, zu begleiten und zu unterstützen. Die Umsetzung der Ziele und Bildungsbereiche der Bildungsempfehlungen in die Praxis obliegt den pädagogischen Fachkräften in den Kitas und orientiert sich im Sinne der Trägerautonomie gemäß § 4 des Achten Buchs Sozialgesetzbuch an den trägerspezifischen pädagogischen Konzepten. Die Bildungsempfehlungen werden ergänzt um die Leitlinien für eine Jungenarbeit und Jungenpädagogik sowie die Leitlinien für eine Mädchenarbeit und Mädchenpädagogik , welche jeweils fachliche Orientierung für die Konzeption und Umsetzung geschlechterreflektierter Pädagogik bieten. Drucksache 21/13717 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Besteht eine Chancengleichheit für Mädchen und Jungen in Hamburger Kitas? Wie wird diese in der Praxis der Kita-Einrichtungen gewährleistet? Siehe Drs. 21/12408. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. 2. Wurden und werden Fortbildungen zu diesem Thema angeboten? Wenn ja, welche? Bitte für die Jahre 2015 – 2018 auflisten unter Angabe von Titel und Zeitpunkt der Veranstaltung. Bei den durchgeführten Veranstaltungen bitte die Anzahl der Teilnehmer/-innen angeben. Das Sozialpädagogische Fortbildungszentrum der für Kindertagesbetreuung zuständigen Behörde bietet Fort- und Weiterbildungen zur geschlechtersensiblen Betreuungsarbeit an. Die Weiterbildung „Sexualpädagogische Kompetenz in Kindertagesstätten“ für Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen beinhaltet unter anderem die Themen „Psychosexuelle Entwicklung“ und „Geschlechtersensible Erziehung“. In der Fortbildung „Was ist los mit den wilden Kerlen“ für Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen und der Ganztägigen Bildung und Betreuung an Schulen geht es unter anderem um die „Reflexion der eigenen Geschlechteridentität“, die „Sozialisation und psychische Entwicklung von Jungen“ sowie „Mütter- und Väterrollen im Wandel“. Für die Auflistung der Fortbildungsangebote zu gendergerechter Pädagogik in Kitas in den Jahren 2015 bis 2018 siehe Anlage. 3. Falls es noch Verbesserungsbedarf gibt bei der Verbesserung von Chancengleichheit von Mädchen und Jungen: Welche konkreten Maßnahmen könnten aus Sicht des Senates beziehungsweise der Fachbehörde helfen, Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern und einen Abbau von Stereotypen möglich zu machen? Eine Maßnahme des Gleichstellungspolitischen Rahmenprogramms (Drs. 21/11341) ist die Prüfung der Erforderlichkeit, bei der Weiterentwicklung der Bildungsempfehlungen die Inhalte im Bereich „inklusive Bildung/Gleichheit“ und „geschlechtlich-kulturelle Unterschiede“ um die Aspekte der sexuellen Vielfalt zu erweitern. Im Übrigen siehe Drs. 21/12408. 4. Ist das Thema „Aufklärung über sexuelle Vielfalt“ in Kindertageseinrichtungen ein Thema für die Sozialbehörde? Was weiß die Fachbehörde zur Umsetzungen in den Kita-Einrichtungen? Siehe Drs. 21/12408. 5. Im Hinblick auf die starken Reaktionen und die Debatte, die die Kita- Broschüre „Murat spielt Prinzessin, Alexa hat zwei Mütter und Sophie heißt jetzt Ben“ des Berliner Senats ausgelöst hat. Wie ist die Haltung der Hamburger Fachbehörde dazu? Ist geplant, Materialien zu diesem Thema zu entwickeln? 6. Gibt es eine vergleichbare Debatte in Hamburger Kitas dazu? Der Senat hat sich hiermit nicht befasst. 7. Welches Aufklärungsmaterial gibt es in Hamburger Kitas zum Thema Chancengleichheit? Liegt es in den Kitas aus? 8. Bei welchen Trägern in Hamburg wird eine Implementierung von „Gender Mainstreaming“ durchgeführt? 9. Gibt es aktuelle Projekte zum Thema „Gender“ in Kitas? Die zur Beantwortung benötigten Daten werden statistisch nicht erfasst. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. 10. Wie viele Kita-Einrichtungen arbeiten nach dem Konzept Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung? Das Konzept der Vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung ist ein Bestandteil der Hamburger Bildungsempfehlungen. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/13717 3 11. Wie viele Fortbildungen werden zu dem Thema „Gender“ angeboten? Bitte tabellarisch auflisten unter Angabe von Thema, Datum/Zeitraum der Veranstaltung und Teilnehmendenzahl. Das Sozialpädagogische Fortbildungszentrum der für Kindertagesbetreuung zuständigen Behörde bietet keine Fortbildungen speziell zum Thema „Gender“ an. Im Übrigen siehe Antwort zu 1. Titel der Veranstaltung Datum Anzahl der Teilnehmenden Weiterbildung: Sexualpädagogische Kompetenz in Kitas 09/2015- 07/2016 19 Was ist los mit den wilden Kerlen 15.09- 16.09.2015 15 Titel der Veranstaltung Datum Anzahl der Teilnehmenden Weiterbildung: Sexualpädagogische Kompetenz in Kitas 09/2016- 04/2017 18 Was ist los mit den wilden Kerlen 14.09- 15.09.2016 19 Titel der Veranstaltung Datum Anzahl der Teilnehmenden Weiterbildung: Sexualpädagogische Kompetenz in Kitas 09/2017- 06/2018 18 Was ist los mit den wilden Kerlen 13.09- 14.09.2017 13 Titel der Veranstaltung Datum Anzahl der Teilnehmenden Weiterbildung: Sexualpädagogische Kompetenz in Kitas 09/2018- 06/2019 * Was ist los mit den wilden Kerlen 12.09.- 13.09.2018 * * Es können noch keine Angaben zur Anzahl der Teilnehmenden gemacht werden. Fortbildungen zum Thema "Gendergerechte Pädagogik in Kitas" 2015 2016 2017 2018 Drucksache 21/13717 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Anlage 13717ska_Text 13717ska_Anlage