BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/13842 21. Wahlperiode 31.07.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Michael Kruse und Dr. Kurt Duwe (FDP) vom 23.07.18 und Antwort des Senats Betr.: Ersatzlösung für das Heizkraftwerk (HKW) Wedel im Fernwärmenetz – Geht die Stadt auf Vattenfall zu? In Drs. 21/13690 hat der Senat geantwortet, dass eine gemeinsam getragene Ersatzlösung für den Ersatz des HKW Wedel gefunden werden solle. Grundlage dieser gemeinsamen Ersatzlösung sei die Offerte einer „technisch optimierten Südvariante“, die von HAMBURG WASSER, der HAMBURG ENERGIE GmbH und der Stadtreinigung AöR vorgelegt wurde. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: Die für Energie zuständige Behörde ist mit der Vattenfall GmbH (Vattenfall) in laufenden Gesprächen, um eine Handlungsalternative als Ersatz für das bestehende HKW in Wedel zu finden. Grundlage für die aktuellen Gespräche ist die vom Fragensteller angesprochene „Offerte“ der Unternehmen HAMBURG WASSER, HAMBURG ENERGIE GmbH und Stadtreinigung Hamburg AöR. Die Gespräche sind noch nicht abgeschlossen. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen teilweise auf Grundlage von Auskünften von Vattenfall wie folgt. 1) Aus welchen Komponenten setzt sich die „technisch optimierte Südvariante “ en détail zusammen? a. Welche Wärmeleistung sollen diese jeweils maximal erbringen? Wie hoch war beziehungsweise ist die maximale Wärmeleistung des HKW Wedel? b. Welche Kosten und Investitionsbedarfe sind mit den jeweiligen Komponenten verbunden? Wer soll diese in jeweils welchem Umfang finanzieren? c. Worin genau besteht die Optimierung gegenüber dem vorherigen Konzept? Unabhängig davon, wie die Ersatzlösung sich final zusammensetzt, wird die wegfallende Leistung des HKW Wedels (403 MWth) vollständig ersetzt. Die Hauptkomponenten der „technisch optimierten Südvariante“ – industrielle Abwärme, Abwasser- Wärmepumpe, Aquiferspeicher, Abfallverbrennungsanlagen und Heizwerk – entsprechen noch den Anlagen der ursprünglichen „Süd-Variante“ (siehe Energienetzbeirat vom 23.11.2017, abrufbar unter https://www.hamburg.de/contentblob/10014468/ 39182e486f8e921d6d901ee11c094160/data/d-bericht-bue-zu-ergebnissen-projektern -waerme-fuer-hamburg.pdf). Die Optimierung besteht darin, bessere ökonomische und ökologische Kennzahlen zu erreichen, insbesondere durch eine Reduzierung des Nachheizbedarfs und Hebung von Synergiepotenzialen. Dadurch können sich Ände- Drucksache 21/13842 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 rungen an den Leistungen und Einsatzstunden ergeben. Im Übrigen siehe Vorbemerkung . 2) Bestehen im aktuell favorisierten Konzept ausreichend leistungsstarke Fernwärmeerzeugungskapazitäten für den Ersatz des HKW Wedel sowie darüber hinaus Reservekapazitäten für einen potenziellen Ausbau des Fernwärmenetzes im Hamburger Westen oder Süden? Wenn nein, wie sollen mögliche Kapazitätslücken geschlossen werden? Es wird ausreichend Wärmeerzeugungskapazität für den Ersatz Wedels inklusive eines ansteigenden Wärmebedarfs (+36 GWh/a bis 2032, danach konstant) eingeplant . Inwieweit darüber hinaus Kapazität für weitere Erschließungen vorhanden ist, wurde nicht untersucht. 3) Für welche Tiefsttemperaturen sind die oben genannten Fernwärmeerzeugungskapazitäten im Spitzen- sowie längerfristigen Maximallastbetrieb ausgelegt? Welche „anderen Wärmequellen“ stehen dann zur weiteren Nacherhitzung zur Verfügung?1 Im Planungstand liefern die industriellen Anlagen und die Wärmepumpen Wärme, die in Spitzenlastfällen (Maximallast tritt ein bei –12°C, Spitzenlastfall tritt nur wenige Stunden im Jahr ein) nicht die notwendige Vorlauftemperatur erreicht. Für diesen Fall stehen Spitzenlastkessel als andere Wärmequellen zur Verfügung. Im Übrigen siehe Vorbemerkung und Drs. 21/13690. 4) In welchem Umfang kann Abwärme aus dem derzeitigen reinen Stromerzeugungs -Betrieb des Kraftwerkes Moorburg für das Fernwärmenetz genutzt werden? Inwieweit kann hierdurch je nach Jahreszeit eine Entlastung der Elbe in Bezug auf die Einleitung von Abwärme erreicht werden ? Abwärme beziehungsweise Restwärme aus dem reinen Verstromungsprozess nach dem Kondensator fällt bei circa 30°C an. Bei diesen Temperaturen ist eine direkte Nutzung für das Hamburger Fernwärmenetz nicht möglich. Eine Wärmeauskopplung bei einer Entnahmekondensationsturbine, wie sie im HKW Moorburg existiert, findet bei höheren Temperaturen und Drücken durch eine Anzapfung von Dampf direkt aus der Turbine statt, der dadurch entstehende Stromverlust muss gegebenenfalls durch einen höheren Brennstoffeinsatz kompensiert werden. Die Wärmeauskopplung führt insgesamt zu einem höheren Nutzungsgrad der Anlagen, wodurch relativ weniger Abwärme weggekühlt (durch Flusskühlung oder Kühlturm) werden muss. Laut Vattenfall führt eine beliebige Wärmeauskopplung zu einer Reduktion der abzuführenden Wärmemenge in Höhe von circa 90 Prozent der ausgekoppelten Wärmemenge. 5) Seit wann genau verfolgt der Senat wieder das Ziel, eine gemeinsame Lösung mit Vattenfall für den Ersatz des HKW Wedel zu finden, nachdem Ende 2015 die Entscheidung gegen eine Errichtung des GuD- Kraftwerks am selben Standort gefallen war? a. Wie soll eine nunmehr gemeinsam mit Vattenfall getragene Lösung für den Ersatz des HKW Wedel aussehen? Welche Rolle spielt dabei die Müllverwertungsanlage Rugenberger Damm? b. Inwieweit wird ein Joint Venture zwischen Vattenfall und den eingangs erwähnten öffentlichen Unternehmen in Betracht gezogen? Der Senat verfolgt seit der gemeinsamen Entscheidung für das Alternativszenario das Ziel, eine gemeinsame Lösung mit Vattenfall zu finden. Im Übrigen siehe Vorbemerkung . 1 Vergleiche Senatsantwort zu Frage 3. in Drs. 21/13690.