BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/13848 21. Wahlperiode 31.07.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Andrea Oelschläger (AfD) vom 24.07.18 und Antwort des Senats Betr.: Gefährdet das sonnige Wetter das Grundwasser in Hamburg? Trinkwasserförderung in Hamburg Mehr oder weniger durchgehend seit Mai erleben wir sonniges und warmes Wetter und kaum Niederschläge in Norddeutschland. Auch für die kommenden Wochen werden Hitze und Trockenheit vorhergesagt, teilweise mit Temperaturen um 35°C. Was die Ferienkinder, die Tourismusbranche, Freibadbetreiber , die Obstbauern im Alten Land, aber auch Hasen und Bodenbrüter freut, bringt andere Teile von Natur und Landwirtschaft in Bedrängnis. Es steigt die Gefahr von Wald- und Flächenbränden und auch der Wasserverbrauch in Hamburg und Umland nimmt zu. Die Trinkwasserversorgung in unserer Stadt erfolgt vollständig durch Grundwasser . Träger der öffentlichen Trinkwasserversorgung in Hamburg ist die Hamburger Wasserwerke GmbH (HWW). Die HWW versorgt in Hamburg und Schleswig-Holstein zusammen fast 2,1 Millionen Einwohner innerhalb des eigenen Versorgungsgebietes. Die HWW betreibt aktuell insgesamt 16 Wasserwerke , davon zwölf in Hamburg, drei in Schleswig-Holstein und ein Werk in Niedersachsen. Siehe Drs. 21/13399 und 21/5404. Insgesamt stehen als langfristig gesichertes Dargebot aller Wasserwerke im Versorgungsgebiet der HWW 133 Millionen m³ Trinkwasser jährlich zur Verfügung . Ein Trockenjahresbedarf in Höhe von 4 Prozent ist in die Bedarfe bereits eingerechnet. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften von HAMBURG WASSER (HW) wie folgt: 1. Nach Angaben der HWW laut einem NDR-Bericht1 „liegt der Verbrauch an einem „normalen Tag“ bei 330.000 Kubikmetern Wasser. An heißen Tagen steige er auf deutlich mehr als 400.000 Kubikmeter – also rund 30 Prozent mehr.“ Wird im Jahr 2018 der vermutete und geplante Wasserbedarf auskömmlich sein? 2. Was passiert, wenn die Bedarfe höher liegen? 3. Wie viele der geplanten 133 Millionen m³ Trinkwasser für dieses Jahr wurden bereits verbraucht? 1 https://www.ndr.de/nachrichten/Die-grosse-Hitze-Was-Sie-jetzt-wissenmuessen ,trockenheit224.html#anchor0. Drucksache 21/13848 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Die Trinkwasserabgabe im Versorgungsgebiet von HW hat in diesem Jahr witterungsbedingt an einigen Tagen bei mehr als 400.000 m³ gelegen. Bei anhaltender Trockenheit ist auch weiterhin mit entsprechenden Tageswerten zu rechnen. Die benötigte Menge wird mittels Grundwasserförderung aus den rund 460 Brunnen mit anschließender Aufbereitung über 16 Wasserwerke bereitgestellt und über das Verteilungsnetz an die Verbraucher abgegeben. Die regional verteilten Trinkwasserspeicher sind nach wie vor gut gefüllt und stehen als zusätzliche Reserve zur Verfügung, sofern weiterhin erhöhte Abgaben notwendig sein sollten. Das für HW verfügbare nutzbare Grundwasserdargebot beläuft sich auf 132 Millionen m³ pro Jahr (siehe hierzu Drs. 21/5404). Vom 1. Januar bis einschließlich 30. Juni 2018 wurden 64,14 Millionen m³ Grundwasser durch HW gefördert. Diese Menge liegt um 4 Prozent über dem Vergleichswert des kühlen und nassen Jahres 2017. Die gesamte in 2018 geförderte Menge dürfte demnach je nach Witterungsverlauf in der zweiten Jahreshälfte um 2 bis 4 Prozent über der Jahresmenge 2017 von 122,6 Millionen m³ liegen. Insgesamt ist davon auszugehen, dass die benötigten Mengen für das Jahr 2018 ohne Einschränkungen bereitgestellt werden können. 4. Nach überdurchschnittlichen Niederschlägen in diesem Winter ist in etlichen Teilen des Stadtgebiets seit Oktober 2017 ein deutlicher Anstieg der Grundwasserstände in der Größenordnung von mehreren Dezimetern zu verzeichnen. Darüber hinaus ist aufgrund der niedrigeren Temperaturen im Winter nur eine sehr niedrige Verdunstungsrate zu verzeichnen , sodass ein großer Teil des Niederschlags in den Boden und ins Grundwasser gelangt. Deshalb waren an vielen Grundwassermessstellen die Werte im Frühjahr recht hoch. Halfen diese hohen Grundwasserstände für die Versorgungssicherheit? Die Trinkwassergewinnung in Hamburg und Umland wird aus drei Hauptgrundwasserleitern sichergestellt, die je nach Gebiet bis in Tiefen zwischen 250 und 450 m reichen . Die Nachspeisung dieser Grundwasserleiter erfolgt ganzjährig in Abhängigkeit von der jeweiligen Niederschlagsentwicklung. Die hohen Niederschläge des vergangenen Winters und Frühjahrs haben insofern einen wichtigen Beitrag zu der für die Versorgungssicherheit notwendigen Grundwasserneubildung geleistet. Die Jahreswerte der Grundwasserneubildung sind in den letzten Jahren stabil gewesen, sodass vergleichsweise kurze Hitzephasen mit hohem Wasserbedarf keine nachteiligen Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgungssicherheit zur Folge haben. 5. Dem Bericht des Ausschusses für Umwelt und Energie vom 10.10.2016 ist als Aussage der BUE gegenüber den Abgeordneten nachzulesen, „…, dass bei der Berechnung auch ein Trockenjahrzuschlag von 4 Prozent eingerechnet worden sei, sodass Hamburg auch fünf bis sechs trockene Sommer überstehen würde“ (Drs. 21/6301, Seite 5 Absatz 5). a) Wann in den vergangenen zehn Jahren war es nötig, auf den Trockenjahresbedarf zurückzugreifen? b) Wird dies in diesem Jahr voraussichtlich der Fall sein? Die Jahre 2009 und 2010 waren hinsichtlich des Wasserbedarfs Jahre mit einer warmen und trockenen Witterung, bei denen die Wasserabgabe über dem durchschnittlichen Trend lag. Nach der bisherigen Witterungsentwicklung wird 2018 auch zu den warmen und trockenen Jahren gehören. 6. Ab wann müsste die Bevölkerung zum Sparen von Wasser aufgerufen werden? Durch welche Maßnahmen? Da die Trinkwasserversorgungssicherheit nach wie vor gewährleistet ist, besteht keine Notwendigkeit, die Bevölkerung zum über das normale Maß hinausgehenden sorgsamen Umgang mit Wasser aufzurufen. Siehe Antwort zu 1. bis 3. 7. Wie würden sich langfristig Überentnahmen von Grundwasser auswirken ? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/13848 3 Überentnahmen von Grundwasser sind auszuschließen, da die dem Wasserversorgungsunternehmen erteilten wasserrechtlichen Zulassungen entsprechende Sicherheitsreserven für Trockenjahre beinhalten. 8. Werden bereits Maßnahmen ergriffen, um die Wald- und Flächenbrandgefahr zu verringern (zum Beispiel verstärkte Patrouillen in Grünanlagen, Sensibilisierung und Aufklärung der Bevölkerung et cetera)? Wenn ja, welche? Es wird insbesondere auf die Aufklärung der Bevölkerung gesetzt. So weisen zahlreiche aktuelle Pressemitteilungen, beispielsweise durch die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, auf die erhöhte Brandgefahr hin und geben Hinweise zum richtigen Verhalten in Wald und Park. Zusätzlich informiert das Personal der Grünunterhaltung und der Revierförstereien vor Ort Bürgerinnen und Bürger bezüglich der Vermeidung von Feuergefahren. Ergänzend finden lokale Präventionsmaßnahmen wie beispielsweise das Schließen öffentlicher Grillplätze oder das Freihalten von Waldeinfahrten für mögliche Feuerwehreinsätze statt. Die Forstverwaltung Hamburg hat zudem seit den 1980er-Jahren großflächige, einförmige Nadelholzbestände in Richtung strukturiertere Laubmischwaldbestände umgebaut. Damit ist eine deutliche Senkung des Waldbrandrisikos auf größerer Fläche verbunden. 9. Werden Hamburgs Grünanlagen derzeit verstärkt gewässert? In welchen Intervallen werden neu angepflanzte Straßenbäume gegossen? Grün- und Parkanlagen werden mit Ausnahme von Blumen- und Staudenbeeten sowie neu angelegten Pflanzflächen generell nicht gewässert. Neu gepflanzte Straßenbäume werden bis zum Ende der ausgeschriebenen Fertigstellungs - und Entwicklungspflege (in der Regel zwei bis drei Jahre) gewässert. Darüber hinaus wird regelmäßig überprüft, an welchen Standorten Bäume zusätzlich gewässert werden müssen, bei anhaltenden Trockenperioden ggfs. alle zwei bis drei Tage.