BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/13926 21. Wahlperiode 07.08.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Prof. Dr. Jörn Kruse (AfD) vom 31.07.18 und Antwort des Senats Betr.: Neue DFG-Forschungsgruppe an der Universität Hamburg Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die neue Kolleg-Forschungsgruppe „Zukünfte der Nachhaltigkeit: Modernisierung, Transformation , Kontrolle“ an der Universität Hamburg bewilligt. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, zu ergründen, wie sich moderne Gesellschaften verändern, wenn sie sich von unterschiedlichen Vorstellungen von Nachhaltigkeit leiten lassen. Antragssteller sind die beiden Soziologen Prof. Frank Adloff und Prof. Sighard Neckel von der Universität Hamburg. Das Forschungsvorhaben wird zunächst für vier Jahre gefördert und erhält 3,4 Millionen Euro, hinzu kommt eine Programmpauschale von 22 Prozent der Fördersumme. Mit der Einrichtung des Kollegs ist im Jahr 2019 zu rechnen. Es ist die dritte Kolleg- Forschungsgruppe an der Universität Hamburg. Nachhaltigkeit sei in den vergangenen 20 Jahren zu einem Leitbegriff gesellschaftlichen Wandels geworden, sagt Prof. Neckel. Allerdings würden mit dem Begriff „Nachhaltigkeit “ ganz unterschiedliche Ziele und Zukunftsvorstellungen verbunden. Drei unterschiedliche Entwicklungspfade von Nachhaltigkeit – Modernisierung, Transformation, Kontrolle – untersucht die Forschungsgruppe. Sie zeigen an, über welche Zukunftsvorstellungen heute gestritten wird. Als Modernisierung konzipiert, diene Nachhaltigkeit einer Erneuerung kapitalistischer Wirtschaft und ihrer Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen. Kritik an diesem Konzept sehe den Zwang zum wirtschaftlichen Wachstum als Hindernis nachhaltiger Entwicklung, sie ziele vielmehr auf eine fundamentale gesellschaftliche Transformation. Demgegenüber stehe der Versuch, Problemen der Nachhaltigkeit durch eine umfassende Politik der Kontrolle zu begegnen. Um eine eurozentristische Perspektive zu vermeiden, bezieht die Forschungsgruppe Nachhaltigkeitsdiskurse aus Lateinamerika, Ostasien und Australien mit ein. Dafür sollen in den kommenden Jahren insgesamt 40 internationale Forscher als „Fellows“ nach Hamburg kommen. Die Kolleg- Forschungsgruppen der DFG sind ein speziell auf geistes- und sozialwissenschaftliche Arbeitsformen zugeschnittenes Förderangebot. Sie sollen insbesondere die Bearbeitung eines relevanten, aber weiter gefassten Themas ermöglichen. Zudem steht die Kooperation besonders ausgewiesener Wissenschaftlern im Vordergrund. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der Universität Hamburg (UHH) wie folgt: 1. Wie lange hat die Konzeption der Forschungsgruppe gedauert und wann ist diese der Universität erstmals präsentiert worden? Drucksache 21/13926 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Die UHH hatte am 10. April 2017 einen Entwurf der Antragsskizze für die Kolleg- Forschungsgruppe „Zukünfte der Nachhaltigkeit: Modernisierung, Transformation, Kontrolle“ erhalten. Die Antragsskizze wurde Anfang Mai 2017 bei der Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) eingereicht. 2. Wie werden die bewilligte Fördersumme von 3,4 Millionen Euro sowie die Programmpauschale von 22 Prozent während der vier Jahre verwendet ? Gibt es hierzu schon konkrete Planungen? Die von der DFG zur Verfügung gestellten Projektmittel werden gemäß dem bei der DFG eingereichten Projektantrag verwendet. Die Programmpauschale dient zur Deckung der mit der Förderung verbundenen indirekten Projektausgaben. Über ihre Verwendung entscheidet die UHH unter Beachtung der rechtlichen Vorgaben. 3. Welche zwei Kolleg-Forschungsgruppen hat es bereits in der Vergangenheit gegeben? 4. Welche Fördersummen bzw. Programmpauschalen haben diese erhalten und wie lange haben sie gedauert? An der UHH gibt es derzeit eine laufende Kolleg-Forschungsgruppe mit dem Titel „Maimonides Centre for Advanced Studies – Jewish Scepticism“. Eine weitere Kolleg- Forschungsgruppe zum Thema „Imaginarien der Kraft“ wurde vor Kurzem von der DFG bewilligt und wird demnächst ihre Arbeit an der UHH aufnehmen. Für die Kolleg-Forschungsgruppe „Maimonides Centre for Advanced Studies – Jewish Scepticism“ hat die DFG für die laufende Förderperiode von vier Jahren Projektmittel in Höhe von knapp 4,2 Millionen Euro zuzüglich einer Programmpauschale von 20 Prozent bewilligt. Für die Kolleg-Forschungsgruppe „Imaginarien der Kraft“ hat die DFG für die geplante erste Förderperiode von vier Jahren Projektmittel in Höhe von knapp 4,0 Millionen Euro zuzüglich einer Programmpauschale von 22 Prozent bewilligt . 5. Haben Prof. Neckel und Prof. Adloff in der Vergangenheit bereits ähnliche Projekte des DFG geleitet? Falls ja, welche? Prof. Dr. Neckel und Prof. Dr. Adloff haben in der Vergangenheit bereits verschiedene von der DFG geförderte Projekte geleitet. Detaillierte Angaben zu den Projekten finden sich in GEPRIS, der Projektdatenbank der DFG (http://gepris.dfg.de/gepris/ OCTOPUS;jsessionid=F0CE74F2BF724B2CEE7FE44712D171B9). 6. Aus welchen Ländern kommen die „Fellows“ der Forschungsgruppe? 7. Welchen geistes- oder sozialwissenschaftlichen Fächern gehören diese an? 8. Wie viele von ihnen verfügen über eine der folgenden Qualifikationen? a) Promotion b) Postdoc c) Privatdozent d) Professur 9. Über welche Zeitspanne sollen sie im Regelfall in der Forschungsgruppe mitarbeiten? Geplant ist die Einladung von Fellows aus einer Vielzahl von Ländern, unter anderem aus den USA, Großbritannien, Australien, Frankreich, Spanien, Brasilien und Südkorea sowie aus einer Vielzahl von Fachdisziplinen, unter anderem aus der Soziologie, Politikwissenschaft, Geographie, Philosophie, Anthropologie und Geschichtswissenschaft . Die eingeladenen Fellows werden in der Regel Professorinnen und Professoren ihrer jeweiligen Fachdisziplinen sein. Es ist vorgesehen, dass sie im Regelfall für fünf Monate vor Ort sind, um an der Kolleg-Forschungsgruppe mitzuarbeiten. Daneben sollen auch Short-term-visits von durchschnittlich vier Wochen und Gastvorträge möglich sein. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/13926 3 10. Welcher Anteil des Gesamtbudgets wird für die Bezahlung der Mitglieder aufgewendet? Die Kolleg-Forschungsgruppe wird von Prof. Dr. Neckel und Prof. Dr. Adloff geleitet. Beide Leiter erhalten keine Vergütung aus den Fördermitteln der DFG. 11. Wird die Forschungsgruppe Zwischenberichte über ihre Arbeit vorlegen? Falls ja, wann beziehungsweise wie oft ist dies während der vier Jahre geplant? Zwischenberichte sehen die Regularien der DFG nicht vor. 12. Welche Wissenschaftler, die bereits für die Mitarbeit an der Forschungsgruppe gewonnen werden konnten, gelten als „besonders ausgewiesen “? Alle für die Kolleg-Forschungsgruppe vorgesehenen Fellows gelten in ihrem Fachgebiet als besonders ausgewiesen.