BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/13972 21. Wahlperiode 14.08.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Christiane Schneider (DIE LINKE) vom 07.08.18 und Antwort des Senats Betr.: Wie ist die Feuerwehr Hamburg auf Waldbrände vorbereitet? Die lang anhaltende Hitzeperiode, die in der Klimaforschung als Ausdruck klimatischer Veränderungen gewertet wird, bedeutet Experten zufolge auch, dass sich die Feuerwehren in Deutschland auf neue Gefahrenlagen durch vermehrte Waldbrände einstellen müssen. In einem Artikel in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom 4.8.18 (http://plus.faz.net/faz-plus/deutschlandund -die-welt/2018-08-04/93746c6fde024a8bff41d23862689ebf?GEPC=s9) legt ein Brandexperte die besonderen Anforderungen gegenüber der Bekämpfung von Gebäude- und Wohnungsbränden dar. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. In welchem Umfang verfügt die Feuerwehr Hamburg über eine geeignete und angemessene Ausrüstung zur Waldbrandbekämpfung? a. Inwiefern, an wie vielen Wachen und in welcher Zahl verfügt die Feuerwehr Hamburg über eine besondere, das heißt leichte, gleichzeitig ausreichend schützende Einsatzkleidung speziell für den Waldbrandeinsatz? Die Feuerwehr Hamburg besitzt keine spezielle Einsatzkleidung für Waldbrandeinsätze . Einsatzkräften der Feuerwehr steht eine „leichte Schutzkleidung“ für Einsätze zum Beispiel in der Technischen Hilfeleistung oder im rückwärtigen Bereich zur Verfügung. Diese kann auch von den Einsatzkräften, die nicht in der direkten Brandbekämpfung bei Waldbränden eingesetzt sind, getragen werden. b. Verfügt die Feuerwehr Hamburg über besondere Einsatzfahrzeuge für Waldbrandbekämpfung? Wenn ja, wodurch zeichnen sie sich gegenüber den für Gebäudebrand konzipierten Fahrzeugen aus? Über wie viele dieser Einsatzfahrzeuge verfügt die Feuerwehr Hamburg? In welchen Wachen? Wird die derzeitige Zahl für ausreichend angesehen? Für die Waldbrandbekämpfung hat die Feuerwehr zurzeit sieben Gerätewagen auf Unimog-Fahrgestell mit je 1.000 l Wasser und einer Tragkraftspritze sowie zwei Allrad -Lastkraftwagen mit vier Löschwasserbehältern je 1.000 l Wasser und ebenfalls einer Tragkraftspritze ausgerüstet. Somit stehen insgesamt 20.000 l Wasser zusätzlich für einen schnellen Löschangriff zur Verfügung. Die Löschwasserabgabe der oben genannten Gerätewagen kann auch während der Fahrt erfolgen. Diese Fahrzeuge stehen im Stadtgebiet verteilt bei den Freiwilligen Feuerwehren (Gerätewagen: Eidelstedt, Fuhlsbüttel, Altengamme, Billstedt-Horn, Cranz, Neudorf und Marmstorf. Allrad-Lastkraftwagen: Eppendorf und Warwisch). Diese Vorhaltung an Fahrzeugen wird als ausreichend angesehen. Drucksache 21/13972 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Wenn nein, sieht die Feuerwehr mit Blick auf die wachsende Waldbrandgefahr mittelfristig die Notwendigkeit einer entsprechenden Aufrüstung? Entfällt. c. Dem Artikel der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zufolge erreichen die bei der Gebäudebrandbekämpfung eingesetzten C-Schläuche einen Innendurchmesser von 42 Millimetern, dadurch seien sie angesichts der bei der Waldbrandbekämpfung erforderlichen Längen schnell zu schwer. Sinnvoll seien für die mobile Bekämpfung von Bodenfeuern D-Schläuche von 25 Millimetern Innendurchmesser . Verfügt die Feuerwehr Hamburg über solche D-Schläuche? Wenn ja, in welcher Zahl? Wird die Zahl mit Blick auf eine wachsende Waldbrandgefahr für ausreichend gehalten? Aufgrund der leichteren Handhabbarkeit wird der D-Schlauch bereits bei einer Vielzahl von Brandeinsätzen genutzt. Die Feuerwehr Hamburg besitzt circa 150 D-Schläuche. Diese Anzahl wird für ausreichend gehalten. d. Welche Ausrüstung steht der Feuerwehr Hamburg zur Bekämpfung von Waldbränden aus der Luft zur Verfügung? Verfügt die Feuerwehr über eigene geeignete Hubschrauber? Wenn ja, über wie viele? Die Feuerwehr Hamburg verfügt über keine eigenen Möglichkeiten, Brandbekämpfung aus der Luft durchzuführen. Im Bedarfsfall kann im Rahmen der Amtshilfe entsprechendes Gerät zum Beispiel beim Innenministerium des Bundes angefordert werden. 2. Welche vorbeugenden Maßnahmen – Waldbrandbeobachtungen, Anlage von Schneisen oder Löschwasserteichen, Beseitigung von Totholz nach Sturmschäden et cetera – werden durch die Feuerwehr oder Institutionen durchgeführt? Die zuständigen Behörden weisen in zahlreichen aktuellen Pressemitteilungen auf die erhöhte Brandgefahr hin und geben Hinweise zum richtigen Verhalten in Wald und Park. Zusätzlich informiert das Personal der Grünunterhaltung und der Revierförstereien vor Ort Bürgerinnen und Bürger über Verhaltensmaßnahmen zur Vermeidung von Feuergefahren. Ergänzend finden lokale Präventionsmaßnahmen wie beispielsweise das Schließen öffentlicher Grillplätze oder das Freihalten von Waldeinfahrten für mögliche Feuerwehreinsätze statt. Die Forstverwaltung Hamburg hat zudem seit den 1980er-Jahren großflächige, einförmige Nadelholzbestände zu strukturierteren Laubmischwaldbeständen umgewandelt . Damit ist eine deutliche Senkung des Waldbrandrisikos auf größeren Flächen verbunden. Vor diesem Hintergrund sind Waldbrandbeobachtungen sowie die Anlagen von Brandschneisen und Löschteichen in Hamburg nicht erforderlich. Aufgrund der bestehenden Zertifizierungen der hamburgischen Waldflächen nach FSC® und PEFC® beschränkt sich die Beseitigung von Totholz auf die Herstellung der Verkehrssicherung an Waldwegen und Naherholungseinrichtungen im Wald. Verwertbares Rundholz wird aufgearbeitet und an holzverarbeitende Betriebe veräußert. Für eine schnelle und koordinierte Organisation von Hilfen im Wald wurde ein Netz von Rettungspunkten im Wald installiert, das eine gezielte Orientierung von Einsatzkräften auch im Brandfall ermöglicht. Das Auffinden der Rettungspunkte durch Hilfesuchende wird durch eine App „Hilfe im Wald“ unterstützt. Im Übrigen siehe Drs. 21/13848. 3. Inwiefern gibt es Kooperationen mit den Feuerwehren in anderen Bundesländern oder mit anderen staatlichen Institutionen – zum Beispiel der Bundeswehr – auf dem Gebiet der Waldbrandbekämpfung? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/13972 3 Kooperationen im Sinne der Fragestellung bestehen nicht. Im Bedarfsfall werden Kräfte anderen Bundesländer, des Bundes oder der Hilfsorganisationen angefordert. 4. Welche Rolle spielt die Bekämpfung von Waldbränden bei der Aus- und Weiterbildung der Feuerwehr Hamburg? Inwiefern gibt es Überlegungen, die Aus- und Weiterbildung stärker auf Erfordernisse, die sich aus dem Klimawandel ergeben, auszurichten? Technisch unterscheiden sich die durchzuführenden praktischen Grundtätigkeiten bei der Waldbrandbekämpfung nicht wesentlich von der Durchführung der Brandbekämpfungsmaßnahmen . Dies wird in der Feuerwehrbasisausbildung vermittelt. Darüber hinaus gibt es operative taktische Grundsätze (Einsatztaktikstandards) bei der Waldund Moorbrandbekämpfung. Diese werden im Zuge der Führungskräfteausbildung vermittelt. Zudem fließen im Rahmen der Qualitätssicherung Erfahrungen und Erkenntnisse bei der Waldbrandbekämpfung in die Aus- und Fortbildungsmaßnahmen der Feuerwehrangehörigen ein. Darüber hinaus wird die Aus- und Fortbildung der Mitarbeiter der Hamburger Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr stets den aktuellen Erfordernissen in der Brandbekämpfung angepasst.