BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/14027 21. Wahlperiode 21.08.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Heike Sudmann (DIE LINKE) vom 13.08.18 und Antwort des Senats Betr.: Chaostage während der Sperrung der S3 Seit dem 30. Juli 2018 ist die S3 zwischen Harburg-Rathaus und Wilhelmsburg gesperrt. Zwischen den Haltestellen ist ein Busersatzverkehr eingerichtet . Die S31 verkehrt während dieser Zeit nur bis Berliner Tor. Die S3/S31-Fahrgäste werden auch auf den Regionalverkehr von/nach Harburg als Alternative verwiesen. Da gleichzeitig bis vor wenigen Tagen ein Bahnsteiggleis am Hamburger Hauptbahnhof gesperrt war, fielen auch einige Regionalzüge des Eisenbahnverkehrsunternehmens Metronom zwischen Harburg und dem Hauptbahnhof aus. In den Bussen und den Regionalzügen kam und kommt es immer wieder zu massiven Überbesetzungen, am Hauptbahnhof musste zeitweise der Zugang zu den Bahnsteiggleisen des Regional- und Fernverkehrs wegen großen Fahrgastandrangs gesperrt werden. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Zwischen den S-Bahn-Haltstellen Wilhelmsburg und Harburg-Rathaus war aufgrund von notwendigen Baumaßnahmen im Schienennetz in den vergangenen Wochen kein S-Bahn-Verkehr möglich. Den Fahrgästen wurde ein Schienenersatzverkehr angeboten , zudem wurden die Fahrgäste auf andere öffentliche Verkehrsmittel wie zum Beispiel den metronom, verwiesen. Trotz des Ersatzangebots stellte die verkehrliche Verbindung und die konkrete Situation vor Ort für viele Fahrgäste zeitweise eine große Belastung dar. Der Hamburger Verkehrsverbund GmbH (HVV) hat bereits deutlich gemacht, dass sich eine solche Lage in keinem Fall wiederholen darf. Für den Erhalt und den Ausbau des Schienennetzes müssen unabdingbare, umfangreiche Baumaßnahmen auf den Bahnhöfen und im Schienennetz durchgeführt werden . Nur so ist die Leistungsfähigkeit des Netzes zu erhalten. Um für zukünftige Bauzeiten eine Überlastung der Ersatzverkehre sicher ausschließen zu können, wurden folgende Maßnahmen zwischen den betroffenen Verkehrsunternehmen, der Deutschen Bahn AG, dem HVV und dem Senat verabredet: Eine zeitliche und räumliche Überlagerung mehrerer Baumaßnahmen, beispielsweise parallel auf S- und Regionalbahnlinien, soll möglichst vermieden werden. Wenn beispielsweise im Bereich der S-Bahn gebaut wird, muss gewährleistet sein, dass die Regionalzüge aus diesem Raum ohne Probleme den Hauptbahnhof erreichen können. Der Schienenersatzverkehr wird leistungsfähiger gestaltet. Die Fahrgastlenkung und -information vor Ort wird mit zusätzlichem Sicherheitsund Servicepersonal verbessert. Drucksache 21/14027 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Die digitale Fahrplanauskunft wird noch stärker zur Verkehrsstromlenkung eingesetzt . Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der Deutschen Bahn AG, der metronom Eisenbahngesellschaft mbh (metronom ) und des HVV wie folgt: 1. Wem obliegt die Planung von Ersatzverkehren während geplanter Sperrungen im Schnellbahnnetz? Die Planung der Ersatzverkehre im HVV obliegt den von den Baumaßnahmen betroffenen Verkehrsunternehmen. Die Kapazitäten für den Ersatzverkehr richten sich nach der tatsächlichen Nachfrage auf dem gesperrten Streckenabschnitt sowie der Vorgabe, dass durch den Ersatzverkehr eine Reisezeitverlängerung von maximal 20 Minuten anzustreben ist. 2. In welcher Form und mit welchen Fristen wird der Senat als Besteller und Aufgabenträger von wem über die Planungen für Ersatzverkehre informiert? Am Beispiel der S-Bahn Hamburg stellt sich die Beteiligung wie folgt dar: Dem HVV wird vierteljährlich der Baubetriebskalender zur Verfügung gestellt. Darin sind die geplanten Baumaßnahmen für das laufende Jahr enthalten. Für das folgende Jahr wird der Baubetriebskalender in größeren Abständen verschickt. In die weiteren konkreten Planungen wird der HVV frühzeitig eingebunden. Der HVV steht in regelmäßigem Austausch mit Vertretern der zuständigen Behörden und informiert diese. Im Übrigen siehe Antwort zu 1. 3. Wie viele S-Bahn-Züge mit welcher Platzkapazität verkehren üblicherweise montags bis freitags während der Sommerferien zwischen Harburg und Wilhelmsburg? Bitte je Stunde angeben. 4. Wie viele S-Bahn-Züge mit welcher Platzkapazität verkehren üblicherweise montags bis freitags während der Sommerferien zwischen Hauptbahnhof und Wilhelmsburg? Bitte je Stunde angeben. Das Angebot während der Sommerferien unterscheidet sich nicht von den anderen Zeiten. Die Linie S3 verkehrt auf dem Abschnitt Harburg – Hamburg-Hauptbahnhof tagsüber im Zehn-Minuten-Betrieb mit Vollzügen (sechs Wagen mit insgesamt 416 Sitzplätzen) in den Randlagen verkehrt sie im 20-Minuten-Betrieb. In den Hauptverkehrszeiten fahren auf der Linie S3 zeitweise auch Langzüge (Neun-Wagen-Züge mit insgesamt 624 Sitzplätzen). Die Linie S31 verkehrt zwischen 5.50 Uhr und 20.20 Uhr im Zehn-Minuten-Betrieb mit Vollzügen (sechs Wagen) von/nach Harburg. Dabei verkehren je Werktag und Richtung 207 Fahrten, davon sind 114 Fahrten je Richtung Fahrten der Linie S3. Je Stunde in der Hauptverkehrszeit (HVZ), das heißt dem Zeitraum mit dem höchsten Angebot und der stärksten Nachfrage, stehen dabei 5.200 Sitzplätze zuzüglich Stehplätze je Richtung zur Verfügung. Das Verkehrsangebot zwischen Harburg und Wilhelmsburg sowie zwischen Wilhelmsburg und Hauptbahnhof ist gleich. 5. Wie viele S-Bahn-Züge mit welcher Platzkapazität verkehr(t)en montags bis freitags während der Sperrung in den Sommerferien 2018 zwischen Hauptbahnhof und Wilhelmsburg? Bitte je Stunde angeben. Der S-Bahn-Betrieb während der Baustelle in diesen Sommerferien musste abhängig von der Infrastruktur am Wendebahnhof in Wilhelmsburg reduziert werden. Die Linie S3 verkehrte im Vollzugbetrieb im Zehn- beziehungsweise 20-Minuten-Takt während aller Tage. Dabei verkehrten je Werktag und Richtung 114 Fahrten. Je Stunde in der HVZ, das heißt dem Zeitraum mit dem höchsten Angebot und der stärksten Nachfrage , standen dabei 2.500 Sitzplätze zuzüglich Stehplätze je Richtung zur Verfügung. Die Kapazität war so hoch wie in den Vorjahren bei baustellenbedingten Sperrungen eines Teils der Strecke. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/14027 3 6. Welche Platzkapazität wurde während der Sperrung in den Sommerferien 2018 montags bis freitags zwischen Harburg und Wilhelmsburg in den Bussen des Schienenersatzverkehrs (SEV) angeboten? Bitte je Stunde angeben. a) Welche Busfahrzeiten waren für den SEV geplant? b) Wie hoch war der Anteil der Busse des SEV, die die geplanten Fahrzeiten gemäß a) um mehr als fünf Minuten überschritten haben? Bitte differenziert nach Hauptverkehrszeit und anderen Zeiten angeben. Für den gesperrten Abschnitt wurde eine Buskapazität von bis zu 600 Sitz- und Stehplätzen je zehn Minuten beziehungsweise 3.600 Plätze je Stunde und Richtung angeboten . Die Kapazität war damit so hoch wie in den Vorjahren bei baustellenbedingten Sperrungen dieser Strecke. Hinzu kommen insgesamt 7.600 Sitzplätze durch den metronom, siehe Antwort zu 8. Die Fahrzeit der Busse war dabei so berechnet, dass die Nutzer dieses Angebotes etwa 20 Minuten später als mit der normal durchfahrenden S-Bahn ihr Ziel erreichten. Alle Busse erreichten im Normalfall ihr Ziel so, dass im Anschluss die vorgesehene S-Bahn erreicht werden konnte. Verkehrsbedingt kam es zu einzelnen Verspätungen. Im Übrigen siehe Vorbemerkung und Antwort zu 1. 7. Wie viele Metronom-Züge mit welcher Platzkapazität verkehren montags bis freitags während der Sommerferien üblicherweise zwischen Hauptbahnhof und Harburg? Bitte je Stunde angeben. Das Angebot während der Sommerferien unterscheidet sich nicht von den anderen Zeiten. Die Linien RE3, RE4, RB31, RB41 und RE5 verkehren auf dem Abschnitt Hamburg-Hauptbahnhof – Harburg jeweils im Stundentakt mit fünf bis sieben Doppelstockwagen . In den Hauptverkehrszeiten fahren nachfragebedingt Verstärkerfahrten auf allen Linien. Dabei verkehren je Werktag und Richtung etwas mehr als 100 Fahrten . Je Stunde in der Hauptverkehrszeit (HVZ), das heißt in dem Zeitraum mit dem höchsten Angebot und der stärksten Nachfrage, stehen dabei bis zu 8.200 Sitzplätze zuzüglich Stehplätze je Richtung zur Verfügung. 8. Wie viele Metronom-Züge mit welcher Platzkapazität verkehr(t)en montags bis freitags während der Sperrung in den Sommerferien 2018 zwischen Hauptbahnhof und Harburg? Bitte je Stunde angeben. Das Angebot während der Sommerferien im Jahr 2018 war um maximal eine Fahrt je Stunde und Richtung reduziert, da wegen Bauarbeiten am Hauptbahnhof (Bahnsteigsanierung Gleis 11 und Fahrtenausfall auf der Linie RE5) beziehungsweise auf der Strecke zwischen Lüneburg und Bardowick (Fahrtenausfall auf der Linie RB41) nicht alle Fahrten zwischen Hauptbahnhof und Harburg durchgeführt werden konnten. Im Ergebnis reduzierte sich die Fahrtenzahl um bis zu zwölf Fahrten am Tag und Richtung . Dabei verkehrten je Werktag und Richtung nunmehr etwas weniger als 100 Fahrten. In der HVZ reduzierte sich dabei die Sitzplatzkapazität je Stunde um bis zu 600 Plätze auf bis zu 7.600 Sitzplätze je Richtung. 9. Hatte der Senat Kenntnis von den Bedenken des Eisenbahnverkehrsunternehmens Metronom wegen der gleichzeitigen Sperrung der S 3 und eines Bahnsteiggleises im Hauptbahnhof? Falls ja, seit wann und welche Konsequenzen hat der Senat daraus gezogen? Nein. Es wurden im Vorfeld gegenüber der zuständigen Behörde oder dem HVV keine konkreten Bedenken mitgeteilt. Die Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem tatsächlichen Ablauf werden aber zu einer Anpassung der Planungsabläufe, der Koordinierung und der betrieblichen Abläufe vergleichbar komplexer Sperrungen führen. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. Drucksache 21/14027 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 10. In welchen Zeiträumen erfolgte die Freigabe von Zügen des DB-Fernverkehrs für HVV-Kunden/-innen zwischen Harburg und Hauptbahnhof? 11. Durch wen und wann wurde die DB Fernverkehr AG wegen einer möglichen Freigabe der Fernverkehrszüge erstmalig angesprochen? Die Züge des Fernverkehrs waren von Montag, 30. Juli 2018 bis Freitag, 10. August 2018 freigegeben. Die Freigabe bestand jeweils von Montag bis Donnerstag und am Freitag bis 10 Uhr. Am 26. Juli 2018 erhielt DB Fernverkehr eine formlose Anfrage von metronom für den Zeitraum Montag, 30. Juli 2018 bis Sonntag, 12. August 2018 Betriebsschluss zur Freigabe der Fernverkehrszüge zwischen Hamburg-Harburg und Hamburg-Hauptbahnhof . Nach Überprüfung der Buchungsstände wurde am 30. Juli 2018 einer Freigabe für diesen Zeitraum zugestimmt, ausgenommen die Wochenenden (jeweils freitags 10 Uhr bis sonntags Betriebsschluss). Am 8. August 2018 erhielt DB Fernverkehr erneut eine schriftliche Anfrage von metronom , auch für das Wochenende 10. bis 12. August 2018 die Freigabe der Fernverkehrszüge zu erteilen. Aufgrund der absehbar hohen Auslastung der Fernverkehrszüge am Wochenende wurde dieser Anfrage durch die DB Fernverkehr nicht entsprochen.