BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/14062 21. Wahlperiode 24.08.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Christiane Schneider (DIE LINKE) vom 16.08.18 und Antwort des Senats Betr.: Abschiebehaft in Hamburg im 2. Quartal 2018 Die Zahl der Personen, die durch die Freie und Hansestadt Hamburg in Abschiebhaft genommen werden, nimmt seit Monaten dramatisch zu. Während im 1. Quartal 2016 sechs Menschen in Abschiebehaft genommen wurden (Drs. 21/3982), waren es im 4. Quartal 2017 bereits 74 Personen (Drs. 21/12537). Festzuhalten ist, dass in Abschiebehaft keine Straftäter/-innen genommen werden, sondern die Freiheitsentziehung lediglich der Sicherung der Abschiebung dient. Sie ist nur dann zulässig, wenn mildere Mittel nicht möglich oder zielführend sind. Laut EU-Rückführungsrichtlinie ist „eine Inhaftnahme nur gerechtfertigt, um die Rückkehr vorzubereiten oder die Abschiebung durchzuführen und wenn weniger intensive Zwangsmaßnahmen ihren Zweck nicht erfüllen.“ Demgemäß wird die Abschiebehaft im Koalitionsvertrag von Rot-Grün auch als „Ultima Ratio“ bezeichnet. Mit dem „Ziel einer einheitlichen Anwendungspraxis“ sollten „Fortbildungen bzw. Schulungen“ für Richter/-innen und Behördenpersonal angeboten werden, so die Vereinbarung. In diesem Zusammenhang ist auffällig, dass die Zahl derjenigen, die aus der Abschiebhaft nicht abgeschoben, sondern wieder freigelassen werden, ebenfalls signifikant steigt. Im April 2018 trat das Vollzugsgesetz zur Abschiebehaft in Kraft, sodass seit dem auch im sogenannten Ausreisegewahrsam am Flughaften Hamburg die Abschiebehaft für bis zu sechs Wochen vollzogen wird. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Wie viele Menschen befanden sich im letzten Quartal in Abschiebehaft? Bitte aufschlüsseln nach Im 2. Quartal 2018 befanden sich 56 Personen in Abschiebungshaft gemäß § 62 Absatz 3 Aufenthaltsgesetz (AufenthG). a. Alter der Person, Die Personen waren 18 und 19 (jeweils eine Person), 20 (vier Personen), 21 (drei Personen), 22 (fünf Personen), 23 (zwei Personen), 24 (drei Personen), 25 (zwei Personen ), 26 (eine Person), 27 (drei Personen), 28 (zwei Personen), 29 (zwei Personen ), 30 und 32 (jeweils eine Person), 33 (zwei Personen), 35 (vier Personen ), 37 (eine Person), 38 (drei Personen), 40 (zwei Personen), 41 (drei Personen), 46 und 48 Drucksache 21/14062 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 (jeweils eine Person), 49 (drei Personen), 50 (eine Person), 52 (zwei Personen), 54 (zwei Personen). b. Geschlecht, Alle Personen waren männlich. c. Staatsangehörigkeit, Die Personen hatten folgende Staatsangehörigkeiten: afghanisch (neun Personen), ägyptisch (drei Personen), albanisch (vier Personen), algerisch (drei Personen), bulgarisch (zwei Personen), gambisch (zwei Personen), ghanaisch (eine Person), irakisch (eine Person), iranisch (eine Person), ivorisch (eine Person), kosovarisch (eine Person), lettisch (zwei Personen), libysch (zwei Personen), litauisch (eine Person), marokkanisch (sieben Personen), montenegrinisch (eine Person), nigerianisch (eine Person), nigrisch (eine Person), polnisch (drei Person), rumänisch (eine Person), russisch (zwei Personen), serbisch (zwei Personen), syrisch (eine Person), tunesisch (eine Person), türkisch (zwei Personen), ungeklärt (eine Person) d. Anfangs- und Enddatum der Abschiebehaft, Die Daten sind der folgenden Übersicht zu entnehmen: Haftbeginn Haftende 05.03.2018 04.04.2018 05.03.2018 16.04.2018 20.03.2018 17.04.2018 25.03.2018 11.04.2018 26.03.2018 18.04.2018 26.03.2018 10.04.2018 27.03.2018 04.04.2018 23.03.2018 24.04.2018 11.03.2018 24.04.2018 14.03.2018 12.04.2018 29.03.2018 12.04.2018 30.03.2018 05.04.2018 31.03.2018 06.04.2018 01.04.2018 06.04.2018 01.04.2019 06.04.2018 05.04.2018 11.04.2018 09.04.2018 24.04.2018 15.04.2018 16.04.2018 17.04.2018 24.04.2018 27.04.2018 30.04.2018 13.03.2018 19.04.2018 17.02.2018 02.05.2018 09.02.2018 03.05.2018 25.03.2018 17.05.2018 19.04.2018 03.05.2018 19.04.2018 28.05.2018 23.04.2018 18.05.2018 24.04.2018 02.05.2018 26.04.2018 08.05.2018 26.04.2018 18.05.2018 08.05.2018 17.05.2018 08.05.2018 Haft dauert an* 03.05.2018 08.05.2018 04.05.2018 25.05.2018 06.05.2018 07.05.2018 08.05.2018 08.05.2018 12.05.2018 29.05.2018 16.05.2018 29.05.2018 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/14062 3 Haftbeginn Haftende 18.05.2018 22.05.2018 19.05.2018 23.05.2018 25.05.2018 31.05.2018 23.04.2018 19.06.2018 04.04.2018 13.06.2018 01.06.2018 13.06.2018 04.06.2018 18.06.2018 26.06.2018 28.06.2018 25.05.2018 11.06.2018 25.05.2018 25.05.2018 29.05.2018 18.07.2018* 08.06.2018 03.07.2018 01.06.2018 05.06.2018 08.06.2018 19.07.2018 14.06.2018 24.07.2018* 27.06.2018 Haft besteht fort* 29.06.2018 06.07.2018 *  Die Unterbringung erfolgte zeitweise in den Abschiebehaftabteilungen der Justizvollzugsanstalten Hannover Langenhagen und Bremen. e. Grund für die Freiheitsentziehung, Der Grund war in allen Fällen die Sicherung des Vollzugs der Abschiebung. f. Zielland der Abschiebung, Die vorgesehenen Zielstaaten waren Afghanistan (sieben Personen), Ägypten (drei Personen), Albanien (vier Personen), Algerien (drei Personen), Bulgarien (drei Personen ), Côte d´Ivoire (eine Person), Gambia (zwei Person), Ghana (eine Person), Iran (eine Person), Italien (eine Person), Kosovo (eine Person), Kroatien (eine Person), Lettland (zwei Personen), Litauen (eine Person), Marokko (sieben Personen), Montenegro (eine Person), Nigeria (eine Person), Niger (eine Person), Österreich (zwei Personen), Polen (vier Personen), Rumänien (eine Person), Russische Föderation (eine Person), Serbien (zwei Personen), Spanien (zwei Personen), Tunesien (eine Person), Türkei (zwei Personen). g. Haftanstalt. Die Personen waren in folgenden Einrichtungen untergebracht: Rückführungseinrichtung Hamburg (45 Personen), Langenhagen (neun Personen), Bremen (eine Person). Eine Person war zunächst in der Rückführungseinrichtung untergebracht und wurde anschließend in die Asklepios Klinik Ochsenzoll eingewiesen. 2. Wie viele Menschen befanden sich im letzten Quartal in Vorführhaft? Bitte aufschlüsseln nach Im 2. Quartal 2018 befand sich keine Person in Vorführhaft. a. Geschlecht, b. Alter, c. Staatsangehörigkeit, d. Anfangs- und Enddatum der Vorführhaft, e. Ort der Vorführung, f. Zielland der Abschiebung, g. Haftanstalt. Entfällt. 3. Wie viele Menschen wurden durch die Freie und Hansestadt Hamburg im vergangenen Quartal aus der Abschiebehaft abgeschoben bezie- Drucksache 21/14062 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 hungsweise entlassen? Bitte angeben wie viel Prozent der Inhaftierten jeweils Im 2. Quartal 2018 wurden 43 Personen aus Abschiebehaft abgeschoben. a. in Dublin-Länder abgeschoben wurden, 16 Prozent aller aus Abschiebehaft abgeschobenen Personen wurden gemäß der Dublin-III-Verordnung überstellt. b. in Drittländer abgeschoben wurden, 84 Prozent aller aus Abschiebehaft abgeschobenen Personen wurden außerhalb der Dublin-III-Verordnung in Drittländer abgeschoben. c. entlassen wurden. 11 Prozent aller in Abschiebehaft befindlichen Personen wurden vor Vollzug der Maßnahme entlassen. 4. Bitte die Entlassungen aus 3. c. nach Gründen aufschlüsseln: a. Abschiebung nicht möglich, Vier Fälle. b. Haftanordnung nicht rechtmäßig, Kein Fall. c. medizinische Gründe, Zwei Fälle. d. mögliche Haftdauer überschritten, e. sonstige Gründe. Kein Fall. 5. Wie viele Fälle von Suiziden, Suizidversuchen und/oder Suizidandrohungen gab es im vergangenen Quartal durch Abschiebehäftlinge der Freien und Hansestadt Hamburg? Bitte aufschlüsseln nach a. Alter der Person, b. Geschlecht, c. Staatsangehörigkeit, d. Zielland der Abschiebung, g. Haftanstalt. Eine statistische Erfassung von Suizidandrohungen erfolgt nicht, im Übrigen: keine.