BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/14069 21. Wahlperiode 24.08.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Christiane Schneider (DIE LINKE) vom 16.08.18 und Antwort des Senats Betr.: Suizide und Suizidversuche in Hamburg lebender Geflüchteter (erstes Halbjahr 2018) Die Situation in vielen Hamburger Flüchtlingsunterkünften ist prekär. Die Menschen leben auf engstem Raum mit zum Teil fremden Personen. Rückzugsmöglichkeiten und Privatsphäre sind extrem eingeschränkt. Viele Geflüchtete sind zudem traumatisiert und/oder haben damit zu kämpfen, dass sie Familienangehörige und Freunde in Kriegs- und Krisenregionen zurücklassen mussten oder sie von Abschiebung bedroht sind. Meine unterschiedlichen Schriftlichen Kleinen Anfragen (zuletzt Drs. 21/3953, Drs. 21/5157, 21/8405) haben ergeben, dass es allein im zweiten Halbjahr 2017 17 Suizidversuche von Bewohnern/-innen von Hamburger Erstaufnahmen gegeben hat. Die Anfrage verfolgt das Ziel, einen validen und vergleichbaren Überblick über die Entwicklung der absoluten und relativen Zahlen zu Suiziden und Suizidversuchen Geflüchteter in Hamburg zu gewinnen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Aufgrund der derzeitigen Zugangssituation kam es zu einem Rückbau der Erstaufnahmeeinrichtungen (EA) verbunden mit einem deutlichen Rückgang der Anzahl der in der EA untergebrachten Personen und einer fortdauernden Belegung in der EA deutlich unter der Maximalkapazität. Die Unterbringungsstandards von Folgeunterkünften sind höher, zum Teil deutlich höher, als in Erstaufnahmeeinrichtungen. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Bitte machen Sie folgende Angaben für die Bewohner/-innen der Hamburger (Z)EA (inklusive Bad Segeberg und Horst) (aufgeschlüsselt nach Monaten und Unterkünften): a. Anzahl der untergebrachten Flüchtlinge b. Anzahl der Suizide c. Anzahl der Suizidversuche d. Anzahl der Vorfälle, bei denen es sich um Suizidversuche gehandelt haben könnte e. von der in a.) bis d.) genannten Personengruppen die Anzahl der Kinder, der Frauen und der Herkunftsländer Zur Belegung der Unterkünfte in 2018 siehe http://www.hamburg.de/zkf-lagebild/. Drucksache 21/14069 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Im ersten Halbjahr 2018 gab es keinen vollzogenen Suizid in den Hamburger Erstaufnahmeeinrichtungen . Minderjährige waren weder an Suiziden noch an Suizidversuchen beteiligt. Die in den Einrichtungen als mögliche Suizidversuche gewerteten Vorfälle ergeben sich aus nachfolgender Tabelle: Monat Anzahl als Suizidversuch gewertete Vorgänge Anzahl der Personen, die einen solchen Versuch unternommen haben Davon Frauen Standorte Januar 2018 2 2 0 Sportallee, Flagentwiet Februar 2018 2 2 1 Neuer Höltigbaum, Schnackenburgallee März 2018 4 4 0 Flagentwiet, Neuer Höltigbaum, Schnackenburgallee, Schmiedekoppel April 2018 5 5 0 2 x Flagentwiet, Fiersbarg, Harburger Poststr., Ankunftszentrum Mai 2018 2 2 0 Harburger Poststr., Schmiedekoppel Juni 2018 1 1 0 Fiersbarg Juli 2018 4 4 1 2 x Sportallee, Fiersbarg, Harburger Poststr. Im Übrigen siehe Drs. 21/11643. Das Landesamt für innere Verwaltung Mecklenburg-Vorpommern, Amt für Migration und Flüchtlingsangelegenheiten, führt keine Statistik über Vorfälle, bei denen es sich um Suizidversuche gehandelt haben könnte. 2. Bitte machen Sie folgende Angaben für die Folgeunterkünfte (aufgeschlüsselt nach Monaten und Unterkünften): a. Anzahl der untergebrachten Flüchtlinge Siehe Drs. 21/12037, 21/12359, 21/12704, 21/13055, 21/13466 und 21/13796. b. Anzahl der Suizide c. Anzahl der Suizidversuche d. Anzahl der Vorfälle, bei denen es sich um Suizidversuche gehandelt haben könnte e. von der in a.) bis d.) genannten Personengruppen die Anzahl der Kinder, der Frauen und der Herkunftsländer Aus dem ersten Halbjahr 2018 ist kein Suizid von Bewohnern der Folgeunterkünfte bekannt. Im Übrigen siehe nachstehende Übersicht: Monat Unterkunft Suizidversuche Vorfälle, die Suizidversuche gewesen sein könnten Februar Transit - Männlich Volljährig Afghanistan April Kollaustraße Männlich Volljährig Afghanistan - Mai Eiffestraße 44 Weiblich - Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/14069 3 Monat Unterkunft Suizidversuche Vorfälle, die Suizidversuche gewesen sein könnten Volljährig Eritrea Juni Schlenzigstraße Weiblich Minderjährig Syrien - Quelle: f & w fördern und wohnen AöR 3. Welche psychotherapeutischen oder psychiatrischen Angebote bestehen in den (Z)EA? Sofern Sprechstunden und/oder Stellen bestehen, bitte den jeweiligen Umfang angeben. Erstaufnahmeeinrichtung Betreiber Psychiatrische Sprechstunden Traumasprechstun - den Kinder- und Jugendpsycho - therapie Sonstiges Amalie Sieveking Krankenhaus /Richard- Remé-Haus f & w (Verweis an PIA Wandsbek ) 4 Std./Woche - - Fiersbarg JUH - 5 Std./Woche - - Harburger Poststraße f & w (Verweis an PIA Harburg) 5 Std./Woche - Atemtherapie 2 Std./Woc he Kaltenkirchener Straße DRK - 12 Std./ Woche - - Neuer Höltigbaum Malteser - 6 Std./Woche - - Schmiedekoppel ASB - 32 Std./ Woche - - Schnackenburgallee f & w 4 Std./ Woche, intern (über AK Rissen) 12 Std./ Woche 4 Std./intern über koop. KJP-Praxis Atemtherapie 4 Std./ Woche Sportallee f & w (Verweis an PIA Ochsenzoll ) 4, 5 Std./ Woche Einrichtung einer internen Sprechstunde ist in Planung Einrichtung Atemtherapie in Planung Sofern im Ankunftszentrum im Rahmen der Erstuntersuchung, der hausärztlichen Versorgung oder durch das Sozialmanagement ein entsprechender Bedarf festgestellt wird, werden die erforderlichen Maßnahmen (Kostenübernahme, Therapeutensuche, Akutbehandlung) eingeleitet. 4. Inwiefern liegen für den gleichen Zeitraum Zahlen über die Entwicklung der Anzahl von Suizidversuchen in Hamburg insgesamt vor? Wenn ja, bitte angeben. Etwaige Daten über Suizidversuche im ersten Halbjahr 2018 zu vollstationären Patientinnen und Patienten der Krankenhäuser liegen noch nicht vor. Im Übrigen siehe Drs. 21/11643.