BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/14254 21. Wahlperiode 11.09.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Detlef Ehlebracht (AfD) vom 05.09.18 und Antwort des Senats Betr.: Einzelhandel in der HafenCity Der Einzelhandel in der HafenCity kommt nicht richtig in Schwung. Trotz erheblicher Touristenströme, knapp 5 Millionen im Jahr, haben es die Einzelhändler schwer, einen den Miethöhen angemessenen Umsatz zu erwirtschaften . Die Ursachen sind vielfältig. So konzentriert sich die Masse der Touristen auf die unmittelbare Nähe des Konzerthauses und vielleicht noch ein bisschen auf den Dalmannkai, B-Lagen gehen leer aus. Die ortsansässige Kaufkraft, zweifellos vorhanden, mag dort wohl gerne wohnen, aber gibt sein Geld offensichtlich gerne in natürlich gewachsenen Umgebungen aus. Und weiterhin ist es wohl die verlangte Miete selbst – sie ist einfach zu hoch, wie der „HafenCity Zeitung“, Ausgabe April 2018, zu entnehmen ist. Selbst internationale Marken kapitulieren in der HafenCity. So erging es zuletzt sogar der hochpreisigen Häagen-Dazs-Eisdiele. Vor dem Hintergrund, dass die Mietpreise für Ladenlokale in Hamburgs Toplagen seit einigen Jahren im Sinken begriffen sind, stellt sich daher die Frage, wie man diese für die Käufer wieder beziehungsweise überhaupt attraktiv gestalten kann. Dies vorausgeschickt frage ich den Senat: In der HafenCity werden künftig circa 45.000 Menschen arbeiten, rund 14.000 bis 15.000 Menschen wohnen und mehr Nachfrage für den Einzelhandel erzeugen als derzeit. Eine zentrale Änderung der Einzelhandelssituation wird mit der Eröffnung des südlichen Überseequartiers 2022 (zurzeit im Bau) eintreten, weil damit auch ein ausreichend breites Angebot für die potenzielle Nachfrage entsteht. Aufgrund der Struktur der HafenCity, der guten öffentlichen Personennahverkehrs(ÖPNV)-Anbindung und der offenen Struktur des Überseequartiers ist daraus auch eine deutlich erhöhte Nachfrage für den Einzelhandel in anderen Lauflagen, die heute nicht ausreichend frequentiert werden, zu erwarten. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der HafenCity Hamburg GmbH (HCH) wie folgt: 1. Welche Daten erhebt der Senat beziehungsweise die HafenCity GmbH zwecks Beurteilung der Situation des Einzelhandels in der HafenCity? Die HCH führt seit einigen Jahren in regelmäßigen Abständen eine Erhebung der Erdgeschossnutzungen, inklusive der publikumsbezogenen Nutzungen in der Hafen- City, durch, die auf einem geografischen Informationssystem (GIS) basiert. Dabei wird die Nutzungsart (Wohnen, Büro, publikumsbezogene Nutzungen wie Einzelhandel, Gastronomie, et cetera und Leerstand) sowie die jeweilige Flächengröße der einzelnen Einheiten aufgenommen. 2. Welche Gutachten/Konzepte/Erhebungen gibt es hinsichtlich der geplanten Entwicklung, der aktuellen Lage und prognostizierten Entwicklung Drucksache 21/14254 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 hinsichtlich des Einzelhandels in der HafenCity und wo sind diese jeweils einsehbar? Das Einzelhandelsgutachten der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) „Überseequartier HafenCity, Hamburg – Wirkungsanalyse“ (2016) und das Gutachten von Dr. Lademann & Partner „Tourismusstudie Überseequartier HafenCity“ (2016) beziehen sich zwar auf ein Teilkonzept, nehmen jedoch eine umfassende Perspektive für die HafenCity und die Hamburger Innenstadt ein. Beide Gutachten sind im Transparenzportal abrufbar, siehe http://suche.transparenz.hamburg.de/dataset/bebauungsplan-hafencity-15- ueberseequartier-sued-einzelhandelsgutachten?forceWeb=true und http://suche.transparenz.hamburg.de/dataset/tourismusstudie-ueberseequartierhafencity ?forceWeb=true. 3. Wie viel Einzelhandelsfläche gibt es in der HafenCity? Es gibt derzeit Einzelhandelsflächen mit einer Verkaufsfläche von circa 7.250 m². 4. Wie viel Einzelhandelsfläche wird es im Endausbau in der HafenCity geben? Es wird davon ausgegangen, dass in der HafenCity circa 330.000 m² Bruttogeschossfläche im Erdgeschoss entstehen, wovon die Einzelhandelsnutzung nur einen geringen Anteil darstellen wird. In den nächsten Jahren werden gesichert im südlichen Überseequartier Einzelhandelsflächen in der Größenordnung von 80.500 m² Bruttogeschossfläche und im Nahversorgungszentrum im Quartier Baakenhafen mit circa 6.750 m2 Bruttogeschossfläche für Einzelhandel und Gastronomie realisiert werden (beides im Bau). 5. Wie viel Einzelhandelsfläche ist davon regulär vermietet, wie viel Fläche steht leer und wie viel Fläche wird kostenlos oder zu stark reduzierten Mietpreisen für zum Beispiel Ausstellungen zu Verfügung gestellt, um den Leerstand zu überbrücken? Die Leerstandsquote bei allen Erdgeschossflächen (publikumsbezogene Nutzungen, Büro, Wohnen) liegt derzeit bei circa 4 Prozent. 6. Wie hoch ist der durchschnittliche Mietpreis/Quadratmeter (nettokalt) für eine Einzelhandelsfläche in der HafenCity? Hierzu liegen keine Daten vor. 7. Wie viele Einzelhandelsunternehmen gibt es aktuell in der HafenCity? Es gibt derzeit circa 50 Einzelhandelsgeschäfte in der HafenCity. 8. Wie viele Einzelhandelsunternehmen wurden in den letzten fünf Jahren eröffnet? 9. Wie viele Einzelhandelsunternehmen haben in der HafenCity in den letzten fünf Jahren in Gänze aufgegeben oder geschlossen und an anderem Standort neu eröffnet? Bitte pro Jahr auflisten. 10. Wie ist die Fluktuationsrate der Geschäfte der HafenCity und wie lautet diese für die elf Stadtteilzentren des aktuellen Zentrenkonzepts sowie für die Bezirkszentren (B1) Osterstraße/Hoheluft, Eppendorf/Winterhude und Altona? Hierzu liegen keine Daten vor. 11. Geht der Senat davon aus, dass das geplante Einkaufscenter im Überseequartier sich auf den umliegenden Einzelhandel der Art auswirkt, dass es zu flächendeckenden Umsatzsteigerung kommt, auch in B-Lagen, die Leerstandsquote in dem Segment deutlich sinkt und die Anzahl der Geschäftsaufgaben sich spürbar reduziert? Es ist anzunehmen, dass eine Attraktivitätssteigerung von Lagen in der HafenCity stattfinden wird. Siehe hierzu die zu 2. genannte Wirkungsanalyse der GfK. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/14254 3 12. Wurde bereits in Erwägung gezogen, Gewerbeflächen in Wohngebiete umzuwidmen? Nein.