BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/14312 21. Wahlperiode 18.09.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Daniel Oetzel (FDP) vom 11.09.18 und Antwort des Senats Betr.: Gesundes Essen für die Kleinsten – Kita-Speisungen in Hamburg Die Qualität der Kita-Betreuung wird in der Hamburger Politik seit Monaten diskutiert. In der Debatte dominiert die Diskussion um einen verbindlichen Betreuungsschlüssel. Allerdings beinhalten Kitagutscheine auch ein Mittagessen . Jüngst warf die Verbraucherzentrale 13 Zulieferern für Kita- Essenslieferanten vor, dass sie mit „Bio“ werben, aber kein Bio liefern.1 Es wird Zeit, die Qualität der Kita-Speisung zu hinterfragen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: In den „Richtlinien für den Betrieb von Kindertageseinrichtungen“ sind die wesentlichen Vorgaben für die Ernährung in Kindertageseinrichtungen festgelegt. Hiernach sind die Träger von Kindertageseinrichtungen verpflichtet, ein ausreichendes und ausgewogenes Nahrungsangebot, dem Alter der Kinder und der täglichen Betreuungsdauer angemessen, bereitzustellen. Das Essen soll sich außerdem an den aktuellen ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren. Es liegt in der Verantwortung des Kita-Trägers, die Verpflegung der Kinder in den Hamburger Tageseinrichtungen entsprechend den Vorgaben der Kita-Richtlinien sowie den Regelungen des Landesrahmenvertrages „Kinderbetreuung in Tageseinrichtungen “ sicherzustellen. In den für alle Kitas des Kita-Gutschein-Systems verbindlichen „Hamburger Bildungsempfehlungen für die Bildung von Kindern in Tageseinrichtungen“ wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine ausgewogene Ernährung eine wesentliche Bedingung für die gesunde körperliche und emotionale Entwicklung eines Kindes ist. Auch die sozialen und kulturellen Aspekte des gemeinsamen Essens und Essen-Zubereitens werden hervorgehoben sowie Vielfalt und Vollwertigkeit der Lebensmittel empfohlen. Kitas werden als Orte verstanden, an denen Kinder in vielfacher Weise mit Wissen und Fertigkeiten bezüglich einer gesunden Ernährung vertraut gemacht werden. Darüber hinaus wird auf die empfohlenen Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) hingewiesen. Darüber hinaus gibt es keine von der für Kindertagesbetreuung zuständigen Behörde festgelegten Mindeststandards. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Welche Standards zur Qualität der Kita-Speisung existieren aktuell in Hamburg? (Bitte aufsteigend aufschlüsseln nach jeweiligen Standards.) a. Welche hiervon sind Mindeststandards? 1 https://www.abendblatt.de/nachrichten/article215110181/Verbraucherzentrale-So-wird-beim- Bio-Essen-fuer-Kitas-geschummelt.html (Zugriff: 07.09.2018). Drucksache 21/14312 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 b. Für wen gelten diese Standards jeweils? Wenn ja, gelten sie für alle Träger oder nur für Unterzeichner des Landesrahmenvertrags „Kinderbetreuung in Tageseinrichtungen“? c. Wie sind diese Standards jeweils ausgestaltet? d. Welche Stellen sind für die Ausgestaltung der Standards jeweils zuständig? e. Wenn ja, wie häufig werden diese aktualisiert? f. Wie häufig und durch wen wird die Einhaltung der jeweiligen Standards überprüft? g. Wenn nein, wieso bestehen keine solchen Standards? h. Wenn nein, plant der Senat die Einführung eines solchen Standards ? Siehe Vorbemerkung. 2. Wie viele Hamburger Kitas sind mit einer eigenen Vitalküche, Produktionsküche oder Ganztagsküche ausgestattet? (Bitte nach Küchenart aufschlüsseln .) 3. Wie viele Hamburger Kitas bereiten gegenwärtig die Speisen für die Verpflegung in der Kita selber in Vitalküchen vor Ort zu? (Bitte in Prozent und in absoluten Zahlen angeben sowie nach Kita aufschlüsseln.) 4. Wie viele Kitas werden gegenwärtig durch Caterer beliefert und wärmen das Essen in Aufwärmküchen auf? (Bitte in Prozent und in absoluten Zahlen angeben sowie nach Kita aufschlüsseln.) a. Nach welchem Verfahren und nach welchen Standards wird durch wen die Qualität der Speisenlieferung überprüft? 5. Wie viele Kitas werden gegenwärtig durch Caterer mit komplett verzehrfertigen Speisen beliefert? (Bitte in Prozent und in absoluten Zahlen angeben sowie nach Kita aufschlüsseln.) a. Nach welchem Verfahren und nach welchen Standards wird durch wen die Qualität der Speisenlieferung überprüft? 6. In wie vielen Kitas wird gegenwärtig gar keine Verpflegung angeboten? (Bitte in Prozent und in absoluten Zahlen angeben sowie nach Kita aufschlüsseln .) 7. Wie viele Hamburger Kitas sind nach den DGE-Qualitätsstandards für die Verpflegung in Tageseinrichtungen für Kinder im Rahmen der FIT- KID-Zertifizierung oder der FIT-KID-Premium-Zertifizierung zertifiziert? (Bitte in Prozent und in absoluten Zahlen angeben sowie nach Kita aufschlüsseln .) 8. Was für Verpflegungskonzepte soll es in denen sich in Planung befindlichen Kitas geben? Werden Vitalküchen in den Einrichtungen geplant? (Bitte nach Einrichtungen aufschlüsseln.) Die für Kindertagesbetreuung zuständige Behörde verfügt nicht über die Informationen zur Beantwortung der Fragen 2. bis 8. Sie hat daher die Vertragspartner des Landesrahmenvertrages „Kinderbetreuung in Tageseinrichtungen“ (Arbeiterwohlfahrt Landesverband Hamburg e.V.; Caritasverband für Hamburg e.V.; Deutsches Rotes Kreuz Landesverband Hamburg e.V.; Der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband Hamburg e.V.; Diakonisches Werk Hamburg e.V., Kindermitte e.V. – Bündnis für soziales Unternehmertum und Qualität in der Kindertagesbetreuung e.V.; SOAL – Alternativer Wohlfahrtsverband e.V. Landesverband Hamburg, Elbkinder – Vereinigung Hamburger Kitas gGmbH) und die nicht organisierten Träger von Kindertageseinrichtungen gebeten, die entsprechenden Auskünfte zu erteilen. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/14312 3 In der zur Verfügung stehenden Zeit sind fünf Beiträge eingegangen. In den Antworten der Träger wird der Begriff „Vitalküche“ als eine Form der Produktionsküche verwendet . Elbkinder – Vereinigung Hamburger Kitas gGmbH: Bis auf die Kita Beluga in Finkenwerder, welche über die Airbus-Produktionsküche beliefert werde, würden alle 176 Elbkinder-Kitas an 185 Standorten über eigene Elbkinder -Produktionsküchen versorgt. Die Kitas seien alle nach den DGE-Qualitätsstandards zertifiziert und dementsprechend berechtigt, das Siegel zur Fit-Kid- Zertifizierung zu tragen. Für die in Planung befindlichen Elbkinder-Kitas sei ebenfalls die Ausstattung mit Produktionsküchen vorgesehen. Deutsches Rotes Kreuz Hamburg, Kinder- und Jugendhilfe gGmbH: Die 17 Kitas des Trägers DRK KiJu seien alle mit Küchen in Industriequalität ausgestattet . Es gäbe zehn Produktions- und sieben Verteilerküchen. Das Essen werde ausnahmslos vom Träger selbst zubereitet, wobei einige Produktionsküchen die Verteilerküchen nahegelegener Standorte mitversorgten. An diesen Standorten werde das Essen nicht aufgewärmt, sondern warm gehalten und mit korrekter Temperatur ausgegeben. Alle Produktions- und Verteilerküchen seien Fit-Kid-zertifiziert. Für die in Planung befindlichen Kita-Standorte am Ohkamp/Flughafenstraße, Wördenmoorweg und am DRK-Jugendclub Koboldwiesen seien jeweils Verteilerküchen geplant, welche von den DRK-KiJu-Produktionsküchen im Fit-Kid-Standard beliefert werden sollen. Hamburger Kindertagesheime e.V.: Die drei Einrichtungen des Trägers Hamburger Kindertagesheime e.V. betrieben jeweils Vitalküchen, in denen das Essen frisch zubereitet werde. Monaddrei gGmbH: Der Träger Monaddrei gGmbH betreibe zwei Kitas, welche durch einen Caterer mit komplett verzehrfertigen Speisen beliefert werde. Der Caterer sei durch die Verbraucherzentrale geprüft und nicht beanstandet worden. pme Familienservice: Die Kita des Trägers pme Familienservice werde durch einen Caterer mit komplett verzehrfertigen Speisen sowie durch einen Obst-Caterer beliefert. Die Speisen entsprächen den gültigen gesetzlichen Standards. Die Vernetzungsstelle Schulverpflegung in Hamburg bei der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. hat es sich zum Ziel gemacht, die Qualität des Verpflegungsangebotes an Hamburger Schulen zu verbessern und zu sichern.2 9. Gibt es eine vergleichbare Stelle, die sich konkret für die Verbesserung und Sicherung der Qualität der Verpflegung in Kitas einsetzt und als zentrale Anlaufstelle für Akteure der Kitaverpflegung agiert? a. Wenn ja, wo ist diese angegliedert und welche Funktionen erfüllt sie genau? b. Wenn nein, warum nicht? Nein. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. Darüber hinaus hat sich der Senat damit nicht befasst. 10. Gibt es im Senat oder bei den Trägern Konzepte oder Maßnahmen zur Verbesserung der Verpflegung in den Kitas durch mögliche Beteiligung von Eltern oder Dritten? Sind dem Senat entsprechende Pläne oder Konzepte vonseiten der Elternschaft bekannt? 2 Jahresbericht 2017, abrufbar unter: http://www.hag-gesundheit.de/uploads/docs/1795.pdf, Seite 21 (Zugriff: 02.09.2018). Drucksache 21/14312 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Wenn ja, wie soll diese Beteiligung jeweils konkret aussehen? Nach Kenntnis der für Kindertagesbetreuung zuständigen Behörde informiert der Träger DRK KiJu die Eltern anhand eines Flyers darüber, welche Speisen in welcher Qualität mitgebracht werden dürfen. Beim Träger pme Familienservice werden Eltern durch Umfragen zur Qualität des Essens beteiligt. Zudem werden Eltern zur gesunden Ernährung in Kitas auf Themen-Elternabenden informiert. Im Übrigen hat sich der Senat damit nicht befasst.