BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/14394 21. Wahlperiode 25.09.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Daniel Oetzel und Jens Meyer (FDP) vom 18.09.18 und Antwort des Senats Betr.: Aktuelle Lage und Zukunft der Hamburger Bücherhallen Öffentliche Bücherhallen sind heute weit mehr als Bibliotheken. Sie sind wichtige Orte der Bildung, der Begegnung und des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Es ist daher notwendig und wünschenswert, dass Bücherhallen für jeden Bürger schnell und einfach zu erreichen sind. Hierfür bedarf es einer ausreichenden Abdeckung mit Bücherhallen im gesamten Stadtgebiet. Neben der Erreichbarkeit sind aber auch das inhaltliche Angebot und die interne Organisation für eine erfolgreiche Arbeit der Bücherhallen entscheidend. Hier lassen sich im „Bibliothekskonzept 2021“ Schwerpunkte im Bereich des Ausbaus von Veranstaltungsformaten und im Bereich der Digitalisierung erkennen, die auch besonders gefördert werden müssen.1 Ebenfalls sollte die wichtige Arbeit der Bücherhallen durch Kooperationen mit anderen Einrichtungen, wie beispielsweise Schulen, Hochschulen oder kulturellen Institutionen gestärkt werden.2 Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: Das Öffentliche Bibliothekswesen der Freien und Hansestadt Hamburg wird von der selbständigen privaten Stiftung Hamburger Öffentliche Bücherhallen betrieben. Das Bibliothekssystem besteht aus der Zentralbibliothek, die auch eine Kinderbibliothek, eine Jugendbibliothek und eine Musik- und Filmabteilung bietet, 32 Stadtteilbibliotheken , zwei Bücherbussen sowie der virtuellen eBücherhalle. Es zählt damit zu den größten und leistungsfähigsten in Deutschland. In ressortübergreifender Kooperation betreut die Stiftung zusätzlich sechs Bibliotheken in Justizvollzugsanstalten sowie 58 Schulbibliotheken und versorgt Grundschulklassen an 209 Schulen mit 1.554 Bücherbeziehungsweise Lesehörkisten jährlich. Die Bücherhallen sind wichtige Akteure und Netzwerkpartner für die Lese- und Sprachförderung und die sogenannten MINT- Fächer, die Medienkompetenzvermittlung sowie für Themen wie Soziokultur, Kinderund Jugendkultur, Seniorenarbeit, Integration, Inklusion und bürgerschaftliches Engagement . Kooperationen gibt es neben vielen anderen beispielsweise mit der Computerspielschule , der Volkshochschule, dem Goethe-Institut, der Technischen Universität Hamburg-Harburg, dem Konservatorium und der Landeszentrale für politische Bildung . Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der Stiftung Hamburger Öffentliche Bücherhallen (HÖB) wie folgt: 1. Ist die derzeitige Abdeckung mit Bücherhallen aus Sicht des Senats und der zuständigen Behörde ausreichend? 1 https://www.buecherhallen.de/bibliothekskonzept.html (Stand: 14.09.2018). 2 https://www.abendblatt.de/hamburg/harburg/article215300959/TUHH-und-Buecherhallenarbeiten -zusammen.html (Stand: 14.09.2018). Drucksache 21/14394 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Das Standortsystem der Bücherhallen beruht auf einer gewachsenen Struktur, die sich im Rahmen der verfügbaren Ressourcen stetig weiterentwickelt und damit auf veränderte Bedarfe eingeht. Die Anzahl der Standorte konnte seit den grundlegenden Konsolidierungen der Bücherhallen konstant gehalten werden, zusätzlich gewinnt das Angebot der virtuellen eBücherhalle laufend an Bedeutung. 2. Bestehen vonseiten des Senats oder der zuständigen Behörde Pläne, Bücherhallen an weiteren Standorten zu eröffnen? a. Wenn ja: An welchen Standorten und wann sollen weitere Bücherhallen eröffnet werden? b. Wenn nein: warum nicht? Nein. Die Maßnahmen zur Erweiterung des Angebots konzentrieren sich auf die bestehende Standortstruktur. So wird es Optimierungen von Standorten durch Umzug (zum Beispiel Bücherhalle Volksdorf, geplante Integration der Bücherhalle Eidelstedt in das Bürgerhaus, der Bücherhalle Steilshoop in das Stadtteilhaus Campus, der Bücherhalle Bergedorf in das KörberHaus et cetera), Flächenerweiterungen und Modernisierungen, Erweiterung der Öffnungszeiten (flächendeckende Einführung früherer und späterer Öffnungsstunden, Einführung von Open-Library-Optionen et cetera) sowie die Erweiterung des Angebots der Bücherbusse durch Anschaffung attraktiverer neuer Busse und Aktualisierung der Fahrtrouten geben. 3. Wie hat sich die Nutzung der Bücherhallen in den letzten drei Jahren entwickelt? Bitte unter Nennung des Standorts, der Nutzerzahlen pro Jahr und der im jeweiligen Jahr ausgeliehenen Anzahl von Büchern/Medien für die letzten drei Jahre tabellarisch darstellen. Siehe Anlage. 4. Inwieweit unterstützen der Senat oder die zuständige Behörde Kooperationsformate zwischen den Bücherhallen und anderen Einrichtungen, beispielsweise Schulen, Hochschulen oder kulturellen Institutionen? Strukturelle Kooperationen sind in Verträgen zwischen der Stiftung HÖB und den jeweils zuständigen oder aufsichtführenden Stellen verbindlich vereinbart, auch Kooperationen mit anderen Trägern werden bilateral ratifiziert. Je nach Gegenstand werden dazu eigene Impulse der Bücherhallen oder Impulse des Senats, der Behörden und Bezirke aufgegriffen. Die für die Kultur zuständige Behörde unterstützt Kooperationen aktiv und ist teilweise in Verhandlungen einbezogen. Die Weiterentwicklung bestehender und die Aufnahme neuer Kooperationen ist Teil des Bibliotheksentwicklungskonzepts „Bücherhallen Hamburg 2021“. 5. Inwieweit unterstützen der Senat oder die zuständige Behörde die Digitalisierungsstrategie der Bücherhallen? Digitale Angebote sind essentieller Bestandteil des Dienstleistungsangebots der Bücherhallen und damit laufend Gegenstand der Unternehmensplanung und -finanzierung. Zur Finanzierung der IT-Infrastruktur wird die Stiftung HÖB bereits seit 2006 aus Mitteln des IT-Globalfonds gefördert. Diese Förderung umfasst sowohl die IT-Ersatzbeschaffung als auch Investitionen zur Automatisierung der Medienausleihe und eine zeitgemäße Weiterentwicklung der Bibliotheks- und Informationstechnik. Die digitale Entwicklung der HÖB ist außerdem in die eCulture-Strategie der für Kultur zuständigen Behörde eingebunden. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/14394 3 6. Sind dem Senat oder der zuständigen Behörde weitere Pläne bezüglich möglicher Kooperationen von Bücherhallen mit Schulen, Hochschulen oder anderen Einrichtungen bekannt? Siehe Antwort zu 4. Stiftung Hamburger Öffentliche Bücherhallen Kaufmännische Abteilung/B. Lohse 2015 2016 2017 2015 2016 2017 E-Medien 736.113 942.293 1.152.967 - - - Zentralbibliothek inkl. Kibi u. Hoeb4U 3.588.119 3.536.597 3.319.404 1.070.673 1.172.894 1.226.351 Alstertal 603.419 593.362 579.532 226.951 228.548 224.357 Altona 707.127 724.409 738.043 278.956 283.763 285.380 Barmbek 349.514 405.959 402.708 146.322 169.736 174.613 Bergedorf 309.999 306.372 311.854 154.973 153.628 150.810 Billstedt 157.812 141.370 125.965 94.558 86.233 80.393 Bramfeld 299.311 283.734 273.741 119.679 114.236 112.261 Dehnhaide 118.460 112.916 105.474 56.830 57.868 55.993 Eidelstedt 223.852 222.435 217.939 100.595 97.152 96.188 Eimsbüttel 471.465 473.769 490.550 161.365 162.976 183.650 Elbvororte 468.193 445.090 410.278 145.977 139.019 135.651 Farmsen 328.337 314.742 306.632 148.958 143.559 146.928 Finkenwerder 64.480 67.277 68.883 37.546 37.389 39.847 Fuhlsbüttel 312.983 308.240 305.616 117.961 116.616 114.948 Harburg 379.798 391.228 386.077 153.269 167.061 171.741 Holstenstraße 211.531 208.400 201.449 91.683 96.272 93.880 Horn 144.656 143.230 145.932 50.528 77.345 76.371 Hohenhorst 75.513 69.461 65.675 40.679 40.136 34.507 Kirchdorf 135.307 135.317 133.598 88.967 91.282 87.663 Langenhorn 228.044 228.827 223.689 85.598 85.492 81.563 Lokstedt 294.998 301.696 293.850 104.364 110.465 107.627 Mümmelmannsberg 50.464 41.749 41.859 44.530 41.416 42.506 Neuallermöhe 88.195 79.318 78.665 46.433 41.453 42.383 Neugraben 274.924 256.408 267.542 108.029 109.346 117.229 Niendorf 322.324 303.997 274.373 142.565 139.979 133.669 Osdorfer Born 131.215 135.106 138.883 82.531 86.193 77.331 Rahlstedt 391.998 379.852 365.777 152.373 142.031 142.341 Schnelsen 69.366 69.504 68.728 33.235 32.039 28.924 Steilshoop 51.849 48.955 45.628 34.881 31.251 32.595 Volksdorf 453.973 437.271 427.572 164.019 160.039 154.185 Wandsbek 377.881 350.159 335.913 140.320 129.276 132.836 Wilhelmsburg 115.187 109.867 109.092 75.873 73.077 77.068 Winterhude 369.637 352.736 343.419 135.294 129.106 127.818 Stadtteilbibliotheken 8.581.812 8.442.756 8.284.936 3.565.842 3.573.982 3.563.256 Fahrbibliothek Harburg 95.125 90.583 81.877 48.582 44.005 43.963 Fahrbibliothek Bergedorf 83.496 81.212 73.632 50.057 46.877 45.102 Fahrbibliotheken 178.621 171.795 155.509 98.639 90.882 89.065 Schul- und JVA-Bibliotheken 645.790 642.676 668.683 Gesamt 13.730.455 13.736.117 13.581.499 4.735.154 4.837.758 4.878.672 Nutzung Hamburger Öffentliche Bücherhallen 2015-2017 Ausleihen Besucherinnen und Besucher Drucksache 21/14394 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Anlage 14394ska_Text 14394ska_Anlage Vergleichstabelle