BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/14620 21. Wahlperiode 23.10.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Christiane Schneider (DIE LINKE) vom 15.10.18 und Antwort des Senats Betr.: Abschiebehaft in Hamburg im 3. Quartal 2018 Die Zahl der Personen, die durch die Freie und Hansestadt Hamburg in Abschiebhaft genommen werden, nimmt seit Monaten dramatisch zu. Während im 1. Quartal 2016 sechs Menschen in Abschiebehaft genommen wurden (Drs. 21/3982), waren es im 2. Quartal 2018 bereits 138 Personen (Drs. 21/14062). Festzuhalten ist, dass in Abschiebehaft keine Straftäter/-innen genommen werden, sondern die Freiheitsentziehung lediglich der Sicherung der Abschiebung dient. Sie ist nur dann zulässig, wenn mildere Mittel nicht möglich oder zielführend sind. Laut EU-Rückführungsrichtlinie ist „eine Inhaftnahme nur gerechtfertigt, um die Rückkehr vorzubereiten oder die Abschiebung durchzuführen und wenn weniger intensive Zwangsmaßnahmen ihren Zweck nicht erfüllen.“ Demgemäß wird die Abschiebehaft im Koalitionsvertrag von Rot-Grün auch als „Ultima Ratio“ bezeichnet. Mit dem „Ziel einer einheitlichen Anwendungspraxis“ sollten „Fortbildungen bzw. Schulungen“ für Richter/-innen und Behördenpersonal angeboten werden, so die Vereinbarung. In diesem Zusammenhang ist auffällig, dass die Zahl derjenigen, die aus der Abschiebhaft nicht abgeschoben, sondern wieder freigelassen werden, ebenfalls signifikant steigt. Im April 2018 trat das Vollzugsgesetz zur Abschiebehaft in Kraft, sodass seit dem auch im sogenannten Ausreisegewahrsam am Flughaften Hamburg die Abschiebehaft für bis zu sechs Wochen vollzogen wird. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Wie viele Menschen befanden sich im letzten Quartal in Abschiebehaft? Bitte aufschlüsseln nach Im 3. Quartal 2018 befanden sich 44 Personen in Abschiebungshaft gemäß § 62 Absatz 3 Aufenthaltsgesetz (AufenthG). a. Alter der Person, Die Personen waren 19 sowie 20 (jeweils vier Personen), 22 (sieben Personen), 23 (eine Person), 24 (zwei Personen), 25 oder 26 (jeweils eine Person), 27 (zwei Personen ), 29 (eine Person), 30 (drei Personen), 31 (zwei Personen), 33 (vier Personen), 34, 35, 36, 37, 40 sowie 41 (jeweils eine Person) 43 (zwei Personen) und 44, 50, 56 sowie 66 (jeweils eine Person) Jahre alt. Drucksache 21/14620 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 b. Geschlecht, 42 Personen waren männlich und zwei Personen waren weiblich. c. Staatsangehörigkeit, Die Personen hatten folgende Staatsangehörigkeiten: afghanisch (sechs Personen), ägyptisch (drei Personen), albanisch (fünf Personen), algerisch (sechs Personen), armenisch (eine Person), bulgarisch (eine Person), eritreisch (eine Person), gambisch (eine Person), ghanaisch (eine Person), guineisch (eine Person), irakisch (zwei Personen ), kenianisch (eine Person), libanesisch (eine Person), liberisch (eine Person), marokkanisch (fünf Personen), somalisch (zwei Personen), syrisch (eine Person), tunesisch (eine Person), türkisch (zwei Personen), ungeklärt (zwei Personen). d. Anfangs- und Enddatum der Abschiebehaft, Die Unterbringung einiger Personen erfolgt (beziehungsweise erfolgte) zeitweise in den nachfolgend genannten verschiedenen Einrichtungen: Rückführungseinrichtung Hamburg oder in den Justizvollzugsanstalten Hannover Langenhagen, Bremen, Ingelheim und Büren. Haftbeginn Haftende 08.05.2018 27.08.2018 29.05.2018 18.07.2018 01.06.2018 25.07.2018 08.06.2018 03.07.2018 08.06.2018 19.07.2018 14.06.2018 24.07.2018 27.06.2018. 27.08.2018 29.06.2018 06.07.2018 05.07.2018 27.08.2018 05.07.2018 10.07.2018 17.07.2018 23.07.2018 24.07.2018 25.07.2018 24.07.2018 02.08.2018 26.07.2018 09.08.2018 31.07.2018 08.08.2018 03.08.2018 14.08.2018 08.08.2018 23.08.2018 17.08.2018 19.09.2018 06.08.2018 01.10.2018 09.08.2018 30.08.2018 13.08.2018 14.08.2018 09.08.2018 05.10.2018 13.08.2018 27.08.2018 15.08.2018 19.09.2018 16.08.2018 23.08.2018 18.08.2018 27.08.2018 21.08.2018 10.09.2018 21.08.2018 08.11.2018 23.08.2018 05.09.2018 03.08.2018 02.09.2018 21.08.2018 05.09.2018 27.08.2018 04.10.2018 29.08.2018 30.08.2018 31.08.2018 10.09.2018 31.08.2018 11.10.2018 04.09.2018 11.09.2018 06.09.2018 13.09.2018 07.09.2018 13.09.2018 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/14620 3 Haftbeginn Haftende 09.09.2018 12.09.2018 18.09.2018 20.09.2018 19.09.2018 17.12.2018 20.09.2018 20.11.2018 22.09.2018 30.11.2018 28.09.2018 26.10.2018 e. Grund für die Freiheitsentziehung, Der Grund war in allen Fällen die Sicherung der Abschiebung. f. Zielland der Abschiebung, Die vorgesehenen Zielstaaten waren Afghanistan (drei Personen), Ägypten (zwei Personen ), Albanien (fünf Personen), Algerien (fünf Personen), Armenien (eine Person), Bulgarien (zwei Personen), Dänemark (eine Person), Gambia (eine Person), Ghana (eine Person), Guinea (eine Person), Italien (drei Personen), Kenia (eine Person), Libanon (eine Person), Liberia (eine Person), Marokko (fünf Personen), Niederlande (eine Person), Norwegen (eine Person), Rumänien (eine Person), Schweden (eine Person), Schweiz (drei Personen), Spanien (eine Person), Türkei (zwei Personen), Tunesien (eine Person). g. Haftanstalt. Die Personen waren in folgenden Einrichtungen untergebracht: Rückführungseinrichtung Hamburg (37 Personen), Langenhagen (vier Personen), Büren (eine Person) und Ingelheim (zwei Personen). 2. Wie viele Menschen befanden sich im letzten Quartal in Vorführhaft? Bitte aufschlüsseln nach a. Geschlecht, b. Alter, c. Staatsangehörigkeit, d. Anfangs- und Enddatum der Vorführhaft, e. Ort der Vorführung, f. Zielland der Abschiebung, g. Haftanstalt. Im 3. Quartal 2018 befand sich keine Person in Vorführhaft. 3. Wie viele Menschen wurden durch die Freie und Hansestadt Hamburg im vergangenen Quartal aus der Abschiebehaft abgeschoben beziehungsweise entlassen? Bitte angeben wie viel Prozent der Inhaftierten jeweils Im 3. Quartal 2018 wurden 28 Personen aus Abschiebehaft abgeschoben. a. in Dublin-Länder abgeschoben wurden, 28,6 Prozent aller aus Abschiebehaft abgeschobenen Personen wurden gemäß der Dublin-III-Verordnung überstellt. b. in Drittländer abgeschoben wurden, 71,4 Prozent aller aus Abschiebehaft abgeschobenen Personen wurden außerhalb der Dublin-III-Verordnung in Drittländer abgeschoben. c. entlassen wurden. 13,6 Prozent aller in Abschiebehaft befindlichen Personen wurden vor Vollzug der Maßnahme entlassen. 4. Bitte die Entlassungen aus 3.c. nach Gründen aufschlüsseln: Drucksache 21/14620 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 a. Abschiebung nicht möglich. b. Haftanordnung nicht rechtmäßig. c. medizinische Gründe. d. mögliche Haftdauer überschritten. e. sonstige Gründe. Die Entlassungen erfolgten aus sonstigen Gründen. 5. Wie viele Fälle von Suiziden, Suizidversuchen und/oder Suizidandrohungen gab es im vergangenen Quartal durch Abschiebehäftlinge der Freien und Hansestadt Hamburg? Bitte aufschlüsseln nach Die statistische Erfassung von Suizidandrohungen erfolgt nicht. Eine Person hat versucht , einen Suizid zu begehen. a. Alter der Person, b. Geschlecht, c. Staatsangehörigkeit, d. Zielland der Abschiebung, g. Haftanstalt. Der 22-jährige Mann algerischer Staatsangehörigkeit wurde aus der Rückführungseinrichtung Hamburg nach Italien überstellt.