BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/14686 21. Wahlperiode 30.10.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Birgit Stöver (CDU) vom 22.10.18 und Antwort des Senats Betr.: Grundschule Genslerstraße platzt aus allen Nähten – Keine Planungssicherheit aufgrund mangelnder Schulplanung Die Schule Genslerstraße mit den Standorten Genslerstraße und Ballerstaedtweg hat in den letzten drei Jahren pro Schuljahr zwei bis drei Klassen mehr eingeschult als Klassen, die die Schule verlassen haben. Durch Umorganisation und Zusammenrücken von Klassen im Schulgebäude ließ sich der Zuwachs an Klassen einigermaßen bewerkstelligen. Allerdings wachsen Räume wie zum Beispiel die Turnhalle, der Schulhof oder die Mensa nicht mit, was zu starker Beengung und zusätzlichen Einschränkungen führt. Am Standort Genslerstraße sind die Kapazitäten nun komplett ausgereizt. Bereits für dieses Schuljahr mussten Kinder am Standort Ballerstaedtweg eingeschult werden, die deutlich näher am Standort Genslerstraße wohnen. Eine weitere Kapazitätserweiterung der Schule oder aber der längere Schulweg werden von der Elternschaft als problematisch, ja sogar nicht zumutbar angesehen. Anfragen der Eltern bezüglich der künftigen Planung wurden in den vergangenen drei Schuljahren weder durch die Schulleitung noch durch die Schulbehörde beantwortet. Erst nachdem bekannt wurde, dass die Eltern der Schule Fränkelstraße bereits Mitte August 2018 darüber informiert wurden, dass der Schulstandort von der Stadtteilschule Barmbek zum Schuljahresende 2018/2019 aufgeben wird und künftig dort ein Standort der Grundschule Genslerstraße entstehen soll, erfolgte im Rahmen der Elternvollversammlung am 27. September 2018 eine Information durch die Schulleitung. Der Inhalt der Information war in Kürze: Die beiden Schulstandorte Genslerstraße und Ballerstaedtweg werden mit Abschluss des Schuljahrs 2018/2019 entfusioniert und zu eigenständigen Grundschulen. Dies hat sofortige Auswirkungen auf die Anmeldephase . Die Schule Fränkelstraße wird zum Schuljahresende 2018/2019 von der Stadtteilschule Barmbek geräumt und im Schuljahr 2019/2020 grundschulgerecht saniert und umgebaut. Im Schuljahr 2020/2021 wird die Schule Fränkelstraße als Standort der Grundschule Genslerstraße in Betrieb genommen. Die späte Planung und mangelhafte Informationspolitik ist keine Basis, auf der Eltern und Schule beruhigt auf die kommenden Schuljahre schauen kön- Drucksache 21/14686 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 nen, da es angesichts des erfolgten Baubeginns im Pergolenviertel zu einer weiteren Steigerung der Schülerzahlen kommen wird. Daher ist es zwingend erforderlich, der Schule und auch der Elternschaft die Planungsschritte der Schulbehörde im Detail darzulegen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Die Grundschule Genslerstraße besteht zurzeit aus den zwei Standorten Genslerstraße und Ballerstaedtweg. Beide Standorte sind so stark angewachsen, dass sie jeder für sich eine eigene Schule bilden können. Dies liegt daran, dass sich die Umgebung der Grundschule Genslerstraße in den vergangenen Jahren erheblich verändert hat. Viele Wohnprojekte stehen vor der Fertigstellung beziehungsweise befinden sich im Bau. Noch vor drei Jahren war die Schule Genslerstraße fünf- bis sechszügig, mittlerweile ist sie sieben- beziehungsweise achtzügig. Unter anderem durch den Bau von rund 1.400 Wohnungen im Pergolenviertel sind zusätzliche Grundschulplätze notwendig. Um diesem Bedarf nachzukommen, wird der Standort Fraenkelstraße der Stadtteilschule Barmbek zum Sommer 2019 aufgegeben und zu einem Standort der Grundschule Genslerstraße umgewandelt. Dieser Standort wird im Schuljahr 2019/2020 saniert, grundschulgerecht umgestaltet und ab dem Schuljahr 2020/2021 als der neue zweite Standort der Schule Genslerstraße eröffnet. Vorteilhaft ist, dass der Standort Fraenkelstraße im Vergleich zum Standort Ballerstaedtweg näher am Hauptstandort der Schule Genslerstraße liegt und damit der Leitspruch „Kurze Beine, kurze Wege“ besser umgesetzt werden kann. Die Schulleitung der Genslerstraße hat im September 2018, und damit ein Jahr vor Trennung der beiden Standorte, neben der Durchführung der Elternvollsammlung im Rahmen eines Elternbriefes über die Weiterentwicklung der zwei Standorte zu zwei eigenständigen Schulen ab dem Schuljahr 2019/2020 informiert. Ferner wurde in dem Elternbrief mitgeteilt, dass zum Schuljahr 2020/2021 der Standort Fraenkelstraße der neue zweite Standort der Schule Genslerstraße sein wird. Diese Information erfolgte damit zwei Jahre vor Umsetzung. Somit ist ausreichend Zeit vorhanden, um Eltern und Schule aktiv in die Begleitung dieses Prozesses einbeziehen zu können. Für die Eltern bietet die Verselbständigung der beiden Standorte bereits für die Anmelderunde 2019/2020 eine klare Orientierung, weil sie sich für die Genslerstraße oder den Ballerstaedtweg entscheiden können. Auch aus schulorganisatorischen Gründen ist eine Trennung der über 2 Kilometer voneinander entfernten Standorten zu Beginn des Schuljahres 2019/2020 zu begrüßen. Für die Stadtteilschule Barmbek ist die Reduzierung der drei Schulstandorte auf zwei Standorte mit großen Vorteilen verbunden. Durch die Aufgabe des Standortes an der Fraenkelstraße reduziert sich der schulorganisatorische Abstimmungsaufwand unter anderem bezüglich der Stundenplanung und des Einsatzes der Lehrkräfte. Zukünftig werden am Standort Krausestraße die Jahrgänge 5 – 10 und am Standort Tieloh die Oberstufe beschult. Das bedeutet, dass die Schülerinnen und Schüler im Verlauf ihrer Schulzeit nur einmal den Schulort wechseln müssen. Die für Bildung zuständige Behörde und die Schulleitung werden die Schulöffentlichkeit über entscheidende Entwicklungen regelmäßig informieren. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie ist die Struktur der beiden Standorte Genslerstraße und Ballerstaedtweg (welche und wie viele Klassen werden an welchem Standort unterrichtet)? Für das Schuljahr 2018/2019 liegen noch keine Daten vor. Diese stehen nach Validierung und Qualitätssicherung zur Verfügung und werden nach derzeitigem Planungsstand im Februar 2019 veröffentlicht. Die Daten für das Schuljahr 2017/2018 sind der folgenden Tabelle zu entnehmen: Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/14686 3 Standort Klassenstufe Vorschulklassen (VSK) 1 2 3 4 Genslerstraße 1 4 5 3 3 Ballerstaedtweg 3 3 3 4 4 Quelle: Schuljahresstatistik 2017 2. Wie weit liegen die beiden Standorte auseinander? 2,2 Kilometer. 3. Wie groß sind die einzelnen Klassen? In welchen Klassen wird die nach KESS-Faktoren vorgeschriebene Größe überschritten? Bitte je Klasse aufführen. Im Schuljahr 2017/2018 wird die vorgeschriebene Höchstgrenze von 19 Schülerinnen und Schülern (SuS) pro Klasse nur zweimal um jeweils eine Schülerin/einen Schüler überschritten: SuS pro Klasse an der Schule Genslerstraße nach Standort, Klassenstufe und Klassenname im Schuljahr 2017/2018 Standort Klassenstufe Klassenname SuS Genslerstraße VSK 0A 20 1 1A 19 1b 19 1C 19 1D 19 2 2a 18 2b 17 2C 18 2D 18 2E 18 3 3a 18 3b 18 3C 17 4 4a 18 4B 19 4C 19 Ballerstaedtweg VSK 0B 19 0c 18 0d 8 1 1e 19 1f 18 1G 19 2 2f 16 2G 19 2H 16 3 3/4ABC 9 3D 19 3E 19 3f 16 4 3/4 IVK 8 4D 19 4e 20 4f 19 Quelle: Schuljahresstatistik 2017 Im Übrigen siehe Antwort zu 1. 4. Welche Grundschulen liegen in der näheren Umgebung der Grundschule Genslerstraße und wie weit sind diese voneinander entfernt? Bitte je Grundschule aufführen. Drucksache 21/14686 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Schulen mit einem Fußweg von unter 2 km Länge zur Genslerstraße 33 sind die folgenden Schulen: Schule Lämmersieth 1,8 km; Schule An der Seebeek, Standort: Heinrich-Helbing-Straße, 1,7 km; Stadtteilschule Winterhude 1,4 km; Adolph- Schönfelder-Schule, Standort Brucknerstraße 1,4 km. 5. Wie haben sich die Schülerzahlen der unter 4. genannten Schulen in den Schuljahren 2015/2016, 2016/2017, 2017/2018 und 2018/2019 entwickelt ? SuS im Vor- und Grundschulbereich in der Umgebung der Grundschule Genslerstraße nach Standort in den Schuljahren 2015/2016 bis 2017/2018 Schule Standort Schuljahr 2015/16 2016/17 2017/18 Adolph-Schönfelder-Schule Brucknerstraße 174 187 202 Zeisigstraße 271 306 301 Schule An der Seebek Fabriciusstraße 194 194 209 Heinrich-Helbing-Straße 199 216 229 Schule Lämmersieth Lämmersieth 184 177 183 Stadtteilschule Winterhude Meerweinstraße 295 295 295 Quelle: Schuljahresstatistik 2017 Im Übrigen siehe Antwort zu 1. 6. Welche Zügigkeit hat die Schule Genslerstraße gemäß dem Schulentwicklungsplan von 2012? Welche Zügigkeit hat die Schule aktuell? 7. Ist die Auslegung der Schule aufgrund steigender Schülerzahlen und steigendem Bedarf in der Ganztagsbetreuung sowie den Herausforderungen von Integration und Inklusion im Nachhinein zu knapp bemessen worden? Wenn ja, wie wird nun nachgesteuert? Wenn nein, wie begegnet der Senat der Kapazitätsüberschreitung? Die Schule Genslerstraße ist gemäß Schulentwicklungsplan 2012 fünfzügig. Zur aktuellen Belegung der Schule siehe Antwort zu 1. Sie führt momentan, hervorgerufen durch den Spitzenbedarf aus dem jüngst fertiggestellten Wohnungsbau, überzügige Klassen. Diese können im vorhandenen Raumbestand weitestgehend untergebracht werden. Zudem sind zum Schuljahr 2018/2019 zusätzliche Raumkapazitäten am Standort Ballerstaedtweg entstanden, weil die Beruflichen Schule City Nord Räumlichkeiten freigegeben hat. 8. Wie wird die Kapazität der beiden neu gebildeten Grundschulen Genslerstraße und Ballerstaedtweg für das kommende Schuljahr 2019/2020 geplant? 9. Wird eine erneute Kapazitätserweiterung auch für das Schuljahr 2019/ 2020 in Erwägung gezogen? Wenn ja, wie kann der Zuwachs an der Schule Genslerstraße für Schülerinnen und Schüler, Lehrer und Eltern verträglich gestaltet werden? Über die Einrichtung der Klassen für das Schuljahr 2019/2020 wird im Rahmen der jährlichen Schulorganisation entschieden. Ziel der Organisation ist neben einer möglichst hohen Erfüllung von Elternwünschen die Versorgung der Schülerinnen und Schüler mit Schulplätzen, die mit altersangemessenen Schulwegen erreicht werden können. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. 10. Wie genau sieht die detaillierte Zeit- und Projektplanung aus, mit der sichergestellt wird, dass der Standort Fränkelstraße zu Schuljahresbeginn 2020/2021 bezugsfertig ist? 11. Wie ist die Planungsgruppe dazu besetzt? Wie werden Schule und Eltern in den Planungs- und Umsetzungsprozess einbezogen? SBH I Schulbau Hamburg plant und führt im Rahmen des Mieter-Vermieter-Modells Sanierungen und Umbauten regelhaft durch. Dabei werden zunächst gemeinsam mit Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/14686 5 Vertretern der Schule, der Eltern sowie der für Bildung zuständigen Behörde Art und Umfang der notwendigen Arbeiten eng abgestimmt Mit der Schulleitung fand im Oktober 2018 ein erstes Planungstreffen statt. Weitere Konkretisierungen wird der nun durch SBH zu beauftragende Architekt vornehmen. Im Übrigen sind die Planungen noch nicht abgeschlossen. 12. Wann ist mit der Fertigstellung des Baugebiets Pergolenviertel zu rechnen und wie viele Wohneinheiten umfasst das neue Viertel? Das neue Baugebiet umfasst circa 1.400 Wohneinheiten und soll ab 2019 sukzessive fertiggestellt werden. 13. Mit welchem Zuwachs an Grundschülerinnen und Grundschülern wird anhand der Anzahl an fertiggestellten Wohneinheiten aus diesem Viertel zu rechnen sein? Erfahrungsgemäß gilt, dass bei Grundschulen im Spitzenbedarf nach Errichtung für ungefähr 300 – 400 Wohneinheiten ein zusätzlicher Zug benötigt wird. Dieser Spitzenbedarf flaut in der Regel nach circa fünf bis sieben Jahren ab, sodass mit einem Regelbedarf von einem Zug für circa 800 WE gerechnet werden kann. 14. Welche Schulstandorte kommen für die Grundschülerinnen und Grundschüler des fertiggestellten Pergolenviertels infrage? Wie werden die zusätzlichen Schülerinnen und Schüler verteilt? Siehe Vorbemerkung und Antwort zu 8. und 9.