BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/14816 21. Wahlperiode 06.11.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Jennyfer Dutschke (FDP) vom 29.10.18 und Antwort des Senats Betr.: eHealth in Hamburg Hamburg ist heute einer der bedeutendsten Standorte für weite Bereiche der Gesundheitswirtschaft und die Hamburger Gesundheitswirtschaft ist eine regionale Wachstumsbranche. Inzwischen ist jeder siebte Erwerbstätige in Hamburg in der Gesundheitswirtschaft beschäftigt. Damit arbeiten hier mehr Personen als in der Hafenwirtschaft. Gerade für den Bereich eHealth wird dabei ein hohes Wachstumspotenzial prognostiziert.1 Unter dem Begriff eHealth werden Hilfsmittel und Dienstleistungen im Gesundheitsbereich zusammengefasst, bei denen Informationsund Kommunikationstechnologien zum Einsatz kommen. Diese können der Vorbeugung, Diagnose, Behandlung, Überwachung oder der Verwaltungsvereinfachung dienen. Bereits im Jahr 2016 betrug der Gesamtumsatz für die digitale Gesundheitswirtschaft 10 Milliarden Euro.2 Beim Umsatz pro Kopf liegt die Freie und Hansestadt Hamburg bundesweit auf dem zweiten Platz. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften der Hamburgischen Investitions- und Förderbank AöR (IFB) und der Gesundheitswirtschaft Hamburg GmbH (GWHH) wie folgt: 1. Welche Stellung nimmt aktuell der Bereich eHealth im Cluster der Gesundheitswirtschaft der Freien und Hansestadt Hamburg ein? Die Themen eHealth beziehungsweise Digitalisierung im Gesundheitswesen nehmen neben anderen Herausforderungen und Chancen, denen die Gesundheitswirtschaft gegenübersteht, einen hohen Stellenwert im Cluster und bei den Unternehmen der Branche ein. Die beiden Clusteragenturen GWHH und Life Science Nord Management GmbH betreiben im Rahmen des mit EFRE- und FHH-Mitteln geförderten Clusterbrücken- (Teil-)Projekts eHealth den Aufbau eines eHealth-Netzwerks in Hamburg um die Potenziale, die das Thema bietet, für Hamburg zu heben. Mit dem „Digital Health Hub Hamburg“ hat die GWHH zudem Ende 2017 ein Vorhaben gestartet, um etablierte Unternehmen und Start-ups aus verschiedenen Branchen sowie Hochschulen und 1 Vergleiche HSBA: „Analyse der wirtschaftlichen Potenziale und Ableitung von Handlungsansätzen /-empfehlungen zum Themengebiet eHealth am Standort Hamburg“, Ergebnispräsentation Hamburg, 12. Juni 2017 (unter: https://www.ehealth-hamburg.de/fileadmin/user_ upload/Analyse_der_wirtschaftlichen_Potenziale_von_eHealth_in_Hamburg_2017.pdf) (letzter Zugriff: 23.10.2018). 2 Ebenda. Drucksache 21/14816 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Forschungseinrichtungen zusammenzubringen, um unter anderem konkrete Projektideen für die Digitalisierung des Gesundheitswesens zu entwickeln und umzusetzen. 2. Fördert die Freie und Hansestadt Hamburg den Bereich eHealth in Hamburg explizit und direkt? Wenn ja, in welcher jeweiligen Form? Wenn nein, warum nicht? (Bitte seit dem Jahr 2015 jahresweise aufschlüsseln .) Die IFB fördert im Rahmen ihrer Förderprogramme eHealth-Vorhaben im folgenden Umfang. Angegeben ist das Jahr der Bewilligung des jeweiligen Vorhabens. Förderprogramm 2015 2016 2017 2018 (30.10.) Programm für Innovationen (Zuschuss) 1 1 3 0 InnoRampUp (Zuschuss) 1 2 1 4 Innovationsstarter Fonds Hamburg (Beteiligungskapital) 1 0 0 0 Clusterbrücken (Zuschuss) 0 1 0 0 Die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz fördert im Rahmen des Förderprogramms zur Stärkung der Gesundheitswirtschaft folgende Projekte mit eHealth- Bezug: Projekt Laufzeit Telewunde – Konzeption und Evaluation einer telemedizinischen wohnortnahen Versorgung für Bürgerinnen und Bürger der Stadt Hamburg mit schwer heilenden Wunden 2014-2017 Hörtest für betriebliche Gesundheit und dessen wissenschaftliche Validierung 2016-2017 Verbundprojekt AGQua – Aktive und Gesunde Quartiere Uhlenhorst und Rübenkamp: Möglichkeiten der Förderung körperlicher und sozialer Aktivität älterer und gesundheitlich eingeschränkter Menschen 2016-2020 Wirkung eines therapeutischen Videospiels bei Patienten mit leichter kognitiver Einschränkung 2017-2020 Verbundprojekt e-healthy ship – Gesundheitsplattform für Handelsschiffe: Hamburger Projekt zur Förderung des Gesundheitsmanagements in der Handelsschifffahrt 2017-2021 Die GWHH erhält im Rahmen der Institutionellen Förderung Mittel für die Clusteraktivitäten , die auch den Digital Health Hub Hamburg umfassen. 3. In welcher Höhe wurden die unter 2. genannten Projekte oder Maßnahmen mit Haushaltsmitteln gefördert? (Bitte einzeln nach Förder- beziehungsweise Zuwendungshöhe und -zweck aufschlüsseln.) Die IFB fördert im Rahmen ihrer Förderprogramme folgende eHealth-Vorhaben. Die genannten Summen bilden die bewilligten Mittel ab. Förderprogramm 2015 2016 2017 2018 (30.10.) Programm für Innovationen (Zuschuss) 444,1 TEUR 63,1 TEUR 739,6 TEUR 0 InnoRampUp (Zuschuss) 135,0 TEUR 250,0 TEUR 149,8 TEUR 593,4 TEUR Innovationsstarter Fonds Hamburg (Beteiligungskapital ) 249,9 TEUR 0 0 0 Clusterbrücken (Zuschuss) 0 1.333,7 TEUR 0 0 Die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz fördert im Rahmen des Förderprogramms zur Stärkung der Gesundheitswirtschaft folgende Projekte mit eHealth- Bezug. Soweit die Projekt nicht bereits beendet und abgerechnet sind, bilden die genannten Summen die bewilligten Mittel ab. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/14816 3 Projekt Fördermittel insg. inkl. Drittmittel und IST/Plan Telewunde - Konzeption und Evaluation einer telemedizinischen wohnortnahen Versorgung für Bürgerinnen und Bürger der Stadt Hamburg mit schwer heilenden Wunden 191 TEUR Hörtest für betriebliche Gesundheit und dessen wissenschaftliche Validierung 162 TEUR Verbundprojekt AGQua - Aktive und Gesunde Quartiere Uhlenhorst und Rübenkamp: Möglichkeiten der Förderung körperlicher und sozialer Aktivität älterer und gesundheitlich eingeschränkter Menschen (EFRE-Projekt) 1.897 TEUR inkl. EFRE-Mittel Wirkung eines therapeutischen Videospiels bei Patienten mit leichter kognitiver Einschränkung 200 TEUR Verbundprojekt e-healthy ship - Gesundheitsplattform für Handelsschiffe: Hamburger Projekt zur Förderung des Gesundheitsmanagements in der Handelsschifffahrt (EFRE- Projekt) 1.279 TEUR inkl. EFRE-Mittel Der Zuwendungszweck der von der BGV geförderten Projekte ist in der Broschüre „Förderprogramm zur Stärkung der Gesundheitswirtschaft“ vom September 2018 dargestellt . Siehe hierzu: https://www.hamburg.de/contentblob/11619972/ e1e2e25fe4605118575755e71b3dc263/data/foerderprogramm-staerkunggesundheitswirtschaft .pdf. 4. Tauschen sich Vertreter der Freien und Hansestadt Hamburg mit Protagonisten aus dem Bereich eHealth aus? Wenn ja, mit wem, in welcher Form, zu welcher Gelegenheit und mit welchen Ergebnissen? Wenn nein, warum nicht? Ja. Dies geschieht im Rahmen der Bund-Länder Zusammenarbeit und in Gesprächen mit Interessenvertretungen, Verbänden, Kammern, Hochschulen und Unternehmen. Ein Forum für den Austausch bietet das oben genannte eHealth-Netzwerk. 5. Welche der Handlungsempfehlungen der „Analyse der wirtschaftlichen Potenziale und Ableitung von Handlungsansätzen/-empfehlungen zum Themengebiet eHealth am Standort Hamburg“ bezieht der Senat auf sein Handeln? Welche der Empfehlungen wurden bisher wie umgesetzt? Welche Empfehlungen wurden aus welchem Grunde noch nicht umgesetzt ? Welche Empfehlungen werden aus welchem Grund nicht umgesetzt ? Die Potenzialanalyse wurde von der GWHH im Rahmen des eHealth-Projektes in Auftrag gegeben und ist eine Grundlage der Arbeit des seit April 2016 bis Ende 2021 laufenden Projektes. Die Studie hat Handlungsempfehlungen für das Netzwerk, die Kommunikation, die Forschung, Entwicklung und Lehre, sowie für Start-ups vorgelegt, die sich auch an andere Akteure richten. Welche Empfehlungen während der Projektlaufzeit umgesetzt werden, ist daher auch abhängig von der Mitwirkung Dritter. Die GWHH hat im Rahmen des Projektes damit begonnen selbst und gemeinsam mit Partnern neue Veranstaltungsformate durchzuführen (Meetup) beziehungsweise zu planen (Barcamp). Andere Akteure bieten in Hamburg beispielsweise Meetups, Hackathons und Design Thinking Workshops zum Thema eHealth an. Die in der Studie angeregte Unternehmensdatenbank, die die Expertise, Services und Produkte der Akteure und Stakeholder darstellt, ist online einsehbar (www.ehealth-hamburg.de/ kontakt-und-service/ehda-die-unternehmensdatenbank). Im Handlungsfeld „Kommunikation “ unterstützt das Projekt die Vernetzung der Akteure über Veranstaltungen und Informationsmaterialien. Im Handlungsfeld „Start-ups“ bietet das GWHH eine Beratung zum Förderprogramm Gesundheitswirtschaft an und führt Kooperationsveranstaltungen mit Stakeholdern durch, die den Start-ups mit ihrer Expertise zur Seite stehen können. Geplant ist ein Mentoring-Programm für „Start-ups“. Mit dem „Health Innovation Port“ von Philips verfügt Hamburg seit Oktober 2017 auch über ein explizit für Drucksache 21/14816 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Start-ups im Gesundheitsbereich ausgerichtetes und vergleichsweise kostengünstiges Coworking-Angebot, dessen Partner unter anderem die GWHH ist. 6. Welche Hemmnisse und Hürden sieht der Senat für Entwicklung und Angebot von eHealth-Produkten und was tut er, um diese abzubauen? Zur Fortentwicklung und Ausweitung des Angebots an eHealth-Produkten ist es erforderlich , dass durch die Gematik grundlegende Systementscheidungen getroffen werden , um über Insellösungen hinauszukommen. Die zuständige Behörde engagiert sich auf Bundesebene, damit diese Grundentscheidungen zügig getroffen werden. 7. In welcher Höhe hat der Senat in der Haushaltsplanung 2019/2020 Mittel für die Förderung von eHealth vorgehalten? In welchen Produktgruppen und für welche expliziten Maßnahmen? Es werden keine Mittel explizit für die Förderung von eHealth vorgehalten. Im Rahmen der in der Antwort zu 2. genannten Programme können aber Fördermittel beantragt werden.