BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/1493 21. Wahlperiode 15.09.15 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dr. Wieland Schinnenburg (FDP) vom 07.09.15 und Antwort des Senats Betr.: Kurzstrecken im HVV Die Festlegung ob eine Fahrstrecke vom HVV als Kurzstrecke eingestuft wird, erscheint oft willkürlich. So wird zum Beispiel die Strecke U Wartenau – U Steinstraße als Kurzstrecke (Fahrpreis 1,50 Euro) eingestuft, die gleich lange Strecke U Mönckebergstraße – U Lübecker Straße dagegen als Nahbereich (Fahrpreis 2,10 Euro). Ich frage den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen auf Grundlage von Auskünften der Hamburger Verkehrsverbund GmbH (HVV) wie folgt: 1. Warum werden die beiden im Einführungstext genannten Strecken unterschiedlich bewertet? Die unterschiedliche Bewertung ergibt sich aus den Tarifbemessungsgrundlagen. Für Einzelkarten der Kurzstrecke und des Nahbereichs sind das die Zahlgrenzen, die in den genannten Verbindungen auf den Haltestellen Wartenau und Hauptbahnhof Süd/ Steinstraße liegen. Zu den Kriterien für deren Festlegung siehe Antwort zu 2. 2. Nach welchen Kriterien werden Fahrstrecken als Kurzstrecken eingestuft (Zahl der Stationen, Fahrkilometer, Entfernungskilometer, Umsteigenotwendigkeit et cetera)? Die Tarifgestaltung des HVV richtet sich nach festen Tarifgrenzen. Bei der Festlegung der Tarifgrenzen werden alternative Fahrwege, Verkehrsströme und Anpassung an das bestehende Verkehrsnetz soweit wie möglich berücksichtigt. Zur Preisbemessung der Kurzstreckenkarte und auch der Nahbereichskarte sind daher alle Linien innerhalb des Großbereichs des HVV mittels Zahlgrenzen in Teilstrecken mit einer Länge von durchschnittlich 2,5 km unterteilt. Die Kurzstreckenkarte gilt zum Befahren einer Teilstrecke, die Nahbereichskarte zum Befahren von zwei Teilstrecken. Nach Möglichkeit sind diese Zahlgrenzen als feste Punkte unter Berücksichtigung der Verkehrsströme so gelegt worden, dass die meisten Fahrgäste mit Einzelkarten diese Entfernung im Kurzstreckenbereich und auch die bis zu 5 km im Nahbereich bis zur zweiten Zahlgrenze optimal ausnutzen können. Deshalb liegen sie meist auf wichtigen Umsteigepunkten (wie zum Beispiel Gärtnerstraße, Bahnhof Altona oder Hauptbahnhof) und auf Haltestellen mit hohem Verkehrsaufkommen. Dieses Zahlgrenzsystem hat sich seit nunmehr fast 50 Jahren im HVV in der Praxis bewährt. Für über den Nahbereich hinausgehende Fahrten ist aus Tarifvereinfachungsgründen in Hamburg nur noch eine Preisstufe vorhanden, die Großbereichskarte zu 3,10 Euro. Drucksache 21/1493 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 3. Wer trifft die Entscheidung, ob eine Strecke als Kurzstrecke eingestuft wird? Die Festlegung von Zahlgrenzen ist Bestandteil des Tarifantrags der Verkehrsunternehmen . Die Tarifgenehmigung erfolgt für Hamburg durch die zuständige Behörde nach vorangegangener Befassung der Hamburgischen Bürgerschaft. 4. Werden derzeit die zuvor abgefragten Kriterien immer eingehalten oder gibt es Strecken, auf denen davon abgewichen wird? Wenn ja: Welche Strecken sind das und warum? Die Kriterien werden immer beachtet. 5. Wie haben sich die Preise für die Kurzstrecke und den Nahbereich seit 2010 entwickelt? Die Fahrpreise für die Kurzstreckenkarte und die Nahbereichskarte haben sich seit 2010 und bis 2015 wie folgt entwickelt: Jahr Kurzstrecke Nahbereich 2010 1,30 € 1,70 € 2011 1,30 € 1,80 € 2012 1,40 € 1,85 € 2013 1,40 € 1,90 € 2014 1,50 € 2,00 € 2015 1,50 € 2,10 € (Stand jeweils zum 1.Januar) 6. Wie haben sich alle HVV-Tarife seit 2010 im Durchschnitt seit 2010 entwickelt ? Die durchschnittlichen Anhebungsraten für die Fahrpreise des HVV-Gemeinschaftstarifs seit 2010 und bis 2015 sind in nachfolgender Tabelle dargestellt: Jahr durchschnittliche Preisanhebungsrate 2010 1,8 % 2011 3,2 % 2012 2,8 % 2013 3,5 % 2014 3,2 % 2015 2,6 % (Stand jeweils zum 1.Januar) 7. Sofern es bei der Entwicklung der Preise für Kurzstrecke und Nahbereich sowie für die durchschnittlichen HVV-Tarife Unterschiede gibt: Wie ist die unterschiedliche Entwicklung zu erklären? Die Kurzstrecke ist in Hamburg die Eingangspreisstufe. Sie soll möglichst attraktiv sein, um vorhandene Fahrgäste an den ÖPNV zu binden und neue Fahrgäste zu gewinnen. Deshalb ist sie im Vergleich zu den anderen Fahrstrecken und dem durchschnittlichen HVV-Tarif preisgünstiger.