BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/15035 21. Wahlperiode 23.11.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Michael Kruse (FDP) vom 15.11.18 und Antwort des Senats Betr.: Situation der Hamburger Games-Branche – Verliert die Freie und Hansestadt Hamburg den Anschluss? Die Freie und Hansestadt Hamburg war immer einer der wichtigsten Standorte für die Games-Branche. Fünf der zehn größten Spielehersteller haben ihren Sitz in Hamburg. Darüber hinaus haben sich viele Softwareunternehmen in Hamburg niedergelassen. Allerdings wurde die Entwicklung der Hamburger Games-Szene in den letzten Jahren vernachlässigt. Eine spezielle Förderung mit dem Programm „Prototypenförderung“ existierte nur bis zum Jahr 2010. Eine gezieltere Standortentwicklung ist notwendig, um unter anderem Games-Unternehmen anzusiedeln und zu halten. Das bereits etablierte Netzwerk „gamecity:Hamburg“ kann dabei zur Stärkung der Entwicklung des Standorts beitragen. Die Games-Förderung auf Bundesebene ist beschlossen worden. Es kommt nun darauf an, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Games-Branche am Standort Hamburg auszubauen und international wettbewerbsfähig zu machen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf Grundlage von Auskünften des Statistikamts Nord, der Hamburgischen Innovations- und Förderbank AöR (IFB) sowie der HIW Hamburg Invest Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH wie folgt: 1. Wie viele Unternehmen aus der Games-Branche haben die Unterstützungsmöglichkeiten der IFB aus dem Programm InnoRampUp beziehungsweise dem Innovationsstarterfonds seit dem Jahr 2013 in Anspruch genommen? a. Wie viele Unternehmen aus der Games-Branche haben diese Fördergelder aus welchem Förderprogramm bei der IFB seit August 2013 beantragt? b. Wie viele Anträge von Unternehmen aus der Games-Branche sind dabei positiv beschieden worden und wie hoch fiel die finanzielle Unterstützung jeweils aus? c. Bei wie vielen Unternehmen wurde der Antrag abgelehnt (bitte die Gründe für die Ablehnung darstellen)? Seit August 2013 haben insgesamt fünf Unternehmen aus der Games-Branche diese Fördergelder beantragt, davon vier Unternehmen aus dem Programm InnoRampUp und ein Unternehmen aus dem Innovationsstarterfonds. Zwei Anträge sind bewilligt worden, die finanzielle Unterstützung betrug 149.000 Euro beziehungsweise 500.000 Euro. Drei Anträge wurden abgelehnt. Die wesentlichen Ablehnungsgründe waren eine zu geringe Innovationshöhe, fehlende Alleinstellungsmerkmale sowie das Fehlen von überzeugenden Markteintrittsstrategien. Drucksache 21/15035 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 2. Sind künftig spezielle Förderungen für die Games-Branche vonseiten der Freien und Hansestadt Hamburg geplant? a. Wenn ja, welche Planungen gibt es dazu und in welchem Zeitraum sollen diese umgesetzt werden? b. Wenn ja, wird auf die Förderungen vor dem Jahr 2010 aufgebaut und welche alternativen Planungen zu dem Förderprogramm „Prototypenförderung “ gibt es? c. Wenn nein, warum nicht? Die bei der IFB zur Verfügung stehenden Förderprogramme InnoFounder, InnoRampUp (beide Gründerförderung), Innovationsstarterfonds (Beteiligungskapital für innovative Startups), das Programm für Innovation („Profi“ für F&E- Projektförderung) sowie der Hamburg-Kredit Innovation (Darlehen für innovative KMU und Startups) stehen allen innovativen Gründern beziehungsweise Unternehmen offen und stehen damit auch für die Förderungen der Games-Branche zur Verfügung, siehe hierzu auch die Antwort zu 1. bis 1. c. Darüber hinaus gehende, speziell auf Games-Unternehmen zugeschnittene Förderfonds sind auch vor dem Hintergrund des Bundesförderprogrammes derzeit nicht geplant 3. Wie hat sich die Software- und die Games-Branche in Hamburg seit dem Jahr 2011 entwickelt? Bitte darstellen bezogen auf a. den jährlichem Umsatz in Euro, b. die Anzahl der geschaffenen Arbeitsplätze, c. die Anzahl der Unternehmen, d. den Anteil an der Bruttowertschöpfung. Das Statistikamt Nord verwendet im Folgenden Daten über „steuerpflichtigen Unternehmen “ und „Umsätze“ aus der Umsatzsteuerstatistik und über „sozialversicherungspflichtig Beschäftigte“ aus dem Unternehmensregister (URS). Zwar sind im URS auch die Anzahl der Unternehmen und die Umsätze enthalten, aber diese Zahlen sind nur für vierstellige Wirtschaftszweige und bis 2013 vorhanden. Da sich das URS und die Umsatzsteuerstatistik methodisch unterscheiden, wurden für die Zahl der Unternehmen und die Umsätze nur die Angaben aus der Steuerstatistik verwendet. Games- Unternehmen sind nicht nur der WZ „58.21 Verlegen von Computerspielen“ zugeordnet . Zum jährlichen Umsatz und zur Anzahl der Unternehmen: Die Aussagekraft der Umsatzsteuerstatistik in regionaler Sicht wird dadurch beeinträchtigt , dass bei Unternehmen mit mehreren, räumlich voneinander getrennten Betrieben oder bei Organkreisen (Mutter- und Tochterunternehmen) das gesamte Umsatzsteueraufkommen dem Sitz der Geschäftsleitung des Unternehmens zugerechnet wird. Steuerpflichtige und deren Umsätze in Hamburg nach ausgewählten Wirtschaftszweigen im Jahr 2011 Wirtschaftszweig (WZ 2008) Steuerpflichtige Unternehmen1 Umsatz (Lieferungen und Leistungen) Anzahl 1 000 Euro 58.21 Verlegen von Computerspielen 7 1 289 63.12 Webportale 28 101 629 62.01.1 Entwicklung und Programmierung v. Internetpräsentationen 473 310 170 62.01.9 Sonstige Softwareentwicklung 852 501 149 58.29 Verlegen von sonstiger Software 17 10 383 Summe 1 377 924 620 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/15035 3 Steuerpflichtige und deren Umsätze in Hamburg nach ausgewählten Wirtschaftszweigen im Jahr 2012 Wirtschaftszweig (WZ 2008) Steuerpflichtige Unternehmen1 Umsatz (Lieferungen und Leistungen) Anzahl 1 000 Euro 58.21 Verlegen von Computerspielen 10 1 641 63.12 Webportale 35 154 157 62.01.1 Entwicklung und Programmierung v. Internetpräsentationen 527 314 052 62.01.9 Sonstige Softwareentwicklung 879 504 843 58.29 Verlegen von sonstiger Software 21 12 370 Summe 1 472 987 063 Steuerpflichtige und deren Umsätze in Hamburg nach ausgewählten Wirtschaftszweigen im Jahr 2013 Wirtschaftszweig (WZ 2008) Steuerpflichtige Unternehmen1 Umsatz (Lieferungen und Leistungen) Anzahl 1 000 Euro 58.21 Verlegen von Computerspielen 7 3 061 63.12 Webportale 42 176 961 62.01.1 Entwicklung und Programmierung v. Internetpräsentationen 548 409 625 62.01.9 Sonstige Softwareentwicklung 926 474 924 58.29 Verlegen von sonstiger Software 23 12 802 Summe 1 546 1 077 373 Steuerpflichtige und deren Umsätze in Hamburg nach ausgewählten Wirtschaftszweigen im Jahr 2014 Wirtschaftszweig (WZ 2008) Steuerpflichtige Unternehmen1 Umsatz (Lieferungen und Leistungen) Anzahl 1 000 Euro 58.21 Verlegen von Computerspielen 9 3 506 63.12 Webportale 47 173 797 62.01.1 Entwicklung und Programmierung v. Internetpräsentationen 561 482 225 62.01.9 Sonstige Softwareentwicklung 952 483 050 58.29 Verlegen von sonstiger Software 24 12 271 Summe 1 593 1 154 849 Steuerpflichtige und deren Umsätze in Hamburg nach ausgewählten Wirtschaftszweigen Im Jahr 2015 Wirtschaftszweig (WZ 2008) Steuerpflichtige Unternehmen1 Umsatz (Lieferungen und Leistungen) Anzahl 1 000 Euro 58.21 Verlegen von Computerspielen 10 14 716 63.12 Webportale 60 206 003 62.01.1 Entwicklung und Programmierung v. Internetpräsentationen 591 642 583 62.01.9 Sonstige Softwareentwicklung 987 564 792 58.29 Verlegen von sonstiger Software 28 11 086 Summe 1 676 1 439 180 Drucksache 21/15035 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Steuerpflichtige und deren Umsätze in Hamburg nach ausgewählten Wirtschaftszweigen im Jahr 2016 Wirtschaftszweig (WZ 2008) Steuerpflichtige Unternehmen1 Umsatz (Lieferungen und Leistungen) Anzahl 1 000 Euro 58.21 Verlegen von Computerspielen 11 17 095 63.12 Webportale 74 188 954 62.01.1 Entwicklung und Programmierung v. Internetpräsentationen 616 1 062 749 62.01.9 Sonstige Softwareentwicklung 1 074 691 120 58.29 Verlegen von sonstiger Software 25 7 231 Summe 1 800 1 967 149 Daten für das Berichtsjahr 2017 liegen frühestens im April 2019 vor. 1) Steuerpflichtige, deren Lieferungen und Leistungen mehr als 17 500 Euro betragen. Ohne Jahreszahler. • = Nachweis nicht möglich, weil die Veröffentlichung aus Gründen der Geheimhaltung von Einzelangaben nicht gestattet ist. – = nichts vorhanden (genau null) Quelle: Umsatzsteuerstatistik Voranmeldungen Zur Anzahl der geschaffenen Arbeitsplätze: Daten zu geschaffenen Arbeitsplätzen der Software- und Games-Branche liegen im Statistikamt Nord nicht vor, abweichend zur Fragestellung werden „Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte aus Unternehmen mit steuerbarem Umsatz“ ausgewiesen. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftsklassen 2011 - 2016 Wirtschaftszweig Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte aus Unternehmen 1) mit steuerbarem Umsatz 2011 2012 2013 2014 2015 2016 58.21 Verlegen von Computerspielen 315 360 422 484 541 428 58.29 Verlegen von sonstiger Software 298 380 390 464 561 643 63.12 Webportale 1.306 1.451 1.504 1.652 2.012 2.026 62.01 Programmierungstätigkeiten 8.764 10.088 10.493 11.745 13.070 13.502 Summe 10.683 12.279 12.809 14.345 16.184 16.599 Daten aus dem Berichtsjahr 2017 liegen frühestens im Juni 2019 vor. 1) Unternehmen mit steuerbarem Umsatz aus Lieferungen und Leistungen und/oder mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Quelle: Statistikamt Nord, Unternehmensregister; Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008 (WZ 2008) Zum Anteil an der Bruttowertschöpfung: Daten zu Anteilen an der Bruttowertschöpfung für die Software- und Games-Branche liegen im Statistikamt Nord nicht vor, da tief gegliederte Wirtschaftszweige nicht berechnet werden. 4. Gibt es Planungen das Netzwerk „gamecity:Hamburg“ stärker zu unterstützen ? a. Wenn ja, welche Planungen sollen dazu in welchem Zeitrahmen umgesetzt werden? b. Wenn ja, welche finanziellen Mittel zur Förderungen des Netzwerks sind in 2019 und 2020 geplant? Inwieweit wird das Netzwerk höhere Förderungen gegenüber den Jahren 2017 und 2018 erhalten? c. Wenn nein, warum nicht? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/15035 5 Ja, hierzu werden derzeit Gespräche mit Vertretungen der Hamburger Games- Branche geführt. Über Art, Umfang und Laufzeit der Maßnahmen sowie die finanzielle Ausstattung ist noch nicht entschieden. 5. Inwieweit unterstützt die Behörde für Kultur und Medien das Netzwerk „gamecity:Hamburg“ (bitte konkreten Maßnahmen seit 2015 darstellen)? Welche Ansprechpartner in welcher Behörde sind für die Games- Branche zuständig? Das Projekt gamecity:Hamburg ist Bestandteil der Initiative nextmedia.Hamburg und wird zum überwiegenden Teil aus dem Einzelplan der zuständigen Behörde finanziert. Einzelne Maßnahmen werden durch Unternehmen der Games-Branche kofinanziert. Seit Initiierung des Projekts hat sich ein bewährtes Maßnahmenportfolio entwickelt, das in den vergangenen Jahren partiell variiert wurde. Im Einzelnen wurden seit 2015 folgende Maßnahmen unterstützt: Events und Networking • Gamecity „Senatorentreff“- Austausch mit Branchenvertretungen • Gamecity Treff • Gamecity Night • Beteiligung am German Game Netzwerk • Unterstützung von Fremdveranstaltungen: Hamburg Games Conference, Indie Treffs, Games Compass, Making Games Talents, Kapitänskajüte Kommunikationsarbeit • Website • Social Media Präsenz • Newsletter • PR • Standortflyer • Branchenverzeichnis • Interessensvertretung auf nationalen und internationalen Veranstaltungen (Quo Vadis, Deutscher Computerspielepreis et cetera) Service und Support • Workshops zu Gründungsthemen • Messestand auf der gamescom Für Service und Support steht der Gamesbranche als Ansprechstelle neben den Projektmitarbeitern der gamecity:Hamburg auch ein Mitarbeiter der Behörde für Kultur und Medien zur Verfügung. 6. Welche überregionalen Veranstaltungen, Events der Software- und der Games-Branche fanden seit 2011 in Hamburg statt und wurden wie durch den Senat unterstützt (bitte jahresweise mit Titel der Veranstaltung anführen)? Welche Veranstaltungen, Events mit internationaler Strahlkraft sind für die Jahre 2019 und 2020 in Planung? Folgende überregionale Veranstaltungen, Events der Software- und der Games- Branche fanden seit 2011 mit Unterstützung des Senats in Hamburg statt: Veranstaltungen Form der Unterstützung Hamburg Games Conference (2011 – 2018) Organisation, Abwicklung, Anteilsfinanzierung GC DevGamm ( 2011 – 2015) Anteilsfinanzierung Pre-Casual Connect (2011 – 2013) Organisation, Abwicklung, Anteilsfinanzierung Casual Connect (2011 – 2013) Abwicklungsunterstützung Drucksache 21/15035 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 6 DevCon/code.talks (2012 und 2016) Anteilsfinanzierung Browser Games Forum (2013) Anteilsfinanzierung Play – Creative Gaming Festival (2013 – 2018) Anteilsfinanzierung So Coded (2013 und 2015) Anteilsfinanzierung GC DevGamm Pre-Party (2015) Organisation, Abwicklung, Anteilsfinanzierung Solutions Hamburg (2015 und 2016) Anteilsfinanzierung App-Contest Handelskammer (2016) Anteilsfinanzierung Games Compass Hamburg (2017 und 2018) Anteilsfinanzierung Für 2019 und 2020 sind die Planungen noch nicht abgeschlossen, unter anderem laufen Bewerbungen für insgesamt acht Veranstaltungen mit internationaler Strahlkraft . Da die Bewerbungsphasen noch nicht abgeschlossen sind, können die Veranstaltungen derzeit nicht genannt werden.