BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/15076 21. Wahlperiode 27.11.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dennis Thering (CDU) vom 20.11.18 und Antwort des Senats Betr.: Schnell, aber dafür selten – Warum soll die neue S4 selbst in der Hauptverkehrszeit nur einmal pro Stunde zwischen Bargteheide und Bad Oldesloe fahren? Laut aktueller Angaben des Senats soll die S4 innerhalb der Hauptverkehrszeiten im Abschnitt zwischen Bargteheide und Bad Oldesloe nur im 60- Minuten-Takt und damit einmal pro Stunde fahren. Außerhalb der Hauptzeiten ist sogar ab Ahrensburg-Gartenholz (bis Bad Oldesloe) nur noch ein 60- Minuten-Takt geplant. Es ist äußerst fragwürdig, wie diese vergleichsweise geringe Taktdichte zu einer spürbaren Entlastung der Pendlerströme auf den Straßen zwischen Hamburg und Bad Oldesloe führen soll. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Das Infrastrukturprojekt S4 ist ein gemeinsam von den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein und dem Bund getragenes Projekt. Die darauf abgewickelte Verkehrsleistung im Schienenpersonennahverkehr wird im Rahmen von Vergabeverfahren ausgeschrieben und durch die jeweils zuständigen Aufgabenträger der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) in Hamburg und dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus über die Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein GmbH (NAH.SH) in Schleswig-Holstein bestellt. Durch Verkehrsprognosen, eisenbahnbetriebswissenschaftliche Untersuchungen und Dimensionierungsprüfungen wurden im Vorfeld das Verkehrsaufkommen sowie die passende Angebotsstruktur ermittelt. Sie dienen als Grundlage für die derzeit laufenden Planungen und die zur Ermittlung des Nahverkehrsnutzens dienende Standardisierte Bewertung. Entlang der Bestandsstrecke werden zusätzliche Gleise gebaut. Nach dem Ausbau verkehrt dort anstelle der durch den Mischbetrieb (Nah- und Fernverkehre ) störungsanfälligen Regionalbahn die neue systemeigene S-Bahn mit Halt an allen derzeitigen und fünf neuen Stationen. Die Regionalexpress-Verbindung zwischen Hamburg und Lübeck, unter anderem mit Halt in Bad Oldesloe, bleibt wie bisher bestehen. Daneben sind durch den landesweiten Nahverkehrsplan in Schleswig- Holstein Leitlinien der Angebotsgestaltung vorgegeben. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen auf Grundlage von Auskünften der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein GmbH (NAH.SH) und der Hamburger Verkehrsverbund GmbH (HVV) wie folgt: I. S4-Taktung innerhalb der Hauptverkehrszeiten 1. Aus welchen Gründen soll die S4 innerhalb der Hauptverkehrszeiten zwischen Bargteheide und Bad Oldesloe nur im 60-Minuten-Takt verkehren ? Drucksache 21/15076 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Der S-Bahnverkehr auf dem 11,5 km langen Abschnitt zwischen Bargeteheide und Bad Oldesloe soll die Anbindung der nicht vom Regionalexpress bedienten Stationen Kupfermühle und Bargeteheide gewährleisten. Bad Oldesloe wird in der Hauptverkehrszeit bis zu zweimal stündlich durch den Regionalexpress angefahren. Bargteheide wird in der Hauptverkehrszeit alle 20 Minuten durch die S-Bahn und damit öfter als heute angebunden. Eine stündliche Verbindung der S-Bahn zwischen Bad Oldesloe und Bargeheide ist – wie das Regionalbahnangebot heute – von den prognostizierten Verkehrsmengen her ausreichend. 2. Inwiefern haben welche Stellen mit welchen Ergebnissen eine im Vergleich zum geplanten 60-Minuten-Takt deutlich engere Taktung (beispielsweise Zehn-Minuten-Takt oder 20-Minuten-Takt) der S4 innerhalb der Hauptverkehrszeiten zwischen Bargteheide und Bad Oldesloe geprüft? Im Rahmen der Erstellung der Standardisierten Bewertung erfolgt eine Prognostizierung der Verkehrsmengen im Jahr 2030. Aus der darauf basierenden Dimensionierungsprüfung des Angebotes hat sich ein 60-Minuten-Takt als verkehrlich ausreichend ergeben. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. 3. Was ist aus Sicht des Senats beziehungsweise der zuständigen Behörde notwendig, damit die S4 innerhalb der Hauptverkehrszeiten zwischen Bargteheide und Bad Oldesloe in einer deutlich engeren Taktung (beispielsweise Zehn-Minuten-Takt oder 20-Minuten-Takt) verkehrt? Die Nachfrageerwartung für die Binnenverkehre zwischen Bargteheide und Bad Oldesloe müsste erheblich steigen. 4. Welche Taktfrequenz ist eingedenk der aktuellen Planungen für die S4 innerhalb der Hauptverkehrszeiten im Abschnitt Bargteheide-Bad Oldesloe infrastrukturseitig maximal möglich? Da der Linienabschnitt Bargteheide – Bad Oldesloe der Linie S4 auf den bestehenden Gleisen durchgeführt wird, teilen sich hier Güter-, Fern-, Regional- und der künftige S- Bahn-Verkehr die Gleise. Jede weitere Fahrt in der Hauptverkehrszeit belastet die hohe Streckenauslastung zusätzlich. Die Angabe einer maximal möglichen Taktfrequenz ist nicht möglich. 5. Welche Fahrgastprognose liegt dem geplanten 60-Minuten-Takt für den S4-Abschnitt zwischen Bargteheide und Bad Oldesloe innerhalb der Hauptverkehrszeiten zugrunde? Gemäß der derzeit noch in Erstellung befindlichen Standardisierten Bewertung sind täglich etwa 5.000 Fahrgäste (Summe beider Richtungen) prognostiziert. Davon ist erfahrungsgemäß etwa die Hälfte der Fahrgäste in der Hauptverkehrszeit (circa 6 bis 9 und circa 15 bis 19 Uhr) unterwegs. II. S4-Taktung außerhalb der Hauptverkehrszeiten 6. Aus welchen Gründen soll die S4 außerhalb der Hauptverkehrszeiten zwischen Ahrensburg-Gartenholz und Bad Oldesloe nur im 60-Minuten- Takt verkehren? Der 16,1 km lange Abschnitt zwischen Ahrensburg-Gartenholz und Bad Oldesloe soll die Anbindung der nicht vom Regionalexpress bedienten Stationen Kupfermühle, Bargeheide und Ahrensburg-Gartenholz gewährleisten. Bad Oldesloe wird außerhalb der Hauptverkehrszeit stündlich durch den Regionalexpress angefahren. Eine stündliche Anbindung aller Stationen durch die S-Bahn zwischen Bad Oldesloe und Ahrensburg-Gartenholz ist, wie das Regionalbahnangebot heute, das Grundangebot im Schienenpersonennahverkehr und von den prognostizierten Verkehrsmengen her ausreichend. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/15076 3 7. Inwiefern haben welche Stellen mit welchen Ergebnissen eine im Vergleich zum geplanten 60-Minuten-Takt deutlich engere Taktung (beispielsweise Zehn-Minuten-Takt oder 20-Minuten-Takt) der S4 außerhalb der Hauptverkehrszeiten zwischen Ahrensburg-Gartenholz und Bad Oldesloe geprüft? Im Rahmen der Erstellung der Standardisierten Bewertung erfolgt eine Prognostizierung der Verkehrsmengen im Jahr 2030. Aus der darauf basierenden Dimensionierungsprüfung des Angebotes hat sich ein 60-Minuten-Takt als verkehrlich weiterhin ausreichend ergeben. 8. Was ist aus Sicht des Senats beziehungsweise der zuständigen Behörde notwendig, damit die S4 außerhalb der Hauptverkehrszeiten zwischen Ahrensburg-Gartenholz und Bad Oldesloe in einer deutlich engeren Taktung (beispielsweise Zehn-Minuten-Takt oder 20-Minuten-Takt) verkehrt? Die Nachfrageerwartung bei der S4 zwischen Ahrensburg-Gartenholz und Bad Oldesloe müsste stark steigen. 9. Welche Taktfrequenz ist eingedenk der aktuellen Planungen für die S4 außerhalb der Hauptverkehrszeiten im Abschnitt zwischen Ahrensburg- Gartenholz und Bad Oldesloe infrastrukturseitig maximal möglich? Da der Linienabschnitt Ahrensburg-Gartenholz – Bad Oldesloe der Linie S4 auf den bestehenden Gleisen durchgeführt wird, teilen sich hier Güter-, Fern-, Regional- und der künftige S-Bahn-Verkehr die Gleise. In der Nebenverkehrszeit sind Trassen, die in der Hauptverkehrszeit durch Verstärkerzüge genutzt werden, nur zum Teil nutzbar. Andere derartige Trassen werden vom Güterverkehr genutzt. Die Angabe einer maximal möglichen Taktfrequenz ist daher nicht möglich. 10. Welche Fahrgastprognose liegt dem geplanten 60-Minuten-Takt für den S4-Abschnitt zwischen Ahrensburg-Gartenholz und Bad Oldesloe außerhalb der Hauptverkehrszeiten zugrunde? Aufgrund der derzeit in Erstellung befindlichen Standardisierten Bewertung sind täglich (Summe beider Richtungen) zwischen Bad Odesloe und Bargteheide etwa 5.000 Fahrgäste sowie zwischen Bargteheide und Ahrensburg-Gartenholz etwa 9.000 Fahrgäste prognostiziert. Davon ist erfahrungsgemäß etwa die Hälfte der Fahrgäste außerhalb der Hauptverkehrszeit (circa 6 bis 9 Uhr und circa 15 bis 19 Uhr) unterwegs .