BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/15118 21. Wahlperiode 04.12.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Peter Lorkowski und Harald Feineis (AfD) vom 26.11.18 und Antwort des Senats Betr.: Hamburg verliert wichtige Kreuzfahrt-Reederei – Was hat der Senat unternommen? Pressemeldungen zufolge läuft die US-Reederei Norwegian Cruise Line (NCL) den Hamburger Hafen ab dem kommenden Jahr nicht mehr mit ihrem Kreuzfahrtschiff „Norwegian Jade“ an. Damit dürfte das bisher kräftige Wachstum im Kreuzfahrtgeschäft für Hamburg nicht nur gestoppt werden, sondern sich 2019 sogar rückläufig entwickeln. Die Stationierung der „Norwegian Jade“ im Hafen Hamburg konnte erst vor wenigen Jahren im Zusammenhang mit einer Reise des bisherigen Wirtschaftssenators in die USA durch die HPA-Tochtergesellschaft Cruise Gate Hamburg (CGH) akquiriert werden, die auch Betreiberin des Kreuzfahrt-Terminals Steinwerder ist. Als Hintergrund des Rückzugs von NCL wird der Verlust von Hamburgs letzter Direktflugverbindung in die USA genannt. Nachdem United Airlines die Direktflüge seit Frühjahr 2018 nur noch saisonal anbot, ist die Flugverbindung seit Oktober nun ganz eingestellt worden. NCL soll zukünftig weiterhin in Europa mit zwei Kreuzfahrtschiffen vertreten sein; diese sollen jedoch von Amsterdam beziehungsweise Southampton aus verkehren, weil diese Standorte offenkundig über bessere Flugverbindungen nach den USA verfügen. Den Großteil der Kreuzfahrt-Passagiere von NCL in Europa stellen US-Amerikaner. Dies vorausgeschickt, fragen wir den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften der Hamburg Port Authority AöR (HPA), der Flughafen Hamburg GmbH (FHG) und der Hamburg Tourismus GmbH (HHT) wie folgt: 1. Seit wann genau sind dem Senat Pläne von NCL bekannt gewesen, das Kreuzfahrtschiff „Norwegian Jade“ aus Hamburg abzuziehen? Der Cruise Gate Hamburg GmbH (CGH) ist diese Information seit Anfang Dezember des Jahres 2017 bekannt. 2. Welche konkreten Schritte hat der Senat unternommen, den Rückzug von NCL aus Hamburg zu verhindern? Welche Angebote sind NCL – etwa über CGH – in diesem Zusammenhang unterbreitet worden? Bitte detailliert erläutern. Die CGH befindet sich seit dem Jahr 2017 in einem regelmäßigen Austausch mit NCL. Im Sommer des Jahres 2017 wurde NCL bei den Vorbereitungen für den Erstanlauf der Norwegian Joy unterstützt. NCL wurde zudem in gemeinsame Marketingaktivitäten eingebunden, zum Beispiel bei den Cruise Days. Informationen zu den Verhand- Drucksache 21/15118 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 lungen zwischen CGH und NCL, die auf Grundlage der Angebote der CGH stattfanden , unterliegen dem Betriebs- und Geschäftsgeheimnis der Verhandlungspartner. 3. Welche Gespräche – und mit welchen Ergebnissen – hat der Senat zuletzt mit Luftfahrtgesellschaften geführt, um eine direkte Flugverbindung von Hamburg in die USA weiterhin aufrechterhalten zu können? Mit welchem Ergebnis? Welche Angebote hat der Senat dabei den angesprochenen Luftfahrtgesellschaften unterbreitet? Die Flughafen Hamburg GmbH (FHG) führt regelmäßig und zum Teil aufgrund der Rücksprache mit Senatsvertretern Gespräche mit allen US-amerikanischen und europäischen Fluggesellschaften, die für eine Direktflugverbindung in die USA infrage kommen. Die FHG und die Hamburg Tourismus GmbH haben im Jahr 2018 außerdem gemeinsam mit United Airlines in den USA ein umfangreiches Marketingprogramm durchgeführt, um Hamburg als Destination zu bewerben und auf die direkte Flugverbindung hinzuweisen. Es war ursprünglich geplant, diese Aktivitäten fortzuführen . Diese Mittel hätten als Unterstützung zur Verfügung gestanden, um eine neue Direktflugverbindung in der Anlaufphase in den USA bekannt zu machen. Unmittelbar nachdem United Airlines mitgeteilt hat, die Direktflugverbindung von Hamburg nach Newark im Sommerflugplan 2019 nicht wieder aufzunehmen, hat die FHG mehrere Gespräche mit der Airline geführt. In allen Fällen wies United Airlines darauf hin, dass die Entscheidungen, wohin und in welcher Frequenz im Sommerflugplan 2019 geflogen werden soll, bereits final getroffen worden sei. Man sei aber interessiert daran, mit der FHG im Gespräch zu bleiben. 4. Hat bei solchen Gesprächen schon ein möglicher Rückzug von NCL im Kreuzfahrtgeschäft eine Rolle gespielt? Falls ja, wie wurde darauf reagiert? Falls nein: warum nicht? United Airlines war bereits frühzeitig über die Absichten von NCL informiert. Im Sommerflugplan 2018 ist United Airlines insgesamt 189 Mal nach und von Hamburg geflogen . Die Entscheidung von NCL war kein bestimmender Faktor für die Entscheidung von United Airlines. 5. Wie schätzt der Senat nach dem Rückzug von NCL die weitere Entwicklung des Kreuzfahrtgeschäftes für Hamburg ein – und welche Konsequenzen (etwa für Infrastruktur, Beschäftigtenzahl) werden daraus erwartet? In der Kreuzschifffahrt gehören Fahrplananpassungen zum Tagesgeschäft von Terminalbetreibern . Die großen Kreuzschifffahrtsreedereien planen ihre Routen zwar grundsätzlich mehrere Jahre im Voraus. Um auf geänderte Marktbedürfnisse zu reagieren und unerwarteten Situationen Rechnung zu tragen, nehmen Reedereien aber auch immer wieder Umroutungen vor. Der Wegfall von wenigen Anläufen ändert nichts an den Planungen des Senats für den Kreuzschifffahrtsstandort (vergleiche Drs. 21/10347). 6. Welche Stelle/Organisation des Senats koordiniert bereichsübergreifend die langfristig-strategische Ausrichtung des Touristik-Geschäftes in Hamburg ? Mit welchen konkreten Zielen und mit welchen Instrumenten und Maßnahmen genau? Die Betreuung der Tourismusbranche in Hamburg erfolgt über die Hamburg Tourismus GmbH (HHT) in Abstimmung mit der zuständigen Behörde und den Aufsichtsgremien . Zielsetzung ist die Stärkung der Tourismuswirtschaft in Hamburg über Erweiterung und qualitative Verbesserung der entsprechenden Angebote sowie ein zielgruppengerechtes nationales und internationales Marketing. Zu den dabei genutzten Instrumenten gehören unter anderem die Nutzung der Online-Kanäle der HHT, die Präsenz in verschiedenen Social Media-Kanälen, die Erstellung von Print-Materialien, Messeauftritte, die Zusammenarbeit mit Bloggern und Reisejournalisten et cetera. Dies erfolgt in Kooperation mit den privaten Gesellschaftern der HHT Tourismusver- Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/15118 3 band Hamburg, dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Hamburg und der Handelskammer Hamburg.