BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/15172 21. Wahlperiode 04.12.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Birgit Stöver (CDU) vom 28.11.18 und Antwort des Senats Betr.: Respekt Coaches an Hamburger Schulen Nach einer Umfrage des Bündnisses gegen Cybermobbing klagt bundesweit jede/r vierte Schüler/in über klassische Mobbing-Attacken, 13 Prozent beschreiben gezieltes Mobbing über digitale Medien. Was mit abfälligen Bemerkungen insbesondere mit Blick auf Religion oder Herkunft anfängt, kann oft zum ernsthaften Problem für Kinder und Jugendliche werden und sie in ihrer Lebenssituation stark verunsichern. Das Ergebnis kann im schlimmsten Fall eine Radikalisierung im religiös begründeten Extremismus sein. Als zentrale Anlaufstelle aller Heranwachsenden kommt dabei einer Stärkung der primär-präventiven Angebote an Schulen eine besondere Bedeutung zu. Um Lehrerinnen und Lehrer im Kampf gegen religiös begründetes Mobbing zu unterstützen, hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit Beginn des laufenden Schuljahres das Programm Respekt Coaches gestartet. Mit rund 20 Millionen Euro wird das Projekt bundesweit in diesem Jahr durchgeführt, auch an fünf Hamburger Schulen in Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Trägern. Mithilfe sogenannter Respekt Coaches – Anti-Mobbing-Profis – sollen sie dabei unterstützen, jungen Menschen die Werte einer demokratischen und offenen Gesellschaft zu vermitteln, unterschiedliche Auffassungen auszuhalten und religiös begründetem Extremismus präventiv zu begegnen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Bei dem von der Bundesregierung aufgelegten Programm „Respekt Coaches (Anti- Mobbing Profis)“ im Rahmen des „Nationalen Präventionsprogramms gegen Islamismus “ werden den Ländern Personal- und Sachkosten für den Ausbau der schulbezogenen Jugendsozialarbeit durch die Jugendmigrationsdienste (JMD) in Kooperation mit Trägern der Extremismusprävention und Verbänden der politischen Bildung zur Verfügung gestellt. Den Trägern der JMD in Hamburg wurden acht Stellen zugewiesen , die an 14 Schulen tätig sind. Ziele des Programms sind die Vernetzung der Träger der Jugendsozialarbeit mit der politischen Bildungsarbeit und den Fachträgern der Radikalisierungsprävention, die Entwicklung gemeinsamer Konzepte, wie primärpräventive Expertise und Ansätze, die Eingang in die Jugendsozialarbeit und politische Bildungsarbeit finden und erprobt werden können. Umsetzungspartner des Programms sind die JMD, Schulen, Träger der Radikalisierungsprävention beziehungsweise der politischen Kinder- und Jugendbildung , öffentliche Träger der Jugendhilfe und die Landesdemokratiezentren. Mit dem Programm sollen sowohl sozialpädagogische Begleitungen im Rahmen des Regelangebots der JMD durchgeführt als auch Gruppenangebote an Schulen gemacht und Experten der Radikalisierungsprävention und politischen Bildung in Drucksache 21/15172 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Bereichen wie zum Beispiel interkulturelle Kompetenzentwicklung, Demokratiebildung, Übergang Schule/Beruf eingebunden werden. Dabei geht es um die Stärkung demokratischer und individueller Kompetenzen Jugendlicher durch Ansprache, Vertrauensaufbau , Vermittlung von demokratischen Werten, Eröffnung von Chancen und Lebensperspektiven, Stärkung der Netzwerkarbeit und Sensibilisierung aller beteiligten Akteure (JMD, Lehrkräfte, Peers, Eltern et cetera) für den Themenkomplex religiös begründeter Extremismus (https://www.jmd-respektcoaches.de/ueber-dasprogramm /). Insofern ist es irreführend, dass vom Bund aufgelegte Programm als Anti-Mobbing- Programm zu bezeichnen. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. An welchen Hamburger Schulen wird das Projekt Respekt Coaches in jeweils wie vielen Klassen und in welcher Klassenstufe durchgeführt? Siehe Drs. 21/14429. Der Senat sieht in ständiger Praxis von der öffentlichen Benennung von Schulnamen, Schulstandorten oder weiteren Informationen zu Beratungsund Vermittlungsanfragen ab, um eine Stigmatisierung einzelner Schulen zu verhindern , die Vertraulichkeit der fallbezogenen Beratungsarbeit zu wahren und eine Identifizierung einzelner Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte zu verhindern. 2. Welche Kooperationspartner sind mit dem Projekt jeweils vor Ort an den Schulen beauftragt? Bitte nach Schulen sortiert auflisten. Siehe Drs. 21/14429. Die Respekt Coaches sind bei den Trägern der JMD angesiedelt (AWO, CJD Nord, IB, IN VIA Hamburg e.V. und EvaMigrA e.V.). 3. Wie viele Coaches setzen die Träger jeweils vor Ort ein; für wie viele Schülerinnen und Schüler ist ein Respekt Coach jeweils der Ansprechpartner (Pro-Kopf-Verhältnis Schüler/Coach)? 4. Wie werden die Respekt Coaches in den Unterricht beziehungsweise in das Schulleben eingebunden? Nehmen sie zum Beispiel regelhaft an bestimmten Unterrichtsfächern teil oder gibt es bestimmte Projekttage beziehungsweise -stunden? Mit wie vielen Stunden sind sie an den Schulen vor Ort? Mit welchen Methoden arbeiten die Coaches? Das Programm wird seit September 2018 an den Schulen umgesetzt, zum jetzigen Zeitpunkt befinden sich die Respekt Coaches und Schulen noch in der Planung beziehungsweise ersten Erprobung von Angeboten. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. 5. Wie wird eine Vernetzung der Respekt Coaches mit den bereits vorhandenen Beratungsangeboten zum Thema Mobbing beziehungsweise religiös begründeter Extremismus in Hamburg gewährleistet? a. Mit welchen Beratungsangeboten sind die Coaches vor Ort jeweils vernetzt? b. Falls im Einzelfall erforderlich: Wie wird die Zusammenarbeit mit der bestehenden Beratungsstruktur sichergestellt – auch mit Blick auf Sozialdatenschutz –, um einer weiteren Radikalisierung vorzubeugen ? Siehe Drs. 21/14429, darüber hinaus ist durch die Anbindung an das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung, das Beratungszentrums Berufliche Schulen des Hamburger Instituts für Berufliche Bildung und die Beratungsstelle Gewaltprävention sowie die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration und weitere Akteure des behördenübergreifenden Netzwerks für Prävention und Deradikalisierung eine Vernetzung und Abstimmung gewährleistet. 6. Seit wann arbeiten die Respekt Coaches an den Hamburger Schulen und auf welchen Zeitraum ist das Programm an den Hamburger Schulen befristet? Falls nicht einheitlich, bitte für jede Schule einzeln beantworten . Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/15172 3 Siehe Drs. 21/14429 und die Antwort zu 4. Nach Auskunft des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sind die Haushaltsmittel für das Programm bis Ende 2019 eingeplant. Über einen etwaig weiteren Ausbau entscheidet das BMFSFJ nach dem ersten Zwischenbericht der wissenschaftlichen Begleitung. 7. Wie wird das Programm in Hamburg finanziert? Beteiligt sich die Freie und Hansestadt Hamburg an den Kosten? Siehe Drs. 21/14429.