BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/15429 21. Wahlperiode 11.12.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Detlef Ehlebracht (AfD) vom 03.12.18 und Antwort des Senats Betr.: Vom Rathausmarkt verschwundene Kunstwerke Als zentraler Platz einer Stadt hat der Rathausplatz immer auch eine besondere repräsentative Bedeutung. Hier kann eine Stadt im Kleinen und symbolhaft , durch Kunstwerke, Denk- und Mahnmale, Zeugnis über ihren Werdegang und ihre Entwicklung ablegen. Der Hamburger Rathausmarkt ist schon des Öfteren, ästhetischen und verkehrsbedingten Umgestaltungen unterzogen worden. Bei diesen Umgestaltungen wurden wiederholt auch Zeugnisse genau dieser städtischen Entwicklung und Kunstwerke von hoher Qualität und Ausdruckskraft entfernt und Hamburgs repräsentativer Rathausmarkt dadurch um diese symbolträchtigen Zeugnisse der Stadtgeschichte ärmer. So wurden insbesondere große Teile des Denkmales für Kaiser Wilhelm den I. vom Rathausmarkt entfernt und stehen nach mehrmaligen Umsetzungen, heute an einem wenig beachteten Fleckchen am Rande des Sievekingplatzes . Das Denkmal bestand, neben dem zentralen, auf einem mit Reliefs verzierten Sockel montierten Reiterstandbild des Kaisers, aus vier allegorischen Figurengruppen, einigen verzierten Lichtmasten, zwei von Greifenfiguren gesäumten Balustraden, mehreren Sitzbänken und den zwei heute näher am Rathaus aufgestellten Flaggenmasten. Dies vorausgeschickt frage ich den Senat: Das Denkmal für Kaiser Wilhelm I. entstand nach einem Entwurf von Johannes Schilling unter der Leitung des Ingenieurwesens der Baudeputation und wurde 1903 eingeweiht . Schon 1930 wurde es im Rahmen der Neugestaltung des Rathausmarkts unter Oberbaudirektor Fritz Schumacher entfernt. Teile des Denkmals wurden in der Folge zunächst am Sievekingplatz und schließlich in den Wallanlagen neu aufgestellt. Für die denkmalgeschützte Neugestaltung des Rathausplatzes 1980 – 1982 spielten die Fragmente des Denkmals keine Rolle. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Welche Bestandteile sind von dem beschriebenen Denkmal heute noch erhalten? 2. Was ist mit den nicht mehr erhaltenen Bestandteilen des Denkmales geschehen? 3. Wo befinden sich derzeit welche noch erhaltenen Bestandteile des beschriebenen Denkmals? Siehe Anlage. 4. Wer ist derzeit Eigentümer der einzelnen Bestandteile des genannten Denkmals? Die Bestandteile befinden sich im Eigentum der Freien und Hansestadt Hamburg. Drucksache 21/15429 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 5. Wer ist aktuell mit der Instandhaltung und Pflege der verschiedenen Denkmalbestandteile betraut? Das Bezirksamt Hamburg-Mitte ist in Abstimmung mit der Behörde für Kultur und Medien mit der Instandhaltung und Pflege betraut. 6. In welchen Zustand befinden sich die einzelnen Denkmalbestandteile? Die Denkmalbestandteile befinden sich augenscheinlich in einem verkehrssicheren, altersgemäßen Zustand. 7. Gibt oder gab es Pläne beziehungsweise Anfragen aus dem Bereich der Stadtverwaltung, der Hamburger Museen oder von anderer Seite, einige der Denkmalbestandteile wieder an einem repräsentativeren Ort aufzustellen ? Falls ja, was ist aus diesen Plänen und Anfragen geworden? Es gab Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern (zum Beispiel 1967, 1989, 2005, 2006), die sich auf den Aufstellungsort der vier Figurengruppen, eine Standortveränderung beziehungsweise die Wiederzusammenführung der Figurengruppen mit dem Reiterstandbild bezogen. Sie wurden seitens des Denkmalschutzamtes mit dem Hinweis beantwortet, dass das das Denkmal nicht mehr vollständig ist und die vorgeschlagenen Standorte (Rathausmarkt, Verkehrsinsel an einer Wallstraße) nicht geeignet sind. In den 1970er-Jahren befassten sich die Baubehörde, das Bezirksamt Hamburg-Mitte und die Kunstkommission unter Beratung durch das Denkmalschutzamt mit der Neukonzeption einer Aufstellung der vier Figurengruppen auf dem Rathausmarkt. Zu einer Realisierung ist es im Zusammenhang mit der seit den 1970er-Jahren betriebenen Neugestaltung des Rathausmarktes nicht gekommen, provisorisch wurden die Figuren 1977 – 1980 auf dem Rathausmarkt gezeigt. 1985 wurden sie zum Sievekingplatz vor den Justizgebäuden verbracht und 1997 zum Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. gruppiert . Ältere Anregungen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, das Reiterstandbild auf dem Rathausmarkt wieder aufzustellen, wurden mit Blick auf die städtebauliche Neuordnung abgewiesen. 8. Wie plant der Senat, mit den noch erhaltenen Bestandteilen des Denkmals zu verfahren? Siehe Vorbemerkung und Antwort zu 7. Im Übrigen hat sich der Senat hiermit nicht befasst. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/15429 3 Anlage Kaiser Wilhelm Denkmal Rathausmarkt, Bestandteile der historischen Denkmalanlage Verbleib Reiter Sievekingplatz/Holstenwall Sockel erneuert 1961 Vorder-, Rückseite des Sockels (Reichsembleme, Jahreszahl) unbekannt Bronzereliefs des Postaments, rechte Seite (Deutsche Flagge zu Lande, Nord-Süd) Gänsemarkt 24, Schaufenster, Leihgabe Bronzerelief des Postaments, linke Seite (Seehandel) Mönckebergstraße 21, Schaufenster, Leihgabe Freitreppe 1930 entfernt und Material wiederverwendet bei der damaligen Neuanlage des Platzes Ruhebänke, Balustrade 1930 abgebaut und als nicht wiederverwendungsfähig dem ausführenden Unternehmen des Abbaus überlassen bronzenen Greifen, Flammenschalen der Balustrade unbekannt Bronzerelief "Ausrufung Kaiserreich Versailles" 1930 von der seinerzeit zuständigen Baubehörde 'zur freien Verfügung' gegeben und im damaligen Bauhof Kampstraße eingelagert; 1961 als seit dem Krieg verschollen geltend Bronzerelief "Hanseatische Truppen ziehen in Hamburg ein" 1930 von der seinerzeit zuständigen Baubehörde 'zur freien Verfügung' gegeben und im damaligen Bauhof Kampstraße eingelagert; 1961 als seit dem Krieg verschollen geltend vier an die Reliefs angrenzende Bronzeplaketten 1930 von der seinerzeit zuständigen Baubehörde 'zur freien Verfügung' gegeben und im damaligen Bauhof Kampstraße eingelagert; 1961 als seit dem Krieg verschollen geltend vier Bronzegruppen: Reichsgesetz, Maß- und Münzwesen, Inval.- und Altersversorgung, Weltverkehr Sievekingplatz/Holstenwall vier doppelarmige Lichtmasten Zwei Lichtmasten wurden 1930 an den neuen Standort Sievekingplatz transloziert, die beiden anderen von der seinerzeit zuständigen Baubehörde 'zur freien Verfügung' gegeben und im damaligen Bauhof Kampstraße eingelagert. Erhalten sind: ein Lichtmast am St. Anscharplatz , Leihgabe (1992); eine Basis an Privat ausgeliehen; ein Lampenarm an Privat ausgeliehen . zwei Flaggenmasten mit Bronzereliefs Rathausmarkt