BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/15501 21. Wahlperiode 18.12.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Peter Lorkowski (AfD) vom 10.12.18 und Antwort des Senats Betr.: „Hyperloop“ Container-Transport – Was genau sind die strategischen Ziele von HHLA und Senat? Medienberichten zufolge startet das mehrheitlich zur Stadt gehörende Hafenunternehmen HHLA mit der amerikanischen Hyperloop Transportation Technologies (HTT) ein neuartiges Gemeinschaftsprojekt, mit dem der Containertransport im Hamburger Hafen revolutioniert werden soll. So sei geplant, über eine unterirdische Vakuumröhre Container mithilfe der Magnetschwebe -Technologie mit Geschwindigkeiten von bis zu 1 200 km/h ins Umland zu transportieren. Bis 2021 solle dazu eine „100 Meter lange Vorführstrecke “ – voraussichtlich auf dem HHLA-Terminal Altenwerder – gebaut werden. Für das Projekt seien von den Partnern zunächst 7 Millionen Euro an Investitionsmitteln eingeplant. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften der Hamburg Port Authority AöR (HPA) wie folgt: 1. In der Presse veröffentlichte Grafiken zeigen die geplante Testtrecke auf dem HHLA-Terminal als oberirdische(!) Konstruktion. Für Geschwindigkeitstests scheint die geplante Länge von 100 Metern zudem kaum ausreichend , zumal HTT offenkundig in Europa andere – längere – oberirdische Teststrecken plant, so zum Beispiel in Toulouse. Welchem Zweck genau soll die vorgesehene „Hyperloop-Teststrecke“ auf(!) dem Terminal -Gelände der HHLA dienen? Bitte detailliert erläutern. 2. Magnetschwebebahn-Konzepte gibt es schon seit den Siebzigerjahren. Der damals in Deutschland entwickelte „Transrapid“ gilt als gescheitert. Aktuell gibt es weltweit (in China) nur eine einzige Magnetschwebebahn, die (oberirdisch) im Regelbetrieb auf einer vergleichsweise kurzen Strecke (Shanghai Innenstadt/Flughafen) verkehrt. Sowohl diese Magnetschwebebahn als auch Erfahrungen mit dem neuen Hyperloop-System kommen bislang nicht über Geschwindigkeiten von etwas mehr als 300 km/h hinaus, was auch mit modernen Bahnverkehrsmitteln erreichbar erscheint. In der einschlägigen Fachliteratur wird zudem bezweifelt, dass selbst in dem für die Hyperloop-Röhren vorgesehenen „Beinahe- Vakuum“ Geschwindigkeiten um die 1.000 km/h wegen des exponentiell ansteigenden Energieaufwandes zu wirtschaftlichen Bedingungen realisierbar seien. Hinzu kommt, dass es unserer Kenntnis nach bislang ausschließlich Hyperloop-Erprobungen im Zusammenhang mit einer Personenbeförderung – und nicht mit Schwerlast-Gütern wie etwa Containern – gegeben hat. Damit stehen sowohl die versprochene Effizienz als auch die Nachhaltigkeit des neuen Konzeptes auf unsicheren Füßen. Welche Drucksache 21/15501 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Studien und praktische Tests stehen zur Verfügung, die geeignet sind, die Vorteile des neuen Hyperloop-Systems im Gütertransport zu belegen ? Welchen Beitrag/welche Erkenntnisse genau soll dazu die geplante Teststrecke im Hamburger Hafen leisten? 3. In welche Regionen Deutschlands sind Hyperloop-Anbindungen zum Hamburger Hafen angedacht? Wie soll der Rücktransport (leerer) Container gehandhabt werden (über die Straße/die Schiene/via Hyperloop)? 4. Welche wirtschaftlichen Vorteile genau erhofft sich die HHLA durch die Hyperloop-Technologie? Mit welchen Kosten wird geplant und mit welche baulichen/geologischen Herausforderungen (zum Beispiel Erdbebensicherheit ) sind – für welche Streckenbereiche besonders – einzuplanen ? Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) als börsennotierte Aktiengesellschaft beantwortet Fragen aus aktienrechtlichen Gründen nur einheitlich auf der jährlichen Hauptversammlung. 5. Der Hamburger Hafen verliert nun schon seit Jahren – und zwar mit zunehmender Geschwindigkeit – Marktanteile an seine Konkurrenten in der Nordrange. Dies gilt besonders für den Containerverkehr. Die Gründe dafür sind vielfältig und müssen hier nicht erneut aufgezählt werden. Dass die Rückschläge nicht noch größer ausgefallen sind, verdankt Hamburg vor allem seiner sehr guten Hinterland-Anbindung. Nun erwägen allerdings Presseberichten zufolge auch Nordsee-Konkurrenzhäfen den Einsatz der Hyperloop-Technologie, um damit ihre Defizite in der Hinterland-Anbindung wettzumachen. Sollte sich die Technologie tatsächlich durchsetzen, könnte dem Hamburger Hafen ein weiterer schwerer Rückschlag drohen, zumal die Hyperloop-Partnergesellschaft der HHLA offenkundig auch in engem Kontakt mit den Konkurrenzhäfen steht. Wie bereitet sich der Hamburger Hafen auf die sich möglicherweise abzeichnende Wettbewerbsverschlechterung in der Hinterland- Anbindung vor? Welche alternativen Konzepte zum noch unsicheren Hyperloop-Einsatz werden von den Hafenunternehmen dazu geprüft? Bitte genau erläutern. Eine Wettbewerbsverschlechterung des Hamburger Hafens in der Hinterlandanbindung zeichnet sich nicht ab. Der Senat setzt seine Anstrengungen fort, die Hinterlandanbindungen des Hamburger Hafens weiter zu verbessern und zu stärken. An erster Stelle steht hierbei eine leistungsstarke Infrastruktur. In den letzten Jahren ist es gelungen, hierbei wichtige Fortschritte zu erzielen. Des Weiteren wird es wichtig sein, die Potenziale der Digitalisierung zu nutzen. Diese wurden etwa für die Elbe in der Studie „Elbe 4.0“ aufgezeigt. Auch werden – nicht zuletzt im Kontext des in Hamburg stattfindenden ITS-Weltkongresses im Jahr 2021 – verschiedene Verkehrstechnologien im Bereich des automatisierten beziehungsweise autonom geführten Gütertransportes im Hamburger Hafen analysiert. Ob ein Einsatz der Hyperloop-Technologie im Wettbewerb zu bestehenden Hinterlandtransportverfahren wirtschaftlich darstellbar sein wird, soll Ergebnis des Projektes der HHLA sein.