BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/15558 21. Wahlperiode 21.12.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Franziska Rath (CDU) vom 14.12.18 und Antwort des Senats Betr.: Ist die Ausbildungsvorbereitung AvM-Dual für Flüchtlinge wirklich ein Erfolgsmodell? (V) Drs. 21/11405 und Drs. 21/12226 lieferten erste Auswertungen des AvM- Dual-Pilotjahrgangs, der im Juli 2017 die Ausbildungsvorbereitung mit 92 Absolventen abgeschlossen hat. Im Jahr 2018 haben im Januar und Juli zusammen rund 1 000 Schüler AvM-Dual abgeschlossen. Erste Aussagen über die Zahl der Abgänger, ihre Abschlüsse und ihren Verbleib müssten inzwischen getroffen werden können. Ende November 2018 besuchten nur noch 1 548 Schülerinnen und Schüler AvM-Dual, ein Jahr zuvor waren es noch 2 352 gewesen. Drs. 21/14057 ist zwar zu entnehmen, dass die Hamburger Ergebnisse der Sprachprüfung DSD I PRO (A2/B1) sowohl im Jahr 2017 als auch im Jahr 2018 über dem Bundesdurchschnitt lagen, allerdings schnitt trotzdem je ein Drittel der getesteten Personen schlechter als A2 (Grundlegende Kenntnisse) ab, was wiederum die Absolvierung einer Ausbildung extrem erschwert. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der für Bildung zuständigen Behörde ist kein Bildungsgang bekannt, der mit dieser Zielgruppe statistisch belegt bessere Ergebnisse bezogen auf den Spracherwerb und die Übergänge in Ausbildung, Beschäftigung und weiterführende schulische Bildung erzielt hätte. Die integrierte Sprachförderung in AvM-Dual, die neuesten spracherwerbtheoretischen , pädagogischen und sprachdidaktischen Grundsätzen entspricht, verbunden mit einer systematischen Dualisierung der Lernorte Schule und Betrieb, ermöglicht es neu zugewanderten Jugendlichen mit ihren sehr heterogenen Bildungsbiographien, Basiskompetenzen und Kulturtechniken aufzubauen. Darüber hinaus fördert die verlässliche, enge Begleitung der Jugendlichen durch Mentorinnen und Mentoren, deren berufliche Orientierung, die Entwicklung realistischer Vorstellungen der Berufswahl und letztlich die Übergänge in Ausbildung oder andere passgenaue Anschlussmaßnahmen. 33 Prozent der Abgängerinnen und Abgänger des ersten Pilotdurchganges, 46 Prozent des zweiten Pilotdurchganges und 33 Prozent des ersten regelhaften Durchgangs der AvM-Dual waren mit sechs und weniger Schulbesuchsjahren im Herkunftsland in AvM-Dual eingetreten. Besonders Jugendliche mit weniger als drei Schulbesuchsjahren bei Eintritt in AvM-Dual (2016 12 Prozent, 2017 22 Prozent und 2018 16 Prozent) hatten ihr vorhandenes Wissen bisher überwiegend im Alltag erworben. Die berufsbildenden Schulen haben sich flächendeckend qualifiziert, sodass allen Schülerinnen und Schülern im Bildungsgang AvM-Dual die Teilnahme an der Stufenprüfung (A2/B1) zum Deutschen Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz für Drucksache 21/15558 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 berufsbildende Schulen (DSD I PRO) ermöglicht wurde. Damit erhalten Absolventen aus AvM-Dual ein Zertifikat, das unter anderem für die Berufsberater der Jugendberufsagentur die Grundlage für die Zulassung für weiterführende Qualifizierungs- und Fördermaßnahmen bildet. 2017 erreichten von 621 angemeldeten Schülerinnen und Schülern 35 Prozent ein B1 und 30 Prozent ein A2 Sprachniveau, 2018 von 817 Schülerinnen und Schülern 37 Prozent ein B1 und 29 Prozent ein A2 Sprachniveau. Das heißt, nicht allen Schülerinnen und Schüler gelingt es innerhalb des zweijährigen Bildungsganges ein Sprachniveau zu erreichen, das den Anforderungen der Ausbildungsbetriebe genügt. Durch das gezielte Übergangsmanagement der Jugendberufsagentur ist sichergestellt , dass diesen Schülerinnen und Schülern nach Verlassen der AvM-Dual weitere individuelle Anschlussmaßnahmen angeboten werden, die immer auch eine Sprachförderung enthalten. Im Übrigen siehe Drs. 21/14057 und Drs. 21/10652. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie viele Flüchtlinge begannen im Jahr 2016 AvM-Dual? Wie viele davon waren Männer, wie viele Frauen? 2. Wie viele davon haben aus welchen Gründen AvM-Dual vorzeitig verlassen ? Wie viele davon waren Männer, wie viele Frauen? 3. Wie viele Flüchtlinge beendeten im Januar und im Juli 2018 jeweils und insgesamt AvM-Dual am Hamburger Institut für Berufliche Bildung (HIBB)? Wie viele davon waren Männer, wie viele Frauen? Mit welchen Abschlüssen (ESA, MSA) beendeten die Absolventinnen und Absolventen AvM-Dual? Wie viele erhielten nur ein Abgangszeugnis, da ihre Leistungen den Anforderungen für ein Abschlusszeugnis der Berufsvorbereitungsschule nicht genügten? 2016 begannen 1 208 Anfängerinnen und Anfänger den Bildungsgang AvM-Dual, darunter 883 männliche Jugendliche und 325 weibliche Jugendliche (Schuljahresstatistik 2016). Der Stichtag, zu dem die Schuljahresstatistik erhoben wird, umfasst Anfängerinnen und Anfänger, die zum 1. Februar sowie 1. August des jeweiligen Jahres in das erste Ausbildungsjahr des Bildungsganges eintreten. Von den 1 208 Anfängerinnen und Anfängern verließen 168 Jugendliche (113 männliche und 55 weibliche) den Bildungsgang im ersten Ausbildungsjahr ohne Abschluss. Die Gründe für einen Abbruch werden statistisch nicht erhoben. Mögliche Gründe sind zum Beispiel Abmeldungen aus Hamburg (Umzug, Rückkehr ins Herkunftsland) beziehungsweise Schulwechsel aufgrund von Bildungsgangwechsel, direkte Übergänge in die duale Ausbildung, Beschäftigung oder andere berufsqualifizierende Maßnahmen. Im Übrigen siehe Drs. 21/10652. Informationen zu Abbrüchen im zweiten Ausbildungsjahr und zu Abschlüssen der Absolventinnen und Absolventen des ersten AvM-Dual Jahrgangs im Regelsystem (2016 bis 2018) stehen nach Validierung und Qualitätssicherung zur Verfügung und werden nach derzeitigem Planungsstand im Februar 2019 veröffentlicht. 4. Wie viele der Absolventinnen und Absolventen von AvM-Dual konnten in eine Ausbildung in jeweils welche Branchen vermittelt werden? Wie viele davon jeweils in betriebliche Ausbildung, schulische Ausbildung (ohne Berufsqualifizierung), Berufsqualifizierung und außerbetriebliche Ausbildung ? Was machen jene, die nicht in Ausbildung vermittelt wurden? Die beim Hamburger Institut für Berufliche Bildung erfassten Daten sind noch nicht endgültig qualitätsgesichert und liegen voraussichtlich bis Ende Januar 2019 vor. 5. Wurde bei AvM-Dual im Jahr 2018 die Sprachförderung angepasst? Wenn ja, inwiefern warum? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/15558 3 Wenn nein, warum nicht? Nein, die Ergebnisse der Stufenprüfungen A2/B1 zum Deutschen Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz zeigen, dass das Hamburger Sprachförderkonzept mit der integrierten Sprachförderung am Lernort Betrieb wirksam ist. Dieses Sprachförderkonzept ermöglicht verbunden mit einem Unterrichtskonzept, das auf die individuelle Ausgangslage der Schülerinnen und Schüler abstellt, im Bildungsgang AvM-Dual optimale Spracherwerbsvoraussetzungen für die sehr heterogene Schülerschaft. Im Übrigen siehe Vorbemerkung und Drs. 21/14057. 6. Ab dem Schuljahr 2017/2018 bietet das HIBB Sprachförderung während der Ausbildung an. „Die Sprachförderangebote stehen allen neu zugewanderten Berufsschülern, die nach Einschätzung der Klassenkonferenz ein Sprachniveau unterhalb von B2 haben, zur Verfügung“, so das HIBB. Für diese ist die Teilnahme verpflichtend. Die integrierte Sprachförderung umfasst 80 Stunden innerhalb der Stundentafel des Berufsschulunterrichts , weitere 80 Stunden sind möglich, wenn die Betriebe ihre Auszubildenden zur Wahrnehmung des Kursangebotes freistellen. a) Wie viele Berufsschülerinnen und Berufsschüler nehmen an dem zusätzlichen Sprachförderangebot teil? b) Wie hoch ist der Anteil der Betriebe, die ihre Schülerinnen und Schüler für den zusätzlichen Unterricht freistellen? Derzeit findet für 1 480 Schülerinnen und Schüler, die eine Berufsausbildung absolvieren , eine Sprachförderung innerhalb der Stundentafel des Berufsschulunterrichts statt. Darüber hinaus nutzen 1 230 Schülerinnen und Schüler das zusätzliche Unterrichtsangebot in der betrieblichen Ausbildungszeit (Stand November 2018). Die Anzahl dieser Schülerinnen und Schüler erlaubt keinen Rückschluss auf die Anzahl der Betriebe, die eine Freistellung ermöglichen. Der Anteil der Betriebe, die ihre Auszubildenden freistellen, wird statistisch nicht erfasst. 7. Wie oft haben AvM-Dual-Schüler seit 2015 Kontakt zum Beratungs- und Unterstützungszentrum Berufliche Schule (BZBS) aufgenommen und was war jeweils der Anlass für die Kontaktaufnahme? Bitte nach Jahren aufschlüsseln. Im Kalenderjahr 2016 wurden 366 Beratungsanliegen, im Kalenderjahr 2017 250 und im Kalenderjahr 2018 bis zum Stichtag 14. Dezember 2018 96 Beratungsanliegen im Kontext der Umsetzung des Bildungsganges AvM-Dual aufgenommen. Eine Zuordnung zu einzelnen Gruppen wie Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte oder andere Beteiligte werden von der für Bildung zuständigen Behörde nicht differenziert erfasst. Anlässe für Beratungsanfragen werden aus Gründen des Datenschutzes nicht ausgewiesen .