BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/15648 21. Wahlperiode 15.01.19 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Christel Nicolaysen (FDP) vom 07.01.19 und Antwort des Senats Betr.: II. Zwischenfazit zum Projekt Hacker School – Integrationsfonds Die Drs. 21/12412 informiert darüber, dass die mit bis zu 206 400 Euro konsumtiv und bis zu 138 400 Euro investiv geförderte Hacker School bisher in zwei Kursen (Oktober 2017 und März 2018) mit einmal 90 und einmal 66 Teilnehmern bereits 134 900 Euro konsumtiv und knapp 3 000 Euro investiv erhalten hat (Stand 27.03.2018). Im ersten Kurs konnten zwei, im zweiten Kurs lediglich fünf Geflüchtete als „Co-Inspirer“ eingesetzt werden. Einer der „Co-Inspirer“ aus der im Oktober 2017 durchgeführten Hacker School hat nach einem Praktikum eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufgenommen , der andere bereitet sich auf den Start einer IT-Ausbildung vor. Aus der Ende März 2018 durchgeführten Hacker School konnten noch keine Erkenntnisse gezogen werden. Drs. 21/7614 und 21/13679 bezeichnen das Projektziel: Im Projektzeitraum sollen etwa 500 Zugewanderte als „Co- Inspirer“ qualifiziert und so in die Arbeitswelt integriert werden. Auf diese Weise wird angestrebt, 500 Kurse mit 5 000 teilnehmenden Kindern anzubieten . Die bisherigen Ergebnisse lassen nicht im Detail erkennen, welchen Beitrag die Hacker School mit den Geldern des Integrationsfonds zur Integration Geflüchteter in den Arbeitsmarkt leisten. Dies vorausgeschickt, frage ich den Senat: Die Hacker School ist eine Non-Profit-Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die im Jahr 2014 von drei Unternehmern aus der IT- und Medienbranche in Hamburg gegründet wurde. Ihr Ziel ist es, im Rahmen von regelmäßigen Kursen, die von professionellen , ehrenamtlich arbeitenden Software-Entwicklern (sogenannten Inspirern) gegeben werden, Kinder und Jugendliche in die Welt des Programmierens einzuführen . Jeder Kurs behandelt ein bestimmtes Thema – vom eigenen Spiel oder einer kleinen Website bis hin zum Programmieren eines ferngesteuerten Roboters. Das im Rahmen des Hamburger Integrationsfonds (Drs. 21/7614) geförderte und vom Verein i3 e.V. (Initiative Informatik Integration) getragene Projekt Hacker School PLUS erweitert diesen Ansatz um die Einbindung Geflüchteter, die über IT-Kenntnisse verfügen , als „Co-Inspirer“ in die Hacker-School-Kurse. Hierzu soll den Geflüchteten zunächst ein Praktikum in einem Softwareunternehmen vermittelt werden. Die Co- Inspirer können nicht nur ihr Wissen und Können einbringen und sinnvoll verwenden, sondern sie fungieren zugleich als Kulturmittlerinnen und Kulturmittler. Unternehmen wiederum bekommen Kontakt zu jungen, motivierten zugewanderten Menschen, die dringend benötigtes IT-Wissen mitbringen. Ziel der Hacker School PLUS ist es schließlich auch, die Co-Inspirer als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Unternehmen zu vermitteln. Siehe hierzu auch Drs. 21/12412. Die im Rahmen des Hamburger Integrationsfonds ursprünglich konzipierte Idee, 500 Geflüchtete mit arbeitsmarktrelevanten IT-Qualifikationen zu finden und in Firmen zu Drucksache 21/15648 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 platzieren, hat sich als nicht realistisch herausgestellt. Die Teilnehmergewinnung von Geflüchteten mit entsprechenden IT-Qualifikationen stellt eine große Herausforderung dar, da diese zumeist ihren Weg in den Arbeitsmarkt bereits gefunden haben oder zum Beispiel mit familiären oder psychischen Problemen belastet sind, welche sie trotz Qualifikation von einer aktiven Arbeitsmarktteilnahme abhalten. Aufgrund dieser Herausforderungen wurde das Projekt in Absprache zwischen dem Träger und der zuständigen Behörde im 2. Quartal 2018 konzeptionell neu ausgerichtet . Neben der Durchführung der klassischen Hacker School Sessions wurde ein weiterer Schwerpunkt auf die Unterstützung der beruflichen Integration gelegt. Ziel ist weiterhin, Geflüchtete mit Talent für IT an den Arbeitsmarkt heranzuführen. Zielgruppe sind insbesondere Schülerinnen und Schüler aus AvM-Dual-Klassen. Ergänzend sollen die jungen Menschen, um sie rechtzeitig vor der Berufswahl zu erreichen und für IT zu begeistern, a) Informationen über den IT-Arbeitsmarkt, Zukunftsperspektiven und unterschiedliche Berufe sowie Zugangsmöglichkeiten vermittelt bekommen, b) algorithmisches Denken nahe gebracht bekommen (Programmieren ohne PC) und d) erste konkrete Programmiererfahrungen sammeln (Programmierkurs mit microbits ). Zudem wurde der Ansatz zur Teilnahme Geflüchteter an den Hacker School Sessions überarbeitet. Zukünftig wird es eine separate Hacker School Session für (ältere) Geflüchtete geben. Das Ziel ist hierbei, fundierte Kenntnisse zu erwerben, die sie dann in späteren Schritten Kindern gemeinsam mit lokalen Inspirern vermitteln. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen teilweise auf Grundlage von Angaben des Trägers i3 e.V. wie folgt: 1. Ist dem Senat bekannt, wie viele Kurse mit wie vielen Kursteilnehmern und wie vielen „Co-Inspirern“ nach März 2018 angeboten wurden? Wie viele davon wurden durchgeführt? Wie viele der Kurse wurden aufgrund der finanziellen Unterstützung durch Mittel der Freien und Hansestadt Hamburg durchgeführt? (Bitte sofern möglich Kurse einzeln mit Zeitraum des Stattfindens aufschlüsseln.) In der Zeit von April bis Dezember fanden nach erfolgter Neuausrichtung 19 Hacker Schools Veranstaltungen statt. In diesem Rahmen wurden 43 Kurse gegeben an denen 448 Personen teilgenommen haben. Die Anzahl der Geflüchteten, die als Co-Inspirer den professionellen, ehrenamtlich arbeitenden Software-Entwicklern als Praktikanten zur Seite gestellt wurden, betrug 61. Darüber hinaus wurden 130 Beratungen zur beruflichen Integration in den IT- Arbeitsmarkt und der möglichen Teilnahme an einer Hacker School durchgeführt. Im Übrigen siehe Drs. 21/12412 und Vorbemerkung. 2. Wie viele Kurse sind für das Jahr 2019 geplant? Wie viele finden statt, weil sie mit Mitteln der Freien und Hansestadt Hamburg unterstützt werden ? Es sind ungefähr neunzig Kurse geplant. Im Übrigen siehe Antwort zu 1. 3. Welche Konsequenzen zieht die Hacker School aus den bisherigen Kursen hinsichtlich der bisher erreichten Zielwerte? 4. Wie bewertet der Senat dieses Projekt? Welche Konsequenzen zieht der Senat aus den erfolgten Kursen und den bisher erreichten Zielwerten? Siehe Vorbemerkung. 5. Welche neuen Kenntnisse hat der Senat darüber inwiefern Teilnehmer mit Fluchthintergrund als Folge ihrer Teilnahme an Kursen der Hacker School tatsächlich berufliche Chancen im IT-Bereich verwirklichen konnten ? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/15648 3 Die Teilnahme an der Hacker School ist für die Teilnehmenden mit Fluchthintergrund eine geeignete Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt. Von den an das Projekt weitergeleiteten Personen haben sich für alle Anschlussperspektiven ergeben. 6. Wie viele Flüchtlinge wurden in wie lange andauernde Praktika beziehungsweise andere Arbeitsgelegenheiten bei welchen Unternehmen vermittelt? Seit Beginn der Förderung aus dem Hamburger Integrationsfonds konnten 31 Geflüchtete in Praktika, Beschäftigung oder arbeitsmarktpolitische Maßnahmen vermittelt werden. Die beteiligten Unternehmen wünschen keine namentliche Nennung. 7. Wie intensiv ist die Nachbetreuung beziehungsweise der Kontakt zu den ehemaligen „Co-Inspirern“? Es findet ein Austausch mit ehemaligen Co-Inspirern statt, die in der Regel von sich aus auf den Träger zugehen, da sie auch in ihren neuen Beschäftigungsverhältnissen Kinder für IT begeistern wollen. 8. Welche Kontakte bestehen zu anderen staatlichen Institutionen, die sich mit der Integration in den Arbeitsmarkt für IT interessierte Geflüchtete befassen? Welche Erfahrungen hat die Hacker School diesbezüglich bisher gemacht? Es bestehen Kontakte insbesondere zum Vorhaben W.I.R, zur Agentur für Arbeit und zum Jobcenter team.arbeit.hamburg. Die Erfahrungen sind positiv (siehe Antwort zu 5.). 9. Welche Schwierigkeiten zeichnen sich aus Sicht der Hacker School bei der Rekrutierung sowie Vermittlung von Geflüchteten in den IT-Arbeitsmarkt bisher ab? Welcher konkreten Maßnahmen bedarf es, damit die ursprünglich geplanten Zielwerte erreicht werden? Siehe Vorbemerkung. Um die Vermittlungschancen in den IT Arbeitsmarkt weiter zu verbessern, hat der Träger darüber hinaus ein Modell zur Eignungseinschätzung entwickelt , das auf einer mehrmonatigen Beobachtung der sozialen, sprachlichen und fachlichen Fähigkeiten der Teilnehmenden aufbaut. Das Modell befindet sich noch in der Evaluationsphase. 10. In welchem Umfang sind die bereitgestellten Mittel bereits abgeflossen? Es sind Mittel in Höhe von 254 090,37 Euro abgeflossen. 11. Welche Sachmittel im Einzelanschaffungswert über 1 000 Euro wurden durch die bis zu 138 400 Euro angeschafft? Es wurden drei Laptops zu insgesamt 4 174 Euro angeschafft sowie Sachkosten für die Überarbeitung des Internetauftritts in Höhe von 19 500 Euro aufgewendet. 12. Inwieweit ist absehbar, ob das Projekt sich nach Ende der Förderperiode „selbst trägt“, wie beabsichtigt? (Bitte ausführlich begründen.) Siehe Vorbemerkung. Infolge der erfolgten Umstrukturierung liegen dem Senat hierzu noch keine Erkenntnisse vor.