BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/15737 21. Wahlperiode 18.01.19 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Daniel Oetzel (FDP) vom 10.01.19 und Antwort des Senats Betr.: Elternunterstützung in Kitas Die Fallzahlen bei den ambulanten und stationären Hilfen zur Erziehung steigen seit Jahren. Das ist zum einen ein Indiz dafür, dass diese Hilfeleistungen vermehrt angenommen und akzeptiert werden, zum anderen lässt diese Tatsache vermuten, dass es zunehmend Eltern gibt, die Unterstützungsbedarf haben. Die Folgen dieser Entwicklung werden auch zunehmend in Kitas spürbar. So müssen pädagogische Fachkräfte einerseits mit so genannten Helikoptereltern 1 umgehen, die ein größtmögliches Maß an Kontrolle über ihre Kinder auch dann beibehalten wollen, wenn diese in einer Kindertageseinrichtung betreut werden. Auf der anderen Seite sind sie auch gezwungen, unterschiedliche Grade von Unachtsamkeit bis Vernachlässigung abzufedern. Hinzu kommen alle Hilfe begründenden Phänomene zwischen diesen zwei Extremen, welche in Kitas mitschwingen. Dennoch sind Eltern zuweilen nicht in der Lage oder bereit, sich an die zuständigen Stellen zu wenden, um etwaige Hilfen abzurufen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: In Hamburg gibt es ein breites Netz an Beratungs- und Unterstützungsangeboten für Eltern, die zum Teil mit Kindertagesstätten kooperieren. Neben Beratungsstellen und offenen Angeboten fördert der Senat auch verschiedene Kurse zur Stärkung elterlicher Kompetenzen (Starke Eltern-starke Kinder, HIPPY, Opstapje). Diese Kurse finden überwiegend an Elternschulen und weiteren Einrichtungen der Familienförderung statt. Informationen rund um das Beratungs- und Unterstützungsangebot für Familien in Hamburg sind unter folgendem Link abzurufen: https://www.hamburg.de/familienwegweiser/118072/beratung/. Um Eltern, die über geringe Kenntnisse der deutschen Sprache und des Hamburger Bildungs- und Unterstützungssystems verfügen, zu informieren und zu begleiten, fördert der Senat Elternlotsenprojekte. Nähere Informationen zu den Elternlotsenprojekten sind unter dem folgenden Link zu finden: https://www.hamburg.de/elternlotsen/9922304/elternlotsenprojekte/. 1 Vergleiche: Foster W. Cline und Jim Fay: Parenting with Love and Logic Teaching Children Responsibility. Pinon Press 1990. Drucksache 21/15737 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Kernaufgabe der Hamburger Kindertageseinrichtungen ist die qualitativ hochwertige Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern auf der Grundlage des Landesrahmenvertrags „Kinderbetreuung in Tageseinrichtungen“ (LRV). Dementsprechend sind auch die Kita-Räume zu gestalten und auszustatten. Als erste institutionelle Bildungseinrichtung berücksichtigen Kitas in ihrer pädagogischen Arbeit die familiären und sozialen Lebensbedingungen der Kinder. Kitas öffnen sich zum Sozialraum, vernetzen sich mit weiteren Einrichtungen und erweitern bei Bedarf ihr Angebot im Bereich der Elternbildung und Familienförderung. Grundsätzlich wird mit den Eltern eine Bildungsund Erziehungspartnerschaft angestrebt. Für die Zusammenarbeit zwischen den Sorgeberechtigten, den Kitas und dem Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) gibt es konkrete Regelungen, die Bestandteil des LRV sind. Dort werden die Vorgehensweise und die Zusammenarbeit für verschiedene Fallkonstellationen dargestellt. Um Familien mit kleinen Kindern gezielt zu unterstützen, wurden in jedem Bezirk, grundsätzlich in Stadtteilen mit sozialen Problemlagen Eltern-Kind-Zentren (EKiZ) an Kindertageseinrichtungen eingerichtet. EKiZ sind offene Treffpunkte für Eltern mit jungen Kindern und bieten unter anderem Elternbildungs-, Informations- und Beratungsangebote . Durch Aktivitäten in den EKiZ in Kooperation mit relevanten Akteurinnen und Akteuren wie beispielsweise dem Jugendamt/ASD, Familienhebammen und Elternschulen beziehungsweise Familienbildungsstätten wird die elterliche Erziehungskompetenz gestärkt. Bei Bedarf werden Familien mit externen Trägern von Hilfsangeboten vernetzt. Der Zugang zu den EKiZ ist niedrigschwellig. Angebote können ohne Anmeldung genutzt werden. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Inwieweit stehen die Räumlichkeiten von Kindertagesstätten auch für unterschiedliche Kurse zur Stärkung elterlicher Kompetenzen zur Verfügung ? 2. Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, um die Räumlichkeiten von Kindertagesstätten für Kurse zur Stärkung elterlicher Kompetenzen zu nutzen? Die für Kindertagesbetreuung zuständige Behörde verfügt nicht über die zur Beantwortung der Frage erforderlichen Daten. Sie hat daher die Vertragspartner des Landesrahmenvertrages „Kinderbetreuung in Tageseinrichtungen“ (Arbeiterwohlfahrt Landesverband Hamburg e.V.; Caritasverband für Hamburg e.V.; Deutsches Rotes Kreuz Landesverband Hamburg; Der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband Hamburg e.V. Landesverband Hamburg; Diakonisches Werk Hamburg e.V., Kindermitte e.V. – Bündnis für soziales Unternehmertum und Qualität in der Kindertagesbetreuung e.V.; SOAL – Alternativer Wohlfahrtsverband e.V. Landesverband Hamburg, Elbkinder – Vereinigung Hamburger Kitas gGmbH) und die nicht organisierten Träger von Kindertageseinrichtungen gebeten, die entsprechenden Auskünfte zu erteilen. Zehn Träger haben zurück gemeldet, dass in Abhängigkeit von der Größe und Ausstattung der einzelnen Einrichtung sowie dem Bedarf und dem Interesse der Eltern, die Kita-Räumlichkeiten für Kurse oder Projekte zur Stärkung elterlicher Kompetenzen zur Verfügung stehen. Solche Kurse werden sowohl Kita-intern als auch mit externen Kooperationspartnern organisiert und finden in der Regel außerhalb der Betreuungszeiten statt. Manche Einrichtungen stellen ihre Räume regelmäßig für Veranstaltungen zur Verfügung, andere Kitas nur auf Nachfrage. Die Elbkinder – Vereinigung Hamburger Kitas gGmbH hat zudem rückgemeldet, dass sie in Einzelfällen Räumlichkeiten auch an externe Anbieter vermietet. Die Nutzung der Räume muss außerhalb der Öffnungszeiten der Einrichtung stattfinden , außerdem ist eine Reinigung, insbesondere der Sanitärbereiche, vor erneuter Nutzung durch die Kinder sicher zu stellen. 3. Gibt es bereits niedrigschwellige Angebote in den Räumlichkeiten Hamburger Kindertagesstätten, welche der Stärkung elterlicher Kompetenzen dienen? Wenn ja, welche? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/15737 3 Wenn nein, warum nicht? Die für Kindertagesbetreuung zuständige Behörde verfügt nicht über alle zur Beantwortung der Frage erforderlichen Daten. Sie hat daher die unter 1. und 2. genannten Vertragspartner des Landesrahmenvertrages „Kinderbetreuung in Tageseinrichtungen “ und die nicht organisierten Träger von Kindertageseinrichtungen gebeten, die entsprechenden Auskünfte zu erteilen. Nach Rückmeldung der Träger finden in den Räumlichkeiten der Kitas verschiedene niedrigschwellige Angebote zur Stärkung der elterlichen Kompetenz statt, zum Beispiel Themenelternabende, Elternworkshops, Babykurse, offene Beratungsangebote oder Erste-Hilfe-Kurse. In den kommunalen Kitas des Bezirksamtes Harburg finden Eltern-Kind-Treffen (KIZ Harburg) und Elternberatung (KIZ Kennedy-Haus) statt. Von der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. werden darüber hinaus Programme wie „Die Schatzsuche“ in den Kitas veranstaltet. Auch das Projekt „Kita-Einstieg“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, an dem sich beispielsweise die Elbkinder – Vereinigung Hamburger Kitas gGmbH beteiligt, schafft niedrigschwellige Angebote in den Räumlichkeiten der Kindertageseinrichtungen . Eine Liste der Angebote an Kitas, die im Rahmen des Programms sozialräumliche Angebote der Jugend- und Familienhilfe (SAJF) stattfinden, ist der Anlage zu entnehmen. 4. Ist geplant, die Nutzung von Räumlichkeiten von Kindertagesstätten auch für Kurse zur Stärkung von elterlichen Kompetenzen zu realisieren und zu fördern? Wenn ja, in welchem Rahmen und Umfang? Wenn nein, warum nicht? Die für Kindertagesbetreuung zuständige Behörde verfügt nicht über alle zur Beantwortung der Frage erforderlichen Daten. Sie hat daher die unter 1. und 2. genannten Vertragspartner des Landesrahmenvertrages „Kinderbetreuung in Tageseinrichtungen “ und die nicht organisierten Träger von Kindertageseinrichtungen gebeten, die entsprechenden Auskünfte zu erteilen. Die Träger melden eine grundsätzliche Bereitschaft zur weiteren Realisierung und Förderung von Kursen zur Stärkung elterlicher Kompetenzen im Sinne einer ganzheitlichen Bildung und Erziehung der Kinder. So entwickelt das DRK Hamburg derzeit ein Konzept, um die Kitaräumlichkeiten gezielter für solche Angebote nutzbar zu machen und damit interne Angebote auszuweiten und externe Kooperationen zu vertiefen. Auch die Elbkinder – Vereinigung Hamburger Kitas gGmbH zeigt grundsätzlich Bereitschaft , die Kitaräumlichkeiten entsprechend zur Verfügung zu stellen. Die für Kindertagesbetreuung zuständige Behörde begrüßt das Engagement der Träger Angebote zur Stärkung von elterlichen Kompetenzen zu entwickeln und auszuweiten und in diesem Kontext auch ihre Räumlichkeiten für solche Angebote zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus plant die für Kindertagesbetreuung zuständige Behörde in diesem Jahr ein Pilotprojekt „STEP Elternkurs für geflüchtete Familien und Familien mit Migrationshintergrund “ an drei Kitas. Das Systematische Training für Eltern und Pädagogen erfolgt in den drei Kitas mit maximal acht Teilnehmerinnen und Teilnehmern an zwölf Treffen à 2,5 Stunden wöchentlich und wird von der für Kindertagesbetreuung zuständigen Behörde gefördert. Bei erfolgreicher Evaluation ist eine Fortführung beziehungsweise Ausweitung dieses Projektes geplant. 5. Inwieweit beraten und unterstützen Jugendämter Kindertagesstätten auch hinsichtlich von Angeboten zur Stärkung elterlicher Kompetenzen? Kitas erhalten in konkreten Einzelfällen Beratung durch die Jugendämter, auch hinsichtlich von Angeboten zur Stärkung elterlicher Kompetenzen. Teilweise finden die Beratungen in anonymer Form statt. In regionalen Netzwerken und Arbeitskreisen, an denen sowohl Kitas als auch Vertreterinnen oder Vertreter des Jugendamtes teilnehmen , findet ebenfalls ein Informationsaustausch statt. Im Rahmen des Programmes Drucksache 21/15737 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 „Gewaltprävention im Kindesalter (GiK)“ werden Kitas durch die GiK-Fachkräfte vom Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) und vom Regionalen Bildungs- und Beratungszentrum (ReBBZ) im Umgang mit gewaltauffälligen Kindern beraten, es werden Diagnosen erstellt und gegebenenfalls werden die Kinder mit geeigneten Sozialtrainings unterstützt. In Eimsbüttel werden in dem durch das Jugendamt gesteuerten Projekt „Frühe Hilfen“ unter anderem auch Kitafachkräfte beraten und fortgebildet. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. 6. In wie vielen Fällen haben sich Kindertagesstätten im Jahr 2018 an Jugendämter gewandt, um zwischen Eltern mit Unterstützungsbedarf und dem Jugendamt zu vermitteln? Angaben im Sinne der Fragestellung werden statistisch nicht erfasst. 7. Inwieweit gibt es seitens der Jugendämter auch Angebote im Rahmen der Hilfen zur Erziehung für so genannte Helikoptereltern? (Bitte nach Bezirk aufschlüsseln. Den sogenannten Helikoptereltern steht wie allen anderen Eltern bei Bedarf das gesamte Angebotsspektrum der Hilfen zur Erziehung zur Verfügung. Die Ausgestaltung der Hilfen zur Erziehung richtet sich in jedem Einzelfall nach den Bedarfen der Familie. Spezielle Angebote halten die Jugendämter nicht vor. A ng eb ot e an K ita s im R ah m en d es P ro gr am m s so zi al rä um lic he A ng eb ot e de r Ju ge nd - u nd F am ili en hi lfe (S A JF B ez ir k N am e de s A ng eb ot s Tr äg er K oo pe ra tio ns pa rt ne r H am bu rg -M itt e B iK iB - B er at un g in K ita s in B ill st ed t A rb ei te rw oh lfa hr t L an de sv er ba nd A S D J ug en da m t R eg io n 2; K ita B ill st ed te r H au pt st ra ss e; K ita D ru ck er st ra ss e H am bu rg -M itt e K iW i-M ob il In te rn at io na le r B un d (IB ) Ju ge nd am t H am bu rg -M itt e R eg io n 3 A S D -E lb in se ln , " D ie F äh re " S C M K in de r- u nd J ug en dh ilf e G m bH , K ita D ei ch pi ra te n, M in i-K ita X X L W itt es tra ße H am bu rg -M itt e N et zw er k sm e - H au s de r F am ili e K in de rg lü ck e .V ., K IZ e .V ., W er ks ta tt S ch ill er op er e .V ., G es un dh ei ts di en st , K ita S ch ill er op E im sb üt te l IS U B ur gw ed el V er ba nd K in de r- u nd J ug en da rb ei t H am bu rg e .V . E K IZ D R K K ita B lu m a M ek le r, M üt te rz en tru m B ur gw ed el ; A S D S ch ne ls en E im sb üt te l P ro je kt e de s Tr äg er ve rb un de s P ro N ie N o H aK iJ u e. V . J H Z K ita W ag rie rw eg W an ds be k K ita K oo p E ilb ek N or dl ic ht e .V . B ew eg un gs ki ta R itt er st ra ße (K in de rw el t e .V W an ds be k K ita -K oo pe ra tio ns pr oj ek t T on nd or Fa m ili en he ld en e . V . E lb ki nd er K ita K üp er st ie g, E lb ki nd er K ita T on nd or fe r S ch ul st ra ß W an ds be k K ita K oo pe ra tio ns pr oj ek t B ra m fe ld N N K ita m ig o W an ds be k K ita K oo pe ra tio ns pr oj ek t B ra m fe ld N N K ita /E K IZ B en ge ls do rfs tra ße , K ita L oh ko M ot iv e B er ge do rf IK uF H K ita F rie dr ic h- Fr an k- B og en La nd es be tri eb E rz ie hu ng u nd B er at un g K iT a E lb ki nd er F rie dr ic h- Fr an k- B og en ; S ch ul e fri ed ric h- Fr an k- B og en ; R eB B Z; Fa ch am t K in de r- u nd F am ili en hi lfe B er ge do rf IK uF H K ita R eg en bo ge n La nd es be tri eb E rz ie hu ng u nd B er at un g K iT a R eg en bo ge n D R K B er ge do rf N eW iS - N eu e W eg e im S oz ia lra um H aK iJ u D FT (G FT F am ili en he ld en ) E lb ki nd er K ita A ug us t-B eb el -S tr. , R eB B Z, A S D B er ge do rf H en rie tte In te rn at io na le r B un d (IB ) sp ru ng br et t e .V ., H am bu rg er K in de r- u nd J ug en dh ilf e e. V , F ac ha m t K in de r u nd J ug en dh ilf e A S D , E lb ki nd er K ita H en rie tte -H er z- R in g B er ge do rf IK uF H K ita K ur t-A da m s- P la tz La nd es be tri eb E rz ie hu ng u nd B er at un g K in de rta ge ss tä tte K ur t-A da m s- P la tz B er ge do rf IK uF H K ita L eu ch tk äf er La nd es be tri eb E rz ie hu ng u nd B er at un g K ita L eu ch tk äf er (D R K ) B er ge do rf P ro je kt M en S ch H A K iJ u e. V . K ita S ch ul en bu rg rin g un d K ita M en de ls tr Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/15737 5 Anlage 15737ska_Text 15737ska_Anlage