BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/15762 21. Wahlperiode 22.01.19 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dr. Alexander Wolf (AfD) vom 14.01.19 und Antwort des Senats Betr.: Abiturientenquote an den Hamburger allgemeinbildenden Schulen (Schuljahresabfrage 2016/2017 und 2017/2018) Die allgemeine Hochschulreife – früher ein Ausweis überdurchschnittlicher Begabung und Leistungsfähigkeit – ist bereits heute der Mehrheitsabschluss im Hamburger Schulsystem. Der schuljahrgangsbezogene Anteil der Schüler mit allgemeiner Hochschulreife liegt seit einigen Jahren bei über 50 Prozent und steigt kontinuierlich an. Im Vergleich dazu liegt der Abiturientenanteil bayerischer Schüler bei circa 30 Prozent.1 Der Universitätsprofessor, SPD-Politiker und ehemalige Kulturreferent der Landeshauptstadt München sowie Kulturstaatsminister im ersten Kabinett Schröder, Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, diagnostiziert in mehreren Publikationen und Vorträgen einen „Akademisierungswahn“ und kritisiert dessen Folgen für die beruflichen Werdegänge der Hochschulzugangsberechtigten. So kommt Nida-Rümelin zu dem Schluss, dass die Studenten den Azubis den Rang ablaufen und berufsbezogene Ausbildungsgänge ins Abseits gedrängt werden, weil alle nur noch auf die akademische Bildung schauen. Es sei falsch, Jugendlichen zu suggerieren, sie seien auf ihrem Lebensweg gescheitert, wenn sie nicht die Hochschulreife erreichen und ein Hochschulstudium aufnehmen. Leidtragende wären sowohl viele Akademiker, die inadäquat beschäftigt würden, als auch Abgänger berufsqualifizierender Ausbildungsgänge, die von Bachelorabsolventen auf dem Arbeitsmarkt verdrängt werden.2 In einem aktuellen Strategiepapier äußert sich der Erste Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zu dem Komplex: „Die großen Fortschritte im Bildungswesen dürfen nicht zu dem Fehlschluss führen, dass eine schwierige soziale Lage selbstverschuldet sein muss. Noch wichtiger ist aber die Einsicht, dass ein gelungenes Leben auch ohne Hochschulabschluss möglich ist und möglich sein muss. Es war wichtig, die von Konservativen aufgestellten Bildungsschranken zu öffnen. Und unverändert gibt es da etwas zu tun. Aber wer Metallbauer, Lagerarbeiter oder Krankenpflegerin werden und das auch bleiben will, hat im Leben nichts falsch gemacht.“3 1 Vergleiche als Referenzwert die Statistik des Schuljahres 2013/2014: Bayerisches Landesamt für Statistik, unter: https://www.statistik.bayern.de/medien/statistik/bildungsoziales/ schu_absolventen_2013-2014.pdf (abgerufen am: 21.12.2016). 2 Nida-Rümelin, Julian (2014): Der Akademisierungswahn. Bleibt die duale Ausbildung auf der Strecke?, in: http://www.swr.de/-/id=14213462/property=download/nid=660374/mz75bc/ swr2-wissen-20141102.pdf (abgerufen am: 21.04.2016). 3 http://www.olafscholz.hamburg/main/pages/index/p/5/3211 (abgerufen am: 30.10.2017). Drucksache 21/15762 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Wie hoch war der schuljahrgangsbezogene Anteil der Schüler mit allgemeiner Hochschulreife an den Hamburger allgemeinbildenden Schulen in den Schuljahren 2016/2017 und 2017/2018? 2. Wie hoch war der schuljahrgangsbezogene Anteil der Schüler mit allgemeiner Hochschulreife an den Stadtteilschulen in den Schuljahre 2016/2017 und 2017/2018? 3. Wie hoch war der schuljahrgangsbezogene Anteil der Schüler mit allgemeiner Hochschulreife an den Gymnasien in den Schuljahre 2016/2017 und 2017/2018? Die erfragten Zahlen der Schulentlassenen des Schuljahres 2017/2018 liegen noch nicht vor. Diese stehen nach Validierung und Qualitätssicherung zur Verfügung und werden nach derzeitigem Planungsstand im Februar 2019 veröffentlicht. Für das Schuljahr 2016/2017 siehe: https://www.hamburg.de/contentblob/10451118/ 196eb72538694079dfe4761c8041082f/data/2016-17-schulentlassene.pdf. 4. Wie hoch war der schuljahrgangsbezogene Anteil der Schüler mit allgemeiner Hochschulreife an den Hamburger allgemeinbildenden Schulen im Längsschnittverlauf? Bitte tabellarisch angeben für den Zeitraum von 1980/1981 bis 2017/2018. Schuljahr Anteil Schülerinnen und Schüler mit Abitur in % 1980 23,4 1981 25,8 1982 26,5 1983 27,3 1984 29,2 1985 30,7 1986 32,5 1987 35,7 1988 36,3 1989 36,9 1990 36,6 1991 35,1 1992 34,1 1993 33,7 1994 33,0 1995 34,0 1996 33,0 1997 32,4 1998 30,4 1999 32,1 2000 32,4 2001 32,5 2002 32,0 2003 32,0 2004 31,5 2005 33,4 2006 34,8 2007 36,0 2008 44,1 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/15762 3 Schuljahr Anteil Schülerinnen und Schüler mit Abitur in % 2009 Zur Vergleichbarkeit mit den Vorjahren1) 48,4 Zur Vergleichbarkeit mit den Folgejahren2) 44,9 2010 50,6 2011 51,7 2012 57,8 2013 54,5 2014 54,7 2015 55,5 2016 52,7 Quelle: Schuljahresstatistik 1981 bis 2017 1) ohne Berücksichtigung der Abschlüsse aus dem dritten und vierten Semester des sechs-/ achtstufigen Gymnasiums (erster Abiturjahrgang am Gymnasium nach zwölf Jahren) 2) ohne Berücksichtigung der Abschlüsse des sieben-/neunstufigen Gymnasiums (letzter Abiturjahrgang am Gymnasium nach 13 Jahren) Zum Anteil im Schuljahr 2017/2018 siehe Antwort zu 1. bis 3.