BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/15825 21. Wahlperiode 22.01.19 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dr. Alexander Wolf (AfD) vom 16.01.19 und Antwort des Senats Betr.: Verzerrung der KERMIT-Testergebnisse durch Herabsetzung der maximal zu erreichenden Punktzahlen? Unter dem Motto „Kompetenzen ermitteln“ – KERMIT – führen alle Hamburger Grundschulen, Stadtteilschulen und Gymnasien der Jahrgangsstufen 2, 3, 5, 7, 8 und 9 seit dem Schuljahr 2012/2013 standardisierte Tests zu verschiedenen Kompetenzbereichen durch. Mit KERMIT soll festgestellt werden, inwieweit die schulischen Leistungen der Schüler den Anforderungen der nationalen Bildungsstandards und der Hamburger Bildungspläne entsprechen . Die Testergebnisse informieren die Lehrkräfte über fachbezogene Stärken und Schwächen ihrer Lerngruppen.1 Die Ergebnisse der Tests sind nach Angabe der in den Schulen verteilten Ergebnis-Blätter als Skalen mit Werten von 400 bis 700 Punkten normiert. Schüler der Gymnasien werden aufgrund der Testergebnisse in jedem der getesteten Bereiche in vier gleich große Gruppen unterteilt. Die Zuordnung zu einer der Gruppen zeigt, an welcher Stelle das individuelle Testergebnis im Vergleich zu allen Schülern der Hamburger Gymnasien einzuordnen ist. Leistungsstarke Schüler erreichen vereinzelt auch deutlich mehr als die auf den Ergebnisblättern angegebenen maximal zu erreichenden 700 Punkte und somit entsteht der Eindruck, die Schulbehörde versuche das Optimum bewusst herabzusetzen, um einen besseren Durchschnitt zu erreichen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: In den Ergebnis-Rückmeldungen der KERMIT-Erhebungen werden die Leistungen der Schülerinnen und Schüler auf vier gleich große Leistungsbereiche verteilt und entsprechend grafisch dargestellt (Leistungsbereich I unterstes und Leistungsbereich IV oberstes Leistungsviertel der Schülerinnen und Schüler der besuchten Schulform). Dazu werden die Ergebnisse aller Schülerinnen und Schüler berücksichtigt, die am Test teilgenommen haben, und nach Schulform, Schule und Klasse ausgewertet. Für jede Schulform, Schule und Klasse wird so ein empirisch ermittelter Durchschnittswert errechnet. Für jede Schülerin und jeden Schüler einer Stadtteilschule oder eines Gymnasiums, die beziehungsweise der an KERMIT teilgenommen hat, erstellt das Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung ein DIN-A4-Blatt mit den individuell erzielten Testergebnissen. Diese Blätter sind ein Service-Angebot für die Schulen. Die Schulen können diese Individualrückmeldungen verwenden – zum Beispiel bei den Lernentwicklungsgesprächen –, um Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern über die KERMIT-Ergebnisse zu informieren. 1 https://www.kermit-hamburg.de/index.php (abgerufen am 30.12.2018). Drucksache 21/15825 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Auf diesen Blättern ist jedes Individualergebnis als Punktwert mithilfe eines Sternchens auf der Skala der vier Leistungsbereiche abgebildet. Die Zuordnung zu den Leistungsbereichen liefert Informationen darüber, wie das individuelle Testergebnis einer Schülerin oder eines Schülers im Vergleich zu allen Hamburger Schülerinnen und Schülern derselben Schulform einzuordnen ist. So lässt sich ablesen, welchem durchschnittlichen Leistungsniveau das erreichte Testergebnis entspricht. Die auf den Blättern abgebildeten Skalen umfassen aus gestalterischen Gründen den Bereich, in dem sich der Großteil der Punktwerte aller Schülerinnen und Schüler befindet (400 bis 700 Punkte). Eine Skala mit Punktwerten von 0 bis über 1 000 wäre visuell deutlich schwieriger zu erfassen. Falls das Testergebnis einer Schülerin beziehungsweise eines Schülers außerhalb der abgebildeten Skala liegt, wird der genaue Punktwert in einem zusätzlichen Kasten abgebildet. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Welche Maximalpunktzahl kann in den jeweiligen Kompetenzbereichen der KERMIT-Erhebungen tatsächlich erreicht werden? Bitte für sämtliche Jahrgangsstufen, Schulformen und Kompetenzbereiche aufschlüsseln. Die zu erreichende Maximalpunktzahl in den jeweiligen Kompetenzbereichen im Jahr 2018 ergibt sich aus der nachfolgenden Tabelle: Kompetenzbereich KERMIT 2 KERMIT 3 KERMIT 5 KERMIT 7 KERMIT 8 KERMIT 9 Deutsch- Leseverstehen 800 826 913 878 915 873 Deutsch- Rechtschreibung * * 876 795 * * Deutsch- Sprachgebrauch * 781 * * * * Mathematik 833 906 926 857 920 965 Englisch- Hörverstehen * * 924 800 1007 * Englisch- Leseverstehen * * * 824 998 799 Naturwissenschaften * * 896 969 * 991 * Kein Wert, da kein getesteter Kompetenzbereich in diesem Jahrgang. Quelle: Daten der für Bildung zuständigen Behörde Die maximal zu erreichende Punktzahl in KERMIT 5, 7, 8 und 9 unterscheidet sich nicht an den beiden Schulformen (Gymnasium, Stadtteilschule). Aufgrund der Skalierungsmethode weicht die Maximalpunktzahl in den einzelnen Kompetenzbereichen voneinander ab. 2. Warum wird auf den Ergebnis-Blättern (zum Beispiel Jahrgangsstufe 9 des Gymnasiums) suggeriert, die maximal zu erreichende Punktzahl betrage 700 Punkte, obwohl für einzelne Schüler eine erreichte Punktzahl deutlich oberhalb von 700 Punkten ausgewiesen wird? Siehe Vorbemerkung. 3. Wie hoch ist der Anteil der Schüler, die einen höheren als auf den Ergebnis-Blättern ausgewiesenen Maximalwert erreichen? Bitte anhand der aktuellen Testergebnisse für sämtliche Jahrgangsstufen, Schulformen und Kompetenzbereiche aufschlüsseln. Der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit einem Punktwert über 700 Punkten bei KERMIT 2 und 3 im Jahr 2018 ergibt sich aus der folgenden Tabelle. Kompetenzbereich KERMIT 2 in % KERMIT 3 in % Deutsch-Leseverstehen 1,7 1,4 Mathematik 1,5 1,8 Quelle: Daten der für Bildung zuständigen Behörde Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/15825 3 Der Anteil von Schülerinnen und Schülern an Gymnasien mit einem Punktwert über 700 Punkten bei KERMIT 5, 7, 8 und 9 im Jahr 2018 ergibt sich aus der nachfolgenden Tabelle: Kompetenzbereich KERMIT 5 KERMIT 7 KERMIT 8 KERMIT 9 in % Deutsch-Leseverstehen 1,4 2,0 3,5 1,5 Deutsch-Rechtschreibung 1,4 3,9 * * Mathematik 2,7 2,7 3,1 3,8 Englisch-Hörverstehen 3,0 0,3 43,0 * Englisch-Leseverstehen * 2,3 16,3 1,9 Naturwissenschaften 2,6 3,7 * 3,3 * Kein Wert, da kein getesteter Kompetenzbereich in diesem Jahrgang. Quelle: Daten der für Bildung zuständigen Behörde Der Anteil von Schülerinnen und Schülern an Stadtteilschulen mit einem Punktwert über 700 Punkten bei KERMIT 5, 7, 8 und 9 im Jahr 2018 ergibt sich aus der nachfolgenden Tabelle: Kompetenzbereich KERMIT 5 KERMIT 7 KERMIT 8 KERMIT 9 In % Deutsch-Leseverstehen 0,3 0,1 0,1 0,1 Deutsch-Rechtschreibung 0,1 0,1 * * Mathematik 0,1 0,2 0,1 0,3 Englisch-Hörverstehen 0,2 0,1 3,9 * Englisch-Leseverstehen * 0,1 3,6 0,0 Naturwissenschaften 1,2 0,4 * 0,5 * Kein Wert, da kein getesteter Kompetenzbereich in diesem Jahrgang. Quelle: Daten der für Bildung zuständigen Behörde 4. Welche Auswirkungen haben Ergebnisse oberhalb von 700 Punkten für die Berechnung der Punkte-Intervalle für die Leistungsbereiche I, II III und IV? Siehe Vorbemerkung. 5. Welche Erkenntnisse hat die Behörde für Schule und Berufsbildung über das Abschneiden von Schülern mit muslimischem Migrationshintergrund im Vergleich zu Schülern ohne Migrationshintergrund und im Vergleich zu Schülern mit anderen Migrationshintergründen bei den KERMIT- Erhebungen? Keine. Die Religionszugehörigkeit und der Migrationshintergrund der Schülerinnen und Schüler werden im Rahmen der KERMIT-Testungen nicht erhoben.