BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/15957 21. Wahlperiode 01.02.19 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Stephan Gamm (CDU) vom 24.01.19 und Antwort des Senats Betr.: Straßenbeleuchtung in Hamburg – Wie leuchtet der Senat die Stadt in Zukunft aus? Mit dem Beginn der elektrischen Straßenbeleuchtung in Hamburg im Jahr 1882 war diese immer auch Veränderungen unterworfen. Nicht zuletzt waren diese Änderungen den technische Veränderungen, den Sicherheitsaspekten des Straßenverkehrs, aber auch dem Lichtempfinden der Bürger geschuldet, manchmal spielte auch die Kassenlage eine Rolle. In den letzten Jahren hat sich im Bereich der Leuchtmittelentwicklung sehr viel getan. Auch in Hamburg werden zunehmend die über viele Jahre eingesetzten Leuchtmittel, häufig als Neonröhre bezeichnet, durch neue ersetzt. Dabei fällt es auf, dass es immer häufiger zum Einsatz gelblich-orange farbiges Licht emittierender Natriumdampflampen kommt. Diese Lampen erzeugen ein aus der Spätzeit der DDR bekanntes Leuchtbild und sorgen für eine ganz besondere Lichtstimmung in der Stadt. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Hamburg setzt durchweg effiziente Technologien und Leuchtmittel ein. Dabei werden Hauptverkehrsstraßen bislang hauptsächlich mit Natriumdampflampen beleuchtet; in Nebenstraßen und Wohngebieten dagegen werden ausschließlich Leuchtmittel mit weißer Lichtfarbe eingesetzt. Die Effizienzvorteile der LED-Technologie wirken sich bei niedrigen Leistungen am deutlichsten aus; daher werden LED-Leuchten in der Erneuerung derzeit vorrangig in Wohnwegen und Nebenflächen eingesetzt. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der Hamburg Verkehrsanlagen GmbH (HHVA) wie folgt: 1. In der Drs. 21/1372 hat der Senat angegeben, dass die Stromlieferung für die Straßenbeleuchtung durch die Firma Vattenfall Europe Sales GmbH vorgenommen wird und dies auf einer Ausschreibung des Jahres 2015 beruht sowie für die Jahre 2016 bis 2018 gilt. Zugleich gibt der Senat in Drs. 21/4379 an, dass durch die Übernahme der Hamburg Verkehrsanlagen GmbH durch die Freie und Hansestadt Hamburg eine Ausschreibung der Betriebsführung zukünftig nicht mehr notwendig ist. Entfällt mit der Übernahme durch die Freie und Hansestadt Hamburg auch die Notwendigkeit zur Ausschreibung des Stromliefervertrages? Nein. 2. Wer beliefert gegenwärtig die Stadt mit Strom für die Beleuchtung und seit wann wird so verfahren? Seit dem 1. Januar 2019 erfolgt die Stromlieferung durch die Energie Vertrieb Deutschland EVD GmbH. Drucksache 21/15957 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 3. Beruht die gegenwärtige Lieferung mit Strom auf einer Ausschreibung? Wann hat diese Ausschreibung stattgefunden? Ja, die Zuschlagserteilung im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung erfolgte am 11. Juni 2018. 4. Für wann ist die nächste Ausschreibung vorgesehen? Die nächste europaweite Ausschreibung ist für das Jahr 2022 vorgesehen. 5. Wie hoch sind die jährlichen Kosten der Stadt für die Straßenbeleuchtung ? Bitte für 2015 – 2018 getrennt angeben. Die Hamburg Verkehrsanlagen GmbH ist mit dem Betrieb der Straßenbeleuchtung und der Lichtsignalanlagen mittels eines sogenannten Contracting beauftragt. Eine separate Betrachtung der anteiligen Betriebskosten erfolgt hierbei nicht. 6. Wie hoch ist dabei der Anteil für den Austausch der Leuchtmittel? Bitte 2015 – 2018 getrennt angeben. Diese Zahlen werden nicht einzeln erfasst, da im Zuge des Austausches der Leuchtmittel auch andere Instandhaltungsarbeiten ausgeführt werden. 7. Welche Ausgaben sind 2019 für neue Leuchtmittel geplant? Für das Jahr 2019 ist geplant, Leuchtmittel im Wert von circa 400 000 Euro einzusetzen . 8. Welche Arten von Leuchtmittel sind gegenwärtig in Hamburg im Einsatz? Bitte jeweils Anzahl, Leuchtstärke, Betriebskosten, Durchschnittliches Alter der jeweiligen Installationen, Lebensdauer und technische Grundlagen (soweit bekannt) angeben. In Hamburg sind mehr als 100 unterschiedliche Leuchtmitteltypen eingesetzt. Diese lassen sich in vier technisch gleichartige Gruppen mit jeweils unterschiedlicher Bauform und Leistung unterteilen. Circa 104 000 Leuchtmittel sind Leuchtstofflampen, circa 24 000 Leuchtmittel sind Natriumdampflampen, circa 1 100 sind Halogenmetalldampflampen mit weißem Licht und circa 7 500 sind LED-Lampen. 9. Nach welchen Normen werden die Installationen betrieben und welche Normen kommen bei der Neuauswahl von Leuchtmitteln zum Einsatz? Für den Betrieb der Installationen wird hauptsächlich die VDE 0105-100 (Betrieb von elektrischen Anlagen) angewendet, bei der Neuauswahl von Leuchtmitteln kommen die einschlägigen produktbezogenen Normen zum Einsatz, unter anderem: DIN EN 13032 (Licht und Beleuchtung - Messung und Darstellung photometrischer Daten von Lampen und Leuchten), DIN EN 60061 (Lampensockel und -fassungen), DIN EN 60192 (Natriumdampf-Niederdrucklampen), DIN EN 60662 (Natriumdampf-Hochdrucklampen), DIN EN 60598-1 (Leuchten-Teil 1 allgemeine Anforderungen und Prüfungen), DIN EN 61167 (Halogen-Metalldampflampen), DIN EN 62612 (LED-Lampen mit eingebautem Vorschaltgerät). 10. Durch den Einsatz neuer Leuchtmittel, beziehungsweise den Austausch bisher eingesetzter Leuchtmittel, kommt es zu einer Veränderung der Lichtstimmung in der Stadt. Ist es richtig, dass es vermehrt zum Einsatz von Natriumdampflampen in Hamburg kommt? 11. Mit welchen Gremien wurde der vermehrte Einsatz der Natriumdampflampen abgesprochen? 12. Wie setzen sich diese Gremien zusammen? 13. Wer entscheidet über die Gremienzusammensetzung? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/15957 3 14. Wann fand die Gremienauswahl statt? 15. Was sind die Gründe für den vermehrten Einsatz von Natriumdampflampen ? Es gibt keinen vermehrten Einsatz von Natriumdampflampen. Im Zuge von Straßenbaumaßnahmen werden in bestimmten Fällen anstelle der Leuchtstofflampen auf Masten mit 9,5 m Höhe Leuchten mit Natriumdampflampen eingesetzt. Hingegen werden zunehmend Leuchten-Typen mit Natriumdampflampen im Standardeinsatz durch Leuchten mit weißem Licht (Halogenmetalldampflampen und LED) ersetzt. Insgesamt ist der Bestand an Natriumdampflampen daher nahezu konstant mit abnehmender Tendenz. 16. Bei nein zu Frage 10.: Welche Leuchtmittel werden gegenwärtig bei Neuinstallationen und beim Austausch bestehender Installationen eingesetzt ? Welche Gründe sprechen für die jeweilige Auswahl? Bei Neuinstallationen werden in zunehmendem Anteil LED als Leuchtmittel eingesetzt, daneben – je nach Anwendungsgebiet und Leistungsbereich – auch Hochdruck- und Niederdruckgasentladungslampen. Bei der Auswahl sind lichttechnische und wirtschaftliche Aspekte entscheidend. 17. In welchem Umfang kommt es durch die Verwendung gelblich leuchtender Natriumdampflampen zu einer Verschlechterung der Sichtbarkeit anderer Verkehrsteilnehmer im Vergleich zu den bisher genutzten sogenannten Neonröhren? Wie hoch ist die prozentuale Veränderung der direkten Leuchtstärke und der reflektierten Leuchtstärke bei Verwendung üblicher Reflektoren von Fahrrädern, Warnjacken und Ähnlichen? Grundsätzlich ist die Beleuchtungsstärke in Straßen, die mit Natriumdampflampen beleuchtet werden, höher als in Straßen, die mit Leuchtstofflampen beleuchtet werden . Die Kontrastwahrnehmung ist bei Natriumdampfbeleuchtung höher und die Blendungswirkung niedriger als bei weißem Licht; insofern tritt eine Verschlechterung der Sichtbarkeit nicht ein. Das Verhältnis der reflektierten Leuchtdichte ist in jedem Fall unabhängig vom Leuchtmittel. 18. Woher stammen die Erkenntnisse des Senats aus den Fragen 15. und 16.? Siehe Vorbemerkung. 19. Häufig kommt es in Europa beim Austausch von Straßenleuchten nur noch zum Einbau von Leuchten mit LED-Leuchtmitteln. Diese haben in den vergangenen Jahren eine rasante technische Entwicklung genommen . Warum werden die modernen, helleren und sehr energiesparenden LED-Leuchten nicht generell in Hamburg eingesetzt? Bislang können viele Beleuchtungsaufgaben aufgrund der spezifischen Anforderungen mit LED-Leuchten nicht oder nicht wirtschaftlich erfüllt werden; in vielen Fällen müssen aufgrund der heutigen verfügbaren LED-Technologien die Lichtpunktabstände verringert werden (mehr Leuchten eingesetzt werden), um ein gleiches Beleuchtungsergebnis zu erreichen, wodurch der geringfügige Energieeffizienz-Vorteil einer LED-Leuchte gegenüber modernen Leuchten in „konventioneller“ Technik insgesamt wieder aufgehoben wird. 20. Unter welchen Bedingungen werden LED-Leuchten im Straßenverkehr eingesetzt? Grundsätzlich werden LED-Leuchten dort eingesetzt, wo dies lichttechnisch vorteilhaft und wirtschaftlich sinnvoll ist. Standardanwendungen sind heute die Beleuchtung von Wohnwegen sowie von Nebenstraßen mit bestimmten Straßenquerschnitten und Mastabständen. Drucksache 21/15957 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 In den Vergabeverfahren zur Beschaffung von Leuchten wird neben wirtschaftlichen Aspekten nicht die Technologie, sondern das Beleuchtungsergebnis definiert. Soweit geeignete Produkte in LED-Technik sich im Wettbewerb durchsetzen können, werden diese eingesetzt. 21. Welche Bedingungen sprechen nach Ansicht des Senats gegen die Anwendung von LED-Leuchten im Straßenraum? Straßen, die in Relation zur Verkehrsraumbreite niedrige Masthöhen erfordern, führen bei Einsatz von LED-Leuchten häufig zu einer starken Blendung. Im Vergleich zu der relativ großen Lichtquelle einer Leuchtstofflampe erzeugt die gleiche Lichtleitung einer sehr kompakten LED-Lichtquelle besonders bei niedrigen Masthöhen eine Blendung, die die Erkennbarkeit erschweren kann. Gleichzeitig wird bei den meisten der heute am Markt verfügbaren LED-Produkten eine hinreichende Ausleuchtung der Geh- und Radwege nicht erreicht, insbesondere wenn diese durch Grünstreifen vom Fahrbahnbereich getrennt sind. 22. Welche Energieersparnis wäre in Hamburg durch die vollständige Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED-Leuchten möglich und welcher Kosteneinsparung entspräche dies? Bitte in kWh, Prozent und Euro pro Jahr angeben. Nach aktuellem Stand der technischen Entwicklung ist eine nennenswerte Energieersparnis nur mit erheblichen Investitionen und der Installation von zahlreichen zusätzlichen Lichtmasten zu erreichen.