BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/16091 21. Wahlperiode 12.02.19 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Birgit Stöver (CDU) vom 05.02.19 und Antwort des Senats Betr.: Fragwürdiger „Mut zur Lücke“ bei der landeseigenen Gesundheitsberichterstattung Grundlage für eine solide und bedarfsgerechte Planung der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung muss eine entsprechende Analyse der Situation und der vorangegangenen Entwicklung sein. Nur durch eine Aufbereitung statistischer Daten lassen sich Tendenzen, Trends und Muster erkennen, um frühzeitig angemessen handeln zu können. Neben der umfangreichen Gesundheitsberichterstattung (GBE) des Bundes durch das Robert Koch- Institut (RKI) berichten auch die Bundesländer über gesundheitlich relevante Aspekte. Dies geschieht allerdings sowohl zwischen den Ländern als auch über die Jahre in den einzelnen Ländern unter wechselnden Landesregierungen in sehr unterschiedlichem Maße. In Hamburg zeichnet die für Gesundheit und Pflege zuständige Behörde, bis 2011 Behörde für Soziales und Gesundheit (BSG), seither Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV), für die landesseitige GBE verantwortlich . Doch während die Gesundheitsberichterstattung in den Jahren bis zum Regierungswechsel 2011 sehr umfang- und aufschlussreich war, ist die Berichterstattung, beispielsweise zur gesundheitlichen und pflegerischen Situation älterer Menschen, seither grob lückenhaft und nicht mehr aktuell. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Gesundheitsberichterstattung in Hamburg liegt seit Mitte der 2000er-Jahre ein lebensphasenbezogenes Konzept zugrunde: Im Mittelpunkt stehen die altersbezogenen Lebensphasen „Rund um die Geburt“, „Kindes- und Jugendalter“, „Mittleres Lebensalter“ sowie „Ältere Menschen“. Ein besonderer Fokus liegt – soweit entsprechende Individualdaten oder räumliche Bezüge zur Verfügung stehen – bei den sozial schlechter gestellten Bevölkerungsgruppen. Die Berichterstattung erfolgt grundsätzlich auf Grundlage der aktuell verfügbaren Daten. Die zuständige Behörde hat in den Jahren 2002 bis 2010 acht und in Jahren 2011 bis heute zwölf landeseigene Gesundheitsberichte herausgebracht. Damit ist die Gesundheitsberichterstattung seit dem Regierungswechsel nicht „lückenhaft“, sondern um 50 Prozent gesteigert worden. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Welche landeseigenen Gesundheitsberichte hat die zuständige Behörde mit gegebenenfalls welchen Kooperationspartnern in den Jahren 2002 bis einschließlich 2010 herausgebracht? Bitte jahresweise aufschlüsseln und etwaige Kooperationspartner benennen. 2. Welche landeseigenen Gesundheitsberichte hat die zuständige Behörde mit gegebenenfalls welchen Kooperationspartnern seit 2011 bis heute Drucksache 21/16091 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 herausgebracht? Bitte jahresweise aufschlüsseln und etwaige Kooperationspartner benennen. Jahr Titel Kooperationspartner 2002 ./. 2003 ./. 2004 ./. 2005 Hamburger Suizidbericht 2005 Polizei Hamburg 2006 Hamburger Kinder in Bewegung Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) 2007 Kindergesundheit in Hamburg Berufsverband der Kinderärzte 2008 Entwicklungsauffälligkeiten bei Kindern: Früh erkennen - früh behandeln! Berufsverband der Kinderärzte 2009 Basisinformationen zur Gesundheit in Hamburg 2009 Die Arbeit der Familienhebammen in Hamburg 2010 Rund um Schwangerschaft und Geburt 2010 Die Gesundheit älterer Menschen in Hamburg I Albertinen Krankenhaus /LUCAS-Verbund 2011 Bilanzbericht zur HIV/AIDS/STI-Prävention in Hamburg Verschiedene Akteure des AIDS-/HIV- Hilfesystems 2011 Die Gesundheit älterer Menschen in Hamburg II Albertinen Krankenhaus /LUCAS-Verbund 2012 Gesundheits- und Lebenslagen 11 bis 15- jähriger Kinder und Jugendlicher in Hamburg Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) 2012 Die Arbeit der Familienhebammen in Hamburg - Stand 2012 2013 Arbeit und Gesundheit 2013 Morbiditätsatlas Hamburg Zentralinstitut der kassenärztlichen Versorgung in Deutschland 2014 Gesundheit im jüngeren und mittleren Lebensalter in Hamburg 2015 Gesundheit Hamburger Kinder im Einschulungsalter Berufsverband der Kinderärzte 2016 Hebammenversorgung in Hamburg Hebammenverband Hamburg 2017 Zahngesundheit Hamburger Schulkinder LAJH, Kassenzahnärztliche Vereinigung 2017 Hamburger Kinder in Bewegung 2017 BSB 2018 Risikofaktoren und Prävention von Diabetes in Hamburg UKE, Kassenärztliche Vereinigung (KVH), Externe Qualitätssicherung Hamburg (EQS), Robert Koch-Institut (RKI), Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE) Darüber hinaus wurden mit dem Krankenhausplan 2020 im Jahre 2015 und der Zwischenfortschreibung 2017 Daten zur Morbiditätsentwicklung und Krankenhausnutzung vorgelegt. Mit dem „Rahmenplan der pflegerischen Versorgungsstruktur bis 2020“ wurden 2015 Daten zur Entwicklung der Pflegebedürftigkeit in Hamburg vorgelegt. 3. Wann wurden bei den mit Frage 2. erfragten landeseigenen Gesundheitsberichten jeweils die finalen Entscheidungen zur Durchführung der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/16091 3 jeweiligen Berichterstattung getroffen und wann erfolgte jeweils die Datenerhebung? Bei der Erstellung der landeseigenen Gesundheitsberichte wurde die finale Entscheidung zur Durchführung der jeweiligen Berichterstattung jeweils circa ein bis zwei Jahre vor Veröffentlichung getroffen und auch umgehend mit der Datenerhebung begonnen . Die Datenerhebung wird bedingt von Datenzugang und Datenquelle: Routinedaten zum Beispiel der amtlichen Statistik und die Schuleingangsuntersuchungen werden jahresweise prozesshaft bearbeitet, Befragungsdaten werden anlassbezogen erhoben. 4. Welche landeseigenen Gesundheitsberichte plant die zuständige Behörde aktuell, was ist genau wann geplant, in welchem Umfang und wann soll die Veröffentlichung erfolgen? Bericht Datenerhebung und Texterstellung Voraussichtlicher Umfang und Veröffentlichung Hebammenversorgung in Hamburg 2018 2019 40 Seiten; IV. Quartal 2019 Basisinformationen zur Gesundheit in Hamburg - 2019 2019/2020 60 Seiten; IV. Quartal 2020 5. Auf welcher Datenbasis plant die BGV beispielsweise aktuell die gesundheitliche und pflegerische Versorgung der Hamburgerinnen und Hamburger folgender Altersgruppen: a) 35 – 64 Jahre, b) 65 Jahre? Für die Hamburger Krankenhausplanung, die in der Regel alle fünf Jahre durch eine Fortschreibung des Krankenhausplans mit einer umfassenden Analyse des aktuellen und zu erwartenden Bedarfs aktualisiert wird, werden unter anderem die Belegungsund Auslastungszahlen der Hamburger Krankenhäuser, Daten zur Morbiditätsentwicklung , die zum jeweiligen Zeitpunkt vorliegenden aktuellen Bevölkerungszahlen und Bevölkerungsvorausberechnungen zugrunde gelegt. Hierbei werden die jeweiligen altersgruppenspezifischen Entwicklungen berücksichtigt. Die Bedarfsplanung der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung obliegt als deren Kernaufgabe den Kassenärztlichen Vereinigungen. Die regionalen Bedarfspläne werden von den Kassenärztlichen Vereinigungen im Einvernehmen mit den Landesverbänden der Krankenkassen nach Maßgabe der vom Gemeinsamen Bundesausschuss erlassenen Richtlinien aufgestellt und angepasst. Als Datenbasis werden unter anderem ambulante Abrechnungsdaten altersdifferenziert herangezogen (siehe zum Beispiel www.hamburg.de/sozialversicherung/4133760/morbiditaetsatlas-hamburg/). Die Datenquellen der Planung der pflegerischen Versorgung sind im Anhang der „Rahmenplanung der pflegerischen Versorgungsstruktur bis 2020“ benannt. Diese werden auch bei der Fortschreibung der Rahmenplanung voraussichtlich wieder genutzt. Die Rahmenplanung ist veröffentlicht (www.hamburg.de/contentblob/ 4654514/47f67ae5ae666806745c1e58e3c85993/data/pflegerischeversorgungsstruktur -2020-broschuere.pdf).