BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/16264 21. Wahlperiode 26.02.19 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Michael Westenberger (CDU) vom 18.02.19 und Antwort des Senats Betr.: Welche Konsequenzen hat das Aus des A380 für den Airbus-Standort und die Beschäftigten in Hamburg? Am 14. Februar 2019 hat Airbus angekündigt, die Produktion ihres doppelstöckigen Flugzeugmusters A380 einzustellen. 2021 sollen demnach die letzten Modelle ausgeliefert werden, nachdem die Fluggesellschaft „Emirates“ die Menge ihrer bestellten A380-Flugzeuge reduziert hat (vergleiche https://www.airbus.com/newsroom/press-releases/en/2019/02/airbus-andemirates -reach-agreement-on-a380-fleet--sign-new-widebody-orders.html). Das Werk in Hamburg-Finkenwerder ist eine der wesentlichen A380- Produktionsstätten. Rund 12 000 Mitarbeiter sind in Hamburg allein bei Airbus direkt beschäftigt, weitere Arbeitsplätze hängen mit dem Airbus-Werk zusammen. Bis zu 3 500 Stellen könnten aufgrund des Produktionsstopps des A380 wegfallen (vergleiche ebenda), weshalb sich die Frage stellt, wie viele Hamburger Mitarbeiter um ihre Beschäftigung fürchten müssen. Ferner wirft Airbus Ankündigung die Frage auf, inwieweit das Hamburger Werk bei der Produktion anderer Flugzeugmodelle in Zukunft eine Rolle spielen wird. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Mit der Werkserweiterung und dem Ausbau der Start- und Landebahn in Hamburg- Finkenwerder hat Hamburg die Basis für die Zukunftssicherung des Standorts als Auslieferungsstandort für Großflugzeuge mit den damit verbundenen Kompetenzen und umfangreichen Arbeitspaketen gelegt. Erst durch diese Entwicklungen wurde der Luftfahrtstandort Hamburg direkter Teil des wachsenden Luftverkehrsmarktes. Hamburg und der Industriestandort Deutschland konnten sich so auf Generationen hinaus einen technologischen Kompetenzvorsprung in einer der Schlüsselindustrien der Zukunft sichern. Im Vordergrund steht die System- und Kabinenkompetenz für Großflugzeuge und die damit einhergehende Entwicklungsperspektive für das Unternehmen und den Standort. Aber auch positive Effekte auf kleinere Flugzeuge wie die A320-Familie sind von besonderer Relevanz. Bei Airbus in Finkenwerder stieg seit dem Jahr 2000 die Anzahl der Beschäftigten von 7 800 auf 12 700. In der Metropolregion Hamburg wuchs die Beschäftigtenzahl in der Luftfahrtindustrie von rund 27 000 auf derzeit rund 42 000. Die Produktionszahlen für die kleine Flugzeugfamilie haben sich in dem Zeitraum mehr als verdoppelt (2000: 140 Flugzeuge, 2018: 320). Das Kabinenausstattungszentrum, das Customer Definition Center (CDC), wurde im Jahr 2014 für den Airbus A350 entwickelt und kürzlich erweitert auf die Programme der A320 und A330neo. In diesem Kontext hat es nicht nur bei Airbus ein Wachstum gegeben, sondern auch bei den Luftfahrtzulieferern. Überwiegend sind hoch qualifizierte Arbeitsplätze entstanden, wie zum Beispiel Ingenieurinnen und Ingenieure, Mechanikerinnen und Mechaniker oder Technikerinnen und Techniker. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: Drucksache 21/16264 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 1. Seit wann ist dem Senat bekannt, dass Airbus die Produktion des Musters A380 einstellen wird und welche Informationen sind in Verbindung mit dieser Ankündigung seitens Airbus an den Senat kommuniziert worden ? 2. Falls dem Senat bereits vor dem 14. Februar 2019 Informationen über die geplante Einstellung der Produktion des Musters beziehungsweise über Absichten von Emirates in Bezug auf die A380-Bestellung vorlagen, warum wurden diese noch nicht veröffentlicht? Der Senat (und andere Landesregierungen mit Airbus Werkanteilen im A380 Programm ) wurde zeitgleich mit der Airbus Jahres-Pressemitteilung am 14. Februar 2019 von der Einstellung des Programms in Kenntnis gesetzt. 3. War die Reduzierung der Bestellmenge des A380 Gegenstand des Gesprächs zwischen dem Ersten Bürgermeister und Emirates-Präsident Sir Tim Clark auf der Delegationsreise nach Dubai im Januar? Nein. 4. a) Welche Informationen liegen dem Senat in Bezug darauf vor, wie viele und welche Arbeitsplätze im Hamburger Werk direkt mit der Produktion des A380 zusammenhängen? b) Liegen dem Senat ferner Informationen darüber vor, wie viele Arbeitsplätze indirekt an die Produktion des A380 geknüpft sind beziehungsweise wie viele Arbeitnehmer von Drittunternehmen direkt oder indirekt in Abhängigkeit der A380-Produktion beschäftigt sind? Gegebenenfalls bitte einzeln ausweisen. Nach Auskunft der Airbus Operations GmbH hängen im Hamburger Airbus Werk in den nächsten drei Jahren rund 800 Arbeitsplätze direkt mit der Produktion des A380 zusammen. Es ist nach Auskunft der Airbus Operations GmbH davon auszugehen, dass bei Zulieferern in Deutschland weitere 700 bis 800 Arbeitsplätze direkt oder indirekt betroffen sein könnten. Davon beschäftigt Premium AEROTEC aktuell rund 260 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Bereich A380. Für die norddeutschen Standorte in Nordenham, Varel und Bremen sind keine nachteiligen Auswirkungen durch den Programmstopp zu erwarten. Die betroffenen Beschäftigten werden nach Angaben des Unternehmens in andere Programmbereiche wechseln. 5. Welche Informationen liegen dem Senat darüber vor, wie hoch die Auslastungsrate der A380-Produktion in Relation zur Gesamtproduktion im Hamburger Werk in Prozent ist? Nach Auskunft der Airbus Operations GmbH und bezogen auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beträgt der Anteil der in der Produktion der A380 beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Relation zur Gesamtbelegschaft im Hamburger Werk nach der bereits erfolgten Ratenanpassung zum aktuellen Zeitpunkt 7 Prozent. 6. Wie bewertet der Senat die Ankündigungen von Airbus und welche Konsequenzen zieht er daraus? Nach öffentlichen Aussagen des Unternehmens werden für alle betroffenen Arbeitsplatz im A380-Programm Lösungen entwickelt. Frei werdende Kapazitäten sollen in anderen Flugzeugprogrammen eingesetzt werden. Unabhängig von dieser Unternehmensentwicklung setzt der Hamburger Senat auf die weitere Stärkung seines Luftfahrtstandortes . Mit den beiden Weltmarktführern Airbus und Lufthansa Technik und den etwa 300 mittelständischen Zulieferbetrieben in der Metropolregion ist Hamburg für die Zukunft der zivilen Luftfahrtindustrie gut gerüstet. Zudem besteht rund um den Airbus Standort Finkenwerder mit Einrichtungen wie dem ZAL Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung, den beiden neuen Instituten des DLR Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und dem Hamburg Centre of Aviation Training (HCAT) eine einzigartige Forschungs- und Qualifizierungslandschaft. Alle Akteurinnen und Akteure Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/16264 3 arbeiten im Rahmen des Luftfahrtclusters „Hamburg Aviation“ eng zusammen und verfügen damit über beste Voraussetzungen, auch in Zukunft die Luftfahrt in der Metropolregion als starken Wirtschaftsfaktor weiterzuentwickeln. 7. Ist zwischenzeitlich bekannt, ob und in welcher Form Emirates seine Präsenz in Hamburg, insbesondere in Form von höheren Frequenzen bei den Flugbewegungen oder durch die Aufnahme neuer Verbindungen ab Hamburg, ausbauen wird? Wenn ja, liegen konkrete Zusagen ober Absichtserklärungen seitens Emirates vor? Der zuständigen Behörde und der Flughafen Hamburg GmbH liegen darüber keine Informationen vor.