BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/16560 21. Wahlperiode 26.03.19 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Cansu Özdemir (DIE LINKE) vom 18.03.19 und Antwort des Senats Betr.: Es juckt und kratzt – Krätze und Läusebefall in Einrichtungen der Obdachlosenhilfe Aufgrund der hygienischen Bedingungen sind Menschen, die auf der Straße leben, stärker gefährdet, sich mit Parasiten, wie zum Beispiel Krätze oder Kopf- und Kleiderläusen, anzustecken. Zwar gehören Scabies oder Läuse nicht zu den meldepflichtigen Krankheiten nach dem Infektionsschutzgesetz, jedoch sind Gemeinschaftseinrichtungen verpflichtet, das Gesundheitsamt zu informieren, wenn eine betreuende oder betreute Person erkrankt oder erkrankungsverdächtig ist. Ferner hat die Obdachlosenbefragung von März 2018 ergeben, dass mehr als die Hälfte der Befragten keinen gültigen Krankenversicherungsschutz haben und somit auch keinen Zugang zum medizinischen Regelsystem. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf Grundlage von Auskünften von f & w fördern und wohnen AöR (f & w) wie folgt: 1. Wie viele Fälle sind dem Senat beziehungsweise der zuständigen Behörde von parasitären Erkrankungen seit dem 1. Januar 2018 bekannt? a) Wie viele der genannten Fälle waren Personen ohne festen Wohnsitz ? b) Oder lebten in Gemeinschaftsunterkünften? 2. In wie vielen Fällen handelte es sich hierbei um eine Infektion mit Krätze ? 3. In wie vielen Fällen handelte es sich hierbei um Läusebefall? Über die Anzahl parasitärer Erkrankungen in Bezug auf das Merkmal der Wohnungsbeziehungsweise Obdachlosigkeit wird bei der zuständigen Behörde keine Statistik geführt (siehe Drs. 21/11213). Insgesamt (unabhängig vom Merkmal der Wohnungsbeziehungsweise Obdachlosigkeit) sind der zuständigen Behörde für den abgefragten Zeitraum in Hamburg 3 116 Fälle von Skabies und Läusen gemeldet worden, davon in 1 203 Fällen Krätze und in 1 913 Fällen Läuse. 258 Fälle betrafen Gemeinschaftseinrichtungen . In den Schwerpunktpraxen für wohnungslose Menschen ist seit dem 01.01.2018 in 16 Fällen die Diagnose einer parasitären Erkrankung gestellt worden, davon in sieben Fällen Krätze und in neun Fällen Läuse. In der Mobilen Hilfe („Krankenmobil“) des Caritasverbands Hamburg e.V. waren es im genannten Zeitraum 60 Fälle, davon in 30 Fällen Krätze und in 30 Fällen Läuse. Drucksache 21/16560 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Im Übrigen siehe Drs. 21/11213. 4. Bisher konnten sich Betroffene bei Läusebefall an die Schädlingsbekämpfung des Instituts für Hygiene und Umwelt wenden. Dort wurde von den zuständigen Mitarbeitenden eine anonyme und unentgeltliche Behandlung durchgeführt. Dieses Angebot wurde scheinbar kürzlich eingestellt . a) Wie viele Fälle hat die zuständige Stelle des Instituts für Hygiene und Umwelt seit 1. Januar 2018 behandelt? Vom 01.01.2018 bis Ende November 2018 wurden vom Institut für Hygiene und Umwelt 33 Personen behandelt. b) Wie viele der genannten Fälle waren ohne festen Wohnsitz? Vier. c) Wieso wurde dieses Angebot eingestellt? Das Gebäude, das zur Behandlung genutzt wurde, muss seit Ende November 2018 aus betriebsorganisatorischen Gründen (Schimmelsanierung anderer Räume) anderweitig genutzt werden. d) Welche alternativen Stellen führen seither eine anonyme und unentgeltliche Behandlung durch? 5. Welche Stelle ist nach Erachtens des Senats für die ärztliche und medikamentöse Behandlung von nicht krankenversicherten Personen bei Parasitenbefall zuständig? a) Wer übernimmt hierfür die Kosten und in welcher Höhe? 6. Welche Einrichtung oder Versorgungsstellen verfügen über das Angebot der täglichen Erreichbarkeit zur ärztlichen Diagnostik (Sprechstunde) und adäquaten Behandlung, um eine weitere Verbreitung des Parasitenbefall zu verhindern? 7. Welche Einrichtungen der Obdachlosenhilfe verfügen über entsprechende Räumlichkeiten und Organisationsfreiräume im Tagesablauf, um eine adäquate Behandlung durchführen zu können? 8. Welche Einrichtungen der Obdachlosenhilfe verfügen über entsprechendes medizinisches Fachpersonal, wie zum Beispiel Dermatologen/- innen, zur Diagnostik und Medikationsausgabe sowie zur Durchführung einer adäquaten Behandlung? 9. Welche Einrichtungen beziehungsweise Versorgungstellen verfügen über die Möglichkeiten der qualifizierten Kleideraufbereitung bei Parasitenbefall ? Siehe Drs. 21/11213.