BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/16615 21. Wahlperiode 29.03.19 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Heike Sudmann (DIE LINKE) vom 22.03.19 und Antwort des Senats Betr.: Sperrung der S3/31 zwischen Wilhelmsburg und Hammerbrook – Ist der Senat bereit, durch fahrgastfreundliche Alternativen die Situation zu verbessern? Laut „Bauarbeitenvorschau für März bis Mai 2019“ plant die S-Bahn Schienenersatzverkehr (SEV) zwischen Hammerbrook und Wilhelmsburg am 23. – 24. März, 30. – 31. März, 6. – 7. April, 18. – 19. Mai, 25. – 26. Mai, sowie fünf Tage lang vom 30. Mai – 3. Juni. Mit dem 3. Juni endet die derzeitige Vorschau . Bauarbeiten sind grundsätzlich nicht vermeidbar und bringen Belastungen. Bei den Straßenbaustellen hat der Senat eine Reihe von Erleichterungen für Autonutzer/-innen zugesagt. Bei dem ÖPNV ist die Erleichterung der Situation der Fahrgäste dringend erforderlich. Von Bewohnern/-innen vorgeschlagene Verbesserungen dürfen nicht, wie es in der Vergangenheit oft geschehen ist, abgelehnt werden. Für Fahrgäste von den Elbinseln und aus dem Süderelberaum stellen diese Sperrungen stets eine große Belastung dar und machen den öffentlichen Verkehr unattraktiv und unzuverlässig. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass sich der Schienenersatzverkehr als völlig unzureichend erwies. Der klägliche SEV führte zu einer Steigerung des motorisierten Individualverkehrs , zu unerträglichen Wartezeiten sowie zu gefährlichen Fahrten in überfüllten Bussen. Für die, die kein Auto zur Verfügung haben – und das ist gerade auf der Elbinsel Wilhelmsburg die große Mehrheit – brachte er eine erhebliche Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit. Die Situation am Bf. Veddel, bei der der Bus in der Veddeler Straße in Höhe des Museums Ballinstadt ohne jeglichen Wetterschutz hält, ist unzumutbar und extrem gefährlich, weil die Lkw-Trasse überquert werden muss. Radfahrer/-innen, die sich nicht in der Lage sehen, den langen Weg über die Elbbrücken oder den Alten Elbtunnel zu nehmen, sind völlig von der nördlichen Seite der Elbe abgesperrt, weil die Fähren an den Wochenenden nicht fahren und die Ersatzbusse Fahrräder in der Regel nicht mitnehmen. Von Bewohnern/-innen der genannten Stadtteile werden seit Jahren immer wieder Alternativvorschläge zur besseren Abwicklung des Verkehrs bei Sperrung der S3/S31 gemacht – geändert hat sich bisher nichts. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Drucksache 21/16615 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Der Umfang der Schienenersatzverkehre (SEV) bezüglich Takt und Fahrzeugeinsatz wird in Abhängigkeit von den verkehrlichen Notwendigkeiten bei den Verkehrsunternehmen bestellt und im Vorfeld die Angemessenheit des geplanten Ersatzverkehrs durch den HVV geprüft und bewertet. Entsprechend der verkehrsvertraglichen Vorgaben wird ein Schienenersatzverkehr aufgrund eines vorhersehbaren Umstandes, der die Durchführung von Schienenverkehr unmöglich macht und vorhersehbare Zugausfälle zur Folge hat, planmäßig eingerichtet . Er muss sich am ursprünglichen Fahrplan orientieren und alle Haltestellen des ausgefallenen Zuglaufes bedienen. Ein angemessener Ersatzverkehr stellt ausreichend Kapazität zur Verfügung und beschränkt die Reisezeitverlängerung durch die Maßnahme auf möglichst unter 20 Minuten. Wenn die Fahrzeitverlängerung durch den SEV mehr als 20 Minuten beträgt, ist zwischen Aufkommensschwerpunkten zusätzlich ein Express-SEV vorzusehen. Des Weiteren werden die Sperrpausen und damit die Schienenersatzverkehre grundsätzlich möglichst auf Tagesrandzeiten und das Wochenende beziehungsweise auf Ferienzeiträume verlegt, da dann insgesamt weniger Fahrgäste unterwegs sind und bei den Verkehrsunternehmen und im Straßenraum mehr Kapazitäten vorhanden sind. Um den weiteren Linienverkehr nicht zusätzlich zu beinträchtigen, wird der Ersatzverkehr nicht als Ergänzung auf dem Bestandsliniennetz geplant. Insbesondere in der Hauptverkehrszeit bieten viele Buslinien keine Kapazitäten, um Ersatzleistungen in wesentlichem Maße übernehmen zu können. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der S-Bahn Hamburg GmbH und der Hamburger Verkehrsverbund GmbH (HVV) wie folgt: 1. Welche weiteren Sperrungen sind infolge des Baues sowie der Bedachung der S-Bahn-Haltestelle Elbbrücken zu erwarten? Zusätzlich zu den in der Anfrage benannten Sperrzeiträumen muss es im Jahr 2019 voraussichtlich noch folgende Sperrungen zwischen Hammerbrook und Wilhelmsburg geben: von Samstag, 27.4., 1 Uhr bis Sonntag, 28.4., 4 Uhr (wegen dieser zusätzlichen kurzfristigen Sperrpause können zwei Wochenendsperrungen im August beziehungsweise September entfallen), von Samstag, 02.11., 1 Uhr bis Sonntag, 03.11., Betriebsschluss, von Samstag, 23.11., 1 Uhr bis Sonntag, 24.11., Betriebsschluss. 2. Welche Sperrungen sind infolge der nach dem Planfeststellungsbeschluss zur Wilhelmsburger Reichsstraße zwingenden Errichtung von Lärmschutzeinrichtungen im Jahr 2019 zu erwarten? Für diese Arbeiten sind keine zusätzlichen Sperrpausen notwendig, es werden die vorhandenen Sperrpausen für die Errichtung der S-Bahn-Station Elbbrücken genutzt. 3. Welche Sperrungen sind aus anderen Gründen (Ersatz von Gleisen, Baumaßnahmen an, Brücken, Haltestellen und so weiter) bereits jetzt voraussehbar beziehungsweise terminiert? Am Montag, 4. November, ab 21 Uhr bis Betriebsschluss ist eine Vollsperrung von Wilhelmsburg bis Harburg im Rahmen des Instandhaltungsprogramms „Fräsen und Schleifen von Gleisen“ geplant. 4. Die Erfahrungen aus den vorangegangenen Sperrzeiten haben gezeigt, dass die bisherigen SEV-Maßnahmen weder befriedigend noch ausreichend sind (siehe auch Vorwort). Wird der Senat angesichts der besonders häufigen und langen Sperrzeiten nunmehr zusätzliche SEV- Maßnahmen prüfen und umsetzen wie Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/16615 3 a. eine Verstärkung der Buslinie 13 und Weiterführung über die Haltestelle Wilhelmsburger Platz bis S-Bahn Hammerbrook oder U-Bahn Elbbrücken, b. eine Verstärkung der Buslinie 154 zwischen Wilhelmsburg, der Veddel und Berliner Tor, c. Wegfall der Zuschlagspflicht an den Sperrtagen für den SchnellBus 34 zwischen Innenstadt und Kirchdorf-Süd, d. Einsatz der HADAG-Fähre 73 an den Wochenend-Sperrtagen? Falls ja, welche der genannten Maßnahmen oder welche weiteren Maßnahmen werden wie umgesetzt? Falls nein, weshalb wird es keine zusätzlichen Maßnahmen geben? Der bisher angebotene Schienenersatzverkehr bei Baumaßnahmen entlang der Achse Hauptbahnhof – Harburg ist grundsätzlich ausreichend dimensioniert gewesen. Die Einrichtung eines Schienenersatzverkehrs stellt aufgrund der sehr hohen Fahrgastzahlen der Linien S3 und S31 eine erhebliche Herausforderung dar. Zudem sind durch die stärkeren Abhängigkeiten des straßengebundenen Busersatzverkehres von Einflussgrößen wie dem allgemeinen Straßenverkehr und kapazitativen Engpässen bei der Infrastruktur die Störeinflüsse auf einen regelhaften Betrieb größer. Darüber hinaus bietet keine der vorgeschlagenen Maßnahmen eine zielführende verkehrliche Kompensation, die gegenüber dem bisher bereits eingesetzten Schienenersatzverkehr vorzugswürdig wäre. Im Übrigen siehe Vorbemerkung.